In aller Stille und gut geschützt vor indiskreten Blicken beginnt sich weltweit ein neues Modell städtebaulicher Apartheid durchzusetzen. Im Norden wie im Süden, von Los Angeles bis Johannesburg, von Rio de Janeiro bis Lagos, wachsen in sicherem Abstand zu ungelösten gesellschaftlichen Konflikten neue Städte oder Stadtteile heran, die von Reichen bewohnt und von bewaffneten Milizen bewacht werden. In diesen „privatisierten“ Bezirken, die eine Welt für sich bilden und zu denen Unbefugte keinen Zutrit habe, gehen Millionen von Privilegierten ihren Geschäften nach – abgeschirmt von der Gewalt, dem Elend und der Not, die jenseits ihrer hohen Mauern zum alltäglichen Leben der Menschen gehören. Wie will man eine glaubwürdige Diskussion über soziale Spannungen und den Kampf gegen die soziale Ungleichheit führen, wenn durch diese Teilung der urbanen Landschaft das Bestehen antagonistischer Gruppen, die einander fürchten, beargwöhnen und ignorieren, ein für allemal festgeschrieben wird?
■ Von ROBERT LÓEZ *N*