15.01.1999

Der Kosovo-Konflikt als Warnung für Makedonien

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Der Kosovo-Konflikt als Warnung für Makedonien

MIT ihrer Androhung von Bombenangriffen hat die Nato den Rückzug der jugoslawischen Truppen aus weiten Teilen des Kosovo durchgesetzt. Doch auch nach dem Abkommen, das US-Vermittler Richard Holbrooke am 13. Oktober 1998 mit Präsident Milošević erreicht hat, ist weder ein Ende der Kämpfe zwischen den serbischen Truppen und den albanischen Guerilleros in Sicht, noch sind die Verhandlungen über einen Autonomiestatus für die Region Kosovo in Gang gekommen. Die Befreiungsarmee des Kosovo träumt von einem Großalbanien, dessen Gründung allerdings nicht nur Serbien, sondern auch die Republik Makedonien amputieren würde.

Von unserem Korrespondenten CHRISTOPHE CHICLET *

Nach der Auflösung der Jugoslawischen Föderation und der Aufteilung Bosniens droht nun der Zerfall der Republik Makedonien. Diese Gefahr ist durch das heftige Wiederaufflammen der Kosovokrise im Jahre 1998 erheblich akuter geworden. Die „albanische Frage“ wird für die nach den Wahlen vom 1. November gebildete neue Regierung in Skopje zu einem ihrer vordringlichsten Probleme.

Am 7. Januar 1998 veröffentlichte die Befreiungsarmee des Kosovo (UCK – Ushtria Clirimtare e Kosovo) ihr Kommuniqué Nr. 42. Darin kündigte sie an, den Krieg auf die Zone 2, also auf Makedonien, auszudehnen. Bereits am 16. Dezember 1997 war im Justizpalast von Gostivar, einer mehrheitlich von Albanern bewohnten Stadt, die erste Bombe explodiert. Zwei Wochen später folgten Anschläge auf die Rathäuser von Kumanovo und Prilep, wobei diese Städte nicht in der albanischsprachigen Zone liegen.

Am 19. Februar 1998 kam es zu einer weiteren Eskalation: Eine Explosion in Gostivar zerstörte die Metzgerei eines Albaners, der Kontakte zu den makedonischen Behörden unterhielt. „Die UCK agiert überall, wo es Albaner gibt. In Makedonien wie im Kosovo geht es zuallererst den Verrätern an den Kragen“, erklärte uns am 14. April in Tirana Ibrahim Kelmendi, der Anführer der in Deutschland agierenden Sektion der Volksbewegung für den Kosovo (albanisch: Lävizja Popullore e Kosoväs, LPK).1

Am 24. und 25. Mai erfolgten Anschläge auf Polizeistationen in Gostivar und im Bit Pazar, dem Albanerviertel von Skopje; am 21. Juni traf es den Budapest- Athen-Expreß in der Nähe der serbisch- makedonischen Grenze. Am 28. September nahmen makedonische Sicherheitsbeamte2 vier albanische Makedonier fest, gegen drei weitere wurden Haftbefehle erlassen. Vier dieser sieben Personen sind Studenten der Freien Universität Tetovo.

In dem Pavillon, der als Sekretariat der am 17. Dezember 1994 illegal gegründeten Universität dient, hängt eine Karte von Großalbanien. Außer Albanien und dem Kosovo umfaßt sie das südliche Drittel von Montenegro, die westliche Hälfte der Republik Makedonien und Teile der nordgriechischen Provinzen Mazedonien und Epirus, von Florina bis zum Golf von Arta. Bislang hat die UCK ihre Aktionen allerdings noch nicht auf Montenegro oder Griechenland ausgeweitet. Daß die Republik Makedonien bislang als einziges Opfer ausersehen ist, liegt wohl daran, daß sie für die großalbanische Strategie als der „weiche Bauch“ gilt, der ganz besonders verwundbar ist.

Die Beziehungen zwischen der albanischen Minderheit und der makedonischen Mehrheit war schon immer von Konflikten geprägt. Die Verfechter der großalbanischen Idee konnten sich nie damit abfinden, daß der Westen Makedoniens, also das Gebiet zwischen Skopje und Ohridsee mit seiner überwiegend albanischsprachigen Bevölkerung, nicht dem „Mutterland“ einverleibt wurde. Hinzu kommt, daß hier makedonische Partisanen im Zweiten Weltkrieg gegen albanische Bauern kämpften.3 Unter der Regierung Tito besaß die albanische Minderheit verfassungsmäßige Rechte, blieb aber ökonomisch unterentwickelt.

Als Tito 1974 dem Kosovo einen Autonomiestatus verlieh, bot sich für eine ganze Generation von albanischen Makedoniern eine kompensatorische Chance für einen sozialen Aufstieg. Die dünne Elite zog nach Priština, wo sie – bevor Milošević 1989 die Autonomie wieder beseitigte – wichtige Positionen an der Universität und in den Medien besetzte. Von diesen Albanern hatten nur wenige das Glück, nach Westeuropa zu emigrieren, wo sie wie ihre Brüder aus dem Kosovo bei Null anfingen. Allein in der Schweiz leben 40000 albanische Arbeitsimmigranten aus Makedonien. Die makedonischen und die Kosovo-Albaner gehören zur Ethnie der Gegen, für die der Familienclan noch eine große Rolle spielt.4

Aufgrund dieser komplexen Ausgangslage wirkt sich jedes politische Ereignis im Kosovo sofort auch auf Makedonien aus. Im November 1968 gingen die Albaner von Skopje aus Solidarität mit ihren Brüdern im Kosovo, die den Status einer siebten Republik der Jugoslawischen Föderation forderten, auf die Straße. Nach den Aufständen von Priština im Frühling 1981 kam es auch in Makedonien zu Repressionen, die dreihundert makedonische Albaner ins Gefängnis brachten.

Nach dem Zerfall des Bundesstaates Jugoslawien entstanden in Makedonien neue Parteien.5 Im November 1989 wandelte sich die Liga der Kommunisten Makedoniens zur Partei der demokratischen Erneuerung, die sich später in Sozialdemokratischer Bund Makedoniens umbenannte. Die gemäßigten Nationalisten gründen zur gleichen Zeit die Makedonische Aktion (Makedonska Aktia, MAAK), deren Leitfigur der bekannte Dichter Ante Popovski war. Radikalere Nationalisten ließen im Juni 1990 unter dem Namen VMRO-DPMNE die Innere Makedonische Revolutionäre Organisation wiederauferstehen, die zu Beginn des Jahrhunderts eine slawomakedonische Bewegung angeführt hatte.6 Auch die anderen Minderheiten blieben nicht untätig: Serben, Türken und Roma bildeten ihre eigenen Parteien, und natürlich die Albaner, die im April 1990 die Partei der demokratischen Prosperität (PDP) gründeten. Bei den ersten freien Wahlen Ende 1990 erhielten die Albanerparteien 22 der 120 Parlamentssitze. Mit ihren Bündnispartnern, den Nachfolgeparteien der ehemaligen Liga der Kommunisten, bildeten sie die erste Regierung der unabhängigen Republik Makedonien. Die Albaner fanden, ebenso wie andere Minderheiten, ihre Rechte in der Verfassung anerkannt. Sie stellen Minister, Abgeordnete, Diplomaten und sind in Bildungseinrichtungen und den staatlichen Medien vertreten. Kritik üben sie jedoch an dem Verfassungsartikel, der die makedonische Staatsbürgerschaft auf Personen beschränkt, die mindestens fünfzehn Jahre lückenlos im Lande gemeldet sind. Damit wurden die Kosovo-Albaner, die seit 1981 nach Makedonien geflüchtet waren, von der makedonischen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen.

Die Folge war eine Radikalisierung der kosovarisch-makedonischen Eliten, die nach der Autonomie-Forderung die Unabhängigkeit und am Ende ein großalbanisches Reich auf ihre Fahnen schrieben. So wurde im albanischsprachigen Westen Makedoniens die erste Volkszählung im März 1991 boykottiert. Am 11. und am 12. Januar 1992 veranstalteten die Albaner – nach dem Vorbild des Kosovo – ein Referendum über politische und territoriale Autonomie. Am 7. November 1992 fanden bei Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen im Zentrum von Skopje vier Menschen den Tod. Nur das diplomatische Geschick des Präsidenten Kiro Gligorov und der albanischen Minister hat der jungen Republik damals das Schicksal Bosniens erspart.

Am 10. November deckte der makedonische Geheimdienst DBK eine albanische paramilitärische Gruppe auf, die mit Hilfe des Geheimdienstens von Tirana sogar das Verteidigungsministerium unterwandert hatte. Im Dezember scheiterten die Verfechter eines großalbanischen Reiches mit ihrem Versuch, die PDP unter ihre Kontrolle zu bringen. Daraufhin gründeten sie 1995 die Partei der demokratischen Prosperität der Albaner Makedoniens (PDPAM) unter Führung von Arben Xhaferi und Menduh Tachi.

Diese extremistischen Kräfte gründeten Ende 1994 nach dem Vorbild der Untergrunduniversität in Priština die illegale „Freie albanische Universität“ in Tetovo. Diese Institution hatte 1998 ein Jahresbudget von 3 Millionen Mark, was einen Lehrbetrieb mit 300 Professoren und 4270 Studenten möglich machte. Bei der Eröffnung der Universität führte die Festnahme der beiden Rektoren, Fadil Sulejmani und Miljaim Fejziu, zu blutigen Ausschreitungen. Der ethnische Konflikt konzentrierte sich in der Folge auf das Problem der Universität. Durch deren Schließung sahen die Albaner ihr Recht auf höhere Bildung beschnitten, womit auch die Entstehung einer politischen Führungselite behindert werde. Die Makedonier wiederum sahen darin eine Einmischung der radikalen Kosovarer in die inneren Angelegenheiten der Republik Makedonien.

„Die Albaner befinden sich hier in der gleichen Situation wie im Kosovo“, erklärte uns Miljaim Fejziu ohne Beschönigung im April 1998 in Tetovo. Und er fügte hinzu: „Die Makedonier sind ein Minderheitenvolk, das seinen Untergang fürchtet. Sie leiden an einem Minderwertigkeitskomplex.“ Und Xhevat Halilo, der an der albanischen Universität Französisch lehrt, meinte dazu: „Die Kosovarer sind zum Krieg bereit, wir ebenfalls. Man muß das ererbte Land zwischen Albanern und Makedoniern aufteilen oder sich auf gütlichem Wege trennen.“

Radikale Albaner in der neuen Regierung

NACH dem Vorbild der türkischen Zyprioten beanspruchen die Albaner Makedoniens die Gleichstellung mit der makedonischen Mehrheit (also die Anerkennung als zweites konstituierendes Staatsvolk). Der Boykott der Volkszählung war deshalb von großer strategischer Bedeutung. Die zweite im Sommer 1994 unter Aufsicht internationaler Experten organisierte Volkszählung ermittelte 443000 Albaner, was einem Bevölkerungsanteil von 23 Prozent entspricht. Zwischen 1991 und 1996 erlangten jedoch weitere 108000 kosovaro-makedonische Albaner (Mischehen) die makedonische Staatsbürgerschaft. Daher beträgt der albanische Bevölkerungsanteil heute etwa 30 Prozent, jedoch nicht 40 Prozent, wie die Albaner selbst behaupten.

Mindestens ebenso bedeutsam wie die demographischen Zahlen sind jedoch die Entwicklungen innerhalb der albanischen Volksgruppe. 1996 versuchte die radikale Albanerfraktion PDPAM die Kontrolle über ihre Volksgruppe zu erringen. Bei den Kommunalwahlen im November/Dezember 1996 kamen die PDP und die PDPAM erstmals auf die gleiche Stärke. Die PDPAM siegte in den beiden großen Kommunen Tetovo und Gostivar und forderte sofort für beide Städte die Finanzautonomie. Ihr Ziel war eindeutig, die Bezirke mit hohem Albaneranteil für autonom zu erklären, als erster Schritt zur Schaffung einer Föderation zweier gleichberechtigter Staaten, oder einfacher formuliert: zur Sezession (und zwar auch deshalb, weil die albanisch dominierte Region dank der finanziellen Unterstützung durch ihre mitteleuropäische Diaspora einen handfesten Wirtschaftsaufschwung erfahren hat).

Im Juli 1997 schluckte die PDPAM eine kleine Albanerpartei, die damit aus der Regierungskoalition herausgebrochen wurde. Aus dieser Fusion entstand die von Arben Xhaferi und Bedredin Ibrahimi angeführte Demokratische Partei der Albaner (DPA). Die neue Partei zog in ihren Gemeinden die albanische Flagge auf und verlangte eine Verfassungsänderung in Richtung einer Föderation als Grundlage für einen „Staat der Makedonier und Albaner“. Darauf reagierte die Zentralmacht mit Gewalt. Am 10. Juli 1997 untersagte das Parlament das Hissen der albanischen Flagge auf dem Territorium der Republik, außer an bestimmten Feiertagen.

Schließlich eskalierten die Ereignisse in Tetovo und Gostivar. Die makedonische Polizei ging bei den Demonstrationen in Gostivar mit brutaler Gewalt vor und tötete drei Menschen. Der Bürgermeister wurde festgenommen und zu dreizehn Jahren Gefängnis verurteilt. Auch sein Kollege in Tetovo, Alajdin Demiri, ein französischsprechender Soziologe, wurde im Februar 1998 zu zweieinhalb Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Zwei Monate später ließ die Demokratische Albanerpartei ihre 9 Bürgermeister, 8 Abgeordneten und 240 Gemeinderäte demissionieren – womit sie vorgezogene Parlamentswahlen zu erzwingen hoffte.

Daraufhin versetzte die Zentralregierung die Armee in Alarmbereitschaft und verstärkte die Kontrolle ihrer Grenzen zu Albanien und zum Kosovo. US-Amerikaner und Franzosen lieferten die nötigen radar- und funktechnischen Geräte. Washington hatte die Republik Makedonien als Stützpunkt für seine Friedensmission im Kosovo ausersehen. Die ehemalige jugoslawische Militärbasis Krivolac wurde ausgebaut, in der Stadt Kumanovo im November 1998 eine Basis für die OSZE- Überwachungsmission eingerichtet. Christopher Hill, der US-Botschafter in Skopje, fungierte bei den Verhandlungen zwischen Ibrahim Rugova und Slobodan Milošević als Chefunterhändler.

Die makedonische Regierung traf am Vorabend der Wahlen vom 1. November 1998 alle Maßnahmen, um ein Übergreifen des Kosovokonflikts zu verhindern. In diesem Sinne schlugen Präsident Gligorov und sein Premierminister Branko Črvenkovski gegenüber Albanien und Griechenland einen versöhnlichen Ton an. Beide Nachbarländer vertreten in der Kosovofrage eine gemäßigte Position und haben keinerlei Interesse an einem Zerfall der Republik Makedonien.

Am 15. November 1998 unterzeichnete der albanische Premierminister Fatos Nano in Skopje acht bilaterale Verträge. Am 25. März schlossen beide Staaten ein Verteidigungsbündnis. Keiner der beiden Premiers möchte sein Land als Aktionsbasis der UCK sehen. Diese unterhält allerdings Stützpunkte im nordalbanischen Tropoja sowie in den Dörfern rund um Debar und in dem im Südwesten Makedoniens gelegenen Velesta. Zudem gibt es Berichte, daß auf dem Massiv von Sar Planina an der Grenze zwischen Makedonien und dem Kosovo die Streitkräfte der Republik Kosovar – eine Miliz, die Präsident Rugova untersteht und gegen die UCK auftritt – von türkischen Offizieren ausgebildet werden.

Im April und im Juli 1998 stimmte die makedonische Führungsspitze mit ihren griechischen Kollegen eine gemeinsame Kosovopolitik ab. Besonders Skopje kommt in der zukünftigen Nato-Politik eine Schlüsselposition zu. Am 15. Juni veranstaltete das Bündnis Luftwaffenmanöver über Makedonien, und am 23. Juli traf Nato-Generalsekretär Javier Solana in Skopje ein. Vom 10. bis 18. September hielt die Nato erstmals eine Übung mit Landstreitkräften in Krivolac ab. Eine Woche später trafen die Verteidigungsminister von Makedonien, Griechenland, der Türkei, von Italien, Bulgarien, Albanien und Rumänien in Skopje mit dem amerikanischen Verteidigungsminister William Cohen zusammen.

Während dieses Zeitraums blieb auch die makedonische Opposition nicht untätig. Am 21. März 1998 gründete Vasil Tupurkovski, der letzte Vertreter Makedoniens im jugoslawischen Staatspräsidium 1989-1990, die Demokratische Alternative (DA), wobei er gemäßigte Albaner in die Parteispitze aufnahm und der von der PDP praktizierten Korruption wie auch dem Extremismus der DPA den Kampf ansagte. Im Herbst kündigt er an, mit der VMRO ein Wahlbündnis einzugehen; Anfang Oktober traf er sich in Athen mit dem griechischen Außenminister Theodoros Pangalos und sprach sich für eine weitere Annäherung zwischen Griechenland und Makedonien aus. Der Vorsitzende der VMRO, Ljucho Georgievski, war mit ähnlicher Mission bereits im Sommer nach Thessaloniki gereist.

Die Führung der DPA mäßigte ihre Rhetorik und stellte eine Koalition mit ihren verfeindeten albanischen Brüdern von der PDP in Aussicht, wobei sie auch die Beteiligung an einer Regierung des Wahlbündnisses VMRO-DA nicht ausschloß. Mit einem Wort: Kurz vor der ersten Niederlage der ehemaligen makedonischen Kommunisten setzen die makedonischen und albanischen Nationalisten auf eine Politik der Mäßigung, dies nicht zuletzt angesichts der Gefahr, die von der ungelösten Kosovofrage ausgeht.

Am 1. November 1998 erlitten die ehemaligen Kommunisten eine schwere Niederlage.7 Das Bündnis aus VMRO und DA schlug der DPA eine Regierungsbeteiligung vor, in der Hoffnung, diese werde ihre radikale Position aufgeben. Die DPA, der es nicht gelungen war, der PDP in der Gunst um die albanischen Wähler den Rang abzulaufen, nahm die Einladung an und erhielt fünf Ministerposten, darunter den bedeutenden des Informationsministers und das neugeschaffene Ressort für lokale Gemeinschaften, das für eine größere Autonomie der Gemeinden sorgen soll. Der neue Ministerpräsident Ljubcho Georgievski hat angekündigt, er werde verstärkt die Korruption innerhalb der Regierung bekämpfen.

Die neue, politisch unerfahrene Regierung hat viel zu tun. Sie muß die neuen Nato- und OSZE-Missionen aufnehmen, die Beziehungen zu den Nachbarstaaten regeln, ein friedliches Zusammenleben mit den Minderheiten organisieren und den Kampf gegen eine omnipräsente Korruption führen. Doch ihre größte Aufgabe wird darin bestehen, den Zerfall des Landes zu verhindern.

dt. Andrea Marenzeller

* Journalist, Mitglied des Redaktionskomitees der Zeitschrift Confluences Méditerranée, Paris.

Fußnoten: 1 Die LPK liefert der UCK über ihre Basen in der „Diaspora“ personellen Nachschub und logistische Unterstützung. Im Februar 1982 vereinigten sich im türkischen Izmir vier kleine Kosovo-Gruppierungen marxistisch-leninistischer Orientierung zur „Bewegung für die albanische Republik in Jugoslawien“. 1985 taufte sie sich in „Bewegung für die Volksrepublik Kosovo“ um, und 1993 in LPK. 1997 gründete die LPK die Vereinigung Vendlindja Therret (das Vaterland ruft), die sich in ca. zwanzig Ländern Europas und Nordamerikas um die Beschaffung finanzieller Mittel bemüht. 2 In der Republik Makedonien gibt es zwei Sicherheitsdienste: die dem Innenminister unterstehende und mit Belgrad kooperierende Direktion für Sicherheit und Spionageabwehr (DBK), und den makedonischen Geheimdienst, der dem Präsidenten untersteht. 3 Vgl. die Erinnerungen des großen makedonischen Dichters Aco Sopov (1923-1982), „Anthologie personnelle“, Actes Sud-Unesco 1994. 4 Sprachlich und kulturell unterscheidet man zwischen zwei albanischen Ethnien – den Gegen im Norden und den Tosken im Süden: Die Gegen wohnen in Nordalbanien, in Montenegro, im Kosovo und in Makedonien; die Tosken im Süden Albaniens, im einem kleinen makedonischen Gebietsstreifen am Prespasee und (in winzigen Resten) in Griechenland. 5 Vgl. Christophe Chiclet, Bernard Lory, „La République de Macédonie“, Paris (L'Harmattan) 1998. 6 Albert Londres, „Les Comitadjis“, Paris (Le Serpent à plumes) 1997. 7 Von 120 Parlamentssitzen errang die VRMO 49, die DA 13, der SDSM 27, die PDP 14, die PDA 11, die Liberaldemokratische Partei 4, die Sozialistische Partei 1 und die Partei der Roma 1.

Le Monde diplomatique vom 15.01.1999, von CHRISTOPHE CHICLET