08.05.2009

Das Lob der Revolution

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Das Lob der Revolution

von Serge Halimi

Zweihundertzwanzig Jahre ist die Französische Revolution schon her, aber ihre Leiche regt sich noch. Auch wenn Frankreichs damaliger Präsident François Mitterand zu ihrem 200. Jahrestag Margaret Thatcher und Joseph Mobutu einlud, um zu prüfen, ob sie sicher in ihrem Sarg liege. Als im selben Jahr in Berlin die Mauer fiel, verkündete Francis Fukuyama Das Ende der Geschichte, mit anderen Worten die Ewigkeit der liberalen Beherrschung der Welt und nach seiner Überzeugung das unwiderrufliche Ende der revolutionären Episode. Heute erschüttert die Krise des Kapitalismus jedoch erneut die Legitimität der Machthabenden. Die Luft wird dünner, oder dicker, das ist Ansichtssache. Le Figaro spricht von “den Intellektuellen und Künstlern, die zum Aufruhr rufen“, und klagt: “François Furet scheint sich geirrt zu haben: Die Französische Revolution ist nicht zu Ende.“1

Wie viele andere hatte auch der Historiker Furet keine Mühe gescheut, um die Erinnerungen zu beschwören und zugleich auf sicheren Abstand zu halten. Einst hielt man die Revolution für eine historische Notwendigkeit (Marx), ein „neues Zeitalter“ (Goethe), ein Epos, das die von Victor Hugo besungenen Soldaten des Jahres II eröffneten „Und man sah diese herrlichen Landstreicher über die strahlende Erde gehen.“ Nun aber zeigte man nur noch auf das Blut an ihren Händen. Von Rousseau bis Mao habe eine egalitäre, terroristische und tugendhafte Utopie die individuelle Freiheit mit Füßen getreten und das kalte Monster des totalitären Staates hervorgebracht. Dann hätte sich die „Demokratie“ wieder gefangen und heiter, friedlich und marktorientiert den Sieg davongetragen. Auch sie sei eine Erbin von Revolutionen, aber ganz anderen, englischen oder amerikanischen, eher politischen als sozialen, “koffeinfreien“.2

Jenseits des Kanals wurde auch mal ein König geköpft. Weil aber der Widerstand der königstreuen Aristokraten dort nicht so heftig war wie in Frankreich, hatte die Bourgeoisie es nicht nötig, sich mit dem gemeinen Volk zu verbünden, um ihre Herrschaft zu sichern. In begüterten Kreisen gilt das englische Modell ohne Landstreicher und Sansculotten deshalb als vornehmer und weniger gefährlich.

Die Präsidentin des französischen Arbeitgeberverbands, Laurence Parisot, äußerte sich in diesem Sinne gegenüber der Financial Times: „Ich liebe die Geschichte Frankreichs, nur die Revolution mag ich nicht besonders. Das war ein Akt brutaler Gewalt, unter dem wir immer noch leiden. Er hat jeden von uns dazu gezwungen, einem Lager anzugehören. Wir praktizieren Demokratie nicht so erfolgreich wie England.“3

„Einem Lager angehören.“ So eine gesellschaftliche Polarisierung ist wirklich ärgerlich, wo sich doch gerade in Zeiten der Krise jeder solidarisch mit seinem Unternehmen, seinem Chef, seiner Hausmarke zeigen -- und an dem ihm vorbestimmten Platz bleiben sollte. In den Augen derer, die die Revolution ganz und gar nicht schätzen, war ihr größter Makel nicht etwa die Gewalt -- trivialer und trauriger Begleiter der Geschichte --, sondern ein sehr viel selteneres Ereignis: der Umsturz der Gesellschaftsordnung als Ergebnis eines Krieges zwischen Besitzenden und Besitzlosen.

1988 beschimpfte Präsident George H. Bush auf der Suche nach einem schlagkräftigen Argument seinen demokratischen Gegner Michael Dukakis, einen völlig harmlosen Technokraten: „Er will uns in Klassen spalten. Das mag vielleicht gut für Europa sein, aber das ist nicht Amerika.“ Klassen in Amerika, was für eine entsetzlicher Vorwurf! So einschneidend, dass zwanzig Jahre später der gegenwärtige Bewohner des Weißen Hauses den Volkszorn zu entschärfen sucht, weil der Zustand der amerikanischen Wirtschaft Opfer zu verlangen scheint, die ebenso ungerecht verteilt sind, wie es vorher die Gewinne waren: „Aber eine der wichtigsten Lehren aus dieser Krise besteht darin, dass unsere Wirtschaft nur funktioniert, wenn wir einsehen, dass wir alle in einem Boot sitzen. (...) Gleichzeitig können wir es uns nicht leisten, jeden Investor oder Unternehmer zu verteufeln, der Profit machen will.“4 Wir hatte es schon geahnt: Barack Obama wird wohl keine Revolution machen. “Die Revolution ist vor allem ein Bruch. Wer diesen Bruch mit der alten Ordnung, der kapitalistischen Gesellschaft, nicht akzeptiert, kann nicht Mitglied der Sozialistischen Partei (PS) sein.“ Also sprach François Mittérand 1971. Inzwischen sind die Aufnahmebedingungen der PS weniger drakonisch, wird doch der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, ebenso wenig zurückgewiesen wie der Präsident der Welthandelsorganisation, Pascal Lamy. Auch woanders ist der Gedanke an die Revolution sogar in den radikalsten Gruppen in den Hintergrund geraten. Daraufhin hat sich die Rechte dieses Wortes bemächtigt, das offenbar immer noch ein Hoffnungsträger ist. Sie hat daraus ein Synonym für Restauration gemacht, für die Zerstörung der Sozialsysteme, die der herrschenden Ordnung abgerungen wurden. Nach wie vor wirft man den großen Revolutionen ihre Gewalttätigkeit vor. Man empört sich zum Beispiel über das Massaker der Schweizer Garde bei der Eroberung der Tuilerien im August 1792 oder über das an der russischen Zarenfamilie im Juli 1918 in Jekatarinenburg, wie auch über die Liquidation der Offiziere der Armee von Chiang Kai-shek nach der Machtergreifung durch die chinesischen Kommunisten 1949. Es wäre jedoch besser, wenn man nicht zuvor die Hungersnot unter dem Ancien Régime vor dem Hintergrund der prächtigen Bälle in Versailles und des von den Priestern erpressten Zehnten ebenso verschwiegen hätte wie die mehreren hundert friedlichen Demonstranten von Sankt Petersburg, die am Blutsonntag im Januar 1905 von den Soldaten von Zar Nikolaus II. ermordet wurden, und die Revolutionäre von Kanton und Schanghai, die 1927 lebendig in die Heizkessel der Lokomotiven geworfen wurden. Die alltägliche Gewalt der Gesellschaftsordnung, die man damals abschaffen wollte, wird wohlweislich verheimlicht.

Die Geschichte der lebendig verbrannten Revolutionäre hat nicht nur jene geprägt, die sich für Chinas Vergangenheit interessieren, sie ist auch Millionen Lesern von So lebt der Mensch bekannt. Jahrzehntelang standen die größten Schriftsteller, die bedeutendsten Künstler an der Seite der Arbeiterbewegung. Sie rühmten die Revolutionen und die verheißungsvolle Zukunft. Wobei sie wiederum die Enttäuschungen, Tragödien und Verbrechen (politische Polizei, Personenkult, Nepotismus, Arbeitslager, Exekutionen) in den Hintergrund schoben.

Seit dreißig Jahren spricht man allerdings nur noch davon. Es empfiehlt sich geradezu, um an der Universität oder in den Medien Karriere zu machen und in der Akademie zu glänzen. „Wer Revolution sagt, sagt Ausbruch von Gewalt“, erklärt Max Gallo. „Unsere Gesellschaft ist sehr empfindlich. Die größte Verantwortung von jedem, der Zugang zur Öffentlichkeit hat, liegt darin, vor diesem Ausbruch zu warnen.“5 Furet erklärte, jeder Versuch einer radikalen Veränderung sei totalitär oder terroristisch. „Die Vorstellung einer anderen Gesellschaft ist fast undenkbar geworden.“ Deshalb schlussfolgerte er: „Wir sind also dazu verurteilt, in der Welt zu leben, in der wir leben.“6 Man kann sich vorstellen, dass so ein Schicksal den Erwartungen seiner Leser entsprach, die meist ein angenehmes Dasein mit edlen Diners und gepflegten Debatten vor den Stürmen der Zeit bewahrte.

Die Revolutionsphobie und ihre Konsequenz, die Legitimierung des Konservatismus, fanden noch ganz andere Verfechter als Gallo und Furet. Man denke nur an die Medien, das Kino nicht ausgenommen. Seit dreißig Jahren verbreiten sie, dass es jenseits der liberalen Demokratie nichts als tyrannische Regimes gebe, die alle unter einer Decke steckten. Der Hitler-Stalin-Pakt erhält deshalb sehr viel mehr Raum als andere widernatürliche Allianzen, wie zum Beispiel das Münchner Abkommen mit dem Händedruck zwischen Adolf Hitler und Neville Chamberlain. Der Nazi und der Konservative waren sich zumindest im Hass gegen die Volksfronten einig. Diese Klassenangst inspirierte auch die Aristokraten von Ferrara und die Herren der Hochöfen im Ruhrgebiet, als sie die Machtergreifung durch Mussolini und Hitler befürworteten.7 Darf man daran noch erinnern? Gehen wir noch etwas weiter. Léon Blum, der glanzvolle Theorien über seine Ablehnung einer Revolution des sowjetischen Typus verfasste, die von einem seiner Freunde als „Blanquismus mit Tartarensoße“ bezeichnet wurden, und der von den verdienstvollen Professoren stets respektiert wurde, dachte auch über die Grenzen einer gesellschaftlichen Veränderung nach, für die das allgemeine Wahlrecht der einzige Talisman wäre. 1924 warnte er: „Wir sind nicht ganz sicher, ob nicht die Vertreter und Führer der heutigen Gesellschaft in dem Moment, da ihre Grundprinzipien zu sehr bedroht wären, selbst die Grenzen der Legalität übertreten würden.“ An solchen Übertretungen hat es seither wahrlich nicht gefehlt, von Francos Pronunciamento 1936 bis zu Pinochets Putsch 1973, ohne den Sturz Mossadeghs im Iran 1953 zu vergessen. Léon Blum erklärte: „Niemals wurde die Republik in Frankreich durch ein legales, verfassungsmäßiges Votum proklamiert. Sie wurde durch den Willen des Volkes durchgesetzt, das sich gegen die existierende Legalität aufgelehnt hatte.“ 8

Inzwischen gilt das allgemeine Wahlrecht als das A und O jeder politischen Aktivität, das alle anderen Formen kollektiver Intervention, wie etwa Streiks im öffentlichen Dienst verbunden mit Geiselnahmen, disqualifiziert. Léon Blum stellte Fragen, die nach wie vor aktuell sind: „Ist das allgemeine Wahlrecht heute wirklich durchgesetzt? Üben nicht die Konzernchefs und Eigentümer mit ihrem Geld und mithilfe der Presse Druck auf die Wähler aus? Entscheidet jeder Wähler tatsächlich frei -- frei in seinem Denken, frei im Sinne der Unabhängigkeit seiner Person? Bräuchte man nicht eine Revolution, um ihn zu befreien?“ 9 Es geht allerdings das Gerücht, die Entscheidung an der Wahlurne habe in drei europäischen Ländern -- Niederlande, Frankreich, Irland -- dem gemeinsamen Druck der Chefs, des Geldes und der Medien wiederstanden. Aus eben diesem Grund hat man auch keine Rücksicht auf dieses Votum genommen.

Ein republikanischer Kämpfer des Spanischen Bürgerkriegs, der nach Francos Sieg in Frankreich Zuflucht suchte, soll gesagt haben: „Wir haben zwar alle Schlachten verloren, aber wir haben die schöneren Lieder.“ Dieses Bonmot benennt auf spezielle Weise das Problem des Konservatismus und seiner schmerzhaften Pädagogik der Anpassung. Revolutionen hinterlassen in der Geschichte und im kollektiven Bewusstsein eine unauslöschliche Spur, auch wenn sie gescheitert sind, auch wenn man sie diskreditiert hat. Sie verkörpern den seltenen Moment, da das Schicksal aufbegehrt und das Volk die Oberhand gewinnt. Deshalb erfahren sie ein weltweites Echo. Die Aufrührer der „Potemkin“, die Überlebenden des Langen Marsches und die Barbudos der Sierra Maestra lassen auf ihre Weise die Soldaten des Jahres II auferstehen, über die der britische Historiker Eric Hobsbawm schrieb, „die französische Revolution [habe] die Macht des Volkes auf eine Weise offenbart, die keine Regierung je zu vergessen wagte -- und sei es nur durch die Erinnerung an eine improvisierte Armee mit nicht ausgebildeten Rekruten, die jedoch über die mächtige Koalition der erfahrensten Elitetruppen der europäischen Monarchien siegte.“ 10

Es ist nicht nur eine „Erinnerung“: Das moderne politische Vokabular und die Hälfte der Rechtsordnungen der Welt orientieren sich an dem Code, den die Revolution entwickelt hat. Und wer an die Solidaritätswelle mit der Dritten Welt in den 1960er-Jahren denkt, kann sich fragen, ob diese Bewegung in Europa nicht zum Teil aus dem Gefühl der Anerkennung (im doppelten Wortsinn) kommt, das sie hervorgebracht hat. Das revolutionäre, egalitäre, emanzipatorische Ideal der Aufklärung schien tatsächlich im Süden aufzuerstehen, nicht zuletzt dank der Vietnamesen, Algerier, Chinesen und Chilenen, die auf dem Alten Kontinent zur Schule gegangen waren.

Das alte Europa erlahmte, einstige Kolonien übernahmen den Staffelstab, die Revolution ging weiter. Heute ist die Situation anders. Die Emanzipation Chinas oder Indiens und ihre Durchsetzung im internationalen Handel wecken hier und da Neugier und Sympathie, aber keinerlei „universelle“ Hoffnung im Hinblick auf Gleichheit, Rechte der Unterdrückten, ein anderes Entwicklungsmodell oder das Bemühen, eine konservative Restauration durch Bildung und Herkunft zu verhindern. Lateinamerika weckt weltweit viel größere Schwärmerei, weil die politische Orientierung dort zugleich demokratisch und sozial ist. Eine gewisse europäische Linke hat seit zwanzig Jahren den Vorrang gerechtfertigt, den sie den Forderungen der mittleren Klassen einräumt, indem sie das Ende der „revolutionären Phase“ und die politische Tilgung der Arbeiterklasse zur Theorie erhob. Die Regierungen in Venezuela oder Bolivien mobilisieren gerade diese aufs Neue, indem sie ihr zeigen, dass ihre Zukunft zählt, dass ihr historisches Schicksal nicht besiegelt ist, dass der Kampf weitergeht.

So wünschenswert sie auch bleiben mögen, die Revolutionen sind selten. Voraussetzung ist eine unzufriedene, zum Handeln bereite Masse; ein Staat, dessen Legitimität und Autorität auch von einem Teil seiner üblichen Anhänger in Zweifel gezogen wird (wegen seiner wirtschaftlichen Unfähigkeit, militärischen Sorglosigkeit oder internen Auseinandersetzungen, die ihn erst lähmen und dann spalten); und schließlich radikale Ideen, die die Gesellschaftsordnung infrage stellen. Sie werden anfänglich von einer kleinen Minderheit getragen, der sich jedoch alle anschließen können, deren alter Glauben und Loyalität geschwunden sind. 11

Die amerikanische Historikerin Victoria Bonnell hat sich mit den Arbeitern in Moskau und Sankt Petersburg am Vorabend des Ersten Weltkriegs beschäftigt. Da dies der einzige Fall ist, in dem Arbeiter die Hauptakteure einer „gelungenen“ Revolution waren, wollen wir ihre Schlussfolgerung zitieren: „Das revolutionäre Bewusstsein beruht auf der Überzeugung, dass Forderungen nur durch die Veränderung der existierenden Institutionen und eine andere Gesellschaftsorganisation erfüllt werden können.“ 12 Dieses Bewusstsein entsteht nicht spontan, ohne vorhergehende politische Mobilisierung und intellektuellen Aufruhr. Zumal im Allgemeinen, und das erleben wir gegenwärtig, die Forderungen der sozialen Bewegungen zunächst defensiv sind. Sie wollen einen Gesellschaftsvertrag wiederherstellen, der ihrer Meinung nach von den Konzernchefs, den Landbesitzern, den Bankiers, den Regierenden verletzt wurde. Brot, Arbeit, Wohnung, Bildung, eine Lebensperspektive: (noch) keine „strahlende Zukunft“, aber „das Bild einer Gegenwart, die von ihren schmerzhaftesten Aspekten befreit ist“. 13 Erst wenn die Unfähigkeit der Herrschenden offensichtlich wird, die sich aus ihrer Macht und ihren Privilegien ergebenden Verpflichtungen zu erfüllen, wird zuweilen auch außerhalb der militanten Zirkel die Frage gestellt, „ob die Könige, die Kapitalisten, die Priester, die Generäle, die Bürokraten noch einen gesellschaftlichen Nutzen haben“. 14 Dann kann man von Revolution sprechen. Der Übergang von einer Etappe zur anderen kann ganz schnell gehen -- 1789 zwei Jahre, 1917 nur wenige Monate -- oder niemals erfolgen.

Seit beinah zwei Jahrhunderten haben Millionen von Partei- oder Gewerkschaftskadern, Historikern und Soziologen die Variablen analysiert, die über den Ausgang entscheiden: Ist die herrschende Klasse gespalten und demoralisiert? Ist ihr Unterdrückungsapparat intakt? Sind die gesellschaftlichen Kräfte, die nach Veränderung streben, organisiert und imstande, sich zu einigen? Nirgends wurden diese Untersuchungen so intensiv betrieben wie in den USA, wo es oft darum ging, die Revolutionen zu verstehen und anzuerkennen, was sie alles vollbracht haben, allerdings mit dem Ziel, diese Perspektive abzuwenden. Die Zuverlässigkeit solche Studien hat sich als nicht sehr groß erwiesen. 1977 sorgte man sich darin vor allem um die „Unregierbarkeit“ der kapitalistischen Gesellschaft. Und als Kontrast dazu fragte man sich, warum die UdSSR so stabil sei. Dafür gab es eine Vielzahl von Erklärungen: die Neigung der sowjetischen Regierenden und der Bevölkerung zu Ordnung und Stabilität; kollektive Sozialisation, die die Werte des Regimes fördert; nichtkumulative Natur der zu lösenden Probleme, was der Partei Manövrierraum gab; gute Wirtschaftsergebnisse, die zur gewünschten Stabilität beitrugen; Fortschritte im Lebensstandard; Großmachtstatus usw. 15 Der weltbekannte Politologe Samuel Huntington schlussfolgerte aus dieser Indiziensammlung: „Keine der in den nächsten Jahren vorhersehbaren Herausforderungen scheint sich qualitativ von denen zu unterscheiden, auf die das Sowjetsystem bereits erfolgreich reagiert hat.“ 16 Die Fortsetzung ist bekannt.

Fußnoten: 1 Le Figaro, Paris, 9. April 2009. 2 “Mit einem Wort, die liberale Empfindsamkeit verlangt nach einer koffeinfreien Revolution, einer Revolution, die nicht nach Revolution schmeckt“, resümiert Slavoj Zizek in Robespierre: entre vertu et terreur, Paris, 2008, S. 10. 3 Financial Times Magazine, London, 7./8. Oktober 2006. 4 Pressekonferenz vom 24. März 2009. 5 Le Point, Paris, 25. Februar 2009. 6 François Furet, Le passé d‘une illusion, Robert Laffont, 1995, S. 572. 7 1970 haben die Regisseure Vittorio de Sica in Der Garten der Finzi Contini und Luccino Visconti in Die Verdammten dieses Thema angeschnitten. 8 Léon Blum, „L‘idéal socialiste“, La Revue de Paris, mai 1924. Cité par Jean Lacouture, Léon Blum, Seuil, Paris, 1977, S. 201. 9 Léon Blum, ibid. 10 Eric J. Hobsbawm, Echoes of the Marseillaise. Two Centuries Look Back on the French Revolution, London, Verso, 1990. 11 Siehe Jack A. Goldstone Revolutions: Wadsworth Inc Fulfillment, Belmont (Kalifornien), 2002, und Theda Skocpol, States and Social Revolutions, Cambridge University Press, 1979. 12 Victoria Bonnell, The Roots of Rebellion. Workers‘ Politics and Organizations in St. Petersburg and Moscow, 1900--1914, University of California Press, Berkeley, 1984, S. 7. 13 Barrington Moore, Injustice. The Social Bases of Obedience and Revolt, Sharpe, White Plains, NY, 1978, S. 209. 14 Ibid, S. 84. 15 Siehe. Seweryn Bialer, Stalin‘s Successors. Leadership, stability, and change in the Soviet Union, Cambridge University Press, 1977. 16 Samuel Huntington, Remarks on the Meaning of Stability in the Modern Era, in: S. Bialer and S. Sluzar (ed.), Radicalism in the Contemporary Age, Vol. III: Strategies and Impact of Contemporary Radicalism, Westview Press, Boulder, CO, 1977, S. 277.

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz

Le Monde diplomatique vom 08.05.2009, von Serge Halimi