12.12.1997

Der lange Atem der kurdischen Guerilla

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Der lange Atem der kurdischen Guerilla

FÜR die Regierung in Ankara sind sie „Separatisten“, in den Vereinigten Staaten, in Frankreich und Deutschland betrachtet man sie als Terroristenorganisation. Doch die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) hat sich nicht nur durch brutale Aktionen hervorgetan. Unter der kurdischen Bevölkerung hat sie, nicht zuletzt weil keine türkische Regierung zu Kompromissen bereit war, eine erhebliche Anhängerschaft gewonnen. Obwohl sie militärisch durch die türkische Armee über die Grenzen gedrängt wurde, ist sie zu einer politisch einflußreichen Bewegung geworden. Inzwischen können ihre Aktivisten nicht nur mit der Kalaschnikow, sondern auch mit den Möglichkeiten des Satellitenfernsehens umgehen.

Von unserem Korrespondenten MICHEL VERRIER *

Wir befinden uns in einem Lager der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), auf einem Bauernhof, irgendwo im Nahen Osten, nicht weit von der türkischen Grenze und dem kurdischen Bergland. Einige Gebäude, ein paar Militärzelte, ein Schwimmbad, ein Sportplatz. Hier werden für ausgewählte Guerillakämpfer politische Fortbildungskurse abgehalten, bei denen ihr Führer Abdullah Öçalan anwesend ist, den sie wie ein geistliches Oberhaupt verehren. Im Garten sitzen die lernenden Kämpfer im Schatten der Bäume und diskutieren. „Wir nennen diesen Ort das Paradies“, meint Newroz, eine junge Frau mit langen braunen Haaren, die aus Deutschland gekommen ist, um ihren „Wehrdienst“ in der kurdischen Armee zu leisten. Geschichte, Politik, Religion, Sprache und Literatur, Kunst und Sozialwissenschaft, das Ausbildungsprogramm ist breit gefächert. „Wenn der Präsident anwesend ist, wird in der Gruppe gearbeitet, wir beschäftigen uns dann mit der Analyse unseres Vorgehens.“ Die Kursteilnehmer bleiben einige Wochen, manchmal Monate, bevor sie zurückkehren in ihre Schlupfwinkel in der Türkei, oder eher noch im Nordirak, wo sie offenbar über großen Rückhalt verfügen.

„Für uns gibt es nicht zwei Kurdistan, eines in der Türkei und eines im Irak“, erklärt die zwanzigjährige Nilan. „Ob Norden oder Süden, es ist ein Land.“ Nilan, eine zierliche Person in Kampfjacke mit langem dunklen Zopf, hat sich im Alter von 13 Jahren der Guerilla angeschlossen. Sie stammt aus der türkischen Provinz Cizra, nahe der irakischen Grenze, die Anfang der neunziger Jahre einen Aufstand junger Kurden erlebt hatte. Nilan erhielt ihre militärische Ausbildung in den Lagern der PKK im Gebiet von Bothan- Badhinan an der türkisch-irakischen Grenze. Inzwischen hat sie den Rang eines Hauptmanns; die Streifen hat sie sich in zahlreichen Kampfeinsätzen verdient. „In der Türkei operiert unsere Guerilla bei Nacht, in kleinen Gruppen, vielleicht ein Dutzend Kämpfer. Wir greifen Militärkonvois und Stützpunkte an oder führen Anschläge auf Wirtschaftsanlagen aus. Dagegen ist Südkurdistan [im Irak] praktisch befreites Gebiet: Wenn nicht gerade Auseinandersetzungen mit der türkischen Armee geführt werden, unterhalten wir dort Feldlager, in denen zwischen fünfzig und zweihundert Kämpfer leben; wir treten ganz offen auf und pflegen den Kontakt zur Bevölkerung.“

Für Ahmed Bamarni, Sprecher der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und ehemals Abgeordneter im kurdischen Parlament von Erbil, stellt sich die Situation so dar: „In der Zone des irakischen Kurdistan, die von Massud Barsanis Demokratischer Partei Kurdistans (DPK) kontrolliert wird, ist die PKK zur einzigen politischen Alternative geworden.“1 Safeen Dizayee, Sprecher der DPK in Ankara, erklärt dazu: „Die PKK hat im Gebiet von Erbil 3000 Jugendliche rekrutiert. Ihr geht es darum, zur stärksten Kurdenpartei im Irak zu werden, obwohl sie hier eigentlich nichts zu suchen hat.“2 Öçalan zeigt sich amüsiert über solche Behauptungen: „In dieser Region haben wir unter den Guerillakämpfern dreihundert junge Leute angeworben. Aber es gibt Tausende in Südkurdistan, die mit uns sympathisieren. Wahrscheinlich sind wir dort die dritte Kraft, neben der DPK und der PUK.“

Unmittelbar nach dem Golfkrieg und den Kurdenaufständen im Frühjahr 1991 sah es allerdings so aus, als ob sich diese beiden Parteien die Macht im Nordirak teilen könnten. Öçalan mußte mit ansehen, wie eine autonome kurdische Region entstand. Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen mit DPK und PUK verzichtete die PKK im Oktober 1992 auf die separatistische Forderung nach einem kurdischen Staat und setzte statt dessen auf eine Föderation mit der Türkei. Im März 1993 erklärte sie, auf Anraten des PUK-Führers Dschalal Talabani, sogar einen einseitigen Waffenstillstand, um Verhandlungen mit Ankara einzuleiten – ohne Erfolg.

Inzwischen ist es jedoch zu internen Konflikten um die politische Macht in der autonomen Region gekommen: Der selbstmörderische Bruderkrieg hat bereits Tausende von Toten gekostet und die Vormachtstellung von PUK und DPK ins Wanken gebracht.3 „Die kurdischen Führer im Irak haben es nicht verstanden, ihre einmalige historische Chance zu nutzen“, erklärt Öçalan. „Deshalb setzt die Jugend jetzt ihre Hoffnung auf uns.“ Massud Barsani sieht sich inzwischen so weit in die Defensive gedrängt, daß er einerseits den Beistand der Truppen Saddam Husseins braucht, um sich der PUK zu erwehren, und andererseits militärische Unterstützung aus Ankara in Anspruch nimmt, um die PKK aus der Barsan-Region, dem angestammten Gebiet seines Clans, zu vertreiben. Um diese Politik zu rechtfertigen, behauptet er, die PKK werde von Syrien gesteuert und die PUK erhalte militärische Unterstützung aus dem Iran. Öçalan erklärt dazu: „Weder Syrien noch der Iran haben die Absicht, militärisch in Südkurdistan einzugreifen, die Türkei dagegen interveniert ständig.“

Barsani, ein traditioneller kurdischer Clanchef, sieht sich einer Bewegung konfrontiert, die mit den Traditionen bricht. „Wir haben zwei Armeen in Südkurdistan“, erklärt die siebenundzwanzigjährige Zeynep, „eine gemischte und eine Frauenarmee.“ Zeynep, die aus einer wohlhabenden Familie stammt, hat sich 1991 der PKK angeschlossen. Sie war eine assimilierte Kurdin gewesen, bei der Guerilla lernte sie ihre Sprache neu und „fand ihre Kultur wieder“. „Auf dem Weg in die neue Gesellschaft, die wir aufbauen wollen, spielen die Frauengruppen eine wichtige Rolle.“ Während eines PKK- Kongresses ist 1995 die Bewegung Freier Frauen Kurdistans gegründet worden. In der Frauenarmee gibt es überhaupt keine Männer, weder in den Kampfgruppen noch im Zentralkomitee. „Bislang werden die Frauen im kurdischen Volk immer noch behandelt wie Sklavinnen“, meint Zeynep. „Die Frauenbewegung ist geradezu eine ,Revolution in der Revolution‘. Sie erleichtert uns die Verbindung mit den kurdischen Frauen.“

Anfangs standen die Männer der PKK diesem Konzept eher ablehnend gegenüber, aber sie mußten anerkennen, daß sich die Frauengruppen im Kampf bewährten. Ebenso ging es den Peschmerga der DPK, die zunächst ihren Augen nicht trauen wollten. Im Lager sind es übrigens die Männer, die das Kochen übernehmen – für Newroz ein Beleg für die Richtigkeit einer Parole, die der „Präsident“ ausgegeben hat: „Man muß den Unterdrücker im Mann auslöschen.“

Der hohe Anteil von Kämpferinnen ist eine Besonderheit der PKK. Die Peschmerga der DPK und der PUK dagegen sind durchweg Männer, die Familien haben und einen Wehrsold beziehen, der zur Aufbesserung des alltäglichen Lebensstandards beiträgt. Wenn ein Peschmerga im Kampf ums Leben kommt, ist das eine Katastrophe, nicht nur für seine Familie, sondern für das ganze Dorf. Natürlich hat diese Situation Folgen für die Moral der Truppe. Die Guerillas der PKK dagegen sind Freiwillige, die zumeist seit Jahren keine Verbindung mehr mit ihren Familien haben. Es wird gar nicht bekannt, wer gefallen ist. Schließlich gilt, nach Ansicht von Öçalan, „die Moral als die entscheidende Waffe der Guerilla“. Die Bewaffnung spielt allerdings auch eine Rolle: Daß sie neuerdings über russische SA7- Raketen verfügen, hat es Öçalans Kämpfern ermöglicht, im Mai 1997 zwei türkische Militärhubschrauber abzuschießen, die im Nordirak im Einsatz waren. Eine schwere Schlappe für Ankara; schließlich behauptete der türkische Generalstab zur selben Zeit, 3000 Guerillakämpfer außer Gefecht gesetzt zu haben. „Falsche Angaben“, erklärt der Präsident der PKK, „wir haben etwa 150 Kämpfer verloren.“ Und wie zur Bestätigung dieser Aussage machte sich die türkische Armee im Oktober 1997 erneut auf den Weg in den Nordirak, um zum soundsovielten Mal den „entscheidenden Schlag“ gegen die PKK zu führen.

„Die Guerilla soll besiegt sein? Ich bitte Sie! Wir kontrollieren die gesamte Bergregion von Mus bis Bingöl, vom Mittelmeer bis zum Schwarzen Meer.“ Doktor Ali, ein Mittdreißiger mit kurzgeschnittenem Haar, ist Kommandeur der PKK-Truppen in der Region von Diyarbakir, der Hauptstadt des türkischen Kurdistan. Vor acht Jahren ging er in die Berge, nachdem er, noch als Medizinstudent, von der Polizei verhaftet und gefoltert worden war. Seitdem halten Ali und seine Truppen die türkischen Streitkräfte in Schach. „Die Leute in dieser Gegend sind sehr patriotisch eingestellt, wir haben die Unterstützung von 90 Prozent der Bevölkerung.“4 Allerdings haben die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Armee und Guerilla zu einer weitgehenden Entvölkerung der ländlichen Gegenden geführt. Die Guerilla zerstörte die kleinen Militärposten, die das Gebiet kontrollierten, die Armee vernichtete die Dörfer, in denen die PKK-Kämpfer angeblich Unterstützung fanden: Hunderttausende wurden zur Flucht in die Städte gezwungen, die fest in der Hand der Armee sind.5

Mit anderen Worten: Die PKK hat die Macht, aber sie herrscht über ein Ödland; der Kontakt zur Bevölkerung ist schwieriger geworden, seit die Menschen als Flüchtlinge in den städtischen Ballungsräumen leben. Dennoch versichert Doktor Ali: „Die Guerilla ist heute sehr viel stärker. Wir haben unsere Logistik, unsere Bewaffnung und unseren Nachschub verstärkt und ein viel besseres System für die Pflege der Verwundeten eingerichtet.“ Den Winter verbringen die Kämpfer in unterirdischen Verstecken, in ausgebauten Höhlensystemen. Monatelang sind sie ohne Verbindung zur Außenwelt; erst mit dem Beginn der Schneeschmelze werden neue Offensiven vorgetragen. Am 4. und 5. Juli 1997 hat die PKK das Waffen- und Sprengstofflager von Kirikkali zerstört: Es gab drei Tote, und das Lager brannte drei Tage lang. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern. In Kulp erbeutete die Guerilla kürzlich die Waffen von zwanzig türkischen Soldaten, die in einen Hinterhalt gelockt und getötet wurden.

„Die Guerilla kann die Armee nicht besiegen, aber die Armee ist auch nicht in der Lage, uns zu vernichten“, erklärt der Doktor. „Wir können noch Jahre so weitermachen, aber wir glauben, daß die türkische Regierung das nicht so lange durchhalten wird. Der Konflikt kann nur durch eine politische Lösung beendet werden.“ Ebenso hat sich auch Abdullah Öçalan geäußert: „Wenn die türkische Regierung ernsthafte Verhandlungsbereitschaft zeigt, sind wir bereit, einen Waffenstillstand zu erklären und in Verhandlungen einzutreten.“

Es ist fünf Uhr nachmittags, und Doktor Ali schaltet den Fernseher ein: Auf dem Schirm erscheint das Testbild des kurdischen Fernsehsenders Med-TV. Diese Verbindung von Kalaschnikow und Fernsehkamera ist etwas ganz Neues. „Unsere erste nationale Institution“, meint der Doktor. „Mit ihrer Hilfe können sich die Kurden ihre Sprache und Kultur wieder aneignen und die nationale Einheit verwirklichen. Ohne die PKK wäre es nicht möglich gewesen, eine solche Einrichtung zu schaffen, aber Med-TV ist nicht einfach ein PKK-Organ. Hier kommen alle Ideologien und kulturellen Minderheiten zu Wort. Med-TV versteht sich als Alternative zu den chauvinistischen Anbiederungen, die auf den türkischen Fernsehkanälen so oft geboten werden.“

Die Studios von Roj TV, der Gesellschaft, die Med-TV produziert, liegen dreitausend Kilometer entfernt, im Globe Center von Denderleeuw bei Brüssel. Via Satellit werden die Sendungen nach London geschickt und dann von Eutelsat ausgestrahlt, so daß man sie in der Türkei wie im Irak empfangen kann. Tagtäglich tritt Med-TV den Beweis an, daß die Kurden in der Lage sind, ihre eigenen Kultur- und Nachrichtensendungen zu produzieren, gegen die „offizielle“ Version des Konflikts, der den Osten des Landes erschüttert, setzen sie ihre permanente Gegenpropaganda. Die Regierung in Ankara hat sich bemüht, die Sendungen von Med-TV zu verhindern, indem sie teilweise mit Erfolg Druck auf jene Länder ausübte, die (wie Frankreich oder Polen) dem kurdischen Fernsehen einen Kanal zur Verfügung gestellt hatten. Außerdem wurde versucht, die Übertragungen von Eutelsat durch Störsender zu unterbinden.

Med-TV erreicht nach Angaben der Produktionsfirma rund zehn Millionen kurdische Haushalte. Finanziert wird das Programm angeblich von kurdischen Geschäftsleuten und durch Spenden von Zuschauern, die aus Europa ebenso wie aus Diyarbakir eingehen. Die Nachrichten werden von Zana Serin präsentiert, einer siebenundzwanzigjährigen kurdischen Journalistin, die im schwedischen Exil lebt. „Eigentlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, Nachrichten zusammenzustellen, wenn man nur auf Fax und Telefon angewiesen ist und keinen direkten Kontakt zu der Realität hat, über die berichtet wird“, meint die Sprecherin. „Aber wir bekommen von türkischen Journalisten Informationen, die sie in ihren Medien nicht unterbringen können. Wir haben Korrespondenten, die verdeckt arbeiten, und es gibt immer wieder Leute, die uns anrufen, um zu schildern, was bei ihnen passiert.“ Außerdem kennen die Journalisten bei Med-TV natürlich Kurdistan aus eigener Erfahrung. Zeles, die früher bei der Guerilla in den Bergen um Diyarbakir gekämpft hat und dort beide Hände durch Erfrierungen verloren hat, erklärt dazu: „Wir bemühen uns, jede Information zu überprüfen, egal wo sie herkommt. Das ist wichtig, weil wir bei der Bevölkerung vor Ort als sehr glaubwürdig gelten.“

Die Nachrichten, die nicht nur auf türkisch, sondern auch in kurmandschi und sorani, den beiden wichtigsten kurdischen Regionalsprachen ausgestrahlt werden, nehmen den Hauptteil der Sendezeit ein. Zumeist stehen innenpolitische Themen im Vordergrund: die Menschenrechte in der Türkei, türkische Militäraktionen im Irak, Ereignisse, die für die kurdische Exilgemeinde von Bedeutung sind. Auch die internationalen Nachrichten werden ausführlich behandelt, aber im Mittelpunkt stehen häufig die Auseinandersetzungen zwischen den kurdischen Fraktionen. Ist eine objektive Berichterstattung zu diesen Fragen denkbar? Kerim, ein Kurde aus Syrien, der die arabische Nachrichtensendung moderiert, ist der Ansicht, daß „niemand den Einmarsch der türkischen Armee in den irakischen Teil Kurdistans gutheißen kann. Wer das rechtfertigen wollte, wäre diskreditiert. Es ist ja kein Zufall, daß Massud Barsani Med-TV verbieten möchte, genau wie der türkische Staat. Und alle Kurden haben genug Erfahrungen gemacht, um sich ihr eigenes Urteil zu bilden.“ Ahmed Bamarni sieht das anders, für ihn ist Med-TV „ein PKK- Sender. Aber während der Auseinandersetzungen zwischen DPK und PKK hat der Kanal eine wichtige Rolle gespielt, weil er die Kurden, die in der von Barsani kontrollierten Zone leben, mit Nachrichten versorgt hat.“

Auch im kulturellen Bereich hat Med-TV großen Einfluß. Was an Künstlern, Sängern, Musikern, Schriftstellern und Intellektuellen in der kurdischen Gemeinschaft Rang und Namen hat, findet hier Ausdrucksmöglichkeiten. Die Kinder sitzen jeden Abend vor dem Apparat, um Ringo zu sehen, eine kleine Plüschfigur in bunt glitzernden kurdischen Kleidern, der ihnen vor dem Hintergrund schneebedeckter Berge Geschichten auf kurdisch erzählt. Barsan Schaswar, ein iranischer Kurde, der sich diese Figur ausgedacht hat, sagt: „Wir haben via Satellit ein Kurdistan am Himmel geschaffen, in dem es keine kulturelle Zensur gibt. Auf diese Weise konnten wir die Grenzen überwinden, die unser Volk in vier Teile spalten.“

Nach den letzten offiziellen Zahlen, die von Salih Yildirim, Staatsminister im Kabinett von Mesut Yilmaz, bekanntgegeben wurden, hat der Krieg zwischen der PKK und den türkischen Streitkräften seit 1984 27000 Opfer gefordert, darunter 10000 türkische Soldaten.6 Rund 84 Milliarden Dollar hat die Auseinandersetzung den türkischen Staat gekostet, 3000 Dörfer wurden zerstört. Aber nach wie vor geht man in Ankara davon aus, daß man die Guerilla vernichten wird. Die politischen und kulturellen Forderungen der Kurden finden hier immer noch kein Gehör. Die Erfolgsaussichten dieser engstirnigen Politik dürften allerdings gering sein.

dt. Edgar Peinelt

* Journalist, Berlin.

Fußnoten: 1 Gespräch mit dem Autor in Paris am 23. September 1997. 2 Vgl. Turkish Daily News, Ankara, 27. Mai 1997. Die aktuelle Ausgabe dieser Tageszeitung ist kostenlos im Internet einzusehen (http://www.turkishdailynews.com); für den Zugang zum Archiv wird eine Gebühr erhoben. 3 Vgl. Kendal Nezan, „Le malheur kurde“, Le Monde diplomatique, Oktober 1996. 4 1925 war die Region Schauplatz der ersten kurdischen Revolte unter Scheich Said gegen die Regierung von Kemal Atatürk. 5 Vgl. Jean-Jacques Pérouse, „Terre brulée au Kurdistan“, Le Monde diplomatique, Mai 1995. 6 Turkish Daily News, 12 September 1997.

Le Monde diplomatique vom 12.12.1997, von MICHEL VERRIER