16.02.1996

Das von Premierminister Alain Juppe am 18. Januar 1996 in Marseille vorgestellte städtische Wiederaufbauprogramm ist der allerneueste Aufguß jener Pläne, mit denen seit mehr als 15 Jahren versucht wird, den wirtschaftlich

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Das von Premierminister Alain Juppe am 18. Januar 1996 in Marseille vorgestellte städtische Wiederaufbauprogramm ist der allerneueste Aufguß jener Pläne, mit denen seit mehr als 15 Jahren versucht wird, den wirtschaftlich

Das von Premierminister Alain Juppé am 18. Januar 1996 in

Marseille vorgestellte städtische Wiederaufbauprogramm ist der

allerneueste Aufguß jener Pläne, mit denen seit mehr als

15 Jahren versucht wird, den wirtschaftlichen und sozialen

Verfall der Vorstädte einzudämmen. Es handelt sich um den

Versuch, durch eine Reihe von Steuerfreibeträgen und die

Einrichtung von Freizonen in den problematischen Vierteln,

bei gleichzeitiger Verstärkung der Sicherheit, einen Anreiz für

die Schaffung von Arbeitsplätzen zu geben. Damit knüpft das

Programm an die Tradition liberaler Politik an. Drei Viertel

der französischen Bevölkerung leben in den Städten, zwei Drittel

davon in Vorstädten, in denen 6 Millionen Menschen unter

schwierigen, mehr als 3 Millionen unter unwürdigen Umständen

und in einem Zustand der Ausgrenzung leben, der die jungen

Menschen und Immigranten am härtesten trifft. Eine Situation,

auf die man fast überall in Europa stößt, ob es sich nun um

Grünau bei Leipzig, das Zentrum von Turin oder Sarcelles in der

Nähe von Paris handelt. Überall gilt: Wenn die Arbeitsplätze –

und die Einkünfte – verschwinden, verlieren die Menschen nach

und nach ihr Bewußtsein als städtische Bürger, und die Stadt

verkommt. Um dem Phänomen Einhalt zu gebieten, wird man

nicht damit auskommen, mittels sozialem und steuerlichem

Dumping vorübergehend einige Investoren anzulocken.

Le Monde diplomatique vom 16.02.1996