Beispiel Burkina Faso
BURKINA Faso kam als eines der ersten Länder Afrikas in den Genuß eines Internet-Zugangs. Im Juni 1989 installieren zwei Ingenieure der Orstom in Ouagadougou einen Unix-Server und ein lokales Netzwerk mit dem Internet-Protokoll „TCP/IP“, an das fünf Mikrocomputer angeschlossen sind. Ins Weltnetz gelangt man über eine Modem-Telefonverbindung.
Anfangs ist der Erfolg begrenzt: fünf bis sechs Benutzer und ein oder zwei E-Mails pro Tag. 1991 richtet die Staatliche Post- und Telekommunikationsgesellschaft den Datenübertragungsdienst Fasopac ein, der dem deutschen Datex-J entspricht. Da dieser neue Dienst die elektronische Post sicherer und kostengünstiger macht, erweitert sich der Kreis der Benutzer auf zwanzig Orstom- Forscher.
Doch in eine neue Dimension stößt das Netz 1992 vor, als die Rio-Konferenz vorbereitet wird. Es wird allen Organisationen, die an diesem Umweltgipfel teilnehmen, zur Verfügung gestellt. Nur wenige machen von dem Angebot Gebrauch, aber allmählich findet die Idee bei den regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) Anklang. Etwa zehn Einrichtungen schließen sich an das Netz an. Die Orstom arbeitet jetzt eng mit der noch ganz jungen Ecole supérieure d'informatique (ESI) zusammen, die Johachim Tankoano in Ouagadougou gegründet hat, und es entsteht das Internetgebiet bf1.
Im Juni 1992 wird in Bobodioulasso2 ein weiterer Server in Betrieb genommen. Mit ihm werden medizinische Forschungseinrichtugen vernetzt: die OCCGE3 und das Centre Muraz4. Im Oktober 1994 veranstaltete die Universität das zweite Afrikanische Forschungskolloquium zur Informatik5, und wie bei allen großen internationalen Konferenzen standen den Kongreßteilnehmern Internet-Terminals zur Verfügung.
SEIT 1992 nimmt der Datenaustausch im selben Umfang zu wie im Norden (um ungefähr 100 Prozent jährlich). Man zählt etwa dreißig Einrichtungen und mehrere hundert Benutzer: Forschungsstätten, Hochschulen, NGOs und internationale Organisationen. Wozu brauchen sie das Netz?
Größtenteils, um mit dem Norden zu kommunizieren. Die Hochschullehrer konnten so ihre Kontakte zu den Kollegen in den entwickelten Ländern intensivieren. Die ESI etwa steht in enger Verbindung mit der Universität Nancy und dem Staatlichen Forschungsinstitut für Informatik und Automatik (Inria). Die internationalen Organisationen und die NGOs kommunizieren mit ihren Gesellschaftssitzen und ihren Geldgebern.
Zwar läßt die aktive Teilnahme an den Diskussionsforen noch zu wünschen übrig, aber viele lesen die Informationsberichte, die ihr Tätigkeitsfeld betreffen. So hat die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) im Netz eine Art Frühwarndienst eingerichtet, man erfährt, wo und wann internationale Konferenzen stattfinden und so weiter.
P. R.
1 Die nationalen Internet-Gebiete werden durch zwei Buchstaben identifiziert: fr für Frankreich, sn für Senegal, bf für Burkina Faso...
2 Zweitgrößte Stadt des Landes und ehemalige Kolonialhauptstadt, 400 Kilometer von Ouagadougou entfernt.
3 Organisation zur Bekämpfung der großen Endemien in Westafrika.
4 Forschungszentrum für Tropenmedizin.
5 CARI ist ein seit 1992 alle zwei Jahre stattfindendes Kolloquium, das mit Unterstützung französischer Forschungseinrichtungen (Inria, Orstom) von einer afrikanischen Universität veranstaltet wird.