Archiv: Texte

In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
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Ausgabe vom 16.01.2004


  • Vor zwei Jahren kamen die ersten Gefangenen nach Guantánamo Bay. Heute sitzen etwa 660 Menschen im Delta Camp – in einem „juristischen Schwarzen Loch“, wie es der britische Lordrichter Johan Steyn nennt. Doch jeder der Männer aus 44 Ländern hat seine eigene Geschichte. Das US-Militär, das von Präsident Bush zu ihrem Richter ernannt wurde, unterteilt sie in drei Kategorien. Die einen werden still und leise entlassen, weil ihnen nicht einmal zum Schein ein Verfahren anzuhängen ist. Die Mitglieder der zweiten Gruppe, darunter sieben britische Bürger, dürfen in ihr Herkunftsland zurück, wenn deren Regierung bereit ist, sie ständig zu überwachen. Einer dritten Gruppe wird der Prozess gemacht, der im rechtsstaatlichen Sinne keiner ist. Über die Urteile dieser „Militärkommission“ befindet am Ende ohnehin der US-Verteidigungsminister.Von
    AUGUSTA CONCHIGLIA
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  • Von
    ANDREA BÖHM
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  • GENETISCH veränderte Getreidesorten und Labormäuse gibt es schon seit einiger Zeit. Jetzt haben taiwanesische Wissenschaftler einen relativ unscheinbaren Zebrafisch per Genmanipulation zum Leuchten gebracht. Der Effekt sollte eigentlich nur der medizinischen Forschung dienen: Die genveränderten Organe lassen sich bei automatischer Innenbeleuchtung genauer betrachten. Night Pearl heißt der kleine Zebrafisch. Jetzt hat sich die transgene Nachtperle auch bei den Liebehabern von Zierfischen durchgesetzt.Von
    FRANCK MAZOYER
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  • DIE EU ist ein politisch und wirtschaftlich starkes Gebilde – das einzige in Frage kommende Gegengewicht zu den USA, in das viele Menschen große Hoffnungen setzen. Dabei geht es sowohl um den Ausstieg aus der militärischen Hochrüstungslogik als auch um die gemeinschaftliche Gesundheits- und Altersversorgung aller EU-Bürger. EU-Politiker könnten, so der britische Politologe, vom US-amerikanischen System der Social Security Card etwas lernen.Von
    ROBIN BLACKBURN
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  • Von
    JOHN BERGER
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  • NACH der „Rosenrevolution“ in Georgien Ende letzten Jahres und den Präsidentschaftswahlen am 4. Januar hat das kleine Land an der Südflanke Russlands die eigentlichen Probleme noch vor sich: Der 37-jährige Heißsporn Michail Saakaschwili, der als strahlender Sieger aus der Wahl hervorgegangen ist, muss der Bevölkerung des Landes eine überzeugende Perspektive bieten. Ob die Westorientierung hält, was die neue Elite verspricht, wird sich erst noch zeigen. In den Nachbarländern Armenien und Aserbaidschan dagegen bedeutet Stabilität immer noch vor allem Kontinuität, und zwar für die Machthaber.Von
    VICKEN CHETERIAN
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  • JE größer die Überlegenheit der USA und des Westens in der konventionellen Kriegsführung wird, umso mehr verlagert sich die Auseinandersetzung weg vom klassischen Schlachtfeld und hin zur unsichtbaren Front des Terrorismus. Mit jeder militärischen Entscheidung eines Konflikts nimmt die Gefahr weltweiter Attentate zu. Ob die USA ihren Grenzschutz ins Ausland verlagern, Passagierflüge ausfallen müssen oder die Falken des Pentagon mit dem Einsatz von „Mini-Nukes“ spekulieren: In der Sicherheitspolitik stehen alle Zeichen auf Eskalation.Von
    PIERRE CONESA
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  • Von
    ANDRZEJ STASIUK
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  • DAS Weltsozialforum, das 2002 und 2003 in Porto Alegre stattfand, trifft sich dieses Jahr im indischen Mumbai (Bombay). Indien hat sich seit Ende der 1980er-Jahre unter dem Druck einer Wirtschaftskrise zwar schrittweise dem internationalen Handel geöffnet, doch das Misstrauen und der Widerstand gegen die Globalisierung sitzen noch tief. Seit seiner Unabhängigkeit 1947 hat das Land seine traditionell geprägte Wirtschaft mit hohen Zöllen und einem starken Staat vor der ausländischen Konkurrenz geschützt. Diese Barrieren werden nun allmählich abgebaut – zum Vorteil einer städtischen Mittelklasse, deren Lebensstandard langsam, aber sicher steigt, und zum Nachteil aller anderen. Auf die größte Demokratie mit den meisten Armen der Welt kommen damit soziale und regionale Konflikte zu, deren Folgen noch gar nicht abzusehen sind.Von
    CHRISTOPH JAFFRELOT
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  • Tag für Tag lockt Bombay tausende Zuwanderer aus ganz Indien an. Hier suchen sie ihr Glück, und viele finden es auch. Doch die meisten schaffen es nur zu einem elenden Dasein in den Slums oder noch schlimmer: auf der Straße. Und viele enden in den Fängen der mächtigen Mafia. Doch für alle ist Bombay der einzige Ort, an dem man leben kann – „the place to be“. Von
    MILA KAHLON
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  • ALLE Parteien in Deutschland wollen den „Reformstau“ auflösen, der angeblich den Wirtschaftsaufschwung blockiert. Die Gewerkschaften sind trotz defensiver Lohnpolitik unter Druck wie nie zuvor. Wer widerspricht noch dem liberalen Credo, wonach nur forcierte Deregulierung und radikaler Sozialabbau zu neuen Investitionen führen. Doch dieses Argument verkennt die Investitionshemmnisse der Vergangenheit – und übersieht, dass die Zukunft gerade dann bedroht ist, wenn die soziale Stabilität des deutschen Modells verspielt wird.Von
    Heiner
    Ganßmann *
  • Die europäische Verfassung ist eine Unternehmung bislang ungekannten Ausmaßes. Dass es bei der Umsetzung zu etlichen Schwierigkeiten kommt, ist daher kaum verwunderlich. Doch das Fiasko, das der Gipfel vom letzten Dezember in Brüssel gebracht hat, ist mehr, nämlich ein Symptom der Krise. Im Zuge der Erweiterung von ehedem 6 über 15 auf demnächst 25 Mitgliedstaaten ist die Frage der Entscheidungskompetenzen besonders heikel. Unstrittig ist hingegen, dass das bisherige finanzielle Subventionssystem nicht aufrechterhalten werden kann, da die Mehrzahl der neuen Beitrittsländer eher zur ärmeren Verwandtschaft gehören. Bei der Diskussion um die Zukunft der EU muss es vor allem darum gehen, das Europa des Marktes durch ein Europa der Bürger zu ergänzen und womöglich zu kontrollieren. Von
    BERNARD CASSEN
  • DER Schwarze Kontinent bekommt die Destabilisierung durch die wirtschaftliche Globalisierung mit besonderer Schärfe zu spüren. Nach ihrer nationalen Unabhängigkeit konnten die ohnehin schwachen jungen Staaten keine staatliche Souveränität im eigentlichen Sinne ausüben. Die mächtigen internationalen Konzerne und die von IWF und Weltbank verordneten Strukturanpassungsprogramme haben dafür gesorgt, dass der Spielraum der Staatsmacht in vielen afrikanischen Ländern gegen null geht.Von
    PIERRE FRANKLIN TAVARES
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  • Von
    BERNARD AHUA
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  • SEIT langem gilt Oman als ein verlässlicher Partner des Westens am Persischen Golf. Der Protest gegen den Angriff der USA auf den Irak kann auch nicht als Kehrtwende betrachtet werden, hat das Sultanat doch den Krieg gegen die Taliban in Afghanistan noch unterstützt. Im Umfeld des Konflikts verlangt Washington von den arabischen Ländern, dass sie das westliche Demokratiemodell übernehmen. Das Beispiel Oman zeigt jedoch, wie schwierig das ist – demokratische Verhältnisse entwickeln sich eben nicht auf die Schnelle und schon gar nicht auf Kommando von außen.Von
    BRUNO CALLIES DE SALIES
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  • SEIT drei Jahren ist Andrés Manuel López Obrador Bürgermeister in Mexiko-Stadt. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes wurde das Stadtoberhaupt direkt von den Bürgern gewählt und nicht vom Präsidenten ernannt. Mit dieser Verfassungsreform emanzipiert sich das Land politisch von der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI), die die Institutionen mehr als siebzig Jahre lang fest im Griff gehabt hatte. Auch Obrador ist ursprünglich ein Ziehsohn der Partei – seine pragmatische Tagespolitik hat ihm jedoch eine überparteiliche Popularität verschafft. Die könnte ihm bei den nächsten Präsidentschaftswahlen zugute kommen. Falls er antritt, gilt er jedenfalls als aussichtsreicher Kandidat.Von
    IXCHEL DELAPORTE
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