13.06.1997

Die Globalisierung bannt Schwarzafrika in die Rolle des Rohstofflieferanten

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Die Globalisierung bannt Schwarzafrika in die Rolle des Rohstofflieferanten

DAS Mobutu-Regime ist gestürzt, und Zaire hat sich in die Demokratische Republik Kongo verwandelt. Trotz seiner gewaltigen Bodenschätze, die begehrliche Blicke ausländischer Investoren auf sich ziehen, ist das Land ausgeblutet. Demgegenüber weisen die Wirtschaftsdaten des Internationalen Währungsfonds für Schwarzafrika insgesamt eine angebliche Verbesserung der allgemeinen Lage aus. Allerdings hat die Politik der strukturellen Anpassung, der Privatisierungen und der Deregulierung, wie sie derzeit wieder in Simbabwe durchgesetzt wird, bislang nur dazu geführt, daß viele Länder unter der Schuldenlast zusammenbrechen und dem Spekulationskapital ausgeliefert sind, während die Masse der Bevölkerung immer weiter in die Armut absinkt.

Von SANOU MBAYE *

Angesichts der Bilder aus Schwarzafrika, die von Tod und Elend zeugen, möchte man kaum glauben, daß die im Oktober 1996 veröffentlichten Zahlen des Internationalen Währungsfonds erste Anzeichen für eine Verbesserung der Wirtschaftssituation ausweisen1 . Nach der IWF-Statistik stieg das Wirtschaftswachstum im Jahresdurchschnitt von 2,9 Prozent in 1994 auf 3 Prozent in 1995 und 5 Prozent in 1996. Verglichen mit dem Durchschnittswert von 1,7 Prozent für die Dekade 1981 bis 1990 und von 0,7 Prozent für die Jahre von 1991 bis 1993 wären die Ergebnisse der letzten drei Jahre durchaus die ersten Anzeichen für einen Wiederaufschwung; bezieht man diese Zahlen auf die Maßstäbe der Globalisierung, verdecken sie jedoch einige grundlegende Schwächen.

Im Zeitalter der Globalisierung hängen Erfolg oder Scheitern der Volkswirtschaften einer Region von anderen wichtigen Größen ab: vom Verhältnis des Außenhandels zum Bruttosozialprodukt (BSP), vom Anteil der Fertigprodukte am gesamten Exportvolumen, vom Umfang privater Investitionen aus dem Ausland und vom Grad der Zahlungsfähigkeit. Was die Relation Außenhandel zu BSP betrifft, so bestehen die Exporte Schwarzafrikas nach wie vor überwiegend aus agrarischen und mineralischen Rohstoffen. In vielen Ländern beträgt der Anteil der Landwirtschaft am BSP bis zu 90 Prozent. Die Verbesserung der aktuellen Lage rührt von der durch besondere Umstände bedingten Hausse der Rohstoffpreise, und hier insbesondere für Kaffee und Kakao (deren wichtigstes Erzeugerland die Elfenbeinküste ist).

Dieses Land hatte 1996 ein Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent zu verzeichnen, gegenüber nur 1,8 Prozent in 1994. Auch die Baumwollpreise sind gestiegen, was Mali als wichtigstem Erzeuger der Region ermutigende Zahlen beschert hat. Die verbesserten Niederschlagsmengen im südlichen Afrika führten zu einer erheblich gesteigerten Getreideerzeugung: In Simbabwe etwa hat die landwirtschaftliche Produktion um 20 Prozent zugenommen (vgl. den nachstehenden Artikel von Victoria Brittain).

Eine zweite wichtige Größe, die in das BSP der Länder der Region (Südafrika ausgenommen) einfließt, ist die „Entwicklungshilfe“: Sie macht für Schwarzafrika insgesamt 11 Prozent aus – im Nahen Osten und in Nordafrika sind es dagegen nur 1,2, in Asien 0,7 und in Lateinamerika 0,4 Prozent. Diese als Entwicklungshilfe bezeichneten Finanzmittel, die von den Industrieländern, der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) gewährt werden, erweisen sich in Wahrheit als ein regelrechter Geschäftszweig: Die Darlehensnehmer beziehen Kredite, die ausschließlich verwendet werden, um den Geberländern Güter und Dienstleistungen abzukaufen und Projekte durchzuführen, die nicht den tatsächlichen Bedürfnissen des Landes entsprechen, sondern die Gegensätze verschärfen und der ländlichen Bevölkerung eine tödliche Schuldenlast aufbürden. Solche Projekte dienen nur dazu, die Auftragsbücher der Geberländer zu füllen und die Eliten der Nehmerländer reicher zu machen, während sie zur Entwicklungsförderung gar nichts beitragen. Manchmal werden diese Darlehen oder „Zuwendungen“ auch dazu benutzt, Zinsrückstände zu bezahlen, um Zugang zu neuen Krediten zu erhalten – wenn man das Geld nicht schon für Waffen ausgegeben hat.

Das Geheimnis der CFA-Abwertung

DIE zweite Voraussetzung für die Eingliederung einer Region in die globale Wirtschaft ist ein hoher Anteil von Fertigwaren am Gesamtexportvolumen. Weltbank und IWF, die stets das Hohelied der Theorie der komparativen Kosten singen, haben Schwarzafrika in der internationalen Arbeitsteilung die Rolle des Rohstofflieferanten zugewiesen. Nach dieser Logik sollen die Einkünfte aus dem Verkauf der Grundprodukte dazu dienen, einen schrittweisen Industrialisierungsprozeß zu finanzieren. Allerdings wurde diese Rechnung ohne den stetigen, inzwischen beinahe dreißig Jahre andauernden Kursverfall gemacht.

Nach Angaben der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (Unido) betrug das industrielle Wachstum in den neunziger Jahren in Afrika weniger als 1 Prozent – in den sechziger Jahren waren es noch 8 Prozent gewesen. Verantwortlich für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit sind auch die Kosten für Transportleistungen, Versicherungen und Telekommunikation, die zu den höchsten der Welt gehören. 1991 verschlangen die Fracht- und Versicherungskosten 15 Prozent aller Exporterträge; in 15 Ländern Schwarzafrikas machten sie sogar mehr als ein Viertel aus (zum Vergleich: 5,8 Prozent in den übrigen Entwicklungsländern). Dadurch sank der Anteil Afrikas am Welthandel 1990 auf 3 und 1996 auf 2,5 Prozent.

Die dritte Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg auf globaler Ebene, der Umfang privater Investitionen, hängt von entschlossenen Reformen ab. Weltbank und IWF haben dafür gesorgt, daß in Schwarzafrika die Wechselkurskontrollen aufgehoben wurden, die jetzt allein durch den Markt bestimmt werden. Es wurden Initiativen ergriffen, privatwirtschaftliches Engagement im öffentlichen Bereich zu fördern.2 Gelder in Höhe von einer Milliarde Dollar wurden an den Börsen des Kontinents angelegt (in Südafrika, Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Kenia, Namibia, Simbabwe und auf Mauritius); für die Zukunft planen alle schwarzafrikanischen Länder die Eröffnung von Aktienbörsen.

Auch die internationalen Banken sind voll im Geschäft. In Kenia will die Regierung, die bereits 1994 20 Prozent des Kapitals der Kenya Commercial Bank verkauft hatte, ihre Beteiligung noch weiter verringern. Ebenso hat Ghana 60 Prozent seiner Beteiligung an der Ghana Commercial Bank abgegeben. Doch der entscheidende Impuls für eine grundlegende Neuordnung des Bankensektors in Schwarzafrika geht von Südafrika aus. Die First National Bank hat die Geschäfte der Méridien BIAO in Swasiland übernommen, die Standard Bank of South Africa hat das afrikanische Bankennetz von ANZ Grindlays gekauft sowie die Geschäfte der Méridien BIAO in Tansania übernommen und besitzt damit inzwischen 77 Niederlassungen in 14 Ländern Afrikas.

Nur die französischen Banken, die unter der Obhut der französisch kontrollierten west- und zentralafrikanischen Zentralbanken operieren, sind an diesen Reform- und Umstrukturierungsvorhaben nicht beteiligt. Sie widmen sich lieber den einträglicheren kurzfristigen Finanzgeschäften, vor allem im Zusammenhang mit dem Ankauf von Erdölprodukten, Nahrungsmitteln und Luxusgütern. Sie besitzen quasi eine Monopolstellung, seit die lokalen Banken infolge der rigorosen Programme zur Sanierung der Staatsfinanzen zusammengebrochen sind. Die Operationen der Banken der ehemaligen Metropole nehmen den französischsprachigen Ländern die Möglichkeit einer mittel- und langfristigen Finanzierung, die ihre kleinen und mittleren Unternehmen bräuchten, um wirtschaftlich Anschluß an den Industrialisierungsprozeß des Kontinents zu finden.

All diese Maßnahmen haben bereits zur Privatisierung von etwa 550 staatlichen Unternehmen geführt, und in den kommenden zehn Jahren sollen noch viele andere folgen.3 Zwischen 1988 und 1994 wurden mit der Veräußerung halbstaatlicher Unternehmen 2,4 Milliarden Dollar erzielt – in allen Entwicklungsländern zusammengenommen beliefen sich die Einnahmen aus der Privatisierung auf 113 Milliarden Dollar. Daß auf Schwarzafrika nur eine so bescheidene Summe entfiel, ist um so verwunderlicher, als darin sowohl die 500 Millionen Dollar enthalten sind, die Elf-Aquitaine in die Erdölförderung in Nigeria investiert hat, als auch die 400 Millionen Dollar aus der Privatisierung der Aschanti-Goldminen in Ghana. Die niedrige Gesamtsumme erklärt sich daraus, daß die Privatisierungen zumeist ohne internationale Ausschreibung erfolgten, Objekte also nicht meistbietend vergeben, sondern an den erstbesten verschleudert wurden.

Das trifft insbesondere für die Länder der Franc-Zone zu, wo sich französische Konzerne, in Erwartung einer Abwertung des CFA-Franc, auf Kredit Beteiligungen in den rentablen Wirtschaftssektoren (Energie, Wasser, Telekommunikation) verschafften. Die dann folgende Abwertung reduzierte den Buchwert dieser Akquisitionen auf null, und damit auch die Einnahmen, die sich daraus für die betreffenden Länder hätten ergeben müssen. Dies war legalisierter Betrug, unter wohlwollender Billigung der Elite und auf Kosten einer Bevölkerung, die zu den ärmsten der Erde gehört.

Die drastischen Reformen, die den Entwicklungsländern von der Weltbank und dem IWF aufgezwungen wurden, und die extrem hohen Zinsen, die ihre Inflationsraten drücken sollten, ermöglichen erheblich höhere Gewinnspannen als in den Industrieländern. Im Falle Schwarzafrikas lagen die Spitzenerträge 1995 bei 40 Prozent. Damit wurde die Region in jener Zeit zum weltweit profitabelsten emerging market.4

Dem steht die Kapitalflucht gegenüber, die man 1991 für ganz Afrika auf 135 Milliarden Dollar schätzte5 , das ist das 5fache sämtlicher Investitionen, das 11fache der Investitionen des Privatsektors und das 120fache aller ausländischen Investitionen. Der Rückfluß von nur 10 Prozent dieses Kapitals entspräche einer Summe, die mehr als doppelt so hoch wäre wie das gesamte Privatkapital, das in den Ländern südlich der Sahara (ohne Südafrika) investiert wurde: 1994 belief es sich lediglich auf 4,7 und 1995 auf 5 Milliarden Dollar. Hinzu kommt, daß drei Viertel der Kredite auf nur drei Länder entfielen: Nigeria mit 1,9 Milliarden Dollar (40 Prozent), Ghana mit 838 Millionen Dollar (18 Prozent) und Angola mit 409 Millionen (8,5 Prozent). In diesen Ländern finanzierten die Investitionen vor allem den Abbau natürlicher Ressourcen, insbesondere von Erdöl, Erdgas und Mineralien ...

Die ausländischen privaten Investitionen im Erdöl-, Erdgas- und Bergbausektor bewirken lediglich, daß die gesamte Region dauerhaft abhängig bleibt und verarmt. Denn ihre Ressourcen werden systematisch abgebaut, ohne daß zugleich für produktive Investitionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und den Export von Industrieprodukten gesorgt würde. Das Eindringen privaten Kapitals in die Region droht diesen Effekt sogar noch zu verschärfen, weil das Insolvenzrisiko, das private Investoren eher abgehalten hatte, nicht mehr besteht, seit Hypothekendarlehen auf die Aktiva und das Umlaufvermögen der Darlehensnehmer möglich sind.

Auch ein Blick auf die Zahlungsfähigkeit, das letzte der Kriterien, an denen sich die Globalisierungsfähigkeit eines Landes bemißt, dämpft den Optimismus, den die Wachstumsstatistiken des IWF für Schwarzafrika auslösen könnten. Die Gesamtverschuldung der Region wird auf 223 Milliarden Dollar geschätzt, wovon 175 Milliarden auf bilaterale, von den Industrieländern gespeiste Fonds und auf multilaterale Darlehen entfallen, die von der Weltbank, dem IWF und der afrikanischen Entwicklungsbank bereitgestellt werden. Der Schuldendienst für diese Summen verschlingt ein Fünftel der Exporterlöse der schwarzafrikanischen Länder (ohne Südafrika). Dabei wachsen die Zahlungsrückstände immer weiter an: von 32,7 Milliarden Dollar (1990) auf 62 Milliarden (1995), was dreiviertel der jährlichen Exporteinnahmen entspricht. Damit die Situation nicht vollends außer Kontrolle gerät, hat man drei Lösungsvorschläge vorgelegt.

Erste Möglichkeit: Schuldenerlaß. 1994 und 1995 wurden insgesamt 6 Milliarden Dollar erlassen, zum größten Teil von Frankreich, und zwar aufgrund der Abwertung des CFA-Franc. Hauptnutznießer waren die Elfenbeinküste (1,1 Milliarden Dollar), Kamerun (500 Millionen Dollar), Gabun und Senegal (je 200 Millionen Dollar) sowie Sambia (500 Millionen Dollar), das einzige Land, das nicht zur Franc-Zone gehört.

Zweite Möglichkeit: Der auf Veranlassung von Weltbankpräsident James Wolfensohn vorgelegte Lösungsansatz sieht vor, daß die ärmsten und bei Weltbank und IWF am höchsten verschuldeten Länder ihre Schulden teilweise abschreiben können, sofern sie im Gegenzug jene „Reformen“ durchführen, deren Folgen ja bekannt sind!

Dritte Möglichkeit: Man könnte die Geldgeber auf die Zusicherung verpflichten, daß die künftigen Darlehensprogramme nicht zu einer Verschlimmerung der Situation führen. Vor diesem Hintergrund bietet Eritrea ein lobenswertes Beispiel: Um nicht in diese Schuldenfalle zu geraten, hat der seit 1993 unabhängige Staat beschlossen, ausschließlich auf eigene Mittel und auf reale Investitionen zu bauen.

Eine Strategie regionaler Integration

AFRIKA braucht eine lebensfähige Industrie, die den internen Bedarf im Bereich der Ernährung, des Wohnens, der Kleidung und der Gebrauchsgüter befriedigt, eine Industrie, die aber auch exportieren kann, um die Importe zu bezahlen, die für jede Art von Industrialisierung erforderlich sind. Der Erfolg einer solchen Industrialisierungspolitik erfordert klare Prioritäten: Selbstversorgung im Nahrungsmittelbereich, Steigerung der Kaufkraft der Bauern und Bildung von Rücklagen sollten die vorrangigen Ziele sein. Sie müssen über eine Strategie der regionalen Integration erreicht werden, die den Übergang von begrenzten Binnenmärkten zu größeren Märkten ermöglicht und die Zollschranken beseitigt, die den innerafrikanischen Handel auf weniger als 3 Prozent des Handelsvolumens der afrikanischen Länder reduziert haben.6 Es gilt also, regionale Zusammenschlüsse zu stärken – oder erst einmal zustande zu bringen, etwa nach dem Vorbild der kontinentalen Import-Export-Bank Afreximbank7 , der Präferenzfreihandelszone der Staaten Ost- und Südafrikas (PTA)8 , der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC)9 und der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas)10 , die Fixpunkte der wirtschaftlichen Expansion der Region darstellen.

Die Konsolidierung der Afreximbank und ihre Öffnung für Kapitalanlagen der Industrieländer und ihrer Finanzinstitutionen könnten zur Senkung der exorbitant hohen Versicherungs-, Transport- und Kommunikationskosten beitragen, die eine Ausdehnung des afrikanischen Außenhandels behindern.

Von den PTA-Mitgliedstaaten ist es Uganda dank seiner Industrie und seiner Bauwirtschaft gelungen, das Wirtschaftswachstum in den Jahren 1994, 1995 und 1996 auf 11, 6,5 bzw. 6 Prozent zu steigern. Der Sudan erzielte in diesem Zeitraum trotz der internationalen Ächtung Wachstumsraten von 4,3, 4,5 und 4 Prozent, Kenia von 3,9 und zweimal 5 Prozent. Äthiopien, jahrelang ein Symbol für den Hunger in Afrika, hat seine Selbstversorgung an Nahrungsmitteln praktisch gesichert; sein BSP ist seit dem Regimewechsel 1992 um 30 Prozent gewachsen.

Die SADC-Länder kommen gemeinsam auf ein BSP von 134 Milliarden Dollar. Manche von ihnen, wie Lesotho, Botswana, Angola oder Mosambik, verzeichneten 1995 und 1996 spektakuläre Wachstumsraten. Auch regionale Projekte im Energie- und Verkehrsbereich, an denen Südafrika, Mosambik, Swasiland und Simbabwe beteiligt sind, und Pläne zur Reaktivierung der East African Community, die Kenia, Tansania und Uganda umfaßt, stellen Initiativen dar, die auf den richtigen Ansatz zur Lösung der chronischen Probleme Afrikas verweisen.

Von dem Ecowas-Projekt läßt sich dies leider nicht behaupten. Die Finanzabkommen, mit denen die Gruppe der französischsprachigen Länder im Rahmen der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (Ecomac) an Frankreich gebunden ist11 , stehen jedem ernsthaften Integrationsversuch entgegen, der von Nigeria, Elfenbeinküste und Ghana, also den drei Wirtschaftsgiganten der Gruppe, ausgehen könnte.

Dabei würde die Entwicklung Afrikas – auf der Grundlage einer mit langfristigen Krediten finanzierten Strategie in den Bereichen Investitionspolitik, Produktion und Beschäftigung – den Industrieländern Märkte erschließen, deren Potential mit dem vergleichbar wäre, das sich in der Nachkriegszeit für die Vereinigten Staaten mit dem Wiederaufbau Europas und Japans eröffnet hatte. Doch wer denkt schon langfristig in einer Welt, in der die hemmungslose Geldschöpfung in Verbindung mit einer ständig wachsenden Verschuldung kurzfristige Geschäfte und Spekulation begünstigt, also zu Lasten produktiver Investitionen geht?

dt. Sabine Scheidemann

* In London ansässiger senegalesischer Finanzexperte.

Fußnoten: 1 Vgl. „World Economic Outlook“, IWF, Washington, Oktober 1996. 2 Um diesen Privatisierungen zum Erfolg zu verhelfen, waren am 1. Januar 1996 bereits zwölf Investitionsfonds eingerichtet worden. 3 Vgl. „A Continent in transition: Sub-Saharian Africa in the Mid 1990s“, Weltbank, Washington, November 1995. 4 „Reforms catch the eyes“, Financial Times, London, 20. Mai 1996. 5 Vgl. „Left out in the cold“, Financial Times, 20. Mai 1996. 6 Vgl. Sanou Mbaye, „Souhaitable union des économies africaines“, Le Monde diplomatique, September 1995. 7 Afreximbank: Import-Export-Bank mit einem Kapital von 750 Millionen Dollar und Sitz in Kairo. Wichtigste Aktionäre: Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), Nigeria, Ägypten, Simbabwe, Tunesien, Elfenbeinküste, Senegal, Kamerun sowie internationale Banken. 8 Die Mitgliedstaaten der PTA: Burundi, Komoren, Dschibuti, Äthiopien, Kenia, Malawi, Mauritius, Uganda, Ruanda, Sudan, Tansania, Sambia, Simbabwe. 9 Die Mitgliedstaaten der SADC: Südafrika, Angola, Botswana, Lesotho, Malawi, Simbabwe, Sambia, Mosambik, Swasiland, Tansania, Namibia, Mauritius. 10 Die Mitgliedstaaten von Ecowas: Nigeria, Ghana, Elfenbeinküste, Senegal, Niger, Gambia, Guinea, Mali, Guinea-Bissau, Liberia, Sierra Leone, Benin, Togo, Kap Verde, Burkina Faso und Mauretanien. 11 Die Mitgliedstaaten von Ecomac: Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Senegal und Togo.

Le Monde diplomatique vom 13.06.1997, von SANOU MBAYE