In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben. Aktuelle Ausgaben Befristetes Kurzabo
George W. Bush, Ariel Scharon und Wladimir Putin schlagen seit Jahren politisches Kapital aus dem „Krieg gegen den Terror“. Als ihre Hauptgegner sehen sie die radikalen Islamisten. Unter den Al-Qaida-Kämpfern, denen die Attentate von Madrid und Casablanca nachgewiesen wurden, waren viele Marokkaner. Sie kommen aus Vorortsiedlungen von Großstädten, wo sie zumeist in äußerster Armut und gesellschaftlicher Isolation heranwuchsen. Die radikalislamische Strömung, der sie angehören, hat auch den muslimischen Staaten den Krieg erklärt. Im salafistischen Islam haben die Marokkaner ein ideologisches Pendant für ihr Misstrauen gegen die Gesellschaft gefunden.Von
DIE acht vornehmsten, teuersten und reichsten Universitäten in den USA haben einen eigenen Namen: die „Ivy League“, die Efeuliga. Ob John Kerry oder Bush-Vater und Bush-Sohn: Hier studierte schon immer, wer aus Oberschichtfamilien stammt und seine Karriere auf der Grundlage persönlicher Beziehungen plant. Geheimnisvolle interne Clubs steigern den Elitegedanken weiter. Zwar hat die Demokratisierung des US-Bildungssystems seit den Fünfzigerjahren den Leistungsdruck auf die Studierenden erhöht. Aber noch immer hilft das elterliche Geld den Rich Kids, die Konkurrenz in Grenzen zu halten.Von
Nach dem Ende der Apartheid hat in Südafrika mit den Wahrheitskommissionen ein schwieriger, aber offener Prozess der Versöhnung begonnen, der vielfach kritisiert wurde. Anders als in Simbabwe sind viele Weiße geblieben. Die südafrikanische Schriftstellerin Antjie Krog fordert den Westen auf, anzuerkennen, „dass wir es mit einer der größten moralischen Leistungen des 20. Jahrhunderts zu tun haben“.Von
In Rom wurde am 29. Oktober in einem feierlichen Akt der 349 Seiten starke EU-Verfassungsvertrag unterzeichnet. Der vom Europäischen Konvent ausgearbeitete Text enthält zwar einen Grundrechteteil und einen Kodex neoliberaler Wirtschaftsprinzipien. Doch eine wirkliche „Verfassung“ ist er nicht, weil es noch keinen „europäischen Souverän“ gibt.Von
DER Algerienkrieg, der am 1. November 1954 mit dem „Allerheiligenaufstand“ begann, war in Frankreich Gegenstand heftiger Kontroversen – die Ereignisse polarisierten die Medien: Namhafte Literaten, Wissenschaftler und Politiker unterstützten den mit Polizeigewalt aufrechterhaltenen „Nationalen Konsens“: „L’Algérie c’est la France“ (Algerien ist Frankreich). Andere Intellektuelle kämpften dagegen, darunter Jean-Paul Sartre, der damals die Zeitschrift „Les Temps modernes“ leitete. Er war schon früh eine Symbolfigur des Widerstands, erregte mit seinen Analysen und Appellen die Öffentlichkeit.Von
Zuerst einigten sich die Besatzungsmacht Indonesien und das rohstoffhungrige Australien über die Ausbeutung der Gas- und Ölvorkommen Osttimors. Als das kleine Land unabhängig wurde, hatte sich das Seerecht zu seinen Gunsten gewandelt. Doch Australien stellt sich stur.Von
Am 17. Mai dieses Jahres starben bei einem Brand im honduranischen Gefängnis von San Pedro Sula 103 minderjährige Häftlinge. Möglicherweise halfen Gefängnisaufsicht und Polizei bei dieser Tragödie nach. Mit aller Brutalität gehen die Sicherheitskräfte von Honduras gegen die jüngsten und ärmsten Straftäter vor. Eine Blutspur außergerichtlicher Exekutionen von Jugendlichen und Kindern zieht sich durch das Land: 2 125 Honduraner im Alter zwischen 3 und 23 Jahren starben in den vergangenen fünf Jahren auf diese Weise einen gewaltsamen Tod. Von
Noch steht der Prozesstermin nicht fest. Angeklagt sind zwölf der höchsten Vertreter des ehemaligen irakischen Regimes. Die Festnahme Saddam Husseins im Dezember 2003 hatte nicht die erhoffte Wirkung gebracht – eine Befriedung des Landes. Aber ein Gerichtsverfahren, das weder zum Schauprozess wird noch eine schnelle Verurteilung zum Tod bringt, könnte initiieren, was bisher noch nicht einmal in Ansätzen geschehen ist: die Selbstbefreiung der irakischen Bevölkerung von der vergangenen Diktatur.Von
MIT vielen gegenseitigen Versprechungen und der Unterstützung der westlichen Industrieländer haben sich 53 afrikanische Länder auf die „Nepad“ geeinigt, einen gemeinsamen Entwicklungsplan. Doch das Vorhaben muss scheitern: Es beruht auf den neoliberalen Konzepten der Marktöffnung, übergeht die afrikanischen Besonderheiten und verfügt nur über schwache Institutionen. Vor allem benennt die Nepad nicht, was in den letzten zwanzig Jahren auf dem Kontinent falsch gelaufen ist und wer die Misere zu verantworten hat.Von
Niccolò Machiavelli hielt nicht viel von den Söldnertruppen, mit denen die Herrscher im Mittelalter ihre Feldzüge bestritten. Der Philosoph riet seinem „Principe“, sich besser nicht auf sie zu verlassen, seien sie doch „uneinig, herrschsüchtig, undiszipliniert und treulos; mutig unter Freunden und feige vor dem Feind; ohne Furcht vor Gott und ohne Treue gegenüber den Menschen“. Heute gelten Privatsoldaten als kostengünstige Subunternehmer von „Sicherheitsdienstleistlern“, denen im Irak jährlich mehrere Milliarden Dollar aus dem US-Militärbudget zufließen. In Kolumbien hängen Söldneranbieter an der Nadel des Drogenkriegs. Auch in Afrika eröffnen sich den „vaterlandslosen Soldaten“ neue Betätigungsfelder, weil die Rohstoffe des Kontinents immer interessanter werden. Ein Dossier.Von
MILITÄRUNTERNEHMER, die das Kriegsgeschäft kommerziell betreiben, gibt es in Europa schon seit dem frühen Mittelalter. Die Nachfrage der Landesherrn nach ihren Dienstleistungen nahm über Jahrhunderte zu, denn das feudalherrschaftliche Militär war ausgesprochen ineffizient.Von
NIRGENDS sonst außer im Irak betreiben die USA eine so facettenreiche Söldnerpolitik wie in Kolumbien. Weil der hauseigene Terror durch paramilitärische Gruppen nicht ausreichte, um die immer mächtiger werdende Guerilla einzudämmen, beschloss Washington den milliardenschweren „Kolumbienplan“. Seither wird eine Vielzahl von US-Firmen im Kampf gegen den Drogenhandel eingesetzt. Dass dabei die Grenzen zur Aufstandsbekämpfung überschritten werden, ist von beiden Regierungen erwünscht. Indes erliegen die aus dem Norden finanzierten Söldner häufig dem Rausch der Macht – und der Macht des Rausches.Von
Seit jeher waren in Afrika Söldner beteiligt, wann immer es darum ging, eskalierende Konflikte einzudämmen oder von Rebellen bedrängte Diktatoren zu stützen. Früher hielten sich diese „Soldiers of fortune“ für Kämpfer gegen den Kommunismus, heute geht es nur noch ums Geld.Von