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Ausgabe vom 7. September 2023
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Sahel – Aufstand der Autonomisten

In der Sahelzone reißt die Serie der Staatsstreiche nicht ab. Die Juntas geben sich als Vorkämpfer einer neuen Souveränität. Teile der Bevölkerung unterstützen sie darin. Für sie symbolisiert vor allem die ehemalige Kolonialmacht Frankreich eine von oben auferlegte und ineffektive internationale Ordnung.

von Anne-Cécile Robert

Der Rückgriff auf medizinische Begriffe zeugt von Angst und einer gewissen Ratlosigkeit. Eine „Epidemie“ mit hohem „Ansteckungsrisiko“ – so lautet die Diagnose, die uns verzweifelte Kommentatoren über die Serie von Staatsstreichen auftischen, die seit 2020 in sechs Ländern Afrikas stattgefunden haben: je zwei in Mali und Burkina Faso, einer im Tschad, in Guinea, Niger und zuletzt Gabun.

Wie ist eine solche Serie zu erklären? In Mali, Burkina Faso und im Tschad waren es die Ausbreitung des Terrorismus, aber auch politische Spannungen, die das Eingreifen der Armee ausgelöst haben. In Niger dagegen war die Zahl der dschihadistischen Angriffe in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen. Und in Guinea gab es gar keine direkte islamistische Bedrohung. Hier setzten die aufständischen Militärs im September 2021 den Präsidenten Alpha Condé deshalb ab, weil der sich verfassungswidrig eine dritte Amtszeit sichern wollte. In Gabun, das weiter südlich an der Atlantikküste liegt, ist die Ausgangslage nochmal anders.1 weiterlesen ...

Inhalt

  • In der Sahelzone reißt die Serie der Staatsstreiche nicht ab. Die Juntas geben sich als Vorkämpfer einer neuen Souveränität. Teile der Bevölkerung unterstützen sie darin. Für sie symbolisiert vor allem die ehemalige Kolonialmacht Frankreich eine von oben auferlegte und ineffektive internationale Ordnung.
    von Anne-Cécile Robert
  • Sterben dürfen
    Frankreich diskutiert über Beihilfe zum Suizid
    von Philippe Descamps
  • Gestern in LMd, heute in den Nachrichten
  • Yoshinori Mizutani
    von Wilhelm Werthern
  • Frankreichs Medienmilliardäre
    von Benoît Breville
  • Die Wildnis pflegen
    von Eva von Redecker
  • von Rob Lemkin
  • Flüssiggas aus Mosambik?
    Nachdem Russland als Energielieferant für die Europäische Union nicht mehr infrage kommt, gilt der südafrikanische Küstenstaat wegen seiner immensen unerschlossenen Gasvorkommen als idealer Kandidat. Doch im Land herrscht Krieg.
    von Stefano Liberti
  • Getreide auf Abwegen
    Mitte Juli verkündete Russland seinen Ausstieg aus der Schwarzmeer-Getreideinitiative. Seither setzt die EU wieder stärker auf Landkorridore. Doch den osteuropäischen Getreidebauern macht die Konkurrenz aus der Ukraine zu schaffen.
    von Corentin Léotard
  • Wiener Spagat
    Österreichs Neutralität  und der Ukrainekrieg
    von Fabian Scheidler
  • Im Zeichen des Minilateralismus
    Das Ende der westlichen Hegemonie ist eingeläutet
    von Pierre Hazan
  • Erkaufte Freiheit
    In den USA blüht das Geschäft mit Gerichtskautionen
    von Charlotte Recoquillon
  • In den Straßen von Tehrangeles
    Zu Besuch bei der iranischen Diaspora in Südkalifornien
    von Cédric Gouverneur
  • von Martine Bulard
  • Vom Sentani-See zum Nimboran
    Unterwegs in West-Neuguinea
    von Katharina Döbler
  • Mein Leben, mein Tod
    von Jean-Claude Gast
  • Triest und sein Gestern
    Widerstreitende Erinnerungen im Grenzgebiet von Italien, Kroatien und Slowenien
    von Jean-Arnault Dérens, Laurent Geslin
  • Als Allende nicht nach Algier kam
    Rückblick auf die Konferenz der Blockfreien 1973
    von Akram Belkaïd
  • Meldungen des Monats
  • Comic - Matthias Gnehm
  • Kunst - Yoshinori Mizutani

Die nächste Ausgabe erscheint am 12. Oktober 2023

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LE MONDE diplomatique im Oktober 2023

Argentinien: Gefahr von Rechts
Anne-Dominique Correa über die Wahlchancen des Populisten Javier Milei

Hundert Jahre ohne Staat
Kristin Helberg über den Vertrag von Lausanne und den vereitelten Traum eines geeinten Kurdistans

Ein Tag im Leben von Abed Salama
Nathan Thrall über die brutale Tragik des Alltags in den besetzten Palästinensischen Gebieten

Post-Covid in China
David Ownby über das Trauma der Null-Covid Politik und den Zynismus der chinesischen Jugend

Phnom Penh aus den Fugen
Christine Chaumeau über das rasante Wachstum der kambodschanischen Hauptstadt

Mit Kunst von Tino Geiss und einem Comic von Jacopo Riccardi

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