12.05.2000

Betr.: Nasdaq-Index für Technologie-Werte

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Betr.: Nasdaq-Index für Technologie-Werte

In den ersten Börsenstunden des 4. April 2000 rutschte der Nasdaq-Index für Technologie-Werte schlagartig in den Keller. Um 13.30 Uhr hatte er 13,6 Prozent verloren: 700 Milliarden Dollar hatten sich schlagartig in virtuellen Rauch aufgelöst. Das Einsatzzeichen zum ersten Krach der „neuen Ökonomie“ hatte tags zuvor der US-Bundesrichter Thomas Penfield Jackson gegeben, als er Microsoft für schuldig befand, gegen die Antitrust-Gesetzgebung verstoßen zu haben.Drei Wochen später scheint das Gespenst eines allgemeinen Börsenkrachs zwar gebannt, denn der Dow Jones hält sich weit besser als sein Ableger Nasdaq. Doch die drastische Kurskorrektur der vergangenen Wochen hat die hightechbesoffenen Spekulanten erheblich ausgenüchtert. Nachdem der Nasdaq im März 2000 die 5 000-Punkt-Marke überschritten hatte, fiel er auf 3 700 Zähler zurück. Das bedeutet gegenüber dem Jahresbeginn ein Minus von 9 Prozent. Doch bezogen auf die verflossenen Jahren bleibt unter dem Strich immer noch ein satter Wertzuwachs: gegenüber Anfang 1999 ein Plus von 70 Prozent, gegenüber Anfang 1998 ein Plus von 150 Prozent.Dieser Wertzuwachs hat durchaus eine realwirtschaftliche Basis, die allerdings schwer zu kalkulieren ist. Es lässt sich jedenfalls kaum bezweifeln, dass die neue Ökonomie jenseits ihrer spekulativen Dimension eine grundlegende Umstrukturierung der Wirtschaft bewirkt hat. Dieser Prozess ist in vieler Hinsicht jedoch noch unklar und wirft deshalb für die Zukunft zahlreiche Fragen auf: Wie stabil sind die Unternehmen der neuen Ökonomie? Wie rentabel sind ihre Aktivitäten auf lange Sicht? Und wie werden sich die Arbeits- und Einkommensbedingungen für diejenigen entwickeln, die in diesem Sektor beschäftigt sind?

Le Monde diplomatique vom 12.05.2000