In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
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Befristetes Kurzabo
Ausgabe vom 13.03.1998
Der Nahe Osten ist auch weiterhin eine instabile Region, in der neben wachsenden Arsenalen an konventionellen Waffen auch Massenvernichtungsmittel immer mehr Verbreitung finden. Neben dem ungelösten Drama in Zypern oder der verworrenen Lage im Kaukasus gibt es dort eine große Anzahl ungelöster Probleme, die als Zündstoff für unkontrollierbare Explosionen wirken könnten. Ursache der Spannungen ist häufig die Mißachtung von UN-Resolutionen, deren Verabschiedung in manchen Fällen Dutzende Jahre zurückliegt.
Die ausländischen Zulieferbetriebe, die sich erstmals in den sechziger Jahren in Mexiko etabliert hatten, erleben seit einigen Jahren in den neugegründeten Freien Produktionszonen Mittelamerikas eine bemerkenswerte Blüte. Entstanden sind diese Betriebsformen aus einem komplementären Bedarf: aus dem Bestreben nordamerikanischer Firmen, ihre Fertigung in billigere Regionen auszulagern, sowie aus dem dringenden Bedürfnis des amerikanischen Südens, irgendwie neue Arbeitsplätze zu schaffen. Diese Unternemen sd Zerrbilder der rasanten wirtschaftlichen Globalisierung und zugleich die Vorreiter einer Politik, die auf dem Export von industriellen Erzeugnissen basiert. Sie können mit dem Einverständnis der Regierungen rechnen, die die Gewerkschaften mundtot machen wollen und gleichzeitig zulassen, daß die Rechte der Arbeiter mit Füßen getreten werden. Die Unternehmer verfügen also über die Handlungsfreiheit, den – großenteils weiblichen – Arbeitskräften eine Arbeitszeit von sechzig bis siebzig Wochenstuden aufzuzigen, und das zu Hungerlöhnen. ■ Von unserem Korrespondenten
MAURICE LEMOINE
EIN wirkliches wirtschaftliches und soziales Wachstum, das auf Investitionen statt auf Spekulation basiert, hat Boris Jelzin in seiner Rede zur Lage der Nation am 17. Februar 1998 als wichtigstes Ziel anvisiert. Der Präsident nahm bewußt den Besuch des „Chefs“ des Internationalen Währungsfonds (IWF) zum Anlaß, um den Druck auf das Parlament zu verstärken, das ein „realistisches Budget“ verabschieden soll, aber auch auf die Regierung, der im Falle des Scheiterns die kollektive Entlassung droht.Von
NINA BASCHKATOW
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Dank der Verhandlungen von UN-Generalsekretär Kofi Annan wurde ein neuerlicher Golfkrieg vermieden. Die UN-Inspektoren können ihre Abrüstungsmission im Irak fortsetzen, und die Frage der Sanktionen gegen Bagdad, unter denen vor allem die Bevölkerung leidet, steht wieder auf der Tagesordnung. Trotz ihrer Entschlossenheit und ihrer starken militärischen Präsenz in der Region haben sich die USA dem Willen einer großen Mehrheit der internationalen Gemeinschaft beugen und vorerst auf ihre Operation „Wüstendonner“ verzichten müssen. In Washington zeigt sich die politische Rechte bestürzt und wirft Präsident Clinton vor, abermals Schwäche gegenüber Saddam Hussein gezeigt zu haben. Wochen diplomatischer Aktivität waren nötig, um die Logik des Friedens gegen die des Krieges durchzusetzen. Die Vereinten Nationen haben dabei einiges an verlorenem Ansehen zurückgewinnen können.Von
ÉRIC ROULEAU
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Von
YEHUDI MENUHIN
und
MIGUEL ANGEL ESTRELLA
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Was ist der Neoliberalismus? Ein Programm zur Zerstörung kollektiver Strukturen, die noch in der Lage sind, der Logik des reinen Marktes zu widerstehen.Von
PIERRE BOURDIEU
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ETLICHE Intellektuelle verbreiten die Meinung, die Nation sei nichts als ein obsoletes Gebilde, dessen Untergang wir sogar noch beschleunigen müßten. Und da dies nicht geschehe, mache sich ein bedrohlicher Nationalismus breit. Aber was kommt nach der Nation? Die Antworten laufen in aller Regel auf eine Rechtfertigung der Globalisierung oder ihrer europäischen Variante hinaus: eines Europas ohne Bürger, aber mit einer echten Regierung, das heißt einer Zentralbank. Doch die Nation bleibt eine aktuelle Idee: ein Raum der Demokratie, der Solidarität und des Widerstandes gegen die Marktgesetze – und gleichzeitig eine Plattform für eine wirkliche internationale Zusammenarbeit.Von
BERNARD CASSEN
WENIGE Tage vor den französischen Regionalwahlen können die Streitigkeiten innerhalb des Front National (FN), die Annullierung der Wahl ihres einzigen Abgeordneten im Parlament und die verblaßte Autorität ihres Vorsitzenden nicht über die tiefe Verwurzelung der rechtsextremen Partei und ihrer Ideologie hinwegtäuschen. Von den vielen hundert Städten der Europäischen Union wird keine einzige von einer rechtsextremen Partei kontrolliert – mit Ausnahme von Frankreich, wo in vier Kommunen Bürgermeister und Stadtrat vom FN gestellt werden.Von unserem Korrespondenten
CHRISTIAN DE BRIE
Von
ANDRÉ CAMPANA
und
JEAN-CHARLES ELEB
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WÄHREND sich die Bevölkerung überall in Südostasien mit Sparmaßnahmen konfrontiert sieht, verschärft sich die soziale Lage in Süd-Korea, und in Indonesien kommt es immer häufiger zu Unruhen. Diese Krise äußert sich in einer starken Abwertung der meisten Währungen (mit Ausnahme von China und Taiwan), in einer Umstrukturierung des Bankensektors, einer Zunahme der Konkurse und einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit. Sie wird sich auch auf Japan auswirken, das bereits seit mehreren Jahren ebenfalls in einer Wirtschaftskrise steckt. So hat Tokio am 7. Februar 1998 30 Billionen Yen (etwa 430 Milliarden Mark) aufbringen müssen, um den japanischen Finanzsektor zu retten.Von
EVELYNE DOURILLE-FEER
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ENDE März wird Bill Clinton erstmals jenen Kontinent bereisen, der lange Zeit nur als beunruhigender, zuweilen sogar als hoffnungsloser, von Anarchie, Krieg und Naturkatastrophen heimgesuchter Krisenherd galt. Doch in den USA sieht man Afrika in jüngster Zeit immer mehr als eines der letzten unberührten Territorien, und die Investoren haben sich vorgenommen, sich hier unter dem Deckmantel der Integration in die Weltwirtschaft stärker zu engagieren. Gleichzeitig schickt sich Frankreich fast vierzig Jahre nach der Unabhängigkeitswelle an, seine Beziehungen zu Afrika zu „normalisieren“.Von
PHILIPPE LEYMARIE
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Von
ALINE PAILLER
und
CLAUDE MICHEL
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AUF Straßen und Bahnhöfen, in Kaufhäusern, Einkaufszentren und Parkhäusern werden immer mehr Videokameras installiert. Noch die kleinste Bewegung kann inzwischen aus der Distanz auf dem Bildschirm beobachtet werden. In Frankreich soll es insgesamt mehr als eine Million Videoüberwachungsanlagen geben, an öffentlichen Orten fast 150000. Durch die Verbreitungsmöglichkeit im Internet eröffnen diese und andere, in Privaträumen installierte Kameras die erschreckende Aussicht, alles sehen und alles überwachen zu können (siehe den Artikel von Paul Virilio). Was wird angesichts dieser beispiellosen sozialen Kontrollmöglichkeiten aus den individuellen Freiheiten und Persönlichkeitsrechten?Von
ANDRÉ VITALIS
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