13.03.2009

Krösus gegen Krösus

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Krösus gegen Krösus

In Madagaskar kämpfen zwei Unternehmer um das höchste Amt im Staat von Rémi Carayol

Willkommen im „Tikoland“ – einem Paradies, in dem für Geld alles zu haben ist. So beschreiben politische Gegner Marc Ravalomananas, des Präsidenten von Madagaskar, ihre Heimat. Denn dieser Präsident ist zugleich Chef des marktbeherrschenden Mischkonzerns Tiko.

„Er führt sein Land wie sein Unternehmen. Die Bürger behandelt er wie Angestellte. Ich sehe aber nicht ein, warum ich sozusagen ein Dienstmädchen unseres Herrn Präsidenten sein soll!“ Gisèle Rabeshahala ist Vorsitzende des Vereins Fifanampiana Malagasy (Solidaritätskomitee von Madagaskar), der vor 50 Jahren zur Unterstützung von Opfern der kolonialen Unterdrückung gegründet wurde. Immer mehr Madegassen sind wie Rabeshahala empört darüber, dass heute eine Art Kolonisierung von innen stattfindet: Ihr einst populärer Präsident, der seinem Land eine marktwirtschaftliche Modernisierung versprach, hat während seiner Amtszeit hauptsächlich seine eigene Bereicherung betrieben.

Seit etwa zwei Monaten wankt das Regime. Anfang Januar hat sich Andry Rajoelina, seit 2007 Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo, an die Spitze eines Volksaufstands gesetzt. Der 34-Jährige wirft dem Präsidenten vor, die Reichtümer des Landes im eigenen Interesse an ausländische Konzerne zu verschleudern. Nach gescheiterten Verhandlungen mit dem Präsidenten hat sich Rajoelina bei einer Massenkundgebung in Antananarivo selbst zum neuen Staatschef erklärt.

Danach eskalierten die Demonstrationen. Am 26. und 27. Januar kam es zu Plünderungen, die zunächst auf Einkaufszentren und Niederlassungen von Tiko in der Hauptstadt zielten und dann auf andere Geschäfte übergriffen. Mindestens 111 Plünderer wurden von der Polizei erschossen oder sind bei lebendigem Leib verbrannt. Am 7. Februar starben nach Auskunft des Roten Kreuzes 50 Menschen, als sie versuchten, den Präsidentenpalast in Ambohitsorohitra zu stürmen. Die Behörden sprechen hingegen von 28 Todesopfern.

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen der eifrig bekennende Protestant Ravalomanana nicht nur von den einflussreichen christlichen Kirchen Madagaskars unterstützt und von internationalen Geldgebern hofiert wurde, sondern auch mehrere hunderttausend Anhänger in den Straßen der Hauptstadt begeistern konnte.1 Der Machtwechsel im Jahr 2002 war zwar von Unregelmäßigkeiten begleitet, wurde aber von einer breiten Unterstützung der Bevölkerung getragen. Entsprechend groß waren auch die Hoffnungen, die sich nach der 27-jährigen Herrschaft Didier Ratsirakas2 an Ravalomanana knüpften. Der neue Präsident versprach „einen Kühlschrank und einen R4 für jeden Haushalt“. Doch Ravalomanana hat nicht nur gemessen an seinen eigenen Ansprüchen versagt: Die Gehälter mögen um 10 Prozent jährlich gestiegen sein – wenn gleichzeitig die Inflation 25 Prozent beträgt, haben die Menschen letztlich weniger Geld in der Tasche als vorher. Mehr als 70 Prozent der Madegassen leben derzeit unterhalb der Armutsgrenze.

Der Widerstand entzündet sich am Machtmissbrauch des Präsidenten und verbindet Bewohner der Armenviertel, Studenten aus der Mittelklasse und sogar gut betuchte Unternehmer, die sich von der erdrückenden Macht des Tiko-Konzerns bedroht fühlen. Letztere sind es auch, die den Protest finanziell unterstützen. Selbst die gesellschaftliche Elite – sie muss sich den Spitznamen „die Dinosaurier“ gefallen lassen, weil sie sich seit Jahrzehnten im engsten Umfeld der politischen Macht halten kann – hat sich inzwischen von Ravalomanana abgewandt.

Auch Konkurrent Andry Rajoelina ist Unternehmer. Begonnen hat er mit der Organisation von Tanzveranstaltungen. Dann gründete er die erste digitale Druckerei des Landes. Inzwischen gehört ihm der Radio- und Fernsehsender Viva. Am 17. Dezember vergangenen Jahres wurde der Sender von den Behörden geschlossen, weil er eine Rede des im französischen Exil lebenden Expräsidenten Ratsiraka ausgestrahlt hatte. Mit dieser drakonischen Maßnahme brachte der Präsident das Fass zum Überlaufen. Rajoelina warf ihm öffentlich vor, wie ein Diktator zu regieren. „Damit wir uns richtig verstehen: Viva ist der letzte Dreck“, sagt ein Anhänger Rajoelinas, „aber eine solche Zensur konnten wir unmöglich hinnehmen.“

Nadine Ramoroson ist Marketingchefin beim Seifenhersteller Savonnerie tropicale, außerdem Generalsekretärin des Unternehmerverbands Nationaler Wirtschafts- und Sozialrat (Conecs). Auch sie unterstützt Andry Rajoelina. „Ravalomanana ist eine Katastrophe für unser Land. Er hat die soziale Ungleichheit verschärft, und das Einzige, was ihn interessiert, ist Geld. Er ist ein Teufel!“ Doch hinter der sozialen Empörung steckt bei Frau Ramaroson, die nie ohne Leibwächter aus dem Haus geht und einen dicken Geländewagen fährt, ein anderer Grund für ihren Groll gegen den Präsidenten: Indem Ravalomanana die Grenzen geöffnet und ausländischen Investoren den roten Teppich ausgerollt hat, verringerte er zugleich den Einfluss der alteingesessenen Unternehmerfamilien.

Der Präsident dreht sogar am Wechselkurs

„Ravalomanana wollte weg von einer postkolonialen Wirtschaft mit ihren Monopolen und all den Leuten, die Geld verdienen, ohne etwas zu tun. Das haben ihm einige der reichen Familien, die in den vergangenen 40 Jahren ihr Vermögen gemacht haben, nicht verziehen“, sagt der 30-jährige Ny Rado Rafalimanana. Er ist Vorstandsvorsitzender der internationalen Handelsgesellschaft Axius und leitet ein Investmentkonsortium, das in einer schicken Niederlassung mitten in der Hauptstadt residiert.

Tatsächlich lässt Ravalomanana mehr Steuerinspektionen durchführen und setzt auf diese Weise das Recht gegenüber einheimischen Unternehmen durch, die es nicht gewohnt waren, sich an die Regeln zu halten. Das Problem ist nur, dass auch Ravalomanana es immer verstanden hat, von gewissen Spielräumen zu profitieren. So kam es zum Beispiel vor, dass der Präsident den Wechselkurs vom einen Tag auf den andern senken ließ, damit einer seiner Tiko-Frachter im Hafen von Tamatave seine Ladung zu günstigeren Bedingungen löschen konnte. Tags darauf war der Kurs wieder der alte.

Ein anderes Mal senkte das Staatsoberhaupt die Steuern auf Mineralöl, dessen größter Importeur sein Konzern inzwischen ist. „Als Tiko anfing, Seife zu importieren, hat er sogar die Seifensteuern gesenkt. Seither ist importierte Seife billiger als die in Madagaskar hergestellte“, erklärt Nadine Ramarason, nun schon deutlicher in eigener Sache. Aber auch der Internationale Währungsfonds, der 1981 dem anfangs hauptsächlich agroindustriell tätigen Unternehmen Tiko einen günstigen Anschubkredit gewährt hat, bringt den Regierungschef zunehmend in Erklärungsnot.

Die Opposition spricht von Steuerausfällen in der Größenordnung von 60 Milliarden Ariary (24 Millionen Euro) allein aufgrund von Ausnahmeregelungen, die direkt den Firmen des Präsidenten zugutegekommen seien. Beweisen kann sie das nicht. Außer Zweifel steht aber, dass sich Tiko in den letzten zehn Jahren dank der Personalunion von Vorstandsvorsitzendem und Regierungschef prächtig entwickelt hat. Nachdem Tiko vor über 20 Jahren zunächst neuseeländische Kühe importiert und auf der Insel eine milchverarbeitende Industrie aufgebaut hat, umfassen die Aktivitäten der Firma heute auch noch Importgeschäfte, eine Einzelhandelskette, Hoch- und Tiefbau, Hotel- und Gastgewerbe, Zeitungen und Fernsehprogramme, Edelsteinhandel und noch einiges andere mehr.

Wie sich die Verbindung von Marktmacht und politischer Macht im Einzelfall auswirkt, zeigt das Beispiel von Madagascar Autruches. Diese Firma erwarb Mitte der 1990er-Jahre per Erbpachtvertrag ein Gelände in Ansibe südlich der Hauptstadt, um dort eine Straußenfarm aufzubauen. Alles lief gut, bis sich der Präsident für das Grundstück zu interessieren begann. Die Behörden eröffneten ein Enteignungsverfahren wegen angeblichen „öffentlichen Bedarfs“. Offiziell sollte hier ein internationales Messezentrum entstehen, das zugleich als Schaufenster für die neue Agrarpolitik Ravalomananas dienen sollte. Madagascar Autruches musste das Gelände wieder räumen. Von dem neuen Messezentrum fehlt bis heute jede Spur. „Inzwischen wird dort Mais für die Milchkühe von Tiko angebaut“, sagt der Jurist Johary Ravaloson. Er sagt, dass für das Messezentrum ursprünglich ein ganz anderer Standort weiter im Norden vorgesehen war. Der wurde nach der Enteignung von Madagascar Autruches verkauft – natürlich an die Firma Tiko, die dort heute ihre Viehställe hat.

Ankorondrano Andramaheri ist ein Armenviertel in der Hauptstadt Antananarivo. Wer hier aufgewachsen ist und Glück hat, arbeitet in einer der Freihandelszonen der Insel für einen Monatslohn von rund 50 000 Ariary (20 Euro). Zum Vergleich: Ein 50-Kilo-Sack Reis kostet in Madagaskar 14 Euro. Viele verdingen sich in der Schattenwirtschaft als Obst- und Gemüseverkäufer oder Tagelöhner, wenn sie nicht eine Rikscha oder einen Handwagen durch die Stadt schleppen.

„Hier essen die Leute nicht dreimal am Tag, wie anderswo in Madagaskar, sondern einmal, an manchen Tagen auch gar nicht“, sagt Joseph Rakotondrasoa, der Leiter einer Hilfsorganisation. Die meisten Kinder aus armen Familien bleiben Analphabeten, weil sich ihre Eltern das Schulgeld nicht leisten könnten. Nur 20 Prozent der Madegassen schaffen das Abitur.

Sobald irgendwo ein neues Industrie- oder Hotelprojekt ansteht, droht den Bewohnern der Armenviertel der Rausschmiss. „Neulich wollte der Präsident wieder Leute ohne jede Entschädigung aus ihren Häusern werfen“, erzählt die Sozialarbeiterin Harimiza Rakotoarimanana. Die Betroffenen wehrten sich zunächst erfolgreich vor Gericht. Doch so schnell gibt ein Präsident nicht auf. Unter dem Vorwand, die Wohnhäuser in der Nähe des Stadtzentrums neuen Bauvorschriften zu unterwerfen, betreibt er weiterhin den Abriss ganzer Straßenzüge.

Es sind solche Aktionen, die unter den Betroffenen eine unbändige Wut schüren. Aus den Armenvierteln stammen die meisten der Plünderer, die im Januar ums Leben kamen. „Angesichts dieser Situation wäre es doch ein Wunder, wenn es nicht zu Ausschreitungen und Plünderungen käme“, sagt Lucile Rabearimanana, Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Antananarivo, und deutet auf die ärmlichen Holzhütten an einem Kanal, der die informelle Grenze zum Industriegebiet Ivandry bildet. Gleich gegenüber erhebt sich ein riesiger Glaspalast. An den Fenstern im Erdgeschoss kann man sich die Nase vor den neuesten Porsches und Mercedes-Limousinen plattdrücken.

Infrastruktur, die vor allem der Staatschef nutzt

Die Einkommensunterschiede haben sich in Madagaskar seit der 1. Republik (1960–1972) vervielfacht: Während in den 1960er-Jahren die höchsten Einkommen achtmal so hoch waren wie die der Einkommensschwachen, beträgt das Verhältnis heute eins zu hundert. Die meisten Haushalte geben 70 Prozent ihres Geldes für Lebensmittel und andere Grundbedürfnisse aus. Der Rest geht für die Schule und für ärztliche Behandlungen drauf.

Vor diesem Hintergrund machen die Konjunkturdaten der Regierung – jährlich 5 Prozent Wachstum seit 2003 – keinen ganz so guten Eindruck mehr. Geradezu unanständig erscheinen auch die Staatsausgaben für Infrastrukturprojekte, die fast nur der Geschäftswelt oder gar ausschließlich dem Präsidenten zugutekommen: 47 Millionen Euro kostete die neue Boeing, die die alte Präsidentenmaschine ersetzt. 37 Milliarden Ariary haben der Ausbau des Hafens Tamatave und seiner Straßenverbindung zur Hauptstadt gekostet. 22 Milliarden wurden für die Erweiterung des Flughafens in Antananarivo ausgegeben. Die kanadische Sheritt International Corporation hat 3,3 Milliarden US-Dollar investiert, um die Nickel- und Kobaltvorkommen in Ambatovy, nordöstlich von Antananarivo, auszubeuten.3 Es mag sich hier teils um Infrastrukturprojekte und private Investitionen handeln – doch in einem Land, in dem der Staatschef sich vor allem durch persönliches Profitstreben hervortut, werden auch sie inzwischen als präsidiale Bereicherung wahrgenommen.

Der Reformeifer des Präsidenten hat längst auch die Menschen auf dem Land mit ihrem überwiegend naturreligiösen Weltbild und ihren traditionellen Anbaumethoden erfasst. Seit drei Jahren betreibt Ravalomanana eine umfassende Modernisierung der Landwirtschaft. Madagaskars „grüne Revolution“ soll – vor allem mithilfe von Düngemitteleinsatz – zu einer Verdreifachung der Nahrungsmittelproduktion bis 2012 führen. „Aber diese Entwicklung braucht Zeit“, sagt Juscelyno Jaonina Mamitiana, Direktor für Agrarentwicklung in der Region Atsinanana, „und die haben wir angesichts der Öffnung des Landes für Agrarimporte nicht.“

Zwar bemüht sich die Regierung, den Übergang von der Subsistenzwirtschaft zu einer weltmarktfähigen Landwirtschaft zu beschleunigen. So gibt es ein Projekt zur Erhöhung der ländlichen Einkommen (PPRR) und den ambitionierten Madagascar Action Plan (MAP), der die ländliche Entwicklung fördern und vor allem ausländisches Geld ins Land holen soll.4 Neben einem Projekt zur Unterstützung und Entwicklung ländlicher Regionen (PSDR) hat die Regierung 2005 ein Gesetz erlassen, nach dem sich Bauern Eigentumstitel für Felder holen können, die sie seit mehreren Generationen bearbeiten und die ihnen laut mündlicher Überlieferung sowieso gehören.

Doch für einen Bauern, der weniger als einen Euro pro Tag zum Essen hat, ist es schwierig, die 50 000 Ariary (20 Euro) für das Verfahren aufzubringen. Hinzu kommen noch Reisekosten für die Beamten, die die Lage vor Ort erheben. Vor allem verstehen die Betroffenen überhaupt nicht, wozu das alles gut ist. „Warum soll ich für ein Stück Land bezahlen, das mir gehört“, empört sich ein Bauer. „Mein Vater und mein Großvater haben diese Felder schon bestellt. Sie sind dort begraben!“

Auf erbitterten Widerstand stößt besonders die Öffnung der Landwirtschaft für ausländische Investoren. In der regenreichen Region Atsinanana haben im vergangenen Jahr chinesische Unternehmen mit Genehmigung der Regierung ein Pilotprojekt gestartet, das auf einer Fläche von 100 Hektar den Reisertrag verdreifachen will. Die dort arbeitenden Bauern glaubten zunächst, dass ein Teil der Ernte ihnen gehören würde. Doch die Investoren wollten alles für sich behalten.

Auch der südkoreanische Handelskonzern Daewoo Logistics wollte in Atsinanana in großem Stil einsteigen.5 Die Firma wurde 1999 nach dem Konkurs der Daewoo-Gruppe gegründet und hat sich auf landwirtschaftliche Großprojekte spezialisiert. Das Geschäftsmodell ist eine Form des Neokolonialismus: In einem Land, das viel Ackerboden, aber wenig Devisen hat, sollen Produkte für Länder entstehen, die über wenig Land, aber viel Geld verfügen.

In Madagaskar sind nach Schätzung der Behörden nur 8 Prozent der fruchtbaren Böden kultiviert. Im Mai 2008 strebte Daewoo daher einen auf 99 Jahre angelegten Pachtvertrag mit dem Staat über 1,3 Millionen Hektar an, auf denen Palmöl und Mais produziert werden sollten.6 Während Madagaskar auf UN-Nahrungsmittelhilfe angewiesen ist, sollte die gesamte Ernte der verpachteten Flächen nach Südkorea gehen, das als Gegenleistung Infrastrukturprojekte finanzieren wollte. Der Vertrag war so gut wie unterzeichnet, als die Financial Times von 19. November 2008 über den Deal berichtete und große Empörung auslöste. „Alles wurde unter Verschluss gehalten“, sagt ein Diplomat in Antananarivo, der nicht genannt werden möchte. „Die Südkoreaner haben ihre eigenen Untersuchungen mit Geometern und Geografen durchgeführt. Sie sind mit Hubschraubern über die Gegend geflogen. Mit den Bauern hat niemand gesprochen.“

In Atsinanana wären 100 000 Hektar betroffen, davon 33 000 im Distrikt Toamasina II. Dennoch waren die lokalen Behörden nicht informiert. „Wir wissen nichts über das Projekt – außer dass wir in der Bevölkerung für seine Akzeptanz werben sollen! Ich bekam einfach nur einen Plan vorgelegt, den ich unterschreiben sollte“, sagt Distriktverwalter Philibert Randriamaharitra. Offiziell gingen die Südkoreaner von rund 70 000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen im ganzen Land aus. Sie versprachen den Bau von Krankenhäusern, Schulen und anderen sozialen Infrastrukturprojekten. Die Bauern aber sagen, dass sie „bis zum letzten Atemzug“ um das Land ihrer Vorfahren kämpfen werden.

Unterdessen geht in der Hauptstadt das Kräftemessen zwischen Präsident Ravalomanana und seinem Herausforderer Andry Rajoelina weiter. Beide nehmen für sich die Führungsrolle in Madagaskar in Anspruch. Und obwohl der Bürgermeister von Antananarivo auch nicht mit vollkommen anderen Rezepten aufwartet, hoffen die Menschen doch, dass er im Fall eines Siegs Abstand wahren wird zwischen seinen privaten Interessen und den Aufgaben des Staates.

Fußnoten: 1 Fanny Pigeaud, „Der Joghurtkönig. Der Präsident von Madagaskar führt den Staat wie ein Unternehmen“, Le Monde diplomatique, März 2006. 2 Die 27-jährige Regentschaft wurde nur durch drei Jahre der Regierung von Albert Zafy (1993 bis 1996) unterbrochen. 3 Inzwischen sind 40 Prozent von Ambatovy im Besitz von Sherritt, unter deren Leitung das Kobalt und Nickel abgebaut werden. Nach Angaben von Sherritt werden sich die Kosten für das Projekt auf 4,5 Milliarden US-Dollar belaufen. 4 Die acht Ziele, unter anderem in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Umweltschutz, Landwirtschaft, Wirtschaftswachstum und Infrastruktur, sind nachzulesen unter: www.map.gov.mg/index.php/the-8-commitments/. 5 Vgl. „Peuples solidaires et Les Amis de la terre“, Aufruf Nr. 326, Rennes, 14. Februar bis 1. Juni 2009, www.peuples-solidaires.org. 6 Die 1,3 Millionen Hektar Land machen etwa die Hälfte der bebaubaren Fläche des Landes aus; siehe http://sloweb.slowfood.com, Suchworte: „madagascar land grab“. Aus dem Französischen von Herwig Engelmann Rémi Carayol ist Journalist.

Le Monde diplomatique vom 13.03.2009, von Rémi Carayol