12.11.2004

Die Schrecklichen und die Freiwilligen – ein Glossar des Söldnerwesens

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Die Schrecklichen und die Freiwilligen – ein Glossar des Söldnerwesens

Les Affreux – die Schrecklichen: Zum Topos gewordener Beiname, den die Angestellten der belgischen Union Minière in Katanga in den 1960er-Jahren den Söldnern gaben, wenn diese von Militäreinsätzen zurückkehrten.

Condottiere (aus dem Lateinischen von conducere, „zusammenführen“, oder auch vom italienischen condotta, „Vertrag“): Anführer von Söldnerhaufen in Italien zwischen dem 14. und 16. Jh. Einige sind auch zu politischer Macht gelangt, wie Francesco Sforza, der durch die Heirat mit der Tochter seines Auftraggebers, Bianca Maria Visconti, zum Herzog von Mailand aufstieg.

DPSD (Direction de la protection et de la sécurité de la défense): Eine der Aufgaben der „Direktion für den Schutz und die Sicherheit der Landesverteidigung“ ist es, illegalen Waffenhandel aufzuspüren und die seit April 2003 unter Strafe gestellte Rekrutierung von Söldnern anzuzeigen.

DPS (Département protection securité): Der Ordnungsdienst des Front National (vor dessen Spaltung), der privaten Sicherheitsfirmen schlagkräftiges Personal zuführt.

Französische Revolution: Am 28. Februar 1790 beschloss die Konstituierende Versammlung, das Söldnerwesen in Frankreich offiziell abzuschaffen. Es waren vor allem Schweizer und deutsche Söldner, die der König gegen die revolutionäre Bevölkerung in Paris in die Straßenkämpfe geschickt und gegen die sich eine Bürgerwehr formiert hatte.

Freiwilliger: Im Unterschied zum Söldner engagiert sich der Freiwillige aus Idealismus. Materielle Motive spielen dabei keine Rolle. Bekanntestes Beispiel sind die Internationalen Brigaden in Spanien (1936–1939).

Fremdenlegion: Freiwilligentruppe, deren Angehörige nichtfranzösische Staatsbürger sind, die der französischen Armee aber rechtlich gleichgestellt ist, mit denselben Dienstgraden, demselben Sold und denselben Beförderungsstatuten. Die „Legion“ gilt wie das spanische Tercio, die britischen Gurkhas und das 32. Bataillon Südafrikas rechtlich nicht als Söldnertruppe.

Hessen: Zwischen 1776 und 1784 „vermietete“ Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel Regimenter mit insgesamt 19 000 Mann an das Vereinigte Königreich zur Unterdrückung der amerikanischen Revolutionäre. Daher wurden die Hessen auch „hirelings“ (Mietlinge) genannt. Einige desertierten zur amerikanischen Seite und ließen sich in der Neuen Welt dauerhaft nieder. Die Hetrina ist ein Namensindex aller hessischen Soldaten, die in Amerika dienten. Für viele verarmte Bauernfamilien in Nordhessen war der Söldnerberuf die einzige Perspektive. Auch in der Grande Armée Napoleons, dem großen europäischen Heer, das zwischen 1792 und 1815 durch Europa zog, dienten ca. 20 000 Hessen.

IPOA (International Peace Operations Association): Der Verband der amerikanischen Sicherheits- und Militärunternehmen betreibt intensive Lobbyarbeit bei multilateralen Institutionen und humanitären Organisationen.

Kaperschiff: Bewaffnetes Schiff, das mit mehr oder weniger ausdrücklicher staatlicher Genehmigung (im Unterschied zur Piraterie) von Privatpersonen ausgerüstet wird, um den Seehandel feindlicher Staaten zu stören.

Lansquenet (Landsknecht): deutsche Söldner im Dienst Frankreichs und des Empire (15.–17. Jahrhundert). Nach ihnen ist auch ein Kartenspiel benannt, „jouer au lansquenet“.

Monarchie: Zur Zeit der französischen Monarchie bestand ein Drittel der Streitkräfte immer aus ausländischen Regimentern.

Nichtregierungsorganisationen: Seit der Operation „Neue Hoffnung“ im Dezember 1992 in Somalia beauftragten Nichtregierungsorganisationen wiederholt private Sicherheitsfirmen damit, Konvois zu begleiten und örtliche Niederlassungen zu schützen.

Outsourcing: Delegation von Dienstleistungen der Streitkräfte (z. B. die medizinische Versorgung) an Privatfirmen.

PMC (Sociétés militaires privées): Diese privaten Militärunternehmen verfügen über Kapazitäten zum Truppentransport und können auch in bewaffneten Aktionen gegen „innere und äußere Feinde“ eingesetzt werden.

PSC (Sociétés de sécurités privées): Diese privaten Sicherheitsunternehmen beschränken sich auf Beratung und technische Unterstützung und beteiligen sich angeblich nicht an bewaffneten Auseinandersetzungen.

Schweizergarde: Die wegen der Kasernengröße auf 110 Soldaten begrenzte Truppe ist für die Sicherheit von Vatikan und Papst verantwortlich. Die Gardisten werden unter Schweizer Staatsangehörigen römisch-katholischen Glaubens rekrutiert. Seit 1859 ist die Schweizergarde die einzige nach Schweizer Recht legale Söldnertruppe.

Söldner (mercenaire, von lat. mercis: „Ware“): Soldat, der gegen Geld (Sold) einer fremden Regierung dient.

Soldier of Fortune: Von Robert Brown (Offizier a. D. der US-Spezialeinheiten in Vietnam) gegründete Zeitschrift, die Chroniken von Militäroperationen veröffentlicht; gilt als erste Adresse für Suche- und Biete-Anzeigen für Söldnerarbeiten.

Schweizer: Das Beste, was ein Mann im ebenso armen wie übervölkerten Land der Eidgenossen im 16. Jahrhundert anstreben konnte, war die Verdingung als Söldner. Nach den alljährlichen Feldzügen kehrten die Schweizer im Winter nach Hause zurück, im Gepäck ihren „Sold“ und ihre Beute. Die Schweizer galten als die besten Soldaten ihrer Zeit. In der Entscheidungsschlacht bei Pavia (1525) streikten die im Dienst des französischen Königs Franz I. stehenden Söldner, weil sie nicht bezahlt worden waren: „Kein Geld, keine Schweizer“, lautete ihre Parole. Die letzten Schweizerregimenter der französischen Armee wurden 1830 entlassen.

Le Monde diplomatique vom 12.11.2004