In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
Aktuelle Ausgaben
Befristetes Kurzabo
Ausgabe vom 15.05.1998
BEIM 51. Filmfestival, das vom 13. bis 24. Mai in Cannes stattfindet, wird das französische Kino eine Bilanz des Jahres 1997 ziehen. Die vom französischen Centre national de cinématographie (CNC) ermittelten Zahlen – mehr Besucher, mehr Investitionen, mehr Erstlingsfilme – bieten keinen Anlaß zu Trauer bei den Festlichkeiten. Dennoch stellt sich die Frage, ob auch diesmal wieder so originäre Schöpfungen zu entdecken sein werden wie „Western“ oder „Eine Liebe in Marseille“. Denn dies ist eine Zeit, da das Filmschaffen auch in Europa immer stärker in Abhängigkeit vom Marketing gerät. ■ Von
CARLOS PARDO *
WÄHREND gentechnisch veränderte Pflanzen in den Vereinigten Staaten bereits auf einer Fläche von 32 Millionen Hektar angebaut werden, können sich die europäischen Verbraucher immer noch nicht mit dem Anbau und Verzehr transgener Pflanzen anfreunden. Die französische Regierung hat allerdings am 27. November 1997 die Freisetzung einer manipulierten Maissorte genehmigt, und obwohl dies der erste Fall in Europa war, hat dies keinerlei Diskussion über die politischen und ethischen Aspekte solcher „Umgestltung von Lebewesen“ ausgelöst. Ist es akzeptabel, daß pflanzliche Ressourcen durch Patente monopolisiert und nur von wenigen wirtschaftlich ausgebeutet werden? Die Öffentlichkeit hat das Recht, sich gegen die hochgezüchtete Landwirtschaft, die Standardisierung von Nahrungsmitteln und die Allmacht der Agrarfirmen zu wehren und von der Bioindustrie zu fordern, daß sie sich in erster Linie an den Bedürfnissen von Erzeugern und Verbrauchern orientiert. ■ Von
DOROTHÉE BENOIT BROWAEYS
und
PIERRE-HENRI GOUON *
Das Nahost-Treffen, das am 11. Mai in Washington stattfinden sollte, wurde von der US-Regierung abgesagt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich zuvor nachdrücklich geweigert, einem Rückzug Israels aus 13 Prozent der besetzten Gebiete zuzustimmen. Der fünfzigste Jahrestag des israelischen Staates wurde jedenfalls in sehr angespannter Atmosphäre begangen. Zwar spricht sich die Mehrheit der Israelis für die Umsetzung der Osloer Verträge aus, doch haben sie zunehmend unter den olgender Blockierung des Friedensprozesses zu leiden. Das Jubiläum wird durch die Gefahr neuerlicher Anschläge der Hamas-Bewegung überschattet. Äußere und innere Spannungen führen zwangsläufig zu einem Aufbrechen alter Wunden, alter Konflikte zwischen Juden und Arabern, Aschkenasen und Sefarden, Anhängern des Säkularismus und Religiösen, Reichen und Armen. Selbst die zionistische Idee ist in eine Krise geraten, wie die Polemik über die Geschichte der Entstehung Israels zeigt. Auf den Seiten 14 und 1 sind die Üerlegungen nachzulesen, die der ehemalige Premierminister Schimon Peres und der Essayist Zeev Sternhell zu diesen Fragen angestellt haben. Auch der große palästinensische Intellektuelle Edward Said, der soeben von einer Reise ins Westjordanland, den Gasastreifen und Jerusalem zurückgekehrt ist, analysiert auf seine Weise den 50. Jahrestag. Palästina ist nicht verschwunden, aber es verliert mit jedem Tag ein wenig an Boden. ■ Von
EDWARD W. SAID *
■ Im Gefängnis verfaßte Rosa Luxemburg die Schrift „Die russische Revolution“, in der sie sich gegen die Politik Lenins und Trotzkis wendet. Im Sommer 1918 formulierte sie in kluger Voraussicht:
IM Januar dieses Jahres erlebte Quebec die schlimmste Naturkatastrophe seiner Geschichte. Mehrere Wochen lang versetzte ein Eissturm das Land zurück in die Eiszeit. Die Katastrophe hat gezeigt, wie anfällig auch hochentwickelte Gesellschaften sind. Obwohl keine Metropole der Welt so gut gegen Kälte gerüstet ist, hing das Leben von Montreal an einem seidenen Faden. Und die Hydro-Québec, eines der bedeutendsten Unternehmen der öffentlichen Hand in Amerika, stieß hart an die Grenzen ihrer Möglichkeite. Dennoch gelang es Hydro-Québec, die Krise zu nutzen, um eine umstrittene Wirtschaftsstrategie voranzutreiben. ■ Von
LOUIS-GILLES FRANCOUR *
■ Vor kurzem veröffentlichte der amerikanische Journalist Mark Hunter das Ergebnis einer langen Recherche in den Kreisen des Front National. Sein Buch relativiert die herkömmlichen Vorstellungen, insbesondere in bezug auf die aktiven Mitglieder der rechtsextremen Partei.
DIE Finanzmärkte beobachten mit Sorge sowohl die Schwierigkeiten Japans, das unter den Auswirkungen der asiatischen Krise leidet und am Rande einer Rezession steht, als auch die schwierigen Verhandlungen zwischen dem IWF und Indonesien. Am härtesten trifft die Krise allerdings nicht die Spekulanten, die politischen Eliten oder die Finanziers aus den Industrieländern, die auf die Märkte der Schwellenländer gesetzt haben. Die wahren Opfer sind die Arbeiter und Angestellten in den Städten Asiens, die as berühmte „asiatische Wirtschaftswunder“ erst hervorgebacht haben und durch deren Anstrengungen die vielgerühmten Tigerstaaten zu Modellen für die Weltwirtschaft erklärt worden sind. ■ Von
JOHN EVANS
*
Von unserem Korrespondenten
THIERRY SECRÉTAN
*
Wer sich fremd fühlt, sucht sich einen Freund ■ Von
ALAIN BIHR
*
MIT ihrem offiziellen Beschluß, im Januar 1999 in elf Ländern den Euro einzuführen, hat die Europäische Union ihre ultraliberale Grundhaltung noch einmal unterstrichen. Dieser Ultraliberalismus kennzeichnete bereits in der Vergangenheit die meisten politischen Maßnahmen, auch das EU-Recht steht ganz im Zeichen des Wettbewerbsprinzips. Der große Verlierer ist die Demokratie: Mit der Übertragung der Währungshoheit auf die Europäische Zentralbank – eine Instanz, die niemandem rechenschaftspflichtig ist– findet die Macht der beiden anderen Institutionen – Europäische Kommission und Luxemburger Gerichtshof –, deren Mitglieder ebenfalls nicht gewählt werden, eine Ergänzung. Die Prärogative der aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Regierungen wirkt nur noch wie ein Überbleibsel. Wenn aber der Aufbau der Europäischen Gemeinschaft in den Augen der Bürger seine Legitimität nicht verlieren soll, darf er seinen Antrieb nicht länger aus rein wirtschaftlichen Motiven beziehen. ■ Von
LAURENT CARROUÉ *
Von
DANIEL ROUSSIÈRE
und
GILLES DANROC
*
ÜBERALL in Lateinamerika behindern die ehemaligen Schlächter die Bemühungen, die Wahrheit über die Zeit der Diktatur herauszufinden. In diesem Zusammenhang steht zweifelsohne die Ermordung des Weihbischofs von Guatemala-Stadt, Juan Gerardi, zwei Tage nach der Veröffentlichung eines kompromittierenden Berichts über die guatemaltekische Armee, an dem er mitgearbeitet hatte. In Haiti verdeutlicht der Prozeß gegen die Urheber des Massakers, das im Oktober 1991 verübt wurde, die Untauglichkeit des Rechtsystems und den fehlenden politischen Willen der Regierung. ■ Von
WILLY J. STEVENS
*
DIE Tatsache, daß einige afrikanische Länder zwar über enorme Vorkommen an Diamanten und seltenen Metallen verfügen, dabei aber zu den am wenigsten entwickelten Staaten in Afrika zählen, wird häufig als „geologischer Skandal“ bezeichnet. Ihren Machthabern war seit jeher mehr daran gelegen, diese Reichtümer unter ihre Kontrolle zu bringen, als die Einwohner des Landes daran teilhaben zu lassen. Die Bodenschätze waren das begehrteste Ziel bei den Bürgerkriegen in Angola, Liberia, Sierra Leone oder im ongo – sehr zum Vorteil der internationalen Unternehmen. ■ Von
FRANÇOIS MISSER
und
OLIVIER VALLÉE
*