Ein Sesam-öffne-dich
FÜR die erweiterte und aktualisierte Neuauflage ihres Buches „Les 100 portes du Proche-Orient“ haben die Autoren sich erneut jener Anstrengung unterzogen, die schon dem ersten Erscheinen des Werkes vorausgegangen war. Der Titel ist eine Anspielung auf die unzähligen „Sesam, öffne dich!“-Formeln, die man kennen muß, um den arabisch-israelischen Konflikt zu verstehen. Das Buch erscheint als gelungene Verbindung von Expertenwissen, Überzeugungsdrang und politischer Aufrichtigkeit.
In Form eines Nachschlagewerks – das Begriffe und Schlüsselfiguren, geschichtliche Ereignisse, Parteien und Organisationen, soziopolitische und strategische Grundlagen ebenso abdeckt, wie es Karten, Dokumente, Chronologie, Bibliographie und Register bereitstellt – bieten Alain Gresh und Dominique Vidal dem Leser ein äußerst nützliches Hilfsmittel: Ausgehend von der Geschichte erstellen sie eine aktuelle Bestandsaufnahme des arabisch-israelischen Problems und versuchen, die Entwicklung der näheren Zukunft zu skizzieren.
Die Gesamtheit der regionalen und strategischen Gegebenheiten wird angemessen dargestellt, aber im Mittelpunkt steht eindeutig die Frage nach der „übermächtigen“ Identität der beiden Hauptakteure in diesem hundertjährigen Konflikt – der Israelis und der Palästinenser. Darin liegt die Stärke, das wichtigste „Eingangstor“ dieses Buches, das sich auf ausführliche Analysen stützt, ohne dabei den einfachen Leser abzuschrecken, und auf diese Weise den Beweis antritt, daß Expertenwissen und Klarheit des Ausdrucks eine glückliche Verbindung eingehen können.
Insofern sind die „100 Tore zum Nahen Osten“ mehr als ein Beitrag zur Politikwissenschaft: Sie sind für all jene von Nutzen, die ernsthaft um Verständnis bemüht sind, um auf diese Weise besser mitwirken zu können an einer umfassenden, gerechten und dauerhaften Lösung jenes Konflikts, der nun schon so alt ist wie unser Jahrhundert.
ÉLIAS SANBAR
Chefredakteur der Revue des études palestiniennes (Paris).