16.01.1998

Heimlicher Wendepunkt in der Geschichte der Globalisierung

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Heimlicher Wendepunkt in der Geschichte der Globalisierung

DER am 18. Dezember gewählte neue südkoreanische Präsident Kim Dae Jung wird sein Amt erst Ende Februar antreten. Unterdessen droht dem Land die Zahlungsunfähigkeit, während die Schuldverschreibungen Indonesiens und Thailands von Rating-Agenturen als Schrott-Anleihen eingestuft werden und das japanische Bankensystem ins Wanken gerät. Die Schocktherapie des IWF könnte in ganz Asien heftige soziale Erschütterungen auslösen. Allmählich bilden sich immer mehr Krisenmomente heraus, die einen Mahlstrom erzeugen könnten, der auf die Globalisierung der Finanzmärkte zurückgeht.

Von PHILIP S. GOLUB *

„Wer die Welt der Hochfinanz verstehen will“, schrieb John Kenneth Galbraith, „muß sich klarmachen, daß diejenigen die größte Bewunderung auf sich ziehen, die auch die größten Katastrophen angebahnt haben.“1 Diese Überlegung zur Tragödie der dreißiger Jahre bezieht sich auf die wirtschaftlichen Illusionen der zwanziger Jahre, auf die Börsenspekulation und die Inflation der Aktienwerte, die man damals als Schaffung realen Reichtums mißverstand.

Doch man kann die Formulierung ebensogut als Kommentar zu jenen Illusionen lesen, die sich heutzutage an die wachsende Globalisierung der Finanzmärkte knüpfen. „Der Zusammenbruch des Kommunismus und die Verbreitung wirtschaftsliberaler Ideen in den Entwicklungsländern“, konnte man lesen, „wird die neunziger Jahre zur zweiten großen Epoche des Weltkapitalismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts machen.“2 Nun enden diese Jahre mit dramatischen Erschütterungen, und die nächste Wirtschaftsflaute zeichnet sich bereits ab, denn das Ausmaß der gegenwärtigen Finanzkrise zerstört die Wachstumsperspektiven der Entwicklungsländer.

Im Zuge der Globalisierung der Finanzmärkte, die mit der „konservativen Revolution“ in den USA und Großbritannien Anfang der achtziger Jahre einsetzte, hat die Finanzsphäre sich verselbständigt und die Realwirtschaft ihrer Logik unterworfen. Nie zuvor, nicht einmal in den zwanziger Jahren, hatte sich das Reich der Zahlungsmittel so drastisch von der wirtschaftlichen Realität abgekoppelt, die es doch eigentlich widerspiegeln soll. Seit 1970 wird das schwindelerregende Anschwellen der internationalen Kapitalströme nicht mehr von einem entsprechenden Wertzuwachs des Handelsvolumens begleitet.3

Indem der Staat sich aus seiner wichtigsten Verantwortung gestohlen hat – das Gemeinwohl gegen die Gewalt der sozialen Verhältnisse abzuschirmen – und indem er sich bereitwillig seine Souveränität drastisch beschneiden ließ, wurde nicht nur der Geltungsbereich demokratischer Willensentscheidungen eingeschränkt und die soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung den gerade vorherrschenden Einzelinteressen untergeordnet; der Staat beraubte sich auch aller Mittel zur Beeinflussung des internationalen Wirtschaftsgefüges.

In der Welt der Finanzen, die sich nicht etwa – wie die neoliberale Wirtschaftstheorie behauptet – durch Selbstregulierung, sondern durch monetäre Anarchie auszeichnet, hat die Globalisierung ein schwerwiegendes Systemrisiko zur Folge. Und offenbar ist es auch kein Zufall, daß man zur Beschreibung der bei Finanzkrisen auftretenden Kettenreaktionen immer häufiger auf das Vokabular von Infektionskrankheiten und Naturkatastrophen wie „Erdbeben“, „Wirbelsturm“, oder „Flutwelle“ zurückgreift.

Die durch den massiven Abzug von Spekulationskapital hervorgerufene Erschütterung der Finanzmärkte ist zweifellos als die schwerste Krise seit 1982 anzusehen, als Mexiko und andere lateinamerikanische Staaten gezwungen waren, ein einseitiges Schuldenmoratorium zu erklären. Völlig unangemessen wäre es daher, die derzeitigen Turbulenzen als lediglich „asiatische“ Krise zu bezeichnen, als sei das Phänomen auf den asiatisch-pazifischen Raum beschränkt. Ausgehend von Thailand hat die Schockwelle zunächst die Nachbarländer erfaßt, wobei sie an Heftigkeit unaufhörlich zunimmt. Südostasien wurde im Oktober mitgerissen, wenig später auch Süd-Korea, die elftgrößte Industrienation, und einige eher zweitrangige Finanzplätze wie Brasilien und Rußland. In Zukunft könnte auch Japan erfaßt werden, das als zweitgrößte Industrienation zugleich auch der weltweit größte Gläubigerstaat ist. Wie der Schmetterling in der Chaostheorie wurde Thailand lediglich zum Auslöser dieses immer weiter ausgreifenden Desasters.

Die traditionellen Methoden des Krisenmanagements – Intervention der Zentralbanken, Aussetzen der Börsennotierungen – haben sich als wirkungslos erwiesen. Sämtliche Länder, die in den Strudel hineingerieten, erlebten wilde Abwertungsbewegungen und drastische Kurseinbrüche. Um den völligen Zusammenbruch ihres Bankensystems zu verhindern, mußten Thailand, die Philippinen, Indonesien und Süd-Korea den Internationalen Währungsfonds (IWF) anrufen und dessen erbarmungslose Umstrukturierungsprogramme mit ihren unvermeidlich rezessiven Auswirkungen akzeptieren.

Anders als in Mexiko 1994/95 konnte der größte Katastropheneinsatz in der Geschichte des IWF4 den Sturm aus Fernost nicht aufhalten, ja nicht einmal abschwächen. Die Krise in Süd-Korea hat sich im Dezember trotz der Ankündigung des IWF-Hilfsprogramms weiter verschärft. Ausgelöst durch eine Reihe von Firmenzusammenbrüchen im Privatsektor setzte eine weitere, besonders heftige Spekulationswelle ein, die auf den Börsenmärkten5 abermals zu spektakulären Kurseinbrüchen führte. Süd-Korea steht am Rande der Pleite.

Denn trotz der IWF-Garantien und der Zusicherung des koreanischen Finanzministers Lim Chang Yuel, Korea werde seine internationalen Zahlungsverpflichtungen einhalten, setzte die spekulative Krise eine Deflationsspirale in Gang, die durch die restriktiven IWF-Auflagen und die damit einhergehende plötzliche Kreditverknappung weiter beschleunigt wird.6 Das koreanische Bankensystem, das auf dem internationalen Interbanken- Markt prohibitiv hohe Risikoprämien zu zahlen hat, kann den überschuldeten Firmen nicht mehr die lebensnotwendige Liquidität zur Verfügung stellen: Mitte Dezember waren die Zinsen für kurzfristige Kredite auf 25 Prozent gestiegen, der höchste Stand seit sechzehn Jahren. Und da die Unternehmen nicht über genügend Eigenmittel verfügen, bleibt ihnen kein anderer Ausweg, als den Bankrott zu erklären, was wiederum den Banken weitere Kreditausfälle beschert.

Kotau vor dem IWF

DIE an die IWF-Hilfe gebundenen Auflagen verschärfen die Deflation durch Verknappung des Kredits genau in dem Augenblick, in dem er am dringendsten benötigt wird. Die Regierung in Seoul hat daher die Wahl zwischen zwei Übeln: Entweder sie akzeptiert die IWF-Konditionen, um ungeachtet aller wirtschaftlichen und sozialen Folgen den Erwartungen der ausländischen Investoren zu entsprechen, oder sie übernimmt die Auslandsschulden der Banken, um das einheimische Bankensystem vor dem Kollaps zu bewahren – auf die Gefahr hin, das Spekulationsfieber nur noch zu verschlimmern.7

Sollte die koreanische Regierung ihre Hilfe verweigern, könnten die Auslandsschulden wahrscheinlich nicht mehr bedient werden, was auf dem internationalen Interbanken-Markt eine unkontrollierbare Kettenreaktion auslösen würde. Die kurzfristigen Auslandsschulden, die zwischen dem 15. und 31. Dezember fällig wurden, beliefen sich auf 14 bis 15 Milliarden Dollar; für 1998 beziffert man sie auf mindestens 100 Milliarden Dollar.

Die Gefahr, daß auch das japanische Bankensystem in Mitleidenschaft gezogen wird, wächst von Tag zu Tag. Der mit 24,3 Milliarden Dollar größte Kreditgeber Koreas ist bereits durch den Finanzkollaps Südostasiens sowie durch seine eigene Bankenkrise angeschlagen.8 Wie die kaum zur Panikmache neigende Financial Times in ihrer Ausgabe vom 11. Dezember 1997 schreibt, könnten „die Banken einer ganzen Reihe von Schwellenländern in die Krise hineingezogen und die Sorgen um die japanischen Banken noch weiter verschärft werden. Die Konsequenzen für das [internationale] Finanzsystem wären in diesem Fall sehr ernst. (...) Der Club der wichtigsten Zentralbanken muß auf die Möglichkeit vorbereitet sein, daß Korea schwerwiegende Probleme im gesamten Interbanken-Markt auslöst.“

Nun ist die Kurzsichtigkeit, die dieser „Club“ in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat, nicht sonderlich beruhigend. Im August 1997 stellte IWF-Generaldirektor Michel Camdessus befriedigt fest, daß die Länder Südostasiens „in der Lage waren, Strategien gegen ein Übergreifen der Krise zu entwickeln“9 . Dem US-amerikanischen Bundesbank-Präsidenten Alan Greenspan wiederum gelang in seiner Rede vom 24. Oktober über die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft gar das Kunststück, die aktuelle Krise nicht mit einem Wort zu erwähnen. Vier Tage später betonte US-Schatzminister Robert Rubin in gewohnter Manier, „die wirtschaftlichen Grundpfeiler Asiens“ seien „nach wie vor stabil“.

Solche Fehlprognosen werden nur noch vom Internationalen Währungsfonds übertroffen, der in seinem Jahresbericht 1997 „die beeindruckenden makroökonomischen Resultate Koreas“ gefeiert und der koreanischen Regierung zu ihrer „beneidenswerten Haushaltsbilanz“ gratuliert hat. Heute kann niemand mehr das Katastrophenszenario einer regelrechten Krise des internationalen Zahlungsverkehrs ausschließen. Eine größere Störung im Bankensystem Japans würde das gesamte Interbanken-Gefüge schwächen; die Liquiditätsquellen würden weltweit versiegen, was automatisch die Zinssätze für Schuldverschreibungen auf allen Märkten in die Höhe treiben würde.

Sollte Japan beschließen, sein Geld vom amerikanischen Markt abzuziehen, um seinen eigenen Finanzbedarf zu decken und die rezessionsgeschüttelte Wirtschaft anzukurbeln, würde eine unhaltbare Lage entstehen. Japan hält rund 320 Milliarden Dollar an US-amerikanischen Staatspapieren (das sind 8,5 Prozent des Gesamtvolumens) und ist daher seit den achtziger Jahren der Hauptgläubiger der Vereinigten Staaten. Dieses Potential reicht aus, um bei einem Verkauf auf den westlichen Märkten einen strukturellen Zusammenbruch auszulösen, der sämtliche Krisen der neueren Vergangenheit in den Schatten stellen würde.

Die neuerlichen Spannungen in den japanisch-amerikanischen Handelsbeziehungen dürften sich in den nächsten Monaten aufgrund der unausweichlich fortschreitenden Abwertung des Yen und der damit einhergehenden Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exporte weiter verschärfen.10 Die Regierung in Washington drängt in Tokio seit Mitte November verstärkt darauf, energische Maßnahmen zur Verringerung der japanischen Exportüberschüsse und zur Öffnung des Binnenmarkts zu ergreifen. Am 12. Dezember 1997 warnte US-Handelsminister William M. Daley seinen japanischen Kollegen, eine weitere Zunahme des amerikanischen Handelsdefizits würde „politische Probleme“ schaffen. Die Vereinigten Staaten gingen davon aus, daß Japan seine Rezession „durch endogene Wachstumsfaktoren überwindet“.

Solche Forderungen werden den derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten in Asien kaum gerecht. In der Region herrscht daher der weitverbreitete Eindruck, daß Washington versuchen will, die Krise zu nutzen, um sich einen strategischen Vorsprung zu verschaffen und einseitige Vorteile in den Handels- und Finanzbeziehungen durchzusetzen. Die Vereinigten Staaten, heißt es in Kuala Lumpur ebenso wie in Tokio und Bangkok, hätten 1994 im Handumdrehen alles Nötige veranlaßt, um die damalige Mexiko-Krise einzudämmen; dagegen hätten sie jetzt, da es um Asien geht, nichts oder kaum etwas unternommen.

Die Clinton-Administration mag strategische Hintergedanken hegen oder nicht, sie ist jedenfalls bestrebt, Japan und Ostasien die finanzielle, wirtschaftliche und soziale Hauptlast der derzeitigen Umwälzung tragen zu lassen. Um sich nicht mit dem überwiegend neoisolationistisch ausgerichteten Kongreß anzulegen, hat sich die US-Regierung am 12. Dezember geweigert, dem langjährigen Verbündeten Süd-Korea die erbetene Soforthilfe zu bewilligen. Der Kongreß denkt sogar daran, die ostasiatischen Länder und Japan mit Handelssanktionen zu belegen, um sie zu einer Reduzierung ihrer Handelsüberschüsse zu bewegen. Solche Repressalien würden zweifellos das Ende der „Pazifischen Partnerschaft“ einläuten.

Doch selbst wenn es nicht zu so extremen Maßnahmen kommen sollte – die ähnliche Auswirkungen haben könnten wie das protektionistische Smoot-Hawley-Gesetz vom Juni 1930, das zur Großen Depression der dreißiger Jahre führte –, werden die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Asien zusehends schlechter. Die Deflation im Finanzsektor wird sich in den kommenden Monaten auch auf die Realwirtschaft auswirken.

Asien sieht einer der schwersten sozialen Krisen seiner Geschichte entgegen, die zu einem schlagartigen Anstieg der Arbeitslosigkeit führen muß; in Korea wird sich die Arbeitslosenquote innerhalb der nächsten zwölf Monate wohl auf 9 Prozent verdreifachen. Es ist anzunehmen, daß man die Wut der Bevölkerung in einen schon heute weitverbreiteten antiwestlichen Nationalismus kanalisieren wird. Vor allem in Korea ist es bereits zu ersten Demonstrationen gegen das Austeritätsprogramm des IWF gekommen.

Diese Politisierung markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Globalisierung.11 Die bisherige Entwicklung beruhte auf der Voraussetzung, daß sich alle Welt den Normen und Dogmen des Neoliberalismus unterordnen und das entsprechende Modell politischer Kooperation anerkennen würde. Doch in diesem Modell sind mittlerweile die ersten Risse aufgetreten. Während die Welt offenkundig in eine deflationistische Phase eintritt, scheinen sich die Vereinigten Staaten der Gefahren, die damit heraufbeschworen werden, nicht bewußt zu sein.

Wie der Wirtschaftshistoriker Charles Kindleberger schreibt, lehren der Börsenkrach von 1929 und die Depression der dreißiger Jahre mit all ihren tragischen Folgen vor allem eines: daß sie wahrscheinlich vermeidbar waren. Dazu hätte es damals einen Kreditgeber geben müssen, der in letzter Instanz einspringt, um den am härtesten betroffenen Regionen Kredite mit kontrazyklischer Wirkung zu gewähren und den Zusammenhalt sowie die Liquidität des internationalen Zahlungsverkehrs zu garantieren. Die Art, wie man im Westen und insbesondere in Washington auf die derzeitige Krise reagiert, läßt nicht darauf schließen, daß man diese Lektion gelernt hat.

dt. Bodo Schulze

* Journalist

Fußnoten: 1 John Kenneth Galbraith, „The World Economy since the Wars“, London (Mandarin) 1995. 2 David Hale, „The World Economy After the Russian Revolution or Why the 1990s Could Be the Second Great Age of Global Capitalism Since the 19th Century“, Chicago (Kemper Financial Companies) 1991. 3 Auf den internationalen Devisenmärkten werden täglich 1500 Milliarden Dollar umgesetzt, im Vergleich zu 18 Milliarden Dollar Anfang der siebziger Jahre. Nur 3 Prozent dieser Summe sind durch den internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr bedingt. 4 Nachdem der IWF Indonesien 23 Milliarden und Thailand 17 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt hatte, kündigte er am 4. Dezember 1997 ein Hilfsprogramm für Korea in Höhe von 57 Milliarden Dollar an, davon 21 Milliarden aus Fondsmitteln. 1995 schnürten IWF und US-Schatzministerium für Mexiko ein Hilfspaket in Höhe von 50 Milliarden Dollar. 5 Am 23. Dezember 1997 sackte die koreanische Währung Won gegenüber dem Dollar auf den historischen Tiefststand von 2000 Won (am 1. Juli 1997 waren es noch 890 Won je Dollar). Zwischen dem 1. Januar und dem 23. Dezember fielen die Aktienkurse um 75 Prozent. 6 Der IWF verlangt von Korea, die Inflationsrate trotz der enormen Abwertung des Won auf dem bisherigen Niveau von 5 Prozent einzufrieren. 7 Die koreanische Regierung hat erst relativ spät, am 12. Dezember 1997, beschlossen, Liquidität ins Bankensystem einzuschießen (6,6 Milliarden Dollar). Darüber hinaus kündigte sie an, das Kapital mehrerer Handelsbanken aufzukaufen; die Korean First Bank sowie die Seoul Bank, die sich am Rande des Bankrotts befanden, hat sie bereits übernommen. 8 Der Nihon Keizai Shimbun vom 8. Dezember 1997 zufolge belaufen sich die uneinbringlichen oder schwer einbringlichen Schulden im japanischen Bankensystem auf 612 Milliarden Dollar. Das Finanzministerium bestreitet diese Angaben und beziffert die Summe auf 168 Milliarden. 9 Interview in Le Monde vom 23. August 1997. 10 Der Yen war im Vergleich zum Dollar Ende 1997 auf seinen tiefsten Stand seit 51/2 Jahren abgesackt (130 Yen je Dollar). Der japanische Handelsüberschuß hat sich im Oktober 1997 verdreifacht, während sich das US-Handelsdefizit mit Süd-Korea, Singapur, Taiwan und Hongkong im vergangenen September verdoppelte. 11 Der Abwertungswettlauf wird früher oder später auch auf China übergreifen, dessen Wirtschaftswachstum sich in den letzten zehn Jahren ausschließlich den Exporten aus den Küstengebieten und der Überausbeutung der Beschäftigten verdankte.

Le Monde diplomatique vom 16.01.1998, von PHILIP S. GOLUB