Zwelethu Mthethwa
„Für mich gibt die Farbe den Menschen ihre Würde zurück“, sagt der 1960 in Südafrika geborene Fotograf und Maler Zwelethu Mthethwa, der seine Ausbildung in Südafrika und den USA absolvierte und heute als erster Schwarzer Dozent an der Michaelis School of Fine Arts unterrichtet.
Im Südafrika nach dem Ende des Apartheid-Regimes ist die Zukunft wieder offen, die der Gesellschaft wie die der Einzelnen. Die Frage nach der Identität rückte neu in den Mittelpunkt. Zwelethu Mthethwa begann 1996, Menschen in den Townships zu fotografieren. Er suchte sie auf in ihren Wellblechhütten und befragte sie mit der Kamera nach ihrem Selbstverständnis und danach, wie sie dieses provisorische Dasein in ihr Zuhause verwandeln. Erst durch einen intensiven Dialog entsteht das Porträt, wobei die Vorstellung der Menschen von sich selber mit dem Blick des Fotografen zusammenfinden muss.
Die Schwarzen in den Wellblechhütten, die gewöhnlich als Objekte politischer Interessen vorkommen, stehen bei Mthethwa im Zentrum. Die enorme Farbigkeit ihres Daseins zeugt ihm von der Vitalität ihres provisorischen Lebens, wobei die Pracht der Farbe weder die Prekarität der Umgebung noch die der Menschen überdeckt. So beeindruckend die Ornamentik der Wände auch ist, so unübersehbar ist die Tatsache, dass die Menschen zur Isolierung Verpackungsmaterialien wiederverwenden.
Mthethwas Porträtfotos sind Querformate. Die für Porträtfotos typische Spannung zwischen der Horizontalen und der Vertikalen ist schon im Format zugunsten der ruhenden, Verharren transportierenden Horizontalen entschieden. Die Menschen geben sich vielfach der Horizontalen hin, indem sie liegen, oder sie suchen sich Objekte an Wänden, um die gewünschte Vertikalität zu stützen. MLK