14.03.1997

Das menschliche Genom als Spekulationsobjekt

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Das menschliche Genom als Spekulationsobjekt

WÄHREND die Ethikkommissionen über die Patentierbarkeit von Lebewesen diskutieren, investieren vor allem die großen Pharmakonzerne, die sich mit der Erforschung des menschlichen Genoms beschäftigen, Milliarden Dollar. Sie wollen sich damit als erste die Entdeckungen einer Forschung sichern, die häufig mit öffentlichen Mitteln betrieben wird. Ein Experiment, bei dem es gelang, ein Schaf zu klonen, zeigt, daß es möglich ist, genetisch veränderte Tiere zu erzeugen und die Forschungsergebnisse auf den Menschen zu übertragen. Da die Politiker und Forscher keinen Widerstand dagegen leisten, dringt der Markt somit in das letzte noch vorhandene Heiligtum vor – den menschlichen Körper.

Von PHILIPPE FROGUEL und CATHERINE SMAJDA *

Pharmakonzerne gelten im allgemeinen als Musterbeispiele für Rentabilität und Effizienz. Die Pharmaindustrie ist jedoch in eine Dauerkrise geraten, die zum Verschwinden einer Vielzahl mittelständischer Unternehmen dieses stark zergliederten Sektors führen wird (der Marktführer Glaxo-Wellcome deckt weniger als 5 Prozent des Weltmarkts ab). Seit die Präparate auf den Markt gekommen sind, die die Labors so reich gemacht haben (wie die Medikamente gegen Magengeschwüre), besteht der US-amerikanische Markt zu 75 Prozent aus dem Verkauf von Generika, bei denen die Gewinnspannen wesentlich geringer sind. Außerdem kürzen alle Länder, wenn auch auf unterschiedliche Weise, die Ausgaben für das Gesundheitswesen.

Die internationalen Pharmakonzerne geben jedes Jahr ungeheure Summen – 400 Milliarden Dollar – für Forschung und Entwicklung aus, doch nur ein oder zwei wirklich neue Präparate kommen auf den Markt. Ihnen stehen Dutzende von „me too“-Medikamenten gegenüber, die x-ten Kopien wirksamer Medikamente, mit denen ein paar Marktanteile abgegraben werden sollen. Unbefriedigende Ergebnisse und galoppierende Entwicklungskosten aufgrund immer strikterer Anmeldungsverfahren führen dazu, daß jedes neue Medikament mindestens 300 Millionen Dollar kostet.

Nur 10 Prozent der neuen Produkte ist wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Daher ist es verständlich, daß die Firmen das Forschungsrisiko möglichst klein halten oder teilen wollen. So sind seit einigen Jahren hektische Aufkäufe und Fusionen zu beobachten, die sich als erstes in Massenentlassungen niederschlugen – 1995, als Wellcome von der britischen Firma Glaxo aufgekauft wurde, waren es 10 Prozent. Die Entlassungen treffen vor allem die Forschungsabteilungen. Die Pharmaindustrie hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte beschlossen, die Schlüsselbereiche der Therapeutikforschung vollständig Spezialunternehmen zu überlassen, die mit den Krankenhäusern und Ärzten unmittelbar zusammenarbeiten. Ziel ist es dabei, die krankheitserregenden Gene ausfindig zu machen, um die Stellen (etwa einen Hormonrezeptor) zu finden, an denen künftige Medikamente am besten ansetzen können.1

Die Genetik gilt tatsächlich als Hauptzielpunkt der neuen Therapieforschungsstrategien. Bis zu den achtziger Jahren verstand man durch das Studium bereits erkannter Krankheiten deren Symptome und Verlauf, kam jedoch in der Ursachenforschung nicht voran. Daher behandeln die heutigen Medikamente Auswirkungen und nicht Ursachen. Nun aber gilt es, die genetischen und umweltabhängigen Determinanten der häufigsten Krankheiten – Krebs, Gefäßerkrankungen und Stoffwechselstörungen sowie Immunschwächen – zu verstehen, um Strategien für eine wirklich wirkungsvolle Therapie und Prävention auszuarbeiten.

Es mag verwundern, daß die Welle der medizinischen Genetik erst seit so kurzer Zeit – weniger als zehn Jahre – rollt, ist die DNA (siehe Glossar) doch schon 1953 von James Watson und Francis Crick beschrieben worden. Doch zur Aufnahme des Kampfes gegen genetische Krankheiten fehlten noch die Entdeckung der Polymorphismen der DNA, in der die Unterschiedlichkeit der Menschen angelegt ist, die Erfindung anwendbarer DNA-Analysetechniken und die – seit 1990 mögliche – Erstellung genauer Karten des menschlichen Genoms (siehe Glossar), die hauptsächlich mit öffentlichen Mitteln der Vereinigten Staaten und durch karitative Einrichtungen in Europa finanziert wurden. Schließlich mußten die Mediziner von der Notwendigkeit überzeugt werden, DNA- „Banken“ von Familien anzulegen, in denen genetische Krankheiten vorkamen.

Diese Voraussetzungen sind inzwischen erfüllt, und man geht davon aus, daß das menschliche Genom bis zum Beginn des nächsten Jahrtausends vollständig erforscht und ein Verzeichnis seiner Gene angelegt sein wird, so daß festgestellt werden kann, welche Gene zu einer Prädisposition für die Krankheiten führen, die beim Menschen am häufigsten vorkommen.

In der Vergangenheit spielte die mit öffentlichen Mitteln betriebene Forschung eine treibende Rolle für den Fortschritt der Medizin und damit indirekt auch für den Aufschwung der Pharmaindustrie. Die führende Rolle Amerikas in der medizinischen Forschung wird gemeinhin der verrückten Initiative Präsident Richard Nixons zugeschrieben, „den Krebs bis zum Ende der achtziger Jahre auszurotten“. Dadurch flossen erkleckliche Summen in die Forschung, mit denen zwar nicht der Krebs besiegt, aber das Fundament der Molekularbiologie gelegt werden konnte. Außerdem wurden mittels der anhaltenden massiven Unterstützung der amerikanischen Öffentlichkeit das weltweit dichteste Netz medizinischer Forschungsinstitute aufgebaut und die weltbesten Wissenschaftler angelockt.

Allgemein kam der medizinischen Genetik in großem Maße die Erfahrung von Labors wie dem aus Spenden der Fernsehsendung Téléthon finanzierten Généthon zugute. Solche Labors sind neuartige Megagebilde, die eine höchst erfolgreiche Verbindung von Produktionsfabriken, Ingenieurbüros und traditionellen Forschungslabors darstellen. Damit war bewiesen, daß die Konzentration der Mittel auf wenige hochqualifizierte Zentren zu weit besseren Ergebnissen führte als die nach dem Gießkannenprinzip erfolgende herkömmliche Verteilung öffentlicher Mittel auf eine Vielzahl schlecht koordinierter Projekte.

Angesichts der Kürzungen öffentlicher Mittel und des absehbaren Wankelmuts der Verbandsspitzen kamen die Wissenschaftler, die die Human Genome Centers begründet hatten, rasch zu der Überzeugung, ihr Werk lasse sich auf Dauer nur durch die Schaffung privatwirtschaftlicher Strukturen für die Genetik fortführen. Deren durchschlagender Erfolg ist der plötzlichen Begeisterung der Pharmafirmen für die Genom-Wissenschaft zu verdanken, aber auch dem überraschenden Vertrauen der amerikanischen Börsenkreise in diese biotechnologischen „Mutanten“, die im allgemeinen nichts herstellen und nichts verkaufen, durch die Einnahmen aus den erwarteten neuen Patenten aber sowohl reelle als auch virtuelle Gewinne versprechen.

Konkurrenz zweier Systeme

NEU ist daran die Entstehung einer Unzahl von Firmen für Grundlagenforschung, die auf das einfache Credo bauen, daß sich durch die Genetik die Medikamente von morgen finden lassen, und die darüber hinaus auch eine Methodologie intelligent einsetzen, die oft vollständig durch öffentliche Mittel finanziert wird. Der Erfolg dieser start-ups2 hängt damit entscheidend vom Know-how angesehener Wissenschaftler ab, die sich dieses Projekts nicht nur annehmen, sondern mit vollem Einsatz versuchen, es bei Investoren, den potentiellen Kunden, zu verkaufen und es weiterzuentwickeln. Nach einer Anfangsinvestition von ca. 5 bis 8 Millionen Dollar, die von internationalen Venture-Kapitalisten aufgebracht wurde, entwickelten sich diese Genomikfirmen durch Verträge mit der Pharmaindustrie rasch weiter. Ihr Ursprung waren zwar die Vereinigten Staaten, doch langsam machen sie sich auch in Europa breit.3 Obwohl sie erst seit kurzem existieren und noch längst nicht rentabel sind, konnten sie so auf den „neuen Märkten“ an die Börse gehen und Aktien im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar ausgeben.4

Dabei ist zwischen zwei Arten von Firmen zu unterscheiden, die zwei ganz unterschiedliche Strategien verfolgen: Bei manchen start-ups, wie den amerikanischen Firmen Millenium, Sequana oder Myriad, werden bei kranken Familien oder Versuchstieren Krankheitsgene identifiziert und damit der Ort bestimmt, an dem die zukünftigen Medikamente ansetzen müssen. Ihr erklärtes Ziel ist also die Patentierung krankheitserregender Gene. Ihre Verträge mit der Industrie (über Beträge im fünf- bis sechsstelligen Millionen-Dollar-Bereich) sind in Etappen gegliedert, bei deren Erreichen der Kunde jeweils einen Bonus zahlt (milestone contracts). Im Erfolgsfalle erhält die Pharmafirma das Exklusivrecht an den gefundenen Genen zu Therapiezwecken, während die start-ups sich im allgemeinen die Rechte an einer diagnostischen Nutzung (Ausarbeitung von Gentests) sichern.

Andere private Genomikfirmen wie Incyte, Human Genome oder Science versuchen dagegen, Exklusivinformationen über die Lokalisierung der Chromosomen auf den menschlichen Genen, ihre gewebsmäßige Beschaffenheit und ihre Regulierung zu finden. Sie verkaufen den Pharmafirmen zu einem sehr hohen Preis (Dutzende Millionen Dollar) den Zugang zu diesen Daten, die die Entdeckung von Krankheitsgenen und das Verständnis der Mechanismen dieser Krankheiten beschleunigen sollen.

Es ist bereits abzusehen, daß sich komplexe Netze verbündeter start-ups bilden werden, die die gesamte Kette von der Erhebung von Familiendaten bis zum Medikament kontrollieren würden. Solche Netze sind flexibler und dynamischer als herkömmliche Großunternehmen und erweitern ihren Zuständigkeitsbereich und die vorhandenen Mittel.

Die Strategie von Rhône-Poulenc-Rorer (RPR) ist in dieser Hinsicht sehr lehrreich.7 Als RPR feststellte, daß die meisten Biotechnologiefirmen lediglich über eine einzige Technologie verfügten, während zur Ausarbeitung von Gentherapien zahlreiche vonnöten sind, und daß die wichtigsten Spezialfirmen für einen Aufkauf zu teuer waren (zumal sich nur sehr schwer voraussagen läßt, wer sich durchsetzen wird), bildete die Firma ein Konsortium. Es wurde aus einem Dutzend Teams aus dem öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereich zusammengestellt, die in Schlüsselbereichen kompetent waren. Andere Pharmafirmen versuchen, Bündnisse mit internationalen Konsortien aus universitären Forschungsgruppen zu schließen, die in ihrem Bereich führend sind.

Ein doppelter Wettlauf ist im Gange: Einerseits kämpfen die Medizingiganten verbissen darum, als erste das revolutionäre Präparat zu finden, das den Löwenanteil des Markts bei einer bestimmten Krankheit erobern wird, und pokern dabei immer höher. Andererseits stehen die start-ups in heftiger Konkurrenz zu den Human Genome Centers, die die Ergebnisse ihrer systematischen Genom-Erforschung Schritt für Schritt veröffentlichen und die privaten Genomikfirmen so in Zugzwang setzen.

Durch ihre Finanzierung über die Börse und ihre ansehnlichen Verträge mit der Industrie (allein bei Millenium in Höhe von 300 Millionen Dollar) konnten die start-ups in weniger als drei Jahren Forschungsteams von 200 bis 300 Personen zusammenstellen. Sie ziehen die weltbesten Fachkräfte für Genetik an und bieten diesen die Möglichkeit, besser und schneller zu arbeiten und die Dividende für ihre Entdeckungen einzustreichen. So haben die Globalisierung der Wirtschaft und die wirtschaftsliberale Deregulierung nun auch eines der letzten Heiligtümer erreicht, das bislang vor den Sirenengesängen der Konkurrenz abgeschirmt worden war. Zwar haben diese Genomikfirmen eine Reihe bedeutender Entdeckungen insbesondere zur Bekämpfung von Brustkrebs und Übergewicht gemacht, doch wurden diese Vorstöße bislang vor allem durch die Nutzung (oder den Diebstahl?) der Ergebnisse der öffentlichen Forschung erreicht, die von den start-ups einfach nur rascher eingesetzt werden konnten.

Hauptverdienst der Genomikfirmen war es mit anderen Worten, einer sich gerne frostig und verschlossen gebenden Wissenschaftswelt frischen Wind einzuhauchen und eine konstruktive Kritik der bestehenden universitären Strukturen möglich zu machen. Daß sie unersetzlich sind, müssen sie jedoch noch beweisen. Alarmierend ist außerdem die Vorstellung, daß diese äußerst gewinnträchtigen Strukturen ins Wanken geraten könnten, zumal sie einen Bereich betreffen, der für die Fortentwicklung der Menschheit als vorrangig angesehen wird.

Die endgültige Bilanz dieser Firmen ist nicht absehbar. Rein kommerziell betrachtet, sind ihre Leistungen eher enttäuschend, doch wird ihnen viel nachgesehen, weil ihre Forschungsprogramme so kompliziert sind.9 Man kann jedoch darauf wetten, daß Wall Street sich rasch von ihnen abwenden wird, wenn keine dieser Firmen in den nächsten Jahren ein greifbares Ergebnis, also ein neues Medikament, vorweisen kann. Wie wird es dann um die öffentlichen Genetikforschungszentren stehen?

Die politischen Maßnahmen in dieser Frage sind recht unterschiedlich. In den Vereinigten Staaten, dem Grundpfeiler der start-ups, hat der Bundesstaat eine Neigung, neutral zu bleiben, subventioniert aber über sein National Institute of Health weiterhin in großem Umfang die universitäre Forschung. Angesichts des Erfolgs des riesigen französischen Généthon-Labors subventionierten die US- Amerikaner umfangreiche Programme, mit denen sich ihr Rückstand bei den Genkarten aufholen und ihre kurzzeitig verlorene Vorherrschaft wiedergewinnen ließ. Einige amerikanische Bundesstaaten, vor allem die wirtschaftlich rückständigsten, versuchen, die Gründung von start-ups durch Wissenschaftler zu fördern, denen sehr vorteilhafte Konditionen an zweitrangigen Universitäten geboten werden. Unter dem Strich profitiert die US-amerikanische Genforschung in hohem Maße von der Konkurrenz zwischen dem öffentlichen und dem privaten System, die beide in großem Maßstab finanziert werden.

Deutschland geht hierin einen Schritt weiter: Es hat einen Plan zur Unterstützung der öffentlichen Forschung mit der Bezeichnung „menschliches Genom“ verabschiedet, der jährlich 40 Millionen Mark erhält, und einen Unterstützungsfonds für die Biotechnologie eingerichtet. Obwohl es diesen wissenschaftlichen Wettlauf später aufgenommen hat, zog es 1996 mit Frankreich gleich.10 Japan, das seine öffentlichen Forschungsbemühungen für zu gering erachtete, entschloß sich im Gegensatz zu Frankreich, sein Budget bis zum Jahre 2000 zu verdoppeln. Die Europäische Kommission weigert sich von jeher, die öffentliche Genforschung massiv zu unterstützen, und läßt lieber den Privatsektor nach und nach an deren Stelle treten.

Frankreich betreibt in diesem Bereich eine sehr zögerliche Politik. Einerseits will die Regierung die Gründung privater Firmen fördern und auch beamteten Forschern die Mitarbeit dort ermöglichen, andererseits scheint sie vor der Notwendigkeit zurückzuschrecken, infolgedessen deren Status zu ändern. Das Forschungsministerium beschloß, in Evry unter der Leitung von Jean Weissenbach, dem derzeitigen Leiter von Généthon, ein öffentliches Zentrum für Genomsequenzanalyse einzurichten, das ein Jahresbudget von 80 Millionen Franc erhalten soll.

Hingegen fehlt in Frankreich noch immer ein politisches Konzept zur Unterstützung der medizinischen Genetik, durch das die öffentliche Forschung und die Pharmaindustrie die Ergebnisse aus dem Zentrum in Evry nutzen könnten. Denn angesichts des Ansturms der start-ups, die von der reinen Genomik – der Entdeckung von Krankheitsgenen – ausgehend die gesamte Forschung über häufig vorkommende Krankheiten zunehmend beherrschen könnten, ist es unabdingbar, eine leistungsfähige öffentliche Forschung aufrechtzuerhalten. Diese müßte in der Lage sein, in ernsthaftem Wettbewerb mit den privaten Gesellschaften zu bestehen oder gleichberechtigt mit diesen zusammenzuarbeiten.

Dazu müssen Zusammenschlüsse anerkannter Forscherteams gefördert werden, die sich gegenseitig ergänzen. Ihnen müßte eine technologische Ausrüstung zur Verfügung stehen, die sich mit jener der start-ups messen ließe, sowie eine zureichende Finanzierung sowohl durch öffentliche Mittel als auch durch Verträge mit der Industrie. Eine solche politische Zielrichtung, die der europäischen Pharmaindustrie zugute käme, darf nicht nur auf den nationalen Rahmen beschränkt bleiben, sondern sollte von der Europäischen Kommission unterstützt werden. Man mag mit Fug und Recht verlangen, daß die medizinische Grundlagenforschung den Marktgesetzen nicht zu gehorchen braucht, aber ohne die entsprechenden Mittel dazu geht es nicht.

dt. Sabine Scheidemann

* Genetiker (CNRS, Institut Pasteur und Universitätsklinik Lille) bzw. Verwaltungsrätin im Wirtschaftsministerium.

Fußnoten: 1 „Focus is on development“, Financial Times, London, 26. November 1996. 2 Ein start-up ist eine im Entstehen begriffene private Gesellschaft in der Kapitalbildungsphase. Diese Phase geht vom ersten Aufbringen nennenswerter Summen – im allgemeinen Risikokapital – bis zu einer zweiten Verhandlungsrunde oder dem Börsengang der Firma. 3 Die meisten Genomikgesellschaften sind zwar noch US-amerikanische Gesellschaften, doch gibt es inzwischen auch europäische Firmen wie Genset, die 1996 durch ihre erfolgreiche Einführung auf dem amerikanischen Börsenmarkt und auf dem neuen französischen Markt von sich reden machte. „Europäisch“ sind diese Firmen nur aufgrund ihres offiziellen Sitzes. Sie orientieren sich hauptsächlich am amerikanischen (Börsen- und Pharma-)Markt und eröffnen dort ihre Hauptniederlassungen. 4 „Capitalizing the genome“, Nature Genetics, New York, Januar 1995. 5 „Tracing the way ahead“, Financial Times, op. cit. 6 Bei genetischen Krankheitsstudien ist es erforderlich, die Charakteristika kranker und gesunder Menschen zu vergleichen, deren sonstiger Genbestand möglichst ähnlich ist (Zwillings- und Geschwisterforschung), und die Übertragung von Genen von einer Generation auf die andere und innerhalb einer Familie zu untersuchen. Ideal sind daher Kernfamilien aus mindestens zwei kranken Kindern und ihren Eltern. Je komplexer und multifaktorieller die Krankheiten sind, desto wichtiger ist es, eine große Anzahl von Familien zu untersuchen. Familien, die sich zur Verfügung stellen, müssen sich mit einer Blutprobe, mit der sich ihre DNA erkennen läßt, und einer Reihe von Analysen einverstanden erklären und einen Fragebogen über von ihnen eingenommene Medikamente und über ihre Lebensgewohnheiten ausfüllen. 7 „The rise of networking in R&D“, The Thunderbird Script Magazine, Fair Oaks, Kalifornien, Juli 1996. 8 RPR kaufte daraufhin eine der Firmen des Konsortiums, Applied Immune System. 9 „Long way from maturity in spite of the promises“, Financial Times, op. cit. 10 Siehe insbesondere Ernst & Young Thrid, „Annual report on the European Biotechnology Industry“, London (Ernst & Young), März 1996.

Le Monde diplomatique vom 14.03.1997, von PHILIPPE FROGUEL und CATHERINE SMAJDA