14.11.1997

Entführung – eine neue Wachstumsbranche

zurück

Entführung – eine neue Wachstumsbranche

LATEINAMERIKA ist eines der traurigen Beispiele dafür, daß massenhafte Armut mit sozialem Frieden und öffentlicher Sicherheit nicht vereinbar ist. Organisiertes Verbrechen, Erpressungsversuche paramilitärischer Gruppen, das Abdriften gewisser Guerillabewegungen, die wachsende Kluft zwischen Reichen und Mittellosen, der Zynismus der Eliten, die häufige Korruption der Polizeikräfte und das schlechte Ansehen der Justiz: all das hat die staatsbürgerlichen Werte geschwächt, die gesellschaftliche Solidarität geschmälert und eine Welle der Kriminalität hervorgebracht. Die wachsende Zahl von Entführungen zeitigt neue Firmengründungen und neue gesellschaftliche Nachfragen.

Von HUBERT PROLONGEAU und JEAN-CHRISTOPHE RAMPAL *

„Ich war mit meinem dreijährigen Sohn im Supermarkt. Plötzlich verlor ich ihn aus den Augen. Doch weil er gerne durch die Gänge läuft, war ich zuerst gar nicht beunruhigt. Als ich anfing, ihn zu suchen, kam ein Mann auf mich zu und sagte, er habe meinen Sohn und würde ihn mir zurückgeben, wenn ich ihn seinen Einkaufswagen füllen ließe. Ich dachte, ich breche zusammen. Als ich anfing zu weinen, packte er mich am Arm und drückte fest zu; dabei murmelte er: ,Verhalten Sie sich unauffällig.‘ Beim Bezahlen an der Kasse habe ich derart gezittert, daß ich mehrmals beinahe etwas umgestoßen hätte, doch die Kassiererin hat nichts bemerkt. Als wir dann draußen waren, kam ein anderer Mann und nahm den Einkaufswagen mit. Ich habe mit dem ersten Mann gewartet. Zu sagen habe ich mich nichts getraut. Die Zeit kam mir entsetzlich lang vor. Dann ist der andere Mann zurückgekehrt. Er hatte meinen Sohn in den Einkaufswagen gesetzt. Und der Kleine lachte.“ So ereignete es sich vor zwei Jahren, in einem Supermarkt im Norden von Bogotá.

Das Abenteuer des kleinen Alberto ist nicht außergewöhnlich. 1995 gab es auf dem gesamten Subkontinent 18000 Entführungen. Die Tendenz ist steigend. In Brasilien wurden 1995 122 Entführungen angezeigt. In Guatemala wurden allein im ersten Quartal des Jahres 1996 130 Fälle registriert, während es im gesamten Vorjahr „nur“ 120 gewesen waren – mittlerweile spricht die Polizei ohne Zögern von einem prosperierenden „Industriezweig“. In Mexiko, wo kriminelle Banden sich in dieser „Branche“ spezialisiert haben, wurden in den letzten fünf Jahren 2000 Personen entführt, so daß dieses Vergehen zu einem vorrangigen Sicherheitsproblem geworden ist.

Wie so oft, wenn es um Kriminalität geht, steht Kolumbien an der Spitze. Im Jahr 1996 wurden dort 1136 Personen entführt; im August 1997 waren es weitere 557, von denen sich 268 noch in Gefangenschaft befanden, 150 waren freigelassen, 100 von den Sicherheitskräften befreit worden, 33 ermordet, und 5 waren geflohen.

Die anderen Länder sind weniger stark betroffen, doch kaum eines blieb gänzlich verschont. El Salvador, Costa Rica, Honduras, Paraguay, Ecuador, Peru – überall hat es spektakuläre Fälle gegeben. 47 Menschen sind im ersten Halbjahr 1996 in Nicaragua entführt worden, mehrere davon durch ehemalige Contras, die sich an einem US-amerikanischen Beobachter genauso wie an Miskito-Indianern oder Bauern schadlos hielten.

Die Polizeiberichte sind eindeutig: Die vorhandenen Zahlen müssen nach oben hin korrigiert werden. Lediglich 50 bis 70 Prozent der Entführungen werden überhaupt angezeigt. So schätzt der guatemaltekische Generalstaatsanwalt, daß in seinem Land täglich drei Entführungen begangen werden. Die häufige Weigerung der Angehörigen, als Zeugen auszusagen, nachdem die entführte Person ihnen schließlich zurückgegeben wurde, erleichtert die Arbeit der Polizei nicht gerade.

Entführungen sind und bleiben eine der wichtigsten Geldquellen für bestimmte Guerillabewegungen. Ganz besonders für die Kämpfer im kolumbianischen Urwald, bei denen der Grat zwischen Kriminalität und Politik immer schmaler wird. „Das sind unsere Steuern. Wir haben keine anderen Ressourcen.“ Jorge Eliecer Zapata, der Chef der Bewegung „Jaime Bateman“, einer kleiner Splittergruppe der M 19 (einer kolumbianischen Guerilla, die in den achtziger Jahren auftauchte und mittlerweile in die Legalität zurückgekehrt ist), räumt zwar ein, daß die Verbindungen einiger Guerilleros zu den Drogenhändlern beschämend sind, doch er hat keine Gewissensbisse. Dabei ist er nur ein Amateur im Vergleich zu den Großen von den Fuerzas Armadas Revolucionarias Colombianas (FARC) oder vom Ejercito de Liberación Nacional (ELN). Der Zeitung El Espectador zufolge bestreiten erstere 35 Prozent ihres Einkommens aus Entführungen, letztere 34 Prozent.

Zwei Bergwanderer berichten, sie seien in der Sierra Nevada de Santa Marta, einer der wichtigsten Touristengegenden Kolumbiens, von Guerilleros angehalten worden, man habe ihre Papiere überprüft und eine Liste eingesehen. Danach habe man sie weiterziehen lassen. Offensichtlich zählten sie nicht zu den „Entführbaren“... Diese Anekdote belegt, wie ausgeklügelt das System ist, das der kolumbianischen Guerilla Einkünfte von bis zu 550000 Millionen Pesos jährlich ermöglicht hat – das heißt 0,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, womit sie zu einem der größten Unternehmen des Landes aufgestiegen sind. Der Markt hat seine Tarife, je nach Region und je nach Kategorie des Entführten. Dokumente, die bei Mitgliedern der FARC gefunden wurden, wiesen darauf hin, daß der Tarif für einen Ausländer zwischen 300 Millionen und 4 Milliarden Pesos liegt.

Wenn sie auch am meisten einbringen, so sind Ausländer dennoch nicht die ersten, die es trifft. Sicherlich deshalb, weil ihr Verschwinden die Einmischung bedeutender Kräfte nach sich zieht (Botschaften, Diplomatie ...) und ein größeres Risiko beinhaltet. In Kolumbien sind in den letzten drei Jahren dennoch immerhin 90 Ausländer entführt worden, in erster Linie Immigranten, die in ländlichen Gebieten arbeiteten. Im Vergleich zur Gesamtzahl ist das wenig.

Die Guerilla hat bei weitem nicht das alleinige Patent auf dieses Verfahren. In jüngerer Zeit sind vielmehr 90 Prozent der Entführungen Familienangelegenheiten. Der Dorfrichter von El Banco in der kolumbianischen Provinz Magdalena hat beispielsweise eine Entführung inszeniert, um seinem Onkel in Medellin ein Lösegeld abzupressen. Ein Ehepaar aus Bogotá hat den eigenen Neffen entführt, der kurz zuvor von Schwester und Schwager adoptiert worden war. Von den Chauffeuren, den Hausangestellten oder Gutsverwaltern mit Informationen versorgt, greifen die armen in die Taschen der reichen Verwandten. Diese Tendenz veranlaßt Ruben Dario Ramirez, den Direktor des vom Präsidenten ins Leben gerufenen Programms zur Verteidigung der persönlichen Freiheit, zu einem Warnruf: „Man muß vermeiden, daß sich innerhalb der Familien Paranoia breitmacht, doch es ist notwendig, stabile emotionale Bindungen wiederherzustellen.“ Diese Mode, fügt er hinzu, „ist das schlimmste Erbe, das die Drogenhändler uns hinterlassen haben. Denn sie waren es, die die Entführung populär gemacht und gezeigt haben, was sie einbringen kann.“

Entführung als Gelegenheitsjob

DER jüngste Romanerfolg von Gabriel Garcia Marquez, „Nachricht von einer Entführung“, erzählt davon, wie Pablo Escobar seinerzeit die Entführung in eine Waffe verwandelte. Ein Druckmittel ist sie nach wie vor. Die Sociedad Interamericana de Prensa (SIP) beklagte im März 1996 die Entführung von acht Journalisten in Kolumbien, Guatemala, Mexiko und Brasilien.

Zuweilen kommen die Täter aus den Reihen der Polizei. In Rio etwa wurden Polizeibeamte der Entführung der kleinen Paula Zamboni beschuldigt, woraufhin der Chef der Anti-Entführungs-Brigade seines Amtes enthoben wurde. Am 1. April 1996 wurden zwei Beamte des Anti- Entführungs-Büros und zwei Angehörige der brasilianischen Militärpolizei auf frischer Tat ertappt, als sie versuchten, das Lösegeld für die Freilassung eines am Vorabend entführten Drogenhändlers auszuhandeln.

In Mexiko haben mehrere Opfer angegeben, daß ihre Entführer Polizeiwaffen trugen und Polizeijargon sprachen. Und als die Regierung von Carlos Salinas de Gortari die Justiz reorganisierte, wurden viele Polizisten in den Ruhestand versetzt. In Guatemala ist die Zahl der Entführungen um 250 Prozent gestiegen, seit der Präsident die korruptesten Elemente aus dem Polizeidienst entfernt hat. Die Ermittlungen in diesem Land ergaben, daß oftmals Bankangestellte als Komplizen der Entführer fungieren: Sie liefern ihnen Informationen über die finanziellen Möglichkeiten potentieller Opfer.

Selbstverständlich stellen die Reichsten die verlockendste Beute dar. Großgrundbesitzer und Geschäftsleute sind überaus gefragt.2 In den letzten Jahren wurden in Mexiko Rekordsummen gezahlt. Im März 1994 wurde der Geschäftsmann Alfredo Harp Helu, einer der reichsten Männer des Landes und Direktor der Banamex-Bank, nach 60 Tagen Gefangenschaft gegen 20 bis 30 Millionen Dollar freigelassen.3

Doch die Opfer kommen immer häufiger aus der Mittelschicht, die kleine Summen bezahlen kann, ohne allzuviel Aufhebens zu machen. In Mexiko beträgt die durchschnittliche Lösegeldsumme 4000 Dollar. Viele Entführte werden gerade so lange einbehalten, wie die Familie braucht, um zur Bank zu gehen. In Brasilien sind die Begleitpersonen von Geldtransporten besonders gefährdet. In Guatemala trifft es eher Kinder; sie werden meist nach wenigen Stunden gegen relativ kleine Summen freigelassen.

In Peru kommt es immer häufiger zu Gelegenheits-Entführungen (369 allein von April bis Juni 1996), bei denen Verbrecherbanden Kinder oder Frauen entführen und die Eltern oder Ehemänner zwingen, ihr Konto leerzuräumen. Das Ganze dauert gerade ein paar Stunden. Peru spielt darüber hinaus eine immer bedeutendere Rolle als Zielland von Entführungsopfern. Im Februar 1996 fand Interpol in Lima dreizehn Kinder wieder, die an so verschiedenen Orten wie Tschechien, Indien, Frankreich, den USA und Brasilien entführt worden waren.

Was können die Behörden tun? In Kolumbien hat sich das Verfassungsgericht für die Schaffung der Stelle eines „Anti- Entführungs-Zaren“ eingesetzt – eines hohen Funktionärs, der sich ausschließlich um diese Angelegenheiten kümmert. In Peru ist die Höchststrafe für Menschenraub von acht Jahren Gefängnis auf lebenslänglich heraufgesetzt worden.

Dort, wo die Staatsmacht sich als ineffizient erweist, beginnt die Zivilgesellschaft, eigene Antworten zu entwickeln. In Guatemala haben Entführungsopfer eine Organisation Familias y Amigos contra la delincuancia y el secuestro (FADS; Familien und Freunde gegen Verbrechen und Entführungen) geschaffen, die den Opfern helfen will, diese „unmenschliche Erfahrung“ besser zu verarbeiten.

Im August 1996 führte eine Veröffentlichung des Komitees zur Koordinierung der Vereinigungen aus Landwirtschaft, Handel und Finanzen (Cacif) zu einer heftigen Polemik mit der Regierung. Nachdem das Komitee bekannt gemacht hatte, daß in den vorangegangenen acht Monaten 140 Unternehmer entführt worden waren, befürchtete die Regierung katastrophale Auswirkungen auf den Tourismus und zukünftige Investitionen und bezichtigte das Komitee einer unverantwortlichen Haltung. Im August 1996 überfielen Einwohner der guatemaltekischen Kleinstadt Nueva Concepción aus Wut über die zunehmenden Entführungen die örtliche Polizeistation, „befreiten“ zwei mutmaßliche Entführer und schlugen sie mit Knüppeln tot. Kurz darauf griffen 500 Personen aus der Provinz Quiché eine weitere Polizeistation an, nahmen drei Männer mit, die des Mordes an einem Geschäftsmann verdächtig waren, und verbrannten sie bei lebendigem Leib.

In Kolumbien gründete der Journalist Francisco Santos, der 1989 von den „extradables“, der Drogenhändlergruppe um Pablo Escobar, entführt worden war, die Stiftung Pais Libre. Diese macht Grundlagenarbeit in Sachen Sensibilisierung und Aufklärung und weist die Öffentlichkeit regelmäßig auf die zunehmende Häufigkeit von Entführungen hin sowie auf die Handlungsunfähigkeit des Staates und die Nachlässigkeit der Justiz: Denn nur 2 Prozent der Vergehen werden bestraft. In Mexiko hingegen haben die Staatsanwälte die Zügel in die Hand genommen. Dreiunddreißig Ankläger haben in der Hauptstadt eine Anti-Entführungs-Front gegründet, die die Staatsanwaltschaften im Landesinneren unterstützen soll.

Zahlreiche Privatfirmen haben sich die Lage zunutze gemacht und sich mittlerweile auf die Lösung von Krisensituationen spezialisiert. Die wichtigste ist Kroll Associates. In Mexiko gibt es 400 solcher Firmen, die den Opfern helfen, mit dem Problem umzugehen. Auch Unternehmen, die gepanzerte Autos herstellen, erleben einen Boom. Bei der International Armoring Corporation in Ogden, Utah, haben sich die Bestellungen aus Mexiko seit der Entführung von Alfredo Harp Helu vervierfacht. Immer mehr Versicherungsgesellschaften bieten Verträge an, für 60000 bis 100000 Dollar im Jahr. Kürzlich beschloß die Deaner Insurance Agency, diese Art von Verträgen, die bis dahin der Geheimhaltung unterlagen, öffentlich bekannt zu machen. In manchen Policen ist auch das Eingreifen gewisser Beratungsfirmen vorgesehen, auch wenn diese selber derlei Verträge nicht aushandeln.

Eine dieser Firmen ist Control Risks, eine Tochterfirma der Londoner Lloyds. Im Durchschnitt betreut sie dreißig Entführungsfälle pro Jahr. Sie gehorcht strikten Standesregeln: Es geht um Hilfe, nicht um Einmischung. Nicht Rambo oder Sherlock Holmes geben den Stil vor – die Arbeit wird im Einvernehmen mit den staatlichen Behörden durchgeführt, „auch wenn es manchmal notwendig ist, die Polizei zu erziehen“, wie Peter Plunkett erklärt, der das Unternehmen in Paris vertritt. „Wir arbeiten langfristig“, fügt er hinzu. Sein Ziel ist es, vorzubeugen, indem er die potentiellen Opfer sensibilisiert. In Krisenzeiten schickt er Berater. Die Bezahlung wird in vorab unterzeichneten Verträgen festgelegt und ist – das wird hervorgehoben – unabhängig von der Höhe des Lösegelds. „Auch wenn unsere Intervention häufig zur Folge hat, daß das Lösegeld sinkt“, sagt Plunkett. Seit 1975 hat Control Risks 296 Fälle bearbeitet, 203 davon in Lateinamerika. Entführungen machen ein Viertel der gesamten Firmentätigkeit aus.

Dem Wirtschaftsmonatsmagazin América Economia zufolge wurde den im Fall des mexikanischen Bankiers Alfredo Harp mit den Verhandlungen beauftragten Beratern ein Tageshonorar von 3000 Dollar bezahlt. In manchen Fällen greifen Familien und Regierungen auf unabhängige Vermittler zurück, wie die Mauss-Affäre zeigt. Am 17. November letzten Jahres wurde der ehemalige deutsche Privatdetektiv Werner Mauss von der kolumbianischen Polizei festgenommen. Die Behörden warfen ihm vor, mit der ELN die Freilassung seines Landsmanns Ulrich Schoene gegen ein Lösegeld ausgehandelt zu haben. Diese Affäre, die immer noch nicht abgeschlossen ist, hat das zuweilen durchaus zwielichtige Vorgehen rund um derartige Verhandlungen ein wenig erhellt.

Erteilte Ratschläge reichen vom Selbstverständlichsten (nachts nicht alleine in bestimmen Stadtteilen spazierenzugehen) bis hin zu einer psychologischen Behandlung der Reaktionen, die eine Entführung nach sich zieht. Denn oft handelt es sich um eine sehr harte Bewährungsprobe. Auch wenn bestimmte Entführer alles tun, um die Zeit für ihre Opfer so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Ein Journalist, der 1986 mit einem Dutzend anderer Leute aller möglichen Nationalitäten entführt worden war, berichtet, daß seine Bewacher ihnen sogar beigebracht haben, wie man die harten Zeiten durchsteht: „Jeden Tag machten sie mit uns Gymnastik und rieten uns, an jeder Stunde des Tages daran zu denken, was wir gewöhnlich tun würden, um nicht den Kontakt zu unserer Alltagsrealität zu verlieren. Man merkte, daß sie diese Art von Situation gewöhnt waren.“ Der Psychiater Mariano Querol, der in Peru entführt wurde, erklärte gar, seine Entführer seien „menschlich, freundlich und zuweilen gar ausgesucht höflich“ gewesen und er habe ihnen „nichts vorzuwerfen“.

Man sollte die Entwicklung dieser „Industrie“ nicht als Folklore abtun. Erstens, weil sie ein Symptom der beschleunigten sozialen Zersetzung ist. Zweitens, weil die Geschichten viel zu häufig tödlich enden. In Bogotá leben viele ehemalige Entführungsopfer. Aber es ist schwierig, sie oder die Angehörigen dazu zu bringen, etwas zu erzählen, denn die Wunde verheilt nicht. Eine der Entführten sagt: „Seit ich wieder zu Hause bin, ist das Schweigen mein bester Freund.“

dt. Miriam Lang

* Hubert Prolongeau schrieb u. a. „La Vie quotidienne en Colombie sous le cartel de Medellin“, Paris (Hachette) 1992, Jean-Christophe Rampal ist Journalist.

Fußnoten: 1 Gegenwärtig entsprechen 713 kolumbianische Pesos 1 Mark. 2 Der Rekord in Sachen Lösegeld wurde anscheinend Anfang der siebziger Jahre in Argentinien erreicht. 1975 entführte die peronistische Guerillabewegung Montoneros die Brüder Jorge und Juan Born, die Besitzer des Firmenkonsortiums Bunge y Born. Sie wurden damals gegen ein Lösegeld von 60 Millionen US-Dollar freigelassen, was beim heutigen Kurs etwa 240 Millionen entsprechen würde. 3 Ein Dollar entspricht ca. 1,70 Mark.

Le Monde diplomatique vom 14.11.1997, von H.Prolongeau und J.-C.Rampal