15.03.1996

Jeder für sich...

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Jeder für sich...

Beim alljährlichen Treffen in Davos, „auf diesem Areopag der Eliten“ regten sich erstmals „auch Zweifel, eine gewisse Unruhe, das Gefühl, daß die Zeit der Euphorie sich ihrem Ende nähert“, schreibt Ignacio Ramonet. „Die französische Revolte vom Dezember 1995 dürfte als Sturmglocke verstanden worden sein.“

Öffentlicher Raum

Überall wächst mit den Problemen die Unzufriedenheit, und die Privilegierten schotten sich ab gegen die zunehmende Armut und Gewalt. Neben den Ghettos der Armen entstehen exklusive Städte der Reichen im modernen Festungsstil (Seiten 1, 4 und 5). Dabei wäre innerhalb der Gesellschaften, nicht zuletzt auch der europäischen, eine demokratische Erneuerung des öffentlichen Raums dringend vonnöten (Seiten 8 und 9). Jeder Schritt nach vorn erweist sich derzeit als äußerst unsicher, so der Gewerkschaftsaufschwung in Frankreich (Seite 15) und die demokratischen Hoffnungen in Palästina (Seite 3) – oder er endet in der Sackgasse wie gegenwärtig in Irland (Seite 7).

Aussichten, Auswege

Völlig offen ist die Zukunft im Südchinesischen Meer: Schauplatz eines Kräftemessens um Hoheitsrechte und Energieressourcen im Gebiet der Spratly-Inseln (Seiten 22 und 23). Entrechtung, Zensur, und zwiefacher Terror verdüstern die Lage in Algerien (Dossier Seiten 11 bis 14). Und die „Wohlstandstheologie“ der Pfingstbewegung in Lateinamerika sorgt für eine Mobilisierung der Massen, aber nicht für demokratische Verhältnisse.

Le Monde diplomatique vom 15.03.1996