15.03.1996

Kindersterblichkeit

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Kindersterblichkeit

Die Kindersterblichkeit ist in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion zwischen 1990 und 1992 von 22 auf 24 pro 1000 Lebendgeburten gestiegen, im selben Zeitraum ist sie in den EU-Staaten von 7,6 auf 7 zurückgegangen.

Lebenserwartung

In den Ländern Mittel- und Osteuropas sind die durchschnittliche Lebenserwartung und die Geburtenrate bis 1990 nur sehr langsam angestiegen. Seither stagnieren sie. In einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion sind sie in letzter Zeit auf ein viele Jahrzehnte zurückliegendes Niveau gefallen. In Rußland beispielsweise ist die Lebenserwartung bei den Männern von 63,8 im Jahr 1990 auf 57,3 Jahre im Jahr 1994 gesunken, bei den Frauen im selben Zeitraum von 74,3 auf 71,1 Jahre. Als Hauptursache für die eklatante Diskrepanz bei der durchschnittlichen Lebenserwartung zwischen West- und Ostmitteleuropa gelten die Herz- und Kreislauferkrankungen ab dem 35. Lebensjahr. An zweiter Stelle stehen Unfälle, Selbstmord und Mord; auch der Alkoholismus spielt eine wesentliche Rolle. Bei der Kindersterblichkeit stellen Erkrankungen der Atemwege eine weitaus häufigere Todesursache dar als im Westen.

Diphterie

Die schwere Epidemie, die sich in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ausbreitet, greift allmählich auch auf andere europäische Länder über. Seit 1990 sind bereits 80000 Personen erkrankt, 2500 sind an dieser Krankheit gestorben. Experten befürchten, daß bis Ende 1995 100000 bis 120000 Neuerkrankungen hinzugekommen sein werden. Jahrelang galt die Diphterie in Europa praktisch als ausgestorben. Ihr Wiederaufleben läßt sich durch den Rückgang der Schutzimpfungen bei Kindern erklären. 1990 wurden beispielsweise in einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion nur zwei von drei Kindern geimpft. Die durch den Zerfall der UdSSR ausgelöste Migrationswelle hat zu einer Verbreitung der Krankheit über das gesamte Territorium beigetragen.

Quelle: WHO, Kopenhagen

Le Monde diplomatique vom 15.03.1996