Aus Nicaragua
Arbeitsmigranten in Mittelamerika von Raphaële Bail
Wie jeden Montagnachmittag warten sie. Alte, Frauen und Kinder. An der Kreuzung zweier staubiger Sträßchen fiebern sie der Ankunft des Kleinlasters entgegen. Das ganze Dorf Santa Rosa del Peñon im Norden Nicaraguas wartet auf Nachrichten aus Costa Rica. Als der Lieferwagen in einer grauen Wolke auftaucht, bricht Hektik aus: Man will einen Brief abholen, ein paar in einen Umschlag gesteckte Geldscheine oder sogar einen kleinen Kühlschrank. Die Emigranten aus Santa Rosa schicken ihren Familien Hilfe aus dem Nachbarland. Beinahe das ganze Dorf hängt am Tropf, die Summen liegen monatlich zwischen zehn und hundert Dollar für „etwas zu essen“, „Schulhefte für die Kinder“, „Medikamente“ und „die Schulden“. Seit Nicaragua seine öffentlichen Ausgaben reduziert hat, muss die Bevölkerung die Kosten für Schulbildung und Gesundheitsversorgung selbst tragen. Doch damit ist sie hoffnungslos überfordert. Trotz der regelmäßigen Dollarsendungen reicht es in Santa Rosa del Peñon gerade mal zum Überleben.
Früher lebten sie hier von der Landwirtschaft. Doch die wirft heute kaum noch etwas ab. „Wir bauen nur noch für den Eigenbedarf an. Mehr schaffen wir nicht“, sagt Julio Antonio Niño. Er steht auf einem Feld, das von Unkraut überwuchert ist. „Ich kann es mir nicht leisten, einen Brunnen oder ein Bewässerungssystem zu bauen. Die Banken verlangen 40 Prozent Zinsen und verleihen nur an Großbetriebe mit Sicherheiten.“ Solche Erfahrung haben die meisten nicaraguanischen Kleinbauern in letzter Zeit gemacht.
Offiziell sorgt sich die Regierung zwar um die Bauern, denn in Nicaragua lebt noch die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land. Die Wirtschaftspolitik verfolgt aber andere Ziele. Handelsschranken sollen fallen, eine international wettbewerbsfähige, exportorientierte Landwirtschaft aufgebaut und durch die Freihandelszonen ausländische Investoren angelockt werden, die, wenn es nach dem scheidenden Präsidenten Enrique Bolaños geht, tausende Arbeitsplätze schaffen. Diese Aussicht entlockt dem Bauern Julio Niño nur ein bitteres Grinsen: „Ein paar Frauen aus dem Dorf sind in diese Textilfabriken arbeiten gegangen. Das ist immer noch besser, als gar nichts zu tun. Aber man verdient dort nicht einmal halb so viel wie in Costa Rica.“
Costa Rica: das Zauberwort. Schätzungsweise jeder Fünfte aus Santa Rosa ist mittlerweile ins Nachbarland emigriert. Rund 500 000 Menschen aus ganz Nicaragua sollen bereits jenseits des Grenzflusses San Juan ihr Glück suchen. 300 000 Nicaraguaner wanderten in weitere Länder aus. Damit leben rund 14 Prozent der Nicaraguaner als Emigranten. Für die armen Bauern ist Costa Rica ein nahes Ziel. Mit dem Bus ist man in wenigen Stunden dort, und bis vor kurzem brauchte man noch kein Visum. Wer jetzt noch legal einreisen will, muss allerdings etwa zehn Dollar bezahlen.
Was immer sie zu Hause gelernt haben, die meisten Nicaraguaner arbeiten in Costa Rica als Landarbeiter auf den Plantagen. Bananen, Kaffee, Ananas, Zucker, Orangen: Das Nachbarland hat seine Agrarwirtschaft erfolgreich diversifiziert, und sein Bedarf an Arbeitskräften ist groß. „Im Januar pflücke ich drüben Kaffee, und dann kommt eine Ernte nach der anderen“, sagt Julio Niño. Ihn haben die Schwierigkeiten bei der Bearbeitung seiner eigenen Felder in Santa Rosa entmutigt, darum arbeitet er schon seit Jahren illegal in Costa Rica. „Zur Aussaat der Bohnen sind wir rechtzeitig wieder zu Hause. So verdiene ich mindestens das Doppelte wie in Nicaragua.“
Schon unter der Somoza-Diktatur und als während des Krieges gegen die Contras die Wehrpflicht galt, suchten die Nicaraguaner Zuflucht im südlichen Nachbarland. Seit Anfang der 1990er-Jahre hat die Auswanderung hauptsächlich wirtschaftliche Gründe. Es ist eine Migration des Überlebens. Nach dem Bürgerkrieg wurden tausende Soldaten und Contras demobilisiert und sich selbst überlassen. Die Wirtschaft Nicaraguas konnte sie nicht integrieren.
Damals setzte die Regierung auf Privatisierungen und eine Senkung der Staatsausgaben. Costa Rica schien dank seines Wirtschaftswachstums und eines Sozialsystems, das in der Region seinesgleichen sucht, lange wie das Eldorado nebenan. „Die Emigration kommt unserer Regierung sehr gelegen, denn sie fungiert als soziales Ventil und mindert den Druck der Arbeitslosigkeit“, sagt Martha Granshaw. Sie vertritt eine nicaraguanische NGO, die Emigranten und ihren Familien Hilfe leistet. „Aber sie hat schwerwiegende, langfristige Folgen, die wir gerade erst zu verstehen beginnen.“
Diese Einsicht widerspricht den Einschätzungen von berufener Stelle. Die Internationale Organisation für Migration und die Vereinten Nationen haben immer wieder betont, wie wichtig die Geldsendungen der Emigranten für die wirtschaftliche Gesundung Nicaraguas seien.
Untersuchungen vor Ort – durchgeführt von Martha Granshaws Nicaraguanischem zivilgesellschaftlichen Netzwerk Migration (RNSCM) – zeigen aber: Von den 900 Millionen Dollar pro Jahr (mehr als die gesamten Exporteinkünfte Nicaraguas), die die Emigranten in die Heimat schicken, dient der größte Teil einer wirtschaftlich ausgebluteten Bevölkerung zur Deckung unmittelbarer alltäglicher Bedürfnisse.1
Die Fremden werden an der Hautfarbe erkannt
Das RNSCM beobachtet noch ein anderes Phänomen, das nicht so leicht in Zahlen auszudrücken ist: „Erst allmählich begreifen wir das Ausmaß des menschlichen Dramas, das mit der Auswanderung eines Vaters oder einer Mutter beginnt.“ Zerstörte Familien, Kinder, die von mehr oder weniger überforderten Großeltern erzogen werden, fehlende Vater- und Mutterfiguren, Schulverweigerung: Was kommt da auf Nicaraguas Gesellschaft zu?
In Santa Rosa del Peñon erzählt ein Großvater, dass sein Sohn und seine Schwiegertochter ausgewandert sind und die Kinder zurückgelassen haben. „Meine Frau und ich ziehen die Enkel groß, aber es gibt oft Streit, und wir machen uns große Sorgen um unseren Sohn, denn er ist ohne Papiere nach Costa Rica gegangen. Manchmal denke ich, dass es ein anderes Mittel geben muss, um aus dem Dreck zu kommen. Es ist einfach zu gefährlich so, für uns und für die jungen Leute.“
In San José, der Hauptstadt von Costa Rica, erkennt man die Nicaraguaner sofort. Ihre Haut und ihr Haar ist meist dunkler, und sie schleppen typischerweise einen Rucksack mit Arbeitskleidung oder Sachen zum Wechseln mit sich herum. Die Männer finden Arbeit auf dem Bau oder als Wachpersonal, die Frauen als Hausangestellte. Die Saisonarbeiter sind fast alle illegal. Das Gleiche gilt für die Landarbeiter, die mehrere Jahre am Stück bleiben. Nur etwa die Hälfte aller „Nicas“ in Costa Rica haben eine Aufenthaltsgenehmigung. Und fast alle kennen die harte Arbeit auf den Plantagen. Für die große Mehrheit der 4,3 Millionen „Ticos“ – Costa-Ricaner – sind die Nicaraguaner, die ein knappes Zehntel der Bevölkerung ausmachen, eine Last.
„In den Augen vieler Costa-Ricaner verkörpern die Nicaraguaner alles Negative“, meint Carlos Sandoval, ein Soziologe an der Universität San José. Die Identität der Einheimischen, meint er, definiere sich unter anderem über ihre in Mittelamerika vergleichsweise auffällig weiße Haut (was mit der geringen Zahl von Ureinwohnern bei der Landung der Konquistadoren zusammenhängt), über die Stabilität ihrer Demokratie, die in ihrer Geschichte nur wenige Gewaltausbrüche erlebt hat, sowie über die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und des Wohlfahrtsstaats.
Costa Rica galt lange als die „Schweiz Mittelamerikas“ – in den Augen der Einheimischen, der Nachbarn und offenbar auch vieler westlicher Ausländer. Als einziges Land der Region zieht Costa Rica massenhaft Touristen an – auf der Suche nach schönen Stränden und tropischem Dschungel, nach Entspannung und sanftem Tourismus. Dagegen erscheint Nicaragua mit seinen Kriegen und seiner chronischen Instabilität als ein unreifes, zu ewiger Armut verdammtes Land. Seine Bewohner haben in Costa Rica den Ruf, gewalttätig, ungebildet und verschlagen zu sein. Sie gelten vielen als Diebe und Säufer. „No seas nica“ ist in Costa Rica eine weit verbreitete Beschimpfung: Sei kein Trottel.
Dieser Fremdenhass – dem übrigens eine ebenso rassistische Ablehnung der Costa-Ricaner in Nicaragua gegenübersteht – kommt vor allem dann offen zum Ausbruch, wenn der ewig schwelende Konflikt um die Schifffahrt auf dem San Juan wieder einmal aktuell wird. Dennoch haben die beiden Länder gelernt, miteinander zu leben. Jedenfalls war das bis vor kurzem so. Denn seit Costa Rica im Sommer ein neues Einwanderungsgesetz beschlossen hat, verschlechtert sich die Stimmung. Das Parlament in San José hat es im August gegen die Wünsche von Präsident Óscar Arias Sánchez verabschiedet; dieser bezeichnet es als „drakonisch“ und fürchtet, dass es die Grenzschutztruppen in eine zweite Gestapo verwandeln könne. Nach dem Vorbild Washingtons plant Costa Rica größere Hürden für die legale Einwanderung sowie die strafrechtliche Verfolgung illegaler Migranten und aller, die ihnen Unterkunft oder Arbeit geben. Zur Durchsetzung dieser Maßnahmen wären allerdings personelle und finanzielle Mittel nötig, über die das Land nicht verfügt.
Ist das Gesetz also eher eine symbolische Reaktion auf die zunehmende Gereiztheit in der Bevölkerung? Eines Nachts im November 2005 hetzte der Besitzer einer Werkstatt seine beiden Rottweiler auf einen jungen Nicaraguaner, der offenbar versuchte, in seinen Besitz einzudringen. Unter den Augen von Polizisten, die gerufen wurden, aber nicht einschritten, zerfleischten die Tiere den Mann. Irgendjemand filmte die Szene. Costa Ricas erstes rassistisches Verbrechen war die Sensation aller Nachrichtensendungen und verschärfte die Spannungen zwischen den beiden Ländern.
Einige Monate später, auf der farbenprächtigen Blumenwiese des Nationalparks Merced, wo sich die Nicaraguaner in San José treffen, erzählt Gustavo: „Das hat uns wirklich Angst gemacht. An den Rassismus sind wir längst gewöhnt. Aber so zu sterben, ist wirklich furchtbar. Auch in Nicaragua sorgen sich die Leute um unsere Sicherheit. Meine Kusine hat sich entschlossen, lieber nach El Salvador zu gehen. Dort ist es weniger gefährlich, und ein Visum braucht man auch nicht.“ Während die Nicas einander selbst gemachte Leckereien aus der Heimat anbieten, erzählen sie von ihren Sorgen: „Wegen des Gesetzes wären wir jetzt alle lieber legal hier. Bis jetzt war das nicht so wichtig. In Nicaragua haben wir auch keine Papiere, und hier ist es für alle Beteiligten einfacher, wenn wir schwarzarbeiten.“ Gustavo ist 28 und lebt seit fünf Jahren ohne Papiere in Costa Rica. Er arbeitet in der Provinz auf dem Bau und verbringt jedes Wochenende in San José mit seiner Frau und seinem Sohn. Wie viele andere ist er froh, dass sein Sohn hier geboren wurde. „So hat er nämlich die costa-ricanische Staatsbürgerschaft.“
Die feindselige Stimmung in Costa Rica und der Bedarf an Arbeitskräften in El Salvador haben die Zuwanderung aus Nicaragua in letzter Zeit zurückgehen lassen – und das bereitet den großen Unternehmern des Landes wiederum Sorgen. Im August beklagten Interessenvertreter der costa-ricanischen Exportwirtschaft, dass der Mangel an Arbeitskräften zu einem Rückgang der Ausfuhren um 15 Prozent führen könne.
Die Wirtschaft des Landes hat, was für Lateinamerika ungewöhnlich ist, zwar einen breiten Dienstleistungssektor entwickelt – sehr erfolgreich etwa den Ökotourismus –, aber die landwirtschaftliche Produktion macht immer noch ein Viertel der gesamten Wertschöpfung aus. Costa Rica ist der zweitgrößte Bananenexporteur der Welt. Es ist einer der weltgrößten Kaffeeproduzenten und bedient mit Blumen oder Melonen darüber hinaus kleinere Nischenmärkte. In der Landwirtschaft sind die nicaraguanischen Arbeiter unverzichtbar. Sie stellen im Bananenanbaugebiet von Sarapiqui 40 Prozent der Arbeitskräfte und sind für viele Ökonomen die entscheidende Anpassungsvariable einer Wirtschaft im Strukturwandel. Nicht zuletzt machen sie costa-ricanische Waren auf den internationalen Agrarmärkten billiger. Die Nicaraguaner ersetzen in der Landwirtschaft und im Bausektor die inzwischen höher qualifizierten Einheimischen. Und dank nicaraguanischem Hauspersonal können Costa-Ricanerinnen berufstätig sein.
Oscar Alfaro ist Gründer einer Speditionsfirma mit Niederlassungen in ganz Mittelamerika und Mitglied einer einflussreichen Unternehmerorganisation: „Wir Costa-Ricaner müssen begreifen, dass wir die Nicaraguaner brauchen“, sagt er. „Unsere Einwanderungspolitik orientiert sich zu sehr am Sicherheitsdenken und zu wenig an den wirtschaftlichen Realitäten – ganz abgesehen davon, dass sie die elementaren Grundsätze der Solidarität verletzt.“
Alfaro erinnert sich, dass nach dem Wüten des Hurrikans „Mitch“ in Nicaragua im Herbst 1998 der Aufenthalt von 152 000 Nicaraguanern in Costa Rica legalisiert wurde. „Austausch zwischen unseren Ländern wird es immer geben, aber“ – und hier vertritt er die Meinung der großen Mehrheit – „das muss in geordneten Bahnen verlaufen. Mit der illegalen Einwanderung muss Schluss sein. Sie belastet unsere Gesundheitsversorgung und unser Bildungssystem, weil die illegalen Ausländer davon profitieren und nichts dafür zahlen.“ Er vergisst zu erwähnen, dass die Arbeitgeber illegaler Einwanderer auch keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
Dieselben Probleme wie in Europa
Unterdessen hat die costa-ricanische Regierung die sozialen Kosten der illegalen Einwanderung errechnet, weil Nicaragua beim Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage wegen Ausländerfeindlichkeit eingereicht hat.2 Das Gesundheitssystem des Landes komme unabhängig von der nationalen Herkunft der Patienten für alle medizinischen Notfälle, Schwangerschaften und Geburten auf, heißt es in San José. Auch die Grundschule sei für alle Kinder kostenlos – „und das in einem Entwicklungsland mit elf Prozent Einwanderern. Unter den Industriestaaten hat nur Luxemburg mehr Einwanderer. Und Luxemburg ist das Land mit dem höchsten BIP pro Kopf der Welt.“
Carlos Sandoval sieht Costa Ricas Dilemma: Das Land braucht Einwanderung für die Wirtschaft und das Bevölkerungswachstum, aber die Gesellschaft kann damit nicht selbstbewusst und zuversichtlich umgehen. „Zum Teil hat das Problem mit kulturellen Unterschieden zu tun“, so der Soziologe, „aber diese Anti-Nica-Einstellung gibt es erst seit der Wirtschaftskrise in den Neunzigern.“
Das Sozialmodell Costa Ricas orientiert sich am europäischen Vorbild.3 Dennoch folgte auch Costa Rica in den 1980er-Jahren neoliberalen Konzepten. Öffentliche Investitionen beschränken sich seither auf die Bildung, das Gesundheitswesen und den sozialen Wohnungsbau. Der Lebensstandard der unteren Mittelklasse sank. „Die größten Verlierer in Costa Rica sind am ausländerfeindlichsten“, sagt Sandoval. „Unsere Gesellschaft begreift sich als große Ausnahmeerscheinung in Mittelamerika und fürchtet zugleich um ihre Zukunft. Diese Angst wird auf die Einwanderer projiziert.“ 1999 wurde ein staatliches Stipendienprogramm für Schulkinder aus den ärmsten Familien eingestellt, nachdem einige Behörden sich geweigert hatten, das Geld an Ausländer auszuzahlen. Nach dem Vorbild etlicher Länder des Nordens liebäugelt Costa Rica aus Angst um seine Zukunft mit Abschottung und differenziert auf allen Ebenen zwischen eigenen Staatsbürgern und Ausländern.
In Guararirí, einem Elendsviertel am Rand von San José, stehen notdürftig gezimmerte Häuser dicht aneinander. Dazwischen läuft in einem Rinnsal das Abwasser eines nahe gelegenen Einkaufszentrums. Hier leben mehrere tausend nicaraguanische Einwanderer und ein paar hundert verarmte costa-ricanische Familien. Ein paar Dealer haben sich breit gemacht. Auf den ersten Blick sieht es in Guararirí aus wie in Nicaragua. Aber die meisten Bewohner des Viertels haben Arbeit, und jedes Haus hat Wasser und Strom.
„Hier gibt es keinen Rassismus. Der Alltag ist für alle gleich“, sagen die meisten Bewohner. Viele der Initiativen für ein besseres Miteinander von Nicas und Ticos sind aus diesem und anderen Armutsvierteln des Landes hervorgegangen. „Solche Initiativen sind wichtig“, sagt Carlos Sandoval, „weil sie bestimmte Mythen über die Nicaraguaner entkräften: zum Beispiel, dass sie unsere Arbeitsplätze stehlen. In Wirklichkeit machen sie die Arbeit, die Costa-Ricaner nicht mehr machen wollen.“
Doch die Verbrüderung hat ihre Grenzen. Noch bewegt sich in der „Schweiz Mittelamerikas“ die Arbeitslosigkeit mit 6,5 Prozent auf einem relativ niedrigen Niveau. Aber es ist nicht klar, ob das Entwicklungsland Costa Rica sein labiles soziales Gleichgewicht bewahren kann, wenn der Wettbewerb zwischen Einheimischen und Ausländern auf dem Arbeitsmarkt schärfer wird. So gespannt wie die Lage heute ist, könnte sie in Guararirí, im Park Merced oder auf den Plantagen der Atlantikküste bald eskalieren.
Fußnoten: