Bildung für wenige
Die Hochschulen der USA verlieren ihren sozialen Auftrag von Christopher Newfield
In den Vereinigten Staaten hat es zwar nie eine Spur von Sozialismus gegeben, doch an Möglichkeiten höherer Bildung hat es nie gefehlt. Das Universitätssystem der USA hat Zeit seines Bestehens fast immer eine Funktion wahrgenommen, für die in Europa der Sozialstaat zuständig war: die einer breiten sozialen und ökonomischen Fortentwicklung. Zum Nachteil der USA werden diese sozialen Funktionen der Universität seit einiger Zeit abgebaut und nach und nach ersetzt durch ein begrenztes Angebot zugunsten von Unternehmen und des Arbeitsmarkts.
Zum Nachteil Europas stellen diejenigen Elemente des amerikanischen Universitätssystems, die heute von europäischen Universitäten übernommen werden – wie im „Bologna-Prozess“, im deutschen Konzept der „Elite-Universitäten“ oder den Reformen der Sarkozy-Regierung – eher dessen Schwächen und nicht etwa dessen Stärken dar.
In den USA gibt es über 4 000 Universitäten in 50 Einzelstaaten. Einige von ihnen sind eher eine Art lokales Aufbaugymnasium, andere dagegen haben Studenten und Lehrende aus hundert Ländern und unterhalten hochmoderne und kostspielige Forschungsprojekte. Diese breite Palette von Institutionen dient der Ausbildung von über 17 Millionen Studenten, von denen 2 Millionen einen Master- und Doktortitel erwerben und etwa 400 000 sich für die akademische Laufbahn qualifizieren. Von den 4 000 Institutionen bieten 2 500 einen Bachelor-Abschluss, die übrigen 1 500 sind Colleges, an denen man in zwei Jahren Berufsausbildungen erwirbt. Bei einigen kann man nach dem Abschluss auch auf eine Universität mit vierjährigem Studiengang überwechseln. Von den 2 500 Vierjahres-Colleges sind 1 850 private Anstalten. Sie unterstehen also nicht der staatlichen Kontrolle und müssen sich über Studiengebühren finanzieren. Diese Gebühren können zwischen 10 000 und 30 000 Dollar pro Jahr betragen. Auch die meisten staatlichen Universitäten erheben heute Studiengebühren, die zwischen 3 000 und 12 000 Dollar pro Jahr liegen.
Seine eigentliche Struktur erhält diese unübersichtliche Ansammlung akademischer Ausbildungsstätten durch eine strenge Hierarchie von „guten“ und „schlechten“ Universitäten. In jeder Region der USA gibt es nur einige wenige „gute Schulen“. Und deren Ruf definiert sich in der Regel durch eine Kombination von drei Faktoren: historische Reputation, strenge Selektion bei der Zulassung und Bewertung durch die kommerziellen Rankingsysteme.
Die Qualität einer Universität wird oft danach beurteilt, wie schwer es ist, dort aufgenommen zu werden. In Harvard und Stanford zum Beispiel kommt nur etwa jeder zehnte Bewerber an. Diese Selektivität beeindruckt nicht nur das breite Publikum mit der offenkundigen Besonderheit solch heiß begehrter Studienorte, sondern ist auch ein wichtiger Faktor für die Bewertung durch die Rankingsysteme. So hat sich ein riesiger Gewerbezweig entwickelt, der Schulabsolventen Nachhilfe für den Wettbewerb um einen Studienplatz bei den gewünschten Unis anbietet. Heute schätzt man, dass mindestens ein Fünftel der Studenten, die an Spitzenfakultäten zugelassen werden, einen persönlichen „admission coach“ in Anspruch genommen haben. Tatsächlich nimmt die große Mehrheit der US-amerikanischen Colleges und Universitäten nahezu alle Studienplatzbewerber auf. Nur 35 Spitzenuniversitäten akzeptieren weniger als 25 Prozent der Bewerber; bei den Top 100 kommen etwa die Hälfte zum Zuge, manchmal auch weniger.1
Die starke Auslese sorgt also nicht so sehr dafür, die Gesamtqualität des weiterführenden Bildungssektors zu sichern, wie dessen Verteidiger behaupten. Sie zementiert vielmehr die krass ungleichen Verhältnisse, die dafür sorgen, dass die 1 bis 2 Prozent absoluter Spitzenuniversitäten hinsichtlich finanzieller Ausstattung und Betreuung der Studenten einen gewaltigen Vorsprung haben.
So hat eine Studie ergeben, dass die zehn reichsten Universitäten von dem Zuwachs an Privatspenden im fiskalischen Jahr 2006 allein die Hälfte abbekommen haben.2 Eine andere Studie zeigte, dass bei dem reichsten Viertel der Universitäten die finanziellen Mittel pro Student zehnmal schneller gestiegen waren als bei den Lehranstalten des ärmsten Viertels.3 Und die größten Spendenkampagnen werden von den Universitäten gefahren, die bereits am meisten Geld haben. Ein Beispiel ist die Stanford University in Kalifornien, die bei einem Jahresbudget von 14 Milliarden Dollar unlängst eine Spendenkampagne startete, um weitere 4,3 Milliarden einzutreiben.
Die strenge Auslese verbessert also nicht die Qualität der universitären Ausbildung insgesamt, sondern garantiert nur, dass nahezu unbegrenzte Ressourcen an eine kleine Elite fließen – an die amerikanische Version der französischen „Grandes Ecoles“. Für die politische Kultur in den USA ist es verwirrend, dass die höheren Bildungsinstitutionen zum Widerspruch in sich geworden sind: Dass man „aufs College gehen“ konnte, war der legitimste „Gleichmacher“ in der US-amerikanischen Gesellschaft. Nun ist die Möglichkeit des Collegebesuchs strukturell immer größerer Ungleichheit unterworfen.
Ganz anders war es nach 1945. Im Nachkriegsboom waren die Universitäten vor allem dazu da, Ungleichheit einzudämmen und das Gemeinwesen weiterzuentwickeln. In den USA entstanden öffentliche Universitäten, die das Ausbildungsangebot massiv erweiterten, um Arbeiterkindern einen Collegeabschluss zu ermöglichen. Zwischen 1940 und 1970 verfünffachte sich die Zahl der eingeschriebenen Studenten von 1,5 auf fast 8 Millionen. Bis zum Jahr 2000 hat sich diese Zahl nochmals verdoppelt. Diese Expansion wurde anstelle des Konkurrenzprinzips zum Fundament des bildungspolitischen Fortschritts.
Bildungsoffensive im Kalten Krieg
Dieser egalitäre Aufbruch wurde ironischerweise durch den Kalten Krieg unterstützt. In einem radikal antikommunistischen und antisozialistischen Klima war die Universität der ideale Bereich, um die notwendigen Formen sozialer Investition zu verstecken und zu „amerikanisieren“. Die etablierten Eliten trauten der Universität zu, dass sie ihre Mittel nach dem Leistungs- und Erfolgsprinzip verteilen würde, was sie von dem Ruch einer wohlfahrtsstaatlichen, arbeiterfreundlichen und egalitären Politik befreite. Die staatlichen Universitäten sollten die Arbeiterklasse anscheinend weniger bilden, als sie in erster Linie eliminieren, indem sie deren Angehörige in eine Armee von „Wissensarbeitern“ der Mittelklasse verwandelte, die dem Amerika der Unternehmer diente.
Viele rechte Politiker fanden sich deshalb bereit, höhere öffentliche Ausgaben hinzunehmen. Die Bundesregierung bewilligte großzügige Subventionen für die Collegeausbildung heimkehrender Kriegsveteranen und nutzte die militärische Bedrohung durch die Sowjetunion dazu aus, die Zunahme langfristiger Forschungsausgaben zu rechtfertigen. In Kalifornien verdreifachte sich der Anteil der Bildungsabgaben pro Steuerbürger zwischen 1960 und 1980. Das Budget der National Science Foundation erhöhte sich in den zehn Jahren nach 1952 um das Hundertfache.
Die weltweit geschätzte „amerikanische Universität“ war durch diese stillschweigende Sozialisierung der gesellschaftlichen Entwicklungskosten geprägt. Zunächst wurde die öffentliche Finanzierung der Universitäten dramatisch ausgeweitet, und zwar nicht um 3 oder 5 oder 8 Prozent pro Jahr, sondern um 25 oder 100 oder gar 500 Prozent. Mit derart erratischen Sprüngen wurden eine Aufbruchstimmung und ein Sendungsbewusstsein erzeugt und zugleich neue Ressourcen zur Bewältigung neuer und schwieriger Probleme bereitgestellt. Es folgte ein Werben um Millionen Studenten, deren Eltern nie ein College besucht hatten. Damit entstand bei der Mehrheit der Bevölkerung das Gefühl von politischer Macht, von Anspruch, aber auch von Berufung.
In einer dritten Phase fusionierte die Universität den Bereich der Lehre, die den Bedürfnissen der Normalbürger entsprach, mit der Forschung, die von Intellektuellen, Wissenschaftlern, Unternehmensführern und dem Militär gefordert wurde. Die neuen Forscher gehörten nicht zu den traditionellen Eliten und sahen sich mit der Zeit immer stärker als zentrale Träger der „postindustriellen“ Ökonomie, die ein Anrecht auf mehr Kontrollbefugnisse und höhere Einkommen haben.
Viertens kam hinzu, dass sich die Studenten gegenüber sozialen Bewegungen öffneten und dass speziell die staatlichen Universitäten sich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau wie von Menschen verschiedener Hautfarbe einsetzten. Das Ergebnis war eine Universität, die offenbar imstande war, öffentlichen Dienst und höchste Qualität ebenso miteinander zu verbinden wie eine egalitäre Philosophie mit öffentlichem Reichtum und eine zunehmend multiethnische Demokratie mit der Aufbruchsstimmung in der modernen Grundlagenforschung.
Diese Veränderungen der Nachkriegszeit passten gut zu den universitären Traditionen, die sich seit langem gegen das orthodoxe Wirtschaftlichkeitsdogma zur Wehr gesetzt hatten. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte Benjamin Wheeler, der konservative Präsident der University of California (UCLA), noch betont, dass die Universität darauf angelegt sei, „die Menschen aus der Sklaverei zu erlösen und frei zu machen“. Mitte des 20. Jahrhunderts stand die Universität für das Prinzip einer von finanziellen und politischen Interessen unabhängigen Forschung. Damit vertrat sie eine „werkstattmäßige“ Auffassung von intellektueller Arbeit: Entsprechend dem Prinzip der Demokratie am Arbeitsplatz sollte jeder einzelne akademische Arbeiter die universitären Produktionsbedingungen selbst bestimmen, dabei aber dem sachverständigen Urteil seiner Fachkollegen unterworfen sein. Die akademischen Verwalter und Geschäftsführer waren damals in der Regel selbst Professoren, weshalb sie auch weit häufiger die Interessen ihrer intellektuellen Zunft vertraten, als sich universitätsfremden Sponsoren aus Politik oder Wirtschaft zu unterwerfen.
Die kritische akademische Mittelschicht der 1960er
Die Fakultäten selbst befanden in letzter Instanz über Einstellungen und Entlassungen, über das Lehrangebot und die anstehenden intellektuellen Aufgaben. Obwohl die Universität den gesellschaftlich dominanten kapitalistischen Mächten diente, sollte sie von diesen unabhängig bleiben. Damit konnte sie Wert legen auf eine Art des menschlichen Fortschritts, der durch die beharrliche amerikanische Fixierung auf ökonomisches Wachstum nicht zu erreichen war.
Die Folgen eines solchen Reformismus „für alle“ veranschaulichte am Ende die an den Colleges ausgebildete Mittelklasse selbst. Sichtbar wurde dies in der Beteiligung der Studenten an der Bürgerrechts- und Antikriegsbewegung. Doch als viel größere Bedrohung empfand die politische Führungsschicht der USA die Veränderungsprozesse bei den vielen keineswegs radikalen Collegeabsolventen, die als technische und administrative Arbeitskräfte für das Wirtschaftssystem unentbehrlich waren. Diese Kader hielten die Ökonomie in Gang, stellten aber zugleich deren Grundprinzipien in Frage.
Der Harvard-Ökonom John Kenneth Galbraith schrieb damals, diese neue Mittelklasse verkörpere eine „Technostruktur“, die den selbstherrlichen Unternehmertyp ablehne, das Unternehmen als eine gesellschaftliche Institution sehe, sich der Auffassung verweigere, wonach Arbeit lediglich zu höherem Konsum führen solle, und von einem rein ökonomischen Entwicklungsbegriff nichts wissen wolle. Diese Massen von Collegeabsolventen, befand Galbraith, verweigerten sich dem Anpassungsdruck und entwickelten emanzipatorische Mechanismen.4
Die traditionellen Eliten konnten beobachten, dass die Universität ihren Absolventen eine neue Kultur ökonomischer, politischer und kultureller Ansprüche vermittelte. Die Akademiker begannen sich als die eigentlich bestimmenden Kräfte der Gesellschaft zu begreifen, ihre Arbeit als die wahre Quelle der nationalen Wertschöpfung zu sehen und kultivierte Freizeit für ihr persönliches Leben zu beanspruchen.
Dass die Rechte in den USA nach 1980 an die Macht gelangte, erklärt sich vor allem mit ihrem erfolgreichen Bemühen, die Sozialdemokratie US-amerikanischen Stils zu zerstören, sprich deren egalitäre Wirkungen samt ihrer Kosten rückgängig zu machen. Dazu bedienten sie sich diverser „Kulturkämpfe“, die sich speziell gegen die universitären Bastionen innerhalb des starken Sozialstaats richteten. Die Attacken der Rechten auf das, was sie „political correctness“ nannten, und auf andere Bestandteile der akademischen Wissenskultur richteten sich tatsächlich gegen zentrale Aspekte der mit den Universitäten verbundenen Macht der „neuen Klasse“. Das heißt: gegen die Rassenintegration, gegen berufliche Unabhängigkeit, gegen den alten wissenschaftlichen „Kommunalismus“ – also eine von Marktzielen unbeeinflusste universitäre Autonomie – und gegen gesellschaftliches Wissen jenseits unmittelbarer ökonomischer Gewinnerwartungen.
Dieser Kulturkampf war ein ökonomischer Krieg gegen die Ansprüche der neuen Mehrheit von Collegeabsolventen. Als fiskalische Waffe diente dabei die Privatisierung staatlicher Ressourcen. Das öffentliche Erziehungswesen wurde heruntergefahren – mittels künstlicher Finanzierungskrisen, hinter denen sich eine simple Tatsache verbirgt: der Rückgang des Anteils an den ständig steigenden Privateinkommen, der in die staatlichen Universitäten fließt. An solchen sind 80 Prozent der Collegestudenten eingeschrieben, doch die öffentliche Finanzierung für diese Lehranstalten wurde in den letzten 25 Jahren um ein Drittel reduziert. Die University of California, einst eine führende staatliche Forschungsuni, hat seit 1990 fast 40 Prozent ihrer staatlichen Budgetmittel eingebüßt. Heute beziehen die Universitäten sämtliche neuen Geldmittel aus zweckgebundenen Forschungsstipendien, privaten Spendenaktionen und stark erhöhten Studiengebühren.
Die Einnahmen der Universitäten aus Privatspenden haben derweil massiv zugenommen, und zwar zwischen 10 und 20 Prozent jährlich in den letzten 15 Jahren. Die größten Zuwendungen – vornehmlich von privaten Kapitalgesellschaften – sind mehr als doppelt so schnell gewachsen wie kleinsten. Die spektakuläre Zunahme privaten Reichtums inmitten öffentlicher Armut hat die staatlichen Unis angespornt, sich ebenfalls um private Sponsoren zu bemühen. Heute sind sogar die Dekane und Institutspräsidenten damit beschäftigt, ehemalige Absolventen, Eltern von Studierenden und lokale Honoratioren um Spenden anzugehen. Die Ökonomie der Privatisierung ist in Wirklichkeit absurd. Die University of California müsste von heute auf morgen Sponsorengelder in Höhe von 25 Milliarden Dollar aufbringen, um die Staatsgelder zu ersetzen, die sie seit 2001 eingebüßt hat. Das entspräche dem Spendenaufkommen der Harvard University mit ihrer vierhundertjährigen Tradition.5
Die einzige machbare Lösung war für die meisten Universitäten die Anhebung der Studiengebühren. Im Fall der UCLA haben sie sich seit 2001 verdoppelt. Wenn die Unis die finanzielle Lücke zwischen ihren aktuellen Einnahmen und ihrem Etat von 2001 ausgleichen wollten, müssten sie die Gebühren erneut verdoppeln, auf etwa 15 000 Dollar pro Jahr. Deshalb reservieren die meisten öffentlichen Universitäten ihre Privatspenden für besonders prestigeträchtige oder gewinnbringende Projekte. Damit entstehen akademische „gated communities“: Bereiche speziell für Reiche inmitten der universitären Einrichtungen für das breitere Publikum, deren Niedergang sich so langsam vollzieht, dass es der Öffentlichkeit nicht auffällt. Für alle Studenten – bis auf eine ganz kleine Elite – bedeutet Privatisierung, dass sie für mehr Geld weniger bekommen. Der finanziellen entspricht die gesellschaftliche Fehlentwicklung. Die Unis müssen mit ihrem Geld um reiche Studenten werben, die hohe Gebühren zahlen können. Damit wird die Schere noch größer, und die armen Studenten landen in der Regel an armen Lehranstalten. Eine weitere Folge ist, dass die Verschuldung der Studenten steigt: Drei Viertel der Familien müssen sich Geld borgen, um ihre Kinder aufs College zu schicken. Das erklärt auch die sinkende Zahl der Absolventen, die in den öffentlichen Dienst gehen, weil sie bei den niedrigeren Gehältern ihre Ausbildungsdarlehen nicht zurückzahlen können.
Ein weiterer Trend ist, dass für das Erziehungswesen bestimmte Gelder in andere Aktivitäten fließen, also in Marketing und nichtwissenschaftliche Einrichtungen, mit denen man die betuchte Klientel anziehen will.6 Und schließlich bewirkt die Privatisierung, dass die öffentliche Finanzierung noch weniger unterstützt wird. Denn je mehr die Familien jedes Jahr aus eigener Tasche für eine weiterführende Ausbildung an staatlichen Unis zahlen müssen, desto weniger sind sie bereit, staatliche Bildungseinrichtungen über Steuern zu finanzieren. Das alles führt letztendlich dazu, dass der nach 1945 zustande gekommene „Bildungsvertrag“, der den meisten Schülern den Zutritt zu erstklassiger Weiterbildung ermöglicht hat, in den Grundfesten erschüttert ist.
Der hier beschriebene Trend wird von den meisten Verantwortlichen in den Bildungsinstitutionen nicht begrüßt. Doch die gesellschaftliche Logik des höheren Erziehungswesens hat sich in den letzten 25 Jahren dramatisch verändert. Die Stärken der US-Universitäten waren einst der Wunsch nach Zugang für alle, die Selbstverwaltung der Fakultäten, die umverteilende Wirkung der öffentlichen Investionen, die Offenheit für soziale Bewegungen und die Verknüpfung von Spitzenforschung und täglicher Studentenausbildung. All dies wird nun von den Schwächen dieser Universitäten beiseite gedrängt: Abhängigkeit von privatem Reichtum, knappen Investitionen, scharfer sozialer Auslese, kostspieligem Konkurrenzkampf und von der Konzentration der Finanzmittel an der Spitze.
Dieser Wandel war ein Sieg für die Rechte. Die Vision einer hochwertigen Universitätsausbildung für die gesamte Gesellschaft wurde weitgehend aufgegeben. Die einzige Lösung besteht darin, die egalitäre Vision von Wissensvermittlung neu zu erfinden. Aber ein solcher Aufbruch wird eher von der Öffentlichkeit ausgehen als von der Institution Universität.
Fußnoten:
Aus dem Englischen von Niels Kadritzke
Christopher Newfield lehrt an der Universität Santa Barbara, Kalifornien. Demnächst erscheint von ihm: „The Post-Industrial University: The Culture Wars and the Unmaking of the American Middle Class, 1980–2005“.