15.04.2005

Vom Rohmenschen zum Schrumpfkopf

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Vom Rohmenschen zum Schrumpfkopf

Für die perfekte freie Zirkulation der Waren käme es auch darauf an, dass diesen Waren keinerlei verfälschender kultureller, moralischer oder gar transzendenter Wert anhaftet – weshalb die radikalen Marktliberalen solche Werte am liebsten ignorieren oder den Waren entziehen würden. Aber gerade solche Werte haben den Menschen Orientierung gegeben.

Von DANY-ROBERT DUFOUR *

IN meinem Buch über „Schrumpfköpfe oder die neue Sklaverei des befreiten Menschen im Zeitalter des totalen Kapitalismus“1 habe ich zu zeigen versucht, wie sehr der Markt das Denken beeinflusst. Die Beweisführung war relativ einfach: Der Markt verwirft alle die freie Warenzirkulation potenziell behindernden Erwägungen – seien sie auf Moral oder Tradition bezogen, seien sie transzendierender, transzendentaler, kultureller oder umweltpolitischer Natur. Aus diesem Grund strebt der neue Kapitalismus nach Zerstörung aller symbolischen Werte, bis den Waren nichts anderes mehr anhaftet als ihr purer Geldwert. Ein Beispiel für die Desymbolisierung der Produktwelt bieten die neuen Euroscheine. Verschwunden sind die großen Köpfe, die – von Pasteur bis Pascal, von Descartes bis Delacroix – noch bis vor kurzem den Geldverkehr mit den Kulturgütern der europäischen Nationalstaaten verbanden. Auf den heutigen Euroscheinen sieht man nur noch Brücken, Tore oder Fenster, die etwas verschwommen Allgemeines rühmen.

Indem der Markt alle übergeordneten Wert zunichte macht, dereguliert, fabriziert er langsam, aber sicher einen „neuen Menschen“, der keine Urteilsfähigkeit mehr besitzt (vom Kriterium der Gewinnmaximierung einmal abgesehen), der genießt, ohne zu begehren (das einzig mögliche Heil liegt in der Ware), dessen Identität sich allen Strömungen bereitwillig anpasst (es gibt kein Subjekt mehr, nur noch vorübergehende, unsichere Subjektivierungen) und der für geschäftliche Verbindungen aller Art offen ist.

Diese neue Art neoliberaler Deregulierung führt zu einiger Verwirrung. Weil sie die Autonomie des Einzelnen und mehr soziale Toleranz proklamiert, haftet ihr ein Hauch des Libertären an – als durchlebten wir eine Phase der Befreiung vom alten repressiven Patriarchat, als stünde eine unvergleichliche Revolution bevor. Dabei ist es doch der Kapitalismus selbst, der diese angebliche Revolution verordnet hat, um die Ware auch in die Bereiche einzuschleusen, in denen sie noch nicht den Ton angab – in die Bereiche der Moral und der Kultur.

Karl Marx hat diese „revolutionäre“ Seite des Kapitalismus früh benannt: „Die Bourgeoisie“, schrieb er, „kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweisen war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neu gebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.“2 In seiner gegenwärtigen, auch als Anarchokapitalismus bezeichneten Form hat der Kapitalismus die Fähigkeit, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern, auf die Spitze getrieben.

Diese Umwälzung geht so weit, dass manche nur den „freiheitlichen“, „jugendlichen“, „geilen“ Aspekt dieser neuen Form des Kapitalismus zu sehen geneigt sind und sich leichthin für die mit ihm einhergehende Revolution der Sitten begeistern. Am revolutionärsten fühlen sich diejenigen, die der kulturellen und symbolischen Deregulierung vorbehaltlos folgen – ich denke an den Teil der linken Szene, der sich für alles begeistert, was „in“ ist.

Der alles verschlingende Markt

DER Markt vermag alles für sich zu vereinnahmen: Eine Menge Leute sind bereits emsig damit beschäftigt, uns eine Ramschmoral anzupreisen. Es wäre nun aber fatal, die Wertediskussion den Konservativen zu überlassen, denn Leute wie George W. Bush, die Televangelisten und ihre puritanischen Helfershelfer in den USA oder faschistoide Populisten in Europa besetzen jedes entstehende Vakuum sofort mit ihren Wertvorstellungen. Im Namen einer Bevölkerung, die auf die moralischen Schäden durch die grenzenlose Ausweitung der Warenherrschaft mit dumpfer Beunruhigung reagiert, ist es daher unabdingbar, ganz neu über Werte, den Sinn des gesellschaftlichen Lebens und das Gemeinwohl nachzudenken.

Die Wertedebatte betrifft jedoch nicht nur kulturelle Aspekte. Vielmehr wird deutlich, dass die geistige Umgestaltung nur die erste Phase eines umfassenderen Mechanismus ist. Das „Schrumpfen der Köpfe“ und die Desymbolisierung sind nur das Vorspiel zu einer weiteren tief greifenden Neudefinition des Menschen, die nicht nur seinen Geist, sondern auch seinen Körper betrifft. Denn die Desymbolisierung findet zu einem entscheidenden Zeitpunkt statt. Mit der Entschlüsselung des genetischen Codes vermag der Mensch zum ersten Mal die Schrift zu entziffern, deren Ausdruck er ist. Etwas bis dahin Unglaubliches ist möglich geworden: Das Geschöpf kann sich selbst neu schaffen; das Geschöpf kann in seine Schöpfung eingreifen und als sein eigener Schöpfer auftreten, indem es selbst die Stelle der evolutionären Naturgesetze einnimmt.

Als würde man dem Rat des großen humanistischen Renaissancedenkers Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494) folgen – nur dass man dabei jegliches Maß überschreitet. Pico wollte der absoluten göttlichen Herrschaft den freien menschlichen Willen als Widerpart entgegensetzen. Darum rief er den Menschen in „De hominis dignitate/Über die Würde des Menschen“ dazu auf, „sein eigenes Bildnis zu formen“. Sein Appell hat die ganze spätere Philosophie stark beeinflusst, die man auch – von Descartes’ „cogito“ über das kritische Ideal der Aufklärung bis hin zum Tod Gottes bei Friedrich Nietzsche – als eine einzige, lange Weiterentwicklung über das Thema des freien menschlichen Willens begreifen kann.

Der heutige Mensch jedoch ist im Begriff, das Ideal zu überbieten. Das Bildnis, das er von sich formt, könnte ein lebendiges werden, dazu bestimmt, an die Stelle des Menschen selbst zu treten. Das wäre, nebenbei gesagt, nichts Geringeres als das Ende der Philosophie. Es liefe in der Tat auf die unwiderrufliche Umwandlung der seit der Antike angestrebten geistigen Erneuerung in ein rein technisches Streben nach Veränderung des Körpers hinaus. Aber wozu ein neuer Körper, wenn man darüber den Verstand verliert?

Der Kapitalismus hat die Welt des Lebendigen so sehr durchdrungen, um immer neue Räume für die Ware zu erschließen, dass die möglichen Folgen nun doch nicht totgeschwiegen werden. Francis Fukuyama, der große Neoliberale, der nach dem Fall der Berliner Mauer den Anfang vom „Ende der Geschichte“3 angekündigt hatte, musste sich korrigieren und zugeben, dass der Triumph des Marktes doch nicht die letzte Episode der Menschheitsgeschichte sei – die biologische Veränderung der Menschheit würde noch folgen. Aber diese Erkenntnis gab ihm nur Gelegenheit, sich in seine nächste Fehleinschätzung zu verrennen. Laut Fukuyama könne uns ausgerechnet der Neoliberalismus vor diesem fatalen Schicksal bewahren – während er uns doch geradewegs in die Sackgasse hineinführt. Für ihn wäre die Marktdemokratie perfekt, würde sie nicht durch die Entwicklung bestimmter Techniken bedroht. „Eine Technik, die mächtig genug ist, das, was wir sind, umzugestalten, könnte für die liberale Demokratie böse Folgen haben.“4

Damit sich die Demokratie nicht selbst abschafft, reicht es nach Fukuyama aus, dass die Länder „die Entwicklung und Nutzung der Technik politisch regulieren“. Ein frommer Wunsch, der niemandem schadet und es Fukuyama erlaubt, das Wesentliche zu verschweigen: Der Markt selbst erhält die unbeschränkte Entwicklung der Technowissenschaften aufrecht. Wir sollten uns also fragen: Gibt es in unseren postmodernen Demokratien, in denen alles gesagt werden darf, eine politische Instanz, die feststellt, ob die Menschen den Wandel zur reinen Marktlogik wollen oder nicht? Das Fehlen einer solchen Instanz aber wiegt schwer. Denn die Fabrikation einer Posthumanität könnte auf direktem Wege in eine Phase der Produktion von „Übermenschen“ führen, die keiner Zeugung bedürfen, und von „Untermenschen“, die die subalternen Aufgaben erledigen. Womöglich gibt es in absehbarer Zeit neben den genveränderten Organismen auch neue, genetisch veränderte Varianten des Menschen. Dann werden wir von der Postmoderne zur Posthistorie übergegangen sein. Noch weiß niemand, wie diese aussehen wird. Wir können nur sagen, was sie nicht mehr sein wird, da sie fünf große Topoi auf den Scheiterhaufen der Geschichte wirft: die Gemeinsamkeit der Menschen, die Schicksalhaftigkeit des Todes, die Individuierung, das (problematische) Arrangement zwischen den Geschlechtern und die Generationenfolge.

Die nicht genug rettende Natur

DAMIT ist der Fortbestand der menschlichen Gattung selbst bedroht. Ihr Erhalt erfolgt über einen symbolischen und kulturellen Rahmen. Das erklärt sich aus der von manchen paläoanthropologischen Forschern anerkannten Tatsache, dass der Mensch als ein früh geborenes Wesen betrachtet werden kann, unfähig, seine Anlagen vollständig zu entwickeln, und dennoch fähig, sich fortzupflanzen und seine jugendlichen Eigenschaften, die bei anderen Lebewesen nur für eine Übergangszeit existieren, weiterzugeben. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Neotenie des Menschen.5 Aufgrund seiner verzögerten Entwicklung strebt dieses unfertige Geschöpf – anders als die anderen Lebewesen – nicht in seiner ersten, sondern in seiner zweiten Natur, nämlich in der Kultur, nach seiner vollen Entfaltung.

In dieser zweiten Natur finden sich Götter, Erzählungen, Grammatikregeln. Sie wendet sich allen möglichen Dingen in der Welt zu (Sternen, Kieselsteinen, Würmern, Musik, Geschriebenem, Rechnen, Subjektivität, Geselligkeit), betrifft aber auch die in die Zukunft gerichtete Aktivität des Menschen sowie Gesetze, Prinzipien, Werte. Wenn dieser Rahmen beschädigt wird, ist nicht nur die menschliche Gattung bedroht, sondern es existiert dann auch keine Rechtfertigung mehr, sich artverändernden Manipulationen, so sie denn möglich sind, zu widersetzen.

Schon erheben sich Stimmen, um die angeblich gute Nachricht von der bevorstehenden Veränderung des Menschen zu begrüßen. Insbesondere tut sich da der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk hervor. Ende 1999 erregte sein auf einer Heidegger-Tagung in Schloss Elmau gehaltener Vortag „Regeln für den Menschenpark“6 großes Aufsehen. Die Äußerungen dieses „linken Nietzscheaners“ scheinen mir bezeichnend für die Verwirrung, die die derzeitige symbolische Deregulierung in den Köpfen anrichten kann.

In einer anderen Rede, die Sloterdijk im März 2000 am Centre Georges Pompidou hielt, wurde Heidegger geradezu auf den Kopf gestellt.7 Es hieß nicht mehr, die Technik sei „Vergessen des Seins“, sondern sie trage als Hauptattribut des sich selbst produzierenden neotenen Menschen zur „Domestikation des Seins“ bei. Als wäre die Technik die einzige Errungenschaft des neotenen Menschen, als hätte der symbolische Rahmen aus Vorschriften und Verboten nie existiert! Unter solchen Voraussetzungen sind alle nur erdenklichen Konsequenzen der Technik von vornherein gerechtfertigt. Im Übrigen sind moralische Überlegungen für Sloterdijk so nebensächlich, dass es in seiner „enthemmten“ Rede allein der Technik zukommt, eine Ethik zu bestimmen, und zwar nicht irgendeine Ethik, sondern eine „Ethik des mündigen Menschen“, die als solche für „biotechnische Selbstmanipulationen“ offen ist.

Hier besteht Ethik also darin, jede Art von moralischer Prüfung auszublenden. So hätte der Mensch, nachdem das Sein ihn aus sich selbst herausgezogen hat, die Aufgabe, seine biologische Beschaffenheit zu verändern, um sich der biologischen Vielfalt zu öffnen.8 Dem unzulänglich geborenen Menschen, der ein Produkt der Technik ist, bleibt nur, selbige bis zur letzten Konsequenz weiterzutreiben. So wird der alte Adam in „Rohmenschen“ umgetauft – man hört schon „primitiv“ mitschwingen, denn dieser Mensch ist ja nur noch ein Primitiver angesichts der höheren Menschen, die da kommen werden.

Nun ist der Weg hin zum wahren Übermenschen verstopft mit lauter „Rohmenschen“. In den Augen unseres Propheten ist der primitive alte Adam mit allen Wassern gewaschen, grundsätzlich taub – ich zitiere – für die „generösen Potenziale“ der „Vielheiten“. Schlimmer noch, dank den „egoistischen Identitätskonstrukten“ hätte er nichts anderes im Sinn, als „weiter nach der Verfügung über Rohstoffe“ zu trachten, um sie den verheißenen Veränderungen zu entziehen – wobei „Rohstoffe“ wohlgemerkt durchaus die menschlichen Körper selbst sein könnten. Der „Rohmensch“, ausschließlich von Ressentiments geleitet, wäre bereit, Versammlungen einzuberufen, um die desinformierte Bevölkerung anzuwerben und in falsche Diskussionen über unverstandene Bedrohungen zu verwickeln. Nieder also mit der „Humanolatrie“ derer, die sich aus „technikfeindlicher Hysterie“ dem Sprung widersetzen, zu dem das Sein uns ruft, denn selbstverständlich ist nichts Schlimmes daran, sich durch „Selbstmanipulation“ erneuern zu wollen.

Sloterdijks Ausführungen sind – gerade in ihrer Überspitztheit – außerordentlich nützlich: Sie erlauben uns, zu begreifen, dass die symbolische Enthemmung nicht nur mit sittlicher Befreiung und einem mehr oder weniger schmerzlichen Abschied vom Patriarchat zu tun hat. Das Ende der Tabus enthüllt vielmehr, dass ein veritabler Post-Nazi-Plan für die menschliche Vernichtung fortbesteht, getragen vom Anarchokapitalismus, der es der Technik ermöglicht, für sich voranzukommen – bis zur Zerstörung alles Menschlichen.

„Der kapitalistische Diskurs ist etwas ganz Tückisches“, sagte schon Jacques Lacan. „Alles läuft wie am Schnürchen, besser könnte es nicht laufen. Aber es läuft einfach zu schnell, es verschleißt sich, und verschleißt sich so sehr, dass es sich verzehrt.“9 Kurz, das wahre Problem des Kapitalismus besteht darin, dass er eben zu gut funktioniert. So gut, dass er eines schönen Tages alles verschlissen haben wird: die Ressourcen, die Natur, einfach alles – einschließlich der Menschen, die ihm dienen.

Gemäß der kapitalistischen Logik, präzisiert Lacan in anderem Zusammenhang, wurde antike Sklaverei durch Menschen ersetzt, die als bloße „Produkte“ erschienen, konsumierbar wie alle anderen Produkte auch.10 So sind die häufig leicht euphorischen Formulierungen in der neoliberalen Literatur zu verstehen, die von „Menschenmaterial“, von „menschlichem Kapital“, von der durchsichtigeren Steuerung der „menschlichen Ressourcen“ oder der „richtigen Regierung entsprechend der menschlichen Entwicklung“ reden.

Der Anarchokapitalismus hat die Vorstellung hoffähig gemacht, sich Gesetze zu geben sei grausam und führe zu unerträglichem Masochismus. Und er weist diejenigen zynisch zurück, denen am düsteren Puritanismus ein bisschen Seele fehlt. Erinnern wir uns, dass die Philosophen der Aufklärung, ob Kant oder Rousseau, der Meinung waren, die Freiheit bestehe in nichts anderem, als den Gesetzen, die man sich gegeben hat, zu gehorchen. Was wir brauchen, sind in der Tat keine moralisierenden Surrogate, sondern handfeste juristische und moralische Gesetze, um die Gerechtigkeit endlich wiederherzustellen, um die Welt zu retten, ehe es zu spät ist, um die von der blinden Warenlogik bedrohte Gattung Mensch zu bewahren. Trotzdem sind wir im Begriff, alle Gesetze – außer dem Gesetz des Stärkeren – abzuschaffen. Machen wir so weiter, werden wir etwas erleben, was viel grausamer ist als der Zwang, sich Gesetzen zu unterwerfen, die Grausamkeit, den 100.000 Jahre alten menschlichen Körper verändern zu wollen.

deutsch von Grete Osterwald

* Forschungsleiter am Collège international de philosophie, Paris. Autor u. a. von „On achève bien les hommes“, Paris (Denoel) 2005.

Fußnoten: 1 Dany-Robert Dufour, „L’art de réduire les têtes – sur la nouvelle servitude de l’homme libéré à l’ère du capitalisme total“, Paris 2003. 2 Karl Marx, Friedrich Engels, „Manifest der Kommunistischen Partei“, Berlin 1970, S. 46. 3 In „Das Ende der Geschichte“ wiederholt Fukuyama sein Credo, die liberale Demokratie und die Marktwirtschaft seien die einzigen lebensfähigen Möglichkeiten für unsere modernen Gesellschaften. Er gesteht jedoch ein: „Die Geschichte kann nicht enden, solange die modernen Naturwissenschaften nicht am Ziel sind. Und uns stehen neue wissenschaftliche Entdeckungen bevor, die durch ihr Wesen selbst die Menschheit als solche vernichten werden.“ Le Monde, 17. Juni 1999. 4 Vgl. Francis Fukuyama, „Das Ende des Menschen“, Stuttgart 2002. 5 Siehe dazu Stephen Jay Gould, „Ever since Darwin“, London/New York 1977; und „The mismeasure of Man“, London/New York 1981. 6 Vgl. Peter Sloterdijk, „Regeln für einen Menschenpark“, Suhrkamp (Frankfurt am Main) 1999. 7 Vgl. Peter Sloterdijk, „Domestikation des Seins“, in: „Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger“, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2001 (Zitate aus diesem Band). 8 Faktisch hat die Diversifizierung längst begonnen: Die Wochenzeitschrift Science vom 27. Juli 2001 berichtet über einen Versuch, dem Hirn von Affenföten Stammzellen menschlicher Hirne zu implantieren, um anthropoide Affen mit mechanisch „vermenschlichten“ Hirnen zu schaffen. 9 Jacques Lacan, unveröffentlichter Vortrag an der Universität Mailand, 12. Mai 1972. 10 Vgl. ders., „L’Envers de la Psychanalyse“, Paris 1991, S. 35.

Le Monde diplomatique vom 15.04.2005, von DANY-ROBERT DUFOUR