07.10.2021

Mauern aus Sand

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Mauern aus Sand

Vom Atlantik bis zum Roten Meer – in der Sahara entstehen immer mehr Grenzbefestigungsanlagen

von Rémi Carayol und Laurent Gagnol

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Zusammen mit einem Nachbarn verließ Yusuf1 seine Heimat Guinea, ohne genau zu wissen, wohin. Er durchquerte Mali, wo der Krieg wütete. Danach überschritt er die Grenze nach Al­ge­rien, marschierte durch den glühend heißen Sand der libyschen Wüste und war den tosenden Wogen des Mittelmeers ausgesetzt. Über neun Monate dauerte Yusufs Irrfahrt insgesamt, bevor er schließlich europäischen Boden betrat.

Der 16-Jährige, der heute in einer kleinen südfranzösischen Stadt lebt und zur Schule geht, entkam den selbstgebastelten Minen auf der Straße, die von der malischen Stadt Gao zur algerischen Grenze führt. Er entging der gefürchteten algerischen Polizei und den libyschen Milizen, die mit ihren Gefangenen Geld erpressen. Er musste sich verstecken, die Augen niederschlagen, Kontrollpunkten ausweichen.

Aber was offenbar den bleibendsten Eindruck bei ihm hinterließ, war diese Mauer aus Sand, die ihn und seine Reisegefährten zwang, drei Tage und drei Nächte durch die Wüste zu wandern, um die Grenze zwischen Algerien und Libyen zu passieren. „Auf einmal standen wir vor einem riesigen Berg aus Sand“, erinnert sich Yusuf, „unüberwindbar für jedes Fahrzeug. Unser Schlepper hatte uns allein gelassen und nur gesagt, wir sollten immer weitergehen, bis wir die Mauer erreichen. Wir müssten drüberklettern, dann wären wir in Libyen.“

Diese Mauer aus Sand haben alle Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika gesehen, wenn sie die Grenze nach Algerien überquert haben. Händler und Schieber aus der Sahara haben gelernt, sie zu umgehen. Die Menschen in den grenznahen Städten des Landes sind gezwungen, mit der Mauer zu leben.

Aber ansonsten wissen nur wenige in Algerien, dass große Teile ihres Staatsgebiets heute von einer riesigen Kette künstlich aufgeschütteter Dünen von 2 bis 5 Metern Höhe umgeben sind. „In Algier spricht niemand oder fast niemand von dieser Ein­maue­rung“, sagt der Experte für Geopolitik Raouf Farrah, der zu dem Thema Untersuchungen in Südalgerien durchgeführt hat.2

Eine Mauer oder einen Zaun zu errichten, um die eigenen Grenzen zu schützen, ist so ziemlich überall auf der Welt üblich, in demokratischen Staaten genauso wie bei autoritären Regimen.3 Bisher schien es so, als würden Nord- und Westafrika davon verschont bleiben. Aber das ist vorbei: Aktuelle Satellitenbilder zeigen eine unerwartete Vielzahl von Grenzbefestigungen in der Re­gion.4

Die Sahara wird oft als eine riesige, grenzenlose Wüste beschrieben, eine „Grauzone“, wo der illegale Handel mit Waffen, Drogen, Zigaretten und Benzin floriert und Schmuggler, Banditen, Rebellengruppen, dschihadistische Kämpfer sowie Migrantinnen und Migranten unterwegs sind. In Wahrheit ist sie vom Atlantik bis zum Roten Meer immer wieder von riesigen Mauern aus Sand durchzogen.

Die bekannteste ist die Mauer, die in Nord-Süd-Richtung die Westsahara durchschneidet. Das Gebiet ist seit dem Rückzug Spaniens 1975 von Marokko besetzt, die Frente Polisario, eine von Algier unterstützte Bewegung, kämpft für die Unabhängigkeit der Westsahara. Diese Trennmauer, die von Marokko auch gern als „Sicherheitsgürtel“ bezeichnet wird, hat Rabat in den 1980er Jahren auf einer Länge von 2500 Kilometern errichtet.5 Seither wird die Anlage kontinuierlich weiter ausgebaut mit immer raffinierteren elektronischen Überwachungssystemen, und sie wird stetig verlängert. Obwohl im September 1991 auf Initiative der Vereinten Na­tio­nen ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde, haben marokkanische Pioniertruppen ein neues, 14 Kilometer langes Wallstück bis zur mauretanischen Grenze gebaut.

Die Mauer soll vor allem verhindern, dass die Polisario die einzige geteerte Straße durch die Sahara Richtung Süden blockiert. Und sie soll den Zugang zum Atlantik versperren. Im März 2021 wurde ganz im Norden der Westsahara ein neuer, rund 50 Kilometer langer Wall aus Sand aufgeschüttet, so nah wie möglich an der Grenze zu Algerien. In der marokkanischen Presse hieß es, damit solle der Frente Polisario der Zugang zu den Flüchtlingslagern von Tinduf in Algerien versperrt werden. Satellitenbilder zeigen allerdings, dass der neue Wall die Passage nach Süden nicht gänzlich verhindern kann.

Lange galt die Sandmauer in der Westsahara als Ausnahme. Doch mittlerweile nehmen andere Staaten sie zum Vorbild und lassen ebenfalls Bulldozer auffahren, um ihre Grenzen abzuriegeln. Tunesien und Ägypten sagen, sie müssten sich seit dem Zerfall Libyens nach 2011 vor dem Eindringen bewaffneter Personen aus dem Nachbarland schützen.

Die EU freut sich über ­weniger Migranten

Die tunesische Mauer hat nahe dem Grenzposten Dehiba bereits eine Länge von 200 Kilometern erreicht. Dank finanzieller und technischer Unterstützung der Vereinigten Staaten ist sie mit einem elektronischen Überwachungssystem ausgestattet.

Ägypten wiederum hat sich am Verlauf des „Stacheldraht-Walls“ orientiert, den das faschistische Ita­lien Anfang der 1930er Jahre auf einer Länge von 270 Kilometern vom Mittelmeer bis zu den Oasen Siwa und al-Dschaghbub errichten ließ.6 Auch Kairo bekommt US-amerikanische Unterstützung bei der Verstärkung der elektronischen Überwachung seiner West- und Südgrenze zu Libyen und zum Sudan. Auf Satellitenbildern ist ein weiterer Sandwall an der Grenze zum Sudan zu erkennen, der sich vom Ufer des Roten Meers auf einer Länge von etwa 30 Kilometern ins Landesinnere zieht. Ein Beleg dafür, dass Ägypten das Hala’ib-Dreieck – ein Gebiet, das ebenfalls der Sudan für sich beansprucht – zukünftig ebenfalls kontrollieren will.

Weiter als alle anderen Länder treibt es allerdings Algerien. Eindrucksvolle Bauwerke, die aus Gräben, Sandwällen, Umzäunungen und Mauer­abschnitten aus Beton bestehen, schließen fast das gesamte algerische Staatsgebiet ein, was eine Gesamtlänge von 6700 Kilometern ergibt. Allein im Bereich der Sahara patrouillieren über 50 000 Soldaten.

Der älteste Mauerabschnitt wurde 2015 an der Grenze zu Libyen errichtet und später entlang der Grenzen zu Mali, Niger und Mauretanien erweitert. Es ist ein Wall von zwei bis fünf Metern Höhe, parallel dazu verlaufen ein Graben und eine Schotterpiste (teils auch eine geteerte Straße). Alle paar Dutzend Kilometer befindet sich ein Militärstützpunkt.

Auf Satellitenbildern ist zu erkennen, dass sich die Mauer dem Gelände anpasst und manchmal einige Kilometer von der Grenze entfernt verläuft. An Stellen, wo Dünengebiete (Erg), Berge oder Geröllfelder (Hammadas) eine natürliche Barriere für motorisierte Fahrzeuge bilden, sind keine Spuren eines Walls zu sehen. Dennoch ist der Sandwall – wie fast jede Grenzanlage – nicht völlig unüberwindlich. Yusuf bestätigt, dass der Grenzübertritt zu Fuß und im Schutz der Dunkelheit gelingen kann. Doch die Mauer macht ihn schwieriger und deshalb riskanter.

Die Europäische Union mit ihrer Grenzschutzagentur Frontex und die Internationale Organisation für Migration (IOM) haben erfreut konstatiert, dass 2017 die Zahl der Menschen, die sich von Niger aus auf den Weg nach Norden gemacht haben, stark gesunken ist. An den Kontrollpunkten in Arlit und Séguédine war ihre Zahl um 79 Prozent gegenüber 2016 zurückgegangen.

Dafür sahen die beiden Organisationen zwei Gründe: Zum einen seien ihre eigenen Maßnahmen wirksam gewesen, zum anderen habe Niger 2015 ein Gesetz verabschiedet, das illegale Migration unter Strafe stellt.7 Mit keinem Wort jedoch erwähnten sie die algerische Mauer aus Sand, die das Land 2016 an der Grenze zu Niger errichtet hat. Diese Mauer leistet jedoch der europäischen Strategie, die Probleme der Migration auf andere Länder abzuwälzen, einen großen und gleichzeitig diskreten Dienst.

Die Mauer hat überdies dem kommerziellen Austausch, von dem die lokalen Tuareg und arabischen Händler leben, einen schweren Schlag versetzt. Das gilt besonders für die Bewohnerinnen und Bewohner der ungleichen Zwillingsstädte, die diesseits und jenseits der Grenzen zwischen Algerien, Niger und Mali entstanden sind.

Auf nigrischer Seite geht es dem kleinen Grenzort Assamaka vielleicht noch am besten. Neben dem Militärposten und der Zollstation gibt es auch ein IOM-Büro. Die Menschen, die vom grenzüberschreitenden Handel leben, haben ein inoffizielles Viertel gegründet, El Akla, mit Lagerhäusern und einem Markt unter freiem Himmel. Die Siedlung gibt es bereits seit Anfang der 2000er Jahre, aber seit 2013 ist sie stark gewachsen. Dank Sondergenehmigungen für den Grenzübertritt, die tageweise vergeben werden, wandert die Bevölkerung nicht ab, und auf dem Markt gibt es ein großes Angebot an Waren.

Komplizierter ist die Lage in al-Khalil auf malischer Seite direkt an der Grenze zu Algerien: Der Ort wurde im Jahr 2000 von Arabern aus dem malischen Tilemsi-Tal gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen Umschlagplatz, vor allem für Waffen. Das rief das algerische Militär auf den Plan. Inzwischen hat Algier die Mauer durch zwei zusätzliche Wälle verstärkt, die Eindringlinge abhalten sollen.

Nach dem Bau umschloss die Grenz­an­lage das Dorf von drei Seiten. Sie liegt teilweise auf malischem Gebiet und ließ nur einen einzigen Zugang offen. Daraufhin brach der Markt zusammen. Auch die jungen Menschen in Bordj Badji Mokhtar, der Zwillingsstadt auf algerischer Seite, sprechen davon, dass sie sich „erstickt“ fühlen. Noch vor ein paar Jahren war das Dorf ein Ort des Austauschs, heute ist es zur Sackgasse geworden. Der Bau der Mauer ging mit einer Militarisierung des ganzen Gebiets einher, die alle grenzüberschreitende Aktivitäten behindert – Handel, Verkehr, aber auch die Viehzucht.

„Es ist, als wären wir Gefangene im eigenen Haus“, klagt Mohamed, ein arabischer Händler, der auf malischer Seite lebt und in Wahrheit anders heißt. „Vorher konnten wir ohne Pro­ble­me von einem Land ins andere fahren. Aber jetzt ist es kompliziert. Wir können nicht mehr arbeiten.“

In al-Khalil brach der Markt ­zusammen

Ein malischer Journalist, der regelmäßig dieses Gebiet besucht und anonym bleiben will, erklärt, warum die Grenzanlagen ein so großes Problem sind: „Die Menschen hier leben von Viehzucht, Handel und Verkehr. Es gibt keine anderen Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber für all das brauchen sie Bewegungsfreiheit.“

Gerade viele junge Leute, die einen Pick-up besitzen, leben vom Export subventionierter algerischer Produkte nach Mali, wie Grieß, Teigwaren oder Tomatenkonserven. Mohamed macht sich große Sorgen: „Wenn sie uns das wegnehmen, bleibt uns nichts mehr zum Leben.“

Auch die Menschen in Tin Zaoua­tine kennen das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Der Ort erstreckt sich beiderseits der algerisch-malischen Grenze. In seiner Mitte verläuft ein Wadi, das die meiste Zeit trocken ist. Es ist ein gefährliches Gebiet, Durchgangsort für Migrantinnen und Migranten und Hochburg von Iyad Ag Ghali, einem der mächtigsten Dschihadistenführer in der Sahelzone, den Frankreich zum „Feind Nummer 1“ erklärt hat.

Der algerische Teil der Stadt, wo 10 000 Menschen leben, ist besonders isoliert, weil nach Tamanrasset, der größten Stadt in Südalgerien, nur eine unfallträchtige Piste führt, auf der die Fahrt mehr als neun Stunden dauert. Auf malischer Seite leben nur einige Dutzend Familien, und es gibt keinerlei öffentliche Einrichtungen. Der Staat ist hier nicht präsent, dieser Teil des Orts wird von der CMA kontrolliert, einer Allianz von Rebellengruppen, die für die Befreiung des Azawad – den nördlichen Teil Malis – kämpfen. 2015 haben sie nach harten Verhandlungen ein Friedensabkommen mit der ­Regierung in Bamako unterzeichnet, ausgehandelt hatten die beiden Parteien den innermalischen Vertrag in Algier.

Die Grenze zu Mali hat Algerien bereits im Januar 2013 offiziell dichtgemacht. Begründet hat Algier diesen Schritt mit dem Schutz der nationalen Sicherheit. 2018 hat das algerische Militär die Sandmauer, genannt „El Pipe“, bis nach Tin Zaouatine verlängert.

„Die Bevölkerung wurde nie an Überlegungen im Zusammenhang mit dem Projekt beteiligt“, schreibt Raouf Farrah in einem Artikel von 2020.8 Doch ohne die Unterstützung der Menschen vor Ort, ohne dass man auf die Jungen zugeht, die die Straßen durch die Wüste beherrschen, ohne Rücksicht auf die Lebensweise der Menschen in der Sahara würden „alle Bestrebungen um Absicherung, so legitim sie sein mögen, nur zu Frustration führen. Und das nährt die Staatsverdrossenheit und Konflikte mit den Sicherheitskräften.“

Diese Frustration entlud sich im Juni 2020, als die Armee die Mauer entlang des Wadis mitten durch Tin Zaoua­tine verlängerte und mit Stacheldraht verstärkte. Von einem Tag auf den andern konnten die Menschen, vor allem die Viehzüchter, nicht mehr zu ihren Brunnen, Gärten und Weiden auf malischem Gebiet gelangen.

Voller Verzweiflung versuchten junge Leute, den Stacheldraht herunterzureißen. Sie wurden von Sicherheitskräften daran gehindert, es kam zu Zusammenstößen. Ayoub Ag Adji, ein junger Mann von 17 Jahren, starb durch eine Kugel. Zwei Tage später kündigte der Chef der Militärregion Sahara an, man werde den Stacheldraht wieder entfernen und Übergänge für die Viehzüchter einrichten.

In den Maghreb-Staaten sind die Mauern aus Sand zum Ausdruck eines unerbittlichen Grenzregimes geworden: Sie sind Barriere, Sicherheits- und Verteidigungseinrichtungen, die im Fall von Konflikten für die Erhaltung des Status quo sorgen sollen.

In der Ostsahara ist die ­Situation etwas anders. Vom Salvador-Pass (zwischen Niger und Libyen) bis zum Roten Meer ist der Grenzverkehr offenbar relativ leicht möglich. Ein Beleg dafür ist zum Beispiel, dass immer wieder Rebellengruppen der Front für Veränderung und Eintracht im Tschad (Fact) von der libyschen Region Fessan aus in den Tschad vordringen. Bei einem Truppenbesuch an der Frontlinie im April 2021 wurde der Präsident des Tschad Idriss Déby Itno verwundet und erlag wenig später seinen Verletzungen.

Aber auch in der Ostsahara gibt es Mauern aus Sand.9 Sie sind zwar nicht so spektakulär und werden nicht so gut bewacht, aber sie sind zahlreich, und manche erstrecken sich über mehr als 100 Kilometer. Sie folgen nicht dem Grenzverlauf, denn sie werden meist nicht von offiziellen Streitkräften errichtet, sondern von bewaffneten Banden, die mit ihrer Hilfe die Bewegungen in der Region kontrollieren und Wegezölle erpressen.

Mit den Sandwällen wird etwa die Kontrolle über Goldminen abgesichert, von denen es im Süden Libyens und im Norden des Tschad viele gibt. Oder sie dienen zur Überwachung einer Piste oder asphaltierten Straße, zur Kontrolle des Zugangs zu einem Brunnen, einer Industrieanlage, einem Flughafen oder einer Stadt.

Die Straße, die im Südwesten Libyens die Städte Ubari und Ghat verbindet, wird zum Beispiel durch eine Sandmauer unterbrochen, die bis an die Ausläufer der benachbarten Bergketten heranreicht. Ein Checkpoint regelt die Durchfahrt. Kufra im Südosten des Landes ist von einer großen Mauer aus Sand umschlossen, die verhindern soll, dass jemand heimlich in die Stadt eindringt. Viele Städte in der Sahara (und ihre Flughäfen) sind heute abgesperrt und von Mauern umgeben: neben Kufra auch Nouadhibou und Zouérat in Mauretanien, Tinduf, Bordj Badji Mokhtar und In Guezzam in Algerien, al-Khalil, Kidal, Aguelhok und Gao in Mali, Sirte in Libyen und andere mehr.

In Libyen ist die Sandmauer, die derzeit im Norden entlang der Straße zwischen Sirte und der Luftwaffenbasis al-Dschufra errichtet wird, nicht nur das längste Bauwerk des Landes (Anfang 2021 waren es bereits über 100 Kilometer), sondern auch das strategisch wichtigste. Es heißt, die russische Wagner-Gruppe baue den Wall im Auftrag der Libysch-Nationalen Armee (LNA) von Marschall Chalifa Haftar.10

Die Mauer folgt dem Frontverlauf zwischen den damals rivalisierenden Regierungen in Tripolis und Tobruk, nachdem die LNA im Juni 2020 mit ihrem Versuch, Tripolis einzunehmen, gescheitert war. Unter der Übergangsregierung, die Anfang 2021 eingesetzt wurde, hat die Mauer aber offenbar an Bedeutung verloren: Seit Februar ist der Bau nur wenige Kilometer nach Süden vorangekommen.

Eine Sorge jedoch bleibt: Sollte der politische Prozess in Libyen scheitern, könnte diese Mauer aus Sand zu einer Grenze werden und dazu beitragen, den Konflikt „einzufrieren“ und die territoriale Teilung des Landes zu besiegeln. Ein Szenario, das Erinnerung wachruft an das, was in der Westsahara vor rund 40 Jahren passiert ist.

1 Name geändert.

2 Siehe Raouf Farrah, „Algeria’s migrations dilemma: Migration and human smuggling in south Algeria“, Global Initiative against Transnational Organized Crime, New York, Dezember 2020.

3 Vgl. Stéphane Rosière, „Frontières de fer. Le cloi­sonne­ment du monde“, Paris (Syllepse) 2020.

4 Laurent Gagnol, „Géohistoire des frontières sahariennes. L’héritage enseveli sous les murs de sable“, Bulletin de l’Association des géographes français, Paris (im Erscheinen).

5 Karine Bennafla, „Illusion cartographique au Nord, barrière de sable à l’Est: Les frontières mouvantes du ­Sahara occidental“, Espace politique, Nr. 20, Reims 2013.

6 Siehe Constantino Di Sante, „La ‚pacification‘ ita­lienne de la Cyrénaïque (1929–1933)“, Revue d’Histoire de la Shoah, Nr. 189, Paris 2008.

7 Siehe Rémi Carayol, „Kein Weg mehr durch Agadez“, LMd, Juni 2019.

8 Raouf Farrah, „Tin Zaouatine, marginalisation et militarisation aux confins des frontières algériennes“, Jadaliyya, 15. Juli 2020.

9 Siehe Jérôme Tubiana und Claudio Gramizzi, „Lost in Trans-Nation: Tubu Tubu and other armed groups and smugglers along Libya’s southern border“, Bericht des Forschungsprojekts Small Arms Survey, Genf, Dezember 2018.

10 Siehe Akram Kharief, „Kriegshunde aus aller Welt“, LMd, September 2020.

Aus dem Französischen von Ursel Schäfer.

Rémi Cayarol ist Journalist und Laurent Gagnol Geograf.

Le Monde diplomatique vom 07.10.2021, von Rémi Carayol und Laurent Gagnol