Das von Premierminister Alain Juppe am 18. Januar 1996 in Marseille vorgestellte städtische Wiederaufbauprogramm ist der allerneueste Aufguß jener Pläne, mit denen seit mehr als 15 Jahren versucht wird, den wirtschaftlich
Das von Premierminister Alain Juppé am 18. Januar 1996 in
Marseille vorgestellte städtische Wiederaufbauprogramm ist der
allerneueste Aufguß jener Pläne, mit denen seit mehr als
15 Jahren versucht wird, den wirtschaftlichen und sozialen
Verfall der Vorstädte einzudämmen. Es handelt sich um den
Versuch, durch eine Reihe von Steuerfreibeträgen und die
Einrichtung von Freizonen in den problematischen Vierteln,
bei gleichzeitiger Verstärkung der Sicherheit, einen Anreiz für
die Schaffung von Arbeitsplätzen zu geben. Damit knüpft das
Programm an die Tradition liberaler Politik an. Drei Viertel
der französischen Bevölkerung leben in den Städten, zwei Drittel
davon in Vorstädten, in denen 6 Millionen Menschen unter
schwierigen, mehr als 3 Millionen unter unwürdigen Umständen
und in einem Zustand der Ausgrenzung leben, der die jungen
Menschen und Immigranten am härtesten trifft. Eine Situation,
auf die man fast überall in Europa stößt, ob es sich nun um
Grünau bei Leipzig, das Zentrum von Turin oder Sarcelles in der
Nähe von Paris handelt. Überall gilt: Wenn die Arbeitsplätze –
und die Einkünfte – verschwinden, verlieren die Menschen nach
und nach ihr Bewußtsein als städtische Bürger, und die Stadt
verkommt. Um dem Phänomen Einhalt zu gebieten, wird man
nicht damit auskommen, mittels sozialem und steuerlichem
Dumping vorübergehend einige Investoren anzulocken.