Mehr als zwei Monate nach dem Sieg von Liamine Zéroual bei den Präsidentschaftswahlen vom 16. November ist in Algerien noch immer keine Bewegung in die politische Lage gekommen. Es gibt einen neuen Premierminister, und die Regierung ist umgebildet worden, aber der Frieden, den die große Mehrheit der Bevölkerung wünscht, rückt kein Stück näher. Auch daß neuerdings die FLN seitens des Regimes wieder an die Kandare genommen wurde, deutet nicht auf ernsthafte Bereitschaft zum politischen Dialog mit de Oppostion. Es durfte daher niemanden überraschen, daß die Gewaltakte, die in den vierzehn Tagen vor der Wahl wie durch ein Wunder aufgehört hatten, anschließend um so heftiger fortgesetzt wurden: Mordanschläge, Autobomben und ordnungspolitische Machtdemonstrationen machten klar, daß die Machthaber vom erhofften Sieg in der militärischen Auseinandersetzung noch weit entfernt sind. Nur eine nationale Versöhnung könnte der Gesellschaft die Fortsetzung des Bürgerkrieges ersparen; man muß befürchten, daßdiese Chanc erneut vertan wird.
■ Von SALIMA GHEZALI *N*