09.02.2017

Der Berg ruft

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Der Berg ruft

Rechte Aktivisten in Israel kämpfen für mehr Kontrolle über den Tempelberg

von Jakob Farah

Juni 1967: israelische Fallschirmjäger auf dem Tempelberg ap
Der Berg ruft
Kasten: Der Berg ruft

Für Yisrael Ariel war der 7. Juni 1967 der wichtigste Tag in seinem Leben. In den Morgenstunden erreichte die Fallschirmjägereinheit, in der der damals 28-jährige Ariel während des Sechstagekriegs diente, den Tempelberg in Jerusalems Altstadt. „Niemand, der das Glück hatte, diesen Moment zu erleben, und dessen Füße nach tausenden Jahren jüdischer Abwesenheit auf dem Berg des Herrn standen, konnte etwas anderes als begeistert sein“, gab Ariel Jahre später zu Protokoll.1

In der darauffolgenden Nacht wurde Ariel als Wache neben dem Felsendom postiert. „Nach meinem damaligen Wissen war dies mehr oder weniger der Ort des Kodesh Kodeshim“ (des Allerheiligsten des Tempels). Jeden Moment erwartete er, dem Messias persönlich gegenüberzustehen. Doch nichts geschah.

Später erinnerte sich Ariel an diese Nacht als den Moment, in dem er verstanden habe, dass alles ein großer Irrtum gewesen sei: Auch er habe bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass der Tempel bei der Ankunft des Messias vom Himmel herabkommen werde. Doch in dieser Nacht habe er verstanden, dass der Messias erst kommen könne, wenn der Tempel erneut errichtet sei.

Heute ist Yisrael Ariel Leiter des Tempel-Instituts im jüdischen Viertel der Jerusalemer Altstadt, das er 1984 selbst gegründet hat. Seine Aufgabe sieht das Institut darin, für den Bau des dritten Tempels zu werben. Dafür organisiert es Lehrveranstaltungen, betreibt Forschung zu rituellen Vorschriften und versucht sogar ein makellos rotes Kalb zu züchten. Denn nach jüdischer Überlieferung steht die Opferung eines roten Kalbs im Zentrum des Reinigungsrituals vor dem Betreten des Tempels.

Ariel und sein Tempel-Institut gehören mit ihrer Forderung nach einem Neubau des Tempels in Israel zu einer Minderheit. Seit Jahrhunderten bestand in den verschiedenen Strömungen des Judentums Einigkeit darüber, dass es Juden verboten ist, den Tempelberg zu betreten, geschweige denn von Menschenhand einen neuen Tempel zu errichten. Das Verbot des „Aufstiegs“ zum Berg Moria, das in der Vergangenheit durch hunderte Rabbiner-Urteile immer wieder bestätigt wurde, gründete in der Furcht, der ahnungslose Besucher könne versehentlich den innersten Ort des Tempels betreten, an dem sich einst das Allerheiligste, die Bundeslade mit den Steintafeln Moses, befunden habe.

Seit einigen Jahren wächst jedoch auch in der jüdischen Orthodoxie die Zahl derjenigen, die den Bau eines neuen Tempels nicht mehr strikt ablehnen. In einem Fernsehinterview im Juni 2016 sagte sogar der aschkenasische Oberrabbiner David Lau, er sähe es gern, wenn der Tempel an seinem ursprünglichen Ort wiederaufgebaut würde.2

Solche Äußerungen sind Wasser auf die Mühlen der Tempelaktivisten, die auf eine grundlegende Änderung des „Status quo“ hinarbeiten, der ungeschriebenen Vereinbarungen über den Tempelberg. Danach haben allein Muslime das Recht, auf dem Plateau zu beten. Angehörige anderer Religionen genießen lediglich ein Besuchsrecht. Die Regelung geht zurück bis in die Zeit der osmanischen Herrschaft und wurde auch auch nach der Eroberung Ostjerusalems durch Israel im Sechstagekrieg 1967 im Prinzip beibehalten.

Um eine Konfrontation mit der islamischen Welt zu vermeiden, beließ Israel nach 1967 die Verwaltung des Plateaus in den Händen der jordanischen Waqf, einer muslimischen Stiftung, die sich um die Instandhaltung der etwa 100 Bauten auf dem Plateau kümmert. Sie organisiert auch die Besuche der muslimischen Gläubigen, die vor allem an den Freitagen während des Ramadan zu Tausenden zur Al-Aqsa-Moschee strömen, legt die Öffnungszeiten und Kleidungsvorschriften für Besucher fest und ist für die Sicherheit auf dem Areal verantwortlich. Israel ist seit der Besetzung Ostjerusalems 1967 für die Sicherheit in der Umgebung des Plateaus zuständig.

Heiliger Ort der Muslime

Lange Zeit funktionierte diese Aufgabenteilung. Doch insbesondere seit der zweiten Intifada (2000–2005), als deren Auslöser gemeinhin der Besuch Ariel Scharons auf dem Tempelberg Ende September 2000 in Begleitung hunderter Sicherheitskräfte betrachtet wird, hat sich die Situation verändert. Für viele Palästinenser stellte Scharons Auftritt eine offene Provokation dar, die eine „Verteidigung“ al-Aqsas erforderte. Es kam immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auf dem ­Tempelberg mit vielen Verletzten; Zusammenstöße zwischen der israelischen Polizei und palästinensischen Jugendlichen waren an der Tagesordnung.

Zwischen 2001 und 2003, den schlimmsten Jahren der zweiten oder Al-Aqsa-Intifada, hatten sich Israel und Jordanien darauf geeinigt, das Plateau für nichtmuslimische Besucher zu sperren. Im August 2003 öffnete Israel den Zugang für Nichtmuslime wieder, allerdings ohne diesen Schritt mit Jordanien und der Waqf abzustimmen, was einen Bruch der bis dahin geltenden Übereinkunft bedeutete, dass Entscheidungen über den Zugang zum Plateau im gemeinsamen Einverständnis zu regeln seien.

Die Kontrolle über den Zugang nichtmuslimischer Besucher liegt allein bei Israel. Denn die israelische Polizei regelt den Durchlass am Mughrabi-Tor oberhalb der Klagemauer in der Südwestecke des Plateaus, dem einzigen Zugang für Nichtmuslime.

Im Interesse der „öffentlichen Ordnung“ schränkte die israelische Polizei auch den Zugang für muslimische Besucher seit 2003 immer wieder ein. In den Jahren 2013 und 2014, insbesondere während der Proteste gegen den Gaza-Krieg im Sommer 2014, schlossen die israelischen Sicherheitskräfte das Areal an 30 Tagen vollständig. In den neun Jahren zuvor, zwischen 2003 und 2012, war dies nur an drei Tagen der Fall gewesen.3 Dazu kamen immer wieder Altersbeschränkungen in Zeiten erhöhter Spannungen, bei denen der Zugang für männliche muslimische Besucher auf über 40-Jährige (manchmal auch auf über 50-Jährige) beschränkt wurde.

Trotz dieser Entwicklungen sind die allermeisten Besucher des Plateaus Muslime, etwa 4 Millionen jedes Jahr, während die Zahl der jüdischen Besucher 2016 bei rund 14 000 lag. Allerdings wächst die Zahl der jüdischen Besucher stark an. Sie hat sich seit 2009 mehr als verdoppelt.4

Von israelischen Kommentatoren werden diese Zahlen häufig dazu verwendet, die Furcht der palästinensischen Seite vor einer Besetzung des Plateaus als unbegründet darzustellen. Daniel Seidemann, Jerusalem-Experte und Gründer der Organisation Terrestrial Jerusalem, die insbesondere den Siedlungsausbau im Osten der Stadt dokumentiert, sieht jedoch einen klaren Trend: „Auch wenn die Besuchszeiten und das Gebetsverbot für Nichtmuslime in Kraft bleiben, verstehen die Muslime, dass ihre Kontrolle über das Areal heute massiv infrage gestellt wird.“5

Die palästinensische Seite befürchtet vor allem eine Teilung des Plateaus in einen israelisch kontrollierten Teil um den Felsendom und einen arabisch kontrollierten Teil um die Al-Aqsa-Moschee an der Südseite.6 In einem Interview mit der Onlinezeitung al-monitor betonte der Leiter der Waqf, Azzam al-Khatib: „Wir sind nicht gegen den Zutritt von Nichtmuslimen zu al-Aqsa. Aber wir sind gegen diejenigen, die reinkommen und sagen, hier ist unser Tempel.“

Solche Befürchtungen kommen nicht von ungefähr: Bereits 2013 reichten vier Knesset-Abgeordnete, Ze’ev Elkin, Daniel Herschkowitz, Otniel Schneller und Sebulon Orlew, einen Gesetzentwurf im israelischen Parlament ein, der eine Teilung des Areals vorsah. Auch Mosche Feiglin, einer der prominentesten Tempelaktivisten und ehemaliges Knesset-Mitglied, sprach sich öffentlich für eine Teilung aus.

Zugangsbeschränkung durch Israel

Die Palästinenser verweisen auch auf das Schicksal der Patriarchen-Höhle in Hebron, die das Grab Abrahams beherbergen soll und für Muslime wie Juden heilig ist. Seit der Besetzung Hebrons 1967 ist die Stätte unter israelischer Kontrolle.

Angesichts der anhaltenden Besatzung des Westjordanlands und der Annexion Ostjerusalems stellt al-Aqsa in den Augen der Palästinenser gewissermaßen die letzte Trutzburg gegen die israelische Besatzungspolitik dar. In diesem Sinne hat der Ort für sie nicht nur eine wichtige religiöse, sondern auch eine herausragende politisch-natio­nale Bedeutung. Palästinensische Vertreter haben vor diesem Hintergrund ihrerseits wiederholt den historischen jüdischen Bezug zum Tempelberg infrage gestellt.7

Bei der palästinensischen „Verteidigung al-Aqsas“ spielen vor allem die sogenannten murabitun (Glaubenswächter) ein wichtige Rolle: Gruppen von Frauen (murabitat) und älteren Männern (morabitun) aus arabischen Gemeinden in Nordisrael, die vom im Norden des Landes besonders aktiven Zweig der Organisation Islamische Bewegung mobilisiert und täglich mit Bussen nach Jerusalem gebracht wurden. Ihre Aktivität auf dem Plateau bestand vor allem darin, als Juden erkennbare Besucher des Plateaus mit „Allahu Akbar“-Rufen und teils auch mit Spuckattacken zu vertreiben.

Im Oktober 2015 erließ der damalige Verteidigungsminister Mosche Jaalon ein Verbot zweier Murabitun-Organisationen und wenig später des gesamten nördlichen Zweigs der Islamischen Bewegung. Seither werden deren Aktivitäten von Palästinensern aus Ostjerusalem übernommen.

In der Vergangenheit waren es vor allem die provokativen Besuche politischer Amtsträger und prominenter Führer der Tempel-Bewegung, welche die palästinensischen Sorgen vor einer Ausweitung der israelischen Kontrolle genährt hatten. Im Oktober 2015 ließ sich beispielsweise Landwirtschaftsminister Uri Ariel von der Partei Jüdisches Heim im Gebet vor dem Felsendom filmen. Auch Ariel hat wiederholt öffentlich zum Bau des dritten Tempels aufgerufen.

Der Besuch der Landwirtschaftsministers fiel zudem in eine Phase erhöhter Spannungen im Sommer und Herbst 2015. In der Vergangenheit hatte sich Israel stets bereit erklärt, während der letzten Woche des Ramadan das Plateau für nichtmuslimische Besucher zu schließen, um Zusammenstöße zu vermeiden. Doch in diesem Jahr bestand die israelische Seite auf dem jüdischen Besuchsrecht und forderte die Waqf auf, gegen potenzielle Steinewerfer vorzugehen, um die Sicherheit der jüdischen Besucher zu gewährleisten. Als sich die Waqf weigerte, schloss die Polizei das Areal für nichtmuslimische Besucher.8

Was zunächst wie ein Sieg für die palästinensische Seite aussah, führte jedoch dazu, dass die israelische Polizei auf Druck der Tempelaktivisten das jüdische Besuchsrecht kurze Zeit später mit Polizeigewalt durchsetzte. Ein paar Tage vor dem jüdischen Neujahrstag am 15. September wurden auch die Altersbeschränkungen für muslimische Besucher wieder eingeführt – ein klarer Verstoß gegen die Versprechen, die Netanjahu Ende 2014 dem jordanischen König Abdullah gegeben hatte.

Im Oktober 2015, als eine neue Welle der Gewalt, auch als Resultat der Entwicklungen auf dem Plateau, bereits in vollem Gange war, erließ Benjamin Netanjahu schließlich ein Besuchsverbot für Knesset-Abgeordnete und Regierungsmitglieder, das seither mehrmals erneuert wurde. Auch einigen Tempelaktivisten ist der Zugang zu dem Areal mittlerweile verboten, weil sie in der Vergangenheit gegen das Gebetsverbot verstoßen haben.

Abgesehen von kurzen Zusammenstößen am Ende des Ramadan 2016 zwischen der israelischen Polizei und palästinensischen Jugendlichen, ausgelöst durch die erneute Durchsetzung des jüdischen Besuchsrechts, hat sich die Lage – zumindest auf dem Tempelberg – seither beruhigt. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis die Situation erneut eskaliert. Das hat vor allem mit der innenpolitischen Konstellation in Israel zu tun: Ministerpräsident Netanjahu steht seit den Wahlen vom März 2015 einer ­Regierung vor, in der mehrere Mitglieder sich lautstark für eine Aufhebung des Besuchsverbots für israelische Po­litiker und die Ausweitung des jüdischen Zugangs zum Tempelberg einsetzen.

Am meisten Druck bekommt Netanjahu aus seiner eigenen Partei, dem Likud. Auf einer Konferenz im November 2016, die von dem prominenten Tempelaktivisten und Likud-Abgeordneten Jehuda Glick organisiert wurde und im Parlament stattfand, sprach Umweltminister Ze’ev Elkin, ebenfalls Likud, den Teilnehmern Mut zu: „Ihr macht die Arbeit, die die Regierung nicht macht.“ Und sein Parteifreund Gilad Erdan, Minister für öffentliche Sicherheit, fügte hinzu: „Unser Recht auf den Tempelberg ist unumstößlich. Der momentane Status quo diskriminiert das jüdische Volk.“

Stimmen für den Wiederaufbau des Tempels

Selbst der Bau eines dritten Tempels ist in israelischen Regierungskreisen kein Tabu mehr. Das zeigen Äußerungen des stellvertretenden Verteidigungsministers Eli Ben-Dahan von der Partei Jüdisches Heim, der für seine radikalen Positionen bekannt ist. Am 14. August 2016 verkündete Ben-Dahan gegenüber der Onlinezeitung Arutz Sheva anlässlich des jüdischen Trauertags über die Zerstörung des Tempels: „Wir haben kein Problem damit, es laut zu sagen: Wir wollen den Tempel auf dem Tempelberg wieder aufbauen.“

In ihrem Kampf um den Tempelberg bekommt die politische Rechte Israels Unterstützung vom obersten Gerichtshof. Der hat im Grundsatz entschieden, dass auch Juden das Recht zustehe, auf dem Tempelberg zu beten. Allerdings fügte das Gericht einschränkend hinzu, dass die Polizei befugt sei, dieses Recht aufgrund von Sicherheitsbedenken einzuschränken. Welch dramatische politische und gewaltsame Folgen die Durchsetzung eines jüdischen Gebetsrechts auf dem Tempelberg hätte, wissen auch Aktivisten wie Glick. Das hält sie jedoch nicht davon ab, die Regierung wegen ihrer Maßnahmen als „Rechtsbrecher“ zu schmähen und auf die „Einhaltung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit“ zu bestehen.

Auch bei einer Mehrheit der israelischen Bevölkerung stößt die Durchsetzung eines jüdischen Gebetsrecht auf Zustimmung. In einer Umfrage des Yifat-Gat-Instituts vom April 2015 bejahten 37 Prozent der Befragten, dass die Regierung ein Gebetsrecht für Angehörige aller Religionen durchsetzen solle. Weitere 36 Prozent sprachen sich für gesonderte Gebetszeiten für alle Religionen aus, und 66 Prozent stimmten der Aussage zu, dass die Souveränität über den Berg allein beim israelischen Staat liegen solle.9

Zwar sind solche Erhebungen in Israel aufgrund der geringen Zahl der Befragten und der politischen Agenda mancher Umfrageinstitute mit Vorsicht zu genießen. Eindeutig ist jedoch, dass eine Mehrheit der Israelis zumindest nicht klar gegen eine einseitige Änderung des Status quo eingestellt ist.

Noch hält Netanjahu – trotz der öffentlichen Zustimmung für eine Ausweitung des jüdischen Zugangs auf dem Tempelberg – dem Druck seiner rechten Partei- und Koalitionsgenossen stand. Zu erklären ist das durch seine Furcht vor internationalen und regionalen Konsequenzen – vor allem in Bezug auf Jordanien. Im November 2014 rief Amman als Reaktion auf erneute Zugangsbeschränkungen für Muslime auf dem Tempelberg seinen Botschafter zurück. König Abdullah II. hat zudem damit gedroht, den Friedensvertrag zwischen beiden Ländern infrage zu stellen, sollte Israel erneut seine Zusagen bezüglich des Tempelbergs brechen.

Netanjahu selbst betont immer wieder, Israel lege höchsten Wert darauf, den Status quo nicht zu verletzen, gegenteilige palästinensische Äußerungen bezeichnete er als Lügen und Hetze. Dass die palästinensische Seite Schwierigkeiten hat, das ernst zu nehmen, ist nicht verwunderlich, denn der israelische Staat lässt Organisationen, die sich offen für eine Änderung des Status quo einsetzen, massive finan­ziel­le Unterstützung zukommen. Yisrael Ariels Tempel-Institut erhielt von 2010 bis 2015 insgesamt rund 2,2 Millionen Schekel (530 000 Euro) aus Töpfen des Bildungs- und Kulturministeriums.10

In dem Maße, in dem die Zweistaatenlösung in immer weitere Ferne rückt, kommt dem Konflikt um den Tempelberg oder al-haram asch-scharif eine immer zentralere Bedeutung zu. Da­niel Seidemann sieht darin eine zentrale Gefahr: „Der Streit um den Tempelberg legt den Keim für die Verwandlung des israelisch-palästinensischen Konflikts von einem lösbaren politischen Konflikt in einen religiösen Konflikt, der unlösbar ist.“11

1 Motti Inbari: „Messianic Religious Zionism and the Reintroduction of Sacrifice: The Case of the Temple Institute“, in: Michael L. Morgan, Steven Weitzman (Hg.) „Rethinking the Messianic Idea in Judaism“, Bloomington (Indiana University Press) 2014.

2 Noch 2013 hatte Lau gemeinsam mit seinem sephardischen Amtskollegen Israel Yitzhak den Besuch des Tempelbergs als verboten bezeichnet.

3 „The Status of the Status Quo at Jerusalem’s Holy Esplanade“, International Crisis Group, 30. Juni 2015.

4 „Israeli Ministers Join Call to Permit Jewish Prayer at Temple Mount: ‚Status Quo Discriminates Against Jews‘ “ Haaretz, 7. November 2016.

5 t-j.org.il/LatestDevelopments/tabid/1370/currentpage/1/articleID/777/Default.aspx.

6 Laut einer Umfrage vom Dezember 2015 glauben 51 Prozent der Palästinenser im Westjordanland und in Gaza, dass Israel die Al-Aqsa-Moschee und den Felsendom zerstören will. Siehe: pcpsr.org/en/node/625.

7 2012 verneinte Präsident Abbas, dass es einen archäologischen Beweis für die Existenz eines jüdischen Tempels auf dem Berg gebe. In einer Unesco-Resolution zu den heiligen Städten in Jerusalem vom Oktober 2016, die auf palästinensische Initiative verabschiedet wurde, wird der jüdische Bezug zum Tempelberg nicht erwähnt.

8 Siehe „How to Preserve the Fragile Calm at Jerusalem’s Holy Esplanade“, International Crisis Group, April 2016.

9 „Majority of Israelis back Jewish prayer rights at Tem­ple Mount“, Jerusalem Post, 13. April 2015.

10 „Religious Public Schools Teach Children to ‚Long for the Third Temple‘“, Haaretz, 1. November 2015.

11 fmep.org/blog/tag/temple-mount/.

© Le Monde diplomatique, Berlin

Heiliger Felsen

Das etwa 1,5 Hektar große Areal des Tempelbergs, oder al-haram asch-scharif/al-Aqsa, wie die Palästinenser den Ort nennen, liegt inmitten der Jerusalemer Altstadt. Neben der Al-Aqsa-Moschee, der wichtigsten Moschee im sunnitischen Islam nach denen Mekka und Medina, beherbergt das Plateau auch den Felsendom. In diesem muslimischen Sakralbau aus dem 7. Jahrhundert befindet sich ein Felsen, auf dem nach jüdischem Glauben die Welt errichtet wurde. An dieser Stelle soll zur Zeit des ersten und zweiten jüdischen Tempels die Bundeslade gestanden haben. Außerdem habe Abraham hier seinen Sohn Isaak opfern wollen.

Für die Muslime ist al-Aqsa eng mit der in Sure 17 des Korans beschriebenen Nachtreise des Propheten von Mekka zur „fernsten Kultstätte“ (al-madschid al-aqsa) verbunden. Mohammed soll hier mit den anderen Propheten gebetet haben, bevor er sich vom Felsen aus auf die Reise in den Himmel zu Allah machte. Die West- oder „Klage“-Mauer (in jüdischer Überlieferung „Kotel“), der einzige Überrest der einstigen Tempelanlage, war seit jeher die zentrale jüdische Pilgerstätte. Unmittelbar nach der Eroberung Ostjerusalems 1967 ließ Israel das muslimische Mughrabi-Viertel vor der Klagemauer abreißen, um Raum für den weitläufigen Vorplatz zu schaffen.

Le Monde diplomatique vom 09.02.2017, von Jakob Farah