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VOR dem angekündigten Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon ist es zu einer neuen Eskalation der Gewalt gekommen. Bei einem sogenannt „routinemäßigen“ Beschuss durch israelische Artillerie am 3. Mai sind in dem schiitischen Flecken Habouche zwölf Zivilpersonen getötet worden, darunter sechs Kinder. Es folgten ein Gegenangriff der Hisbollah gegen Ziele in Nordisrael und darauf wieder ein massiver Vergeltungsschlag Israels gegen Infrastruktureinrichtungen im Libanon. Am Willen Israels zum Rückzug aus Südlibanon ändert die jüngste Eskalation nichts. Doch die Frage drängt sich auf, ob dies wirklich einen Schritt in die Richtung jenes „umfassenden, gerechten und dauerhaften Friedens“ bedeutet, den der UN-Sicherheitsrat eingefordert hat.Von
AM Vorabend einer für die Staatspartei sehr riskanten Parlamentswahl befindet sich Simbabwe in einer Krise ungeahnten Ausmaßes. Staatspräsident Robert Mugabe sieht sich zum ersten Mal einer glaubwürdigen Opposition gegenüber. Deshalb setzt er alles auf eine Karte und initiiert die gewaltsame Auseinandersetzung mit einigen tausend weißen Farmern, die noch immer das beste Ackerland besitzen. Das Modell eines friedlichen Übergangs in die Unabhängigkeit, als welches Simbabwe lange gegolten hatte, scheint ausgedient zu haben.
ZUR „neuen Ökonomie“ gehören stets auch neue Produkte und Werbestrategien, deren allgegenwärtiger Unbeschwertheit nur schwer zu entrinnen ist. Dabei geht es freilich nicht nur um neu zu gewinnende Konsumenten, sondern darum, alles und jeden zur Ware zu machen. Die Presse, die von ihren Anzeigenkunden längst korrumpiert ist, macht bereitwillig den Tambourmajor der fortschreitenden Verdummung: Jedes neue Produkt vernichtet das vorangegangene, und jedes Ereignis verschleiert die Konstruktion unserer Welt mehr, als sie zu erhellen.
DAS in aller Eile durchgeführte Begräbnis, das dem am 6. April verstorbenen ehemaligen tunesischen Präsidenten Habib Burgiba zuteil wurde, sollte insbesondere seinem Nachfolger, General Sein al-Abidin Ben Ali, alle Ehre machen. Die aufrichtige Trauer, die das ganze Land ergriffen hat, war jedoch nicht nur ein Ausdruck der Anerkennung und Bewunderung für den Architekten der tunesischen Unabhängigkeit. Sie würdigte auch die großen Errungenschaften seiner Regentschaft, vor allem in den Bereichen Bildung und Frauenrechte, die dem Land wichtige Fortschritte bescherten. Ähnliches lässt sich in den Augen der meisten Tunesier vom gegenwärtigen Regime nicht behaupten.
SEIT Jahren schon haben eine Reihe von Ausschreitungen in Osttimor insgesamt 200 000 Opfer gefordert. Nachdem sich 78,5 Prozent der Osttimoresen im September 1999 für die Unabhängigkeit ausgesprochen hatten, ging eine Welle der Gewalt durch die Provinz, die über 1 000 Menschen das Leben kostete und jenseits der gemeldeten Massaker ein weitgehend verwüstetes Land hinterlassen hat. Nun gelingen – trotz der Politik der verbrannten Erde, die lokale Milizen und indonesische Armee verfolgten – den regionalen Behörden in Zusammenarbeit mit der Übergangsregierung der Vereinten Nationen in Osttimor (Untaet) die ersten vorsichtigen Schritte der Versöhnung und Stabilisierung.