Archiv: Texte

In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
Aktuelle Ausgaben
Befristetes Kurzabo


Ausgabe vom 13.06.2003


  • Von
    GIANNI MINA
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  • In einem Ende Mai veröffentlichten Interview mit dem britischen Magazin „Vanity Fair“ räumte der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz ein, dass es beim Irakkrieg doch nicht in erster Linie um die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen gegangen sei. Viel wichtiger als Kriegsgrund sei gewesen, dass man nach einem „Regimewechsel“ in Bagdad die US-Truppen aus dem benachbarten Saudi-Arabien abziehen könne. Wenn die USA Saudi-Arabien von dieser „Last“ befreien, so die vorgetragene Hoffnung, könne das den Frieden in der Region befördern. Die saudische Herrscherfamilie hat einen schwierigen Balanceakt zu vollführen: Sie muss den Kampf gegen den islamistischen Terror führen, ohne die religiöse Legitimierung ihrer Monarchie zu gefährden. Und sie muss auf die saudische Bevölkerung, die den Demokratisierungsparolen der Vereinigten Staaten misstraut, Rücksicht nehmen, ohne antiamerikanische Gefühle zu bedienen, denn damit würde sie das traditionelle Einvernehmen mit Washington strapazieren.Von
    ALAIN GRESH
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  • Von
    IGNACIO RAMONET
  • Von
    NIELS KADRITZKE
  • VOR knapp sechs Jahren fiel die frühere britische Kronkolonie Hongkong an China zurück. Die meisten der Befürchtungen, die damals geäußert wurden, haben sich bislang nicht bewahrheitet. Aber die asiatische Wirtschaftskrise 1997/98 hat die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong hart getroffen. Hinzu kommen neuerdings die Auswirkungen der schweren Lungenentzündung Sars. Und während einige Mächtige in Peking enge und lukrative Verbindungen zu Mitgliedern des mächtigen „Hongkong Jockey Club“ pflegen und Peking offiziell versichert, dass es keinen Druck auf Hongkong ausübe, hat der unpopuläre Chef der Sonderverwaltung, Tung Chee-Hwa, inzwischen im Hongkonger Parlament ein nicht sehr demokratisches Antiterrorgesetz absegnen lassen.Von
    JEAN-JACQUES GANDINI
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  • Im letzten Jahr wurde die 30-jährige, geschiedene Amina Lawal im Norden Nigerias wegen „Ehebruchs“ vor ein islamisches Gericht gestellt und zum Tode durch Steinigung verurteilt. Ihr Vergehen: Sie erwartete ein Baby. Nigeria ist ein säkularer Staat, weshalb die Berufungsverhandlung im August weltweit Aufmerksamkeit erregen wird, zumal kürzlich die zum Tode verurteilte „Ehebrecherin“ Safiya Hussaini vom Bundesgericht begnadigt wurde. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas ist kulturell weit vielfältiger, als es der von den Medien beschriebene Gegensatz zwischen muslimischem Norden und christlichem Süden vermuten lässt.Von
    JEAN-CHRISTOPHE SERVANT
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  • TROTZ der Selbstmordattentate, bei denen in Tschetschenien erst jüngst wieder 75 Menschen starben, hält der russische Präsident Putin beharrlich an seiner Position fest: Es gelte den Konflikt zu „tschetschenisieren“, sagte er in einer Rede am 16. Mai und benannte als die vier zentralen Punkte die Sicherung von Recht und Ordnung durch lokale Polizeieinheiten, die Wahl eines Präsidenten und eines Parlaments noch in diesem Jahr, einen Vertrag über die Kompetenzen der Russischen Föderation und des Tschetschenischen Bundesstaates und last, not least: eine Amnestie. Kein Wort über die Ausschreitungen russischer Soldaten, deren Gewalttätigkeiten bei den jungen Leuten in Tschetschenien vor allem einen Wunsch nähren: den nach Vergeltung.Von
    GWENN ROCHE
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  • PARAGUAY gilt als eines der korruptesten Länder der Welt. Seit 57 Jahren regiert die von General Alfredo Stroessner gegründete, grimmig-konservative Colorado-Partei. Seit dem Sturz des Diktators im Februar 1989 ist Paraguay, zumindest auf dem Papier, eine Demokratie. Aber die Opposition bleibt schwach. Die Macht liegt nach wie vor in den Händen einer kleinen verschworenen Clique. Trotz aller Korruptionsvorwürfe und anhaltender innerparteilicher Querelen hat sich bei den Präsidentschaftswahlen am 27. April wieder der Colorado-Kandidat durchgesetzt.Von
    RAPHAËLE BAIL
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  • EINGELEITET hatte der maltesische Ministerpräsident den Beitritt Maltas zur EU im Jahr 1990, doch Ende 1997 hatte die Regierung des Inselstaates den Antrag auf Beitritt zurückgezogen. Auch nun, da der Beitritt mit der EU-Konferenz in Athen besiegelt ist, bleibt Skepsis. Viele glauben nach wie vor, durch eine Politik der Neutralität hätten sie ihre geopolitische Lage besser ausnützen und sich günstigere Bedingungen aushandeln können. Von der EU hat Malta indes viele Zugeständnisse erhalten, darunter die freie Jagd auf Zugvögel – auch im Frühjahr. Dies ist der letzte Beitrag unserer Serie „Länder vor dem EU-Beitritt“.Von
    STEFANO LIBERTI
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  • DIE Gewerkschaften in den USA haben sich gewandelt. Sie sind nicht mehr eine antikommunistische ideologische Vorhut wie im Kalten Krieg, sondern sie opponieren gegen die konservative Regierung, manchmal richtig kraftvoll. Auch deshalb werden sie zur verborgenen Zielscheibe im „Krieg gegen den Terrorismus“, den die US-Regierung führt. Mit allen staatlichen Mitteln versuchen George Bush und seine Leute, die Gewerkschaften auszuhebeln: Privatisierungen, Streikverbote, restriktive Gesetze und bürokratische Auflagen, verstärkte Überwachung und Kontrollen.Von
    RICK FANTASIA
    und
    KIM VOSS
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  • Nicolas de Staël hat die Nachkriegszeit gemalt – die Ruinen, den Himmel und den Fußball. Das Centre Pompidou zeigt bis Ende Juni eine großartige Retrospektive.Von
    JOHN BERGER
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  • Von
    JURI ANDRUCHOWYTSCH
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  • DIE Welthandelsorganisation WTO wurde am 1. Januar 1995 als multilaterale Handelsorganisation gegründet. Sie hat heute 137 Mitglieder, von denen mehr als zwei Drittel Entwicklungsländer sind. Das Patentrezept, das ihnen von wirtschaftsmächtigen WTO-Mitgliedern und den großen Finanzinstitutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds immer wieder aufs nachdrücklichste empfohlen wird, ist die Liberalisierung des Marktes samt schrankenlosem Freihandel. Ein Blick in die Geschichte gerade der großen Verfechter des freien Warenaustauschs, USA und Großbritannien, zeigt, dass diese selbst in der Phase der Entwicklung ihrer Volkswirtschaften gezielt Zölle, Subventionierungen und andere Mittel des staatlichen Protektionismus eingesetzt haben. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Maßnahmen gibt den damals führenden Ökonomen Recht.Von
    HA-JOON CHANG
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  • IM historischen Vergleich der Imperien der letzten Jahrhunderte arbeitet der renommierte britische Historiker Eric Hobsbawm die Unterschiede zwischen einer Kolonialmacht wie Großbritannien und einer militärischen Weltmacht wie den Vereinigten Staaten von Amerika heraus. Das US-Empire der Gegenwart, gegründet auf den entscheidenden Machtfaktor einer konkurrenzlos überlegenen Militärtechnologie, scheint im Gegensatz zum vernünftigen Eigennutz des Britischen Empires eine wenig rationale Weltpolitik zu betreiben, die nicht einmal den eigenen Interessen dient.Von
    ERIC HOBSBAWM
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  • NACH dem schnellen Sieg der USA über das Regime Saddam Husseins laufen im Irak die Vorbereitungen zur Bildung einer Übergangsregierung. Polizei und Verwaltung arbeiten wieder, sogar die Fußballmannschaft des Landes steht wieder. Und doch ist das Leben für die Iraker nicht leichter geworden, Lebensmittel werden knapp, es herrschen Chaos und Anarchie. Im entstandenen Machtvakuum haben sich lokale Stammesführer und religiöse Führer positioniert. Den Amerikanern wäre es am liebsten, wenn sie ihre militärische Präsenz nach und nach in eine ökonomische überführen könnten. Das wird nur gehen, wenn die Hoffnungen der Bevölkerung auf ein besseres Leben nicht enttäuscht werden.Von
    DAVID BARAN
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  • Früher sprach man von Tütenkleben, wenn man die Arbeit von Gefängnisinsassen beschreiben wollte. Tatsächlich handelt es sich meist um stumpfsinnige Tätigkeiten: arbeitsintensiv bei geringer Wertschöpfung. Und selbstverständlich schlecht bezahlt.Von
    SÉVERINE VATANT
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  • DIE Vereinigten Staaten sind Weltspitze, was die Zahl ihrer Häftlinge pro Einwohner angeht. Wo so viele Menschen hinter Gitter wandern, wird der Strafvollzug besonders teuer. Nicht zuletzt weil sich im Knast Krankheiten wie Hepatitis C und Aids rasch ausbreiten. Obwohl – oder gerade weil – Drogenkonsum und Tätowierungen verboten sind, kursieren Spritzbesteck oder Tattoonadeln, die gemeinsam gebraucht werden. Außerdem haben die sozial Schwachen allen Grund, auf die vergleichsweise zuverlässige medizinische Versorgung im Gefängnis zu setzen. Draußen haben sie nämlich überhaupt keine.Von
    MEGAN COMFORT
  • Gefängnisse insgesamt / Auf 100.000 Einwohner (in Klammern)
  • SUIZID IM STRAFVOLLZUGVon
    JÉRÔME ERBIN
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