Archiv: Texte

In unserem Textarchiv finden Sie alle Artikel aus der deutschen Ausgabe seit 1995. Ausgenommen sind die Artikel der letzten drei Ausgaben.
Aktuelle Ausgaben
Befristetes Kurzabo


Ausgabe vom 13.12.1996


  • Von
    IGNACIO RAMONET
  • ■ Die Streiks in Frankreich und die Sympathie, die ihnen in der Öffentlichkeit entgegenschlägt, zeigen eines: Die rigorose Sparpolitik ist auch mit der hehren Vision der Einheitswährung nicht zu verkaufen. Überall in Europa wächst der soziale Widerstand, die Bereitschaft zur Verteidigung der Arbeitsplätze, des Lohnniveaus und des Sozialstaatsgedankens. In Spanien sind am 23. November zum zweiten Mal in diesem Jahr 200000 Menschen gegen die Sparpolitik auf die Straße gegangen; in Belgien gab es am 28. Oktober Streiks gegen das Einfrieren der Löhne; in Italien haben 100000 – mit Unterstützung der Rechten – gegen die neue Eurosteuer demonstriert, und auch in England hat es im Sommer und Herbst punktuelle Streiks gegeben. Auch das „Modell Deutschland“ steht in der vereinten Bundesrepublik auf dem Prüfstand.Von
    MATHIAS GREFFRATH
    *
  • Von
    EDGAR ROSKIS
    *
  • DIE vom 20. bis 27. Oktober durchgeführten Kommunalwahlen endeten, wie schon die Parlamentswahlen im Mai 1996, mit einem Sieg der regierenden Demokratischen Partei Albaniens. Zwar erreichte der Wahlbetrug nicht das skandalöse Ausmaß wie im Frühjahr, doch die ausländischen Beobachter zeigten sich nicht weniger beunruhigt. Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist das nur zu verständlich. Denn die Situation in Tirana strahlt aus auf die ganze Region: die Hälfte aller Albaner leben außerhalb ihres Heimatlandes. Die „albanische Frage“ könnte, aus den gleichen Gründen wie die „serbische Frage“, eines Tages die Balkanregion destabilisieren.Von unserem Korrespondenten
    CHRISTOPHE CHICLET
    *
  • DAS einstige Obervolta, eine Enklave ohne Bodenschätze, wurde in der Zeit, als Hauptmann Thomas Sankara sich an der Macht befand, zu Burkina Faso. Seitdem er 1987 ermordet wurde, scheint das „Land der Unbestechlichen“ eine gelungene Demokratisierung zu durchlaufen. Doch fernab von den Regierungsgebäuden haben die stetigen Mühlen der Erinnerung Sankara insgeheim längst in einen mythischen Helden verwandelt, aufgebahrt in der Ruhmeshalle einer jüngeren Generation, die sich auf der Suche nach einer panafrikanischen Identität befindet.Von unserem Korrespondenten
    MICHEL GALY
    *
  • ALS Johannes Paul II. am 19. November Fidel Castro empfing, richtete er damit zugleich eine Botschaft an alle Katholiken Lateinamerikas: Ihn, den die Anhänger der Theologie der Befreiung so oft als „reaktionär“ bezeichnet haben, bat der Máximo Lider der kubanischen Revolution um Hilfe. Bei dem schwierigen politischen Wandel, der in Kuba bevorsteht, will die Kirche ein Wörtchen mitreden, und entsprechend hat sie im Vorfeld das ungerechte US-Embargo gegen Kuba (Helms-Burton-Gesetz) verurteilt.Beunruhigt durch das Vordringen mächtiger Sekten und durch die anhaltende Kritik fortschrittlicher Priester und Mönche an der konservativen Einstellung des Papstes in Fragen der Sitte und Moral, ist der Vatikan in ganz Südamerika zur Gegenoffensive übergegangen. Er stützt sich dabei vor allem auf rechtsgerichtete katholische Organisationen, allen voran die Legion Christi.Von
    MICHEL ARSENEAULT
    *
  • EINE rein buchhalterische Betrachtungsweise hatte die Regierung Juppé veranlaßt, die Thomson AG den Konzernen Matra und Daewoo anzubieten. Welche Bedeutung hatten in dieser Sache Freundschaften im Medienbereich (der Direktor von Matra-Hachette, Jean-Luc Lagardère, leitet auch einen Pressekonzern)? Welche Vorstellung von einem sozialen Europa leiteten die Politiker bei ihrem Entscheid? Mit der am 4. Dezember beschlossenen Aussetzung der Privatisierung des Konzerns hat Juppé zwar eine Schlappe einstecken müssen, doch eine veränderte politische Haltung bahnt sich nicht an. Der folgende Beitrag erschien in der französischen Ausgabe wenige Tage vor dem Aussetzungsbeschluß.Von
    LAURENT CARROUÉ
    *
  • ALS sich im Sommer dieses Jahres das breite soziale und politische Unbehagen auf den Straßen Jakartas entlud, reagierten die indonesischen Machthaber wie üblich mit Repressionen; dabei malten sie das Schreckgespenst eines wiedererwachenden Kommunismus an die Wand. Unter der städtischen Jugend wächst trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs mit der Angst vor der Arbeitslosigkeit auch die Unzufriedenheit. Und auf dem Lande führt ein erheblicher demographischer Druck immer häufiger zu Auseinandersetzungen um Grund und Boden. Allenthalben gärt die Frage: Wer wird der Nachfolger von General Suharto?Von
    FRANÇOISE CAYRAC-BLANCHARD
    *
  • DIE „rein humanitäre“ Mission der multinationalen Truppe, die die Vereinten Nationen Mitte November per Resolution genehmigte, entwickelt sich zunehmend zu einem verwirrenden Unterfangen. Die massive Rückkehr der Hutu-Flüchtlinge aus Zaire nach Ruanda hat die politische Situation in der Region grundlegend verändert. Das Regime in Kigali, das aus dieser letzten Krise als eindeutiger Sieger hervorgegangen ist, kann für die Wiederansiedlung der Heimkehrer internationale Hilfe in Anspruch nehmen. Die Verantwortlichen des Völkermords in Ruanda, die man aus der Bevölkerung herausgefiltert hat, können vor den internationalen Gerichtshof gestellt werden. Um Präsident Mobutus Macht ist es schlecht bestellt: Falls die Rebellion auf die Provinzen Shaba und Kasai übergreift, würde der bereits fortgeschrittene Zerfallsprozeß des Landes erheblich beschleunigt.Von unserer Korrespondentin
    COLETTE BRAECKMAN
    *
  • Von unserer Korrespondentin
    FLORENCE BEAUGÉ
    *
  • NACH dem „Ende der Illusion“ von François Furet (Piper Verlag 1996) hat Karel Bartoseks Buch „Les Aveux des archives“ in Frankreich jüngst eine vehemente Debatte über Rolle und Methoden einer Historiographie des Kommunismus ausgelöst. In beiden Büchern wird eine große Hoffnung der Menschheit, der Sozialismus, auf eine düstere Verschwörung von Spionen und Polizeiagenten, auf Verrat und ideologische Verblendung reduziert. Die Debatte hat neben der politischen auch eine ethische Relevanz. Die Autoren,die sich die Neuschreibung der Geschichte zur Aufgabe gemacht haben, gehen offensichtlich – ähnlich wie jene, über die sie schreiben – von der Ansicht aus, daß der Zweck die Mittel heilige. ■ Von
    MOSHE LEWIN
    *
  • Von
    NINA BASCHKATOW
    *
  • Von
    VICKEN CHETERIAN
    *
  • Von
    ALAIN GUILLEMOLES
    *
  • SIEBEN europäische Richter veröffentlichten kürzlich in Genf einen höchst besorgten Aufruf, in dem sie die Regierungen zu gemeinsamen Anstrengungen aufforderten, eine für die Demokratie tödliche Bedrohung abzuwenden. Die organisierte Kriminalität ist im Begriff, über ein gigantisches Netz von Partnerschaften und mit Unterstützung von Politikern und multinationalen Finanz- und Geschäftskreisen in sämtliche Bereiche der Weltwirtschaft vorzudringen; sie treibt ihr Spiel mit der rechtsstaatlichen Ordnung, die durch ein weitverzweigtes System korrupter Machenschaften nach und nach vergiftet wird.Von
    MICHEL CHOSSUDOVSKY
    *
  • ES war der Konkurrenzkampf der amerikanischen Pressezaren in den Gründerjahren der Massenkultur, der 1896 die Comic strips hervorbrachte, eine „graphische Literatur“, von der sich seither Kinder wie Erwachsene verzaubern lassen und die als Ausdruck der Imagination in unserem Jahrhundert gleichberechtigt neben dem Kino und dem Kriminalroman steht. Seit einem Jahr ist jedoch in Europa eine neue Art von Comics (und Zeichentrickfilmen) auf dem Vormarsch: Diese sogenannten „Mangas“ kommen aus Japan und zeichnen sich durch ihre beklagenswerte Schlichtheit, ihre notorische Gewalttätigkeit und ihre zweifelhafte Ideologie aus.Von
    PHILIPPE VIDELIER
    *
  • Von
    PASCAL LARDELLIER
    *
  • ■ Keynes oder Der Geist der praktischen VerantwortungIN der Geschichte der politischen Ökonomie ist John Maynard Keynes neben Marx der einzige Autor, dessen Name zu einem -ismus wurde. Und trotz heftiger Attacken der Vertreter des Neoliberalismus bleibt der Keynesianismus auch fünfzig Jahre nach dem Tod des Autors der „Allgemeinen Theorie“ eine lebendige Denkrichtung. Keynes, der brillante Kopf, ein kultureller Schöngeist und zugleich ein politisch aktiver Mensch, war vom Geist der Verantwortung erfüllt: Der Zweck der Ökonomie liegt für ihn allein darin, dem Menschen zu dienen. Damit verstört er zutiefst alle, die nur auf den Markt setzen und strikt dagegen sind, daß die Staatsbürger sich in die Angelegenheiten einmischen, die sie direkt betreffen.Von
    MICHEL BEAUD
    und
    GILLES DOSTALER
    *
  • AM 19. Dezember wird in Paris die Ausstellung „Face à l'histoire“ (Vom Umgang mit Geschichte) eröffnet. Dieses ehrgeizige Projekt konfrontiert die wichtigsten historischen Ereignisse seit 1933 mit den Sichtweisen der bildenden Künstler. Gewiß handelt es sich hier nicht um eine Wiederbelebung der „Historienmalerei“, in Abgrenzung zu der schließlich die moderne Malerei ausgangs des 19. Jahrhunderts entstanden war. Doch die Ausstellung weiß sich einer gewissen Vorstellung von „Modernität“ verpflichtet, und entsprechend kontrovers wird die getroffene Auswahl der Künstler und Kunstwerke aufgenommen werden, zumal ausgerechnet solche Werke ausgeschlossen wurden, die in herausragender Weise die Schrecken ihrer Zeit überliefert haben.Von
    LIONEL RICHARD
    *
  • Von
    JOHN BERGER