Die UÇK – eine militärische Karriere
Vor vier Jahren war sie noch unbekannt, heute dominiert das Kürzel UÇK die politische Szene des Kosovo. Der Aufstieg dieser radikalisierten nationalen Bewegung vollzog sich auf Kosten des Pazifisten Ibrahim Rugova und ist zu einem großen Teil auf die Unterstützung durch Clanführer, Auslandskosovaren, Schieber und diverse Geheimdienste zurückzuführen.
Von CHRISTOPHE CHICLET *
DIE jüngste Geschichte des Kosovo setzt sich aus vier schrecklichen Frühjahrsdaten zusammen: 1981 kommt es zum Aufstand der Albaner in der jugoslawischen Provinz, 1989 wird dieser Provinz der Autonomiestatus entzogen, 1998 beginnen die bewaffneten Auseinandersetzungen, 1999 kommt es zu massenhaften Vertreibungen. Ein Produkt dieser Tragödie ist die Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK, auf albanisch: Ushtria Clirimtare e Kosoves), die durch den Konflikt zum Hauptakteur geworden ist.
Von Belgrad unterdrückt, hatten sich die Kosovo-Albaner lange Zeit auf einen gewaltlosen, wenn auch erfolglosen Widerstand beschränkt. Ihr gewählter (von Belgrad aber nicht anerkannter) Präsident Ibrahim Rugova betonte über zehn Jahre lang, der Guerilla-Kampf sei für das Kosovo keine Lösung. Die Verfechter eines langanhaltenden Bürgerkriegs aber gingen davon aus, die serbischen Gewaltakte würden die Position der UÇK bei den Kosovaren wie auf der internationalen Bühne stärken. Sie übersahen, daß dem Regime von Slobodan Milosevic solche Provokationen gerade recht waren, um seine „ethnischen Säuberungen“ zu betreiben oder gar die Teilung der Provinz durchsetzen zu können. Die UÇK, die in einem verstaubten Marxismus-Leninismus erstarrt und von großalbanischem Nationalismus und Clanstrukturen geprägt ist, entschied sich schließlich – ermuntert durch gewisse Kreise in Washington, Bonn und Zagreb – für die Politik des größten Übels.
Nach Titos Tod (am 4. Mai 1980) waren in Pristina Tausende Studenten auf die Straße gegangen, die einen uneingeschränkten Republikstatus für das Kosovo forderten. Hinter dieser Forderung stand bald die gesamte albanischsprachige Bevölkerung. Die Zentralmacht in Belgrad – bestehend aus einem Präsidium mit je einem Vertreter jeder Republik und jeder autonomen Gebietskörperschaft – schlug den Aufstand nieder. Aus dieser Zeit stammt die berühmte Prophezeiung: „Der Krieg hat im Kosovo begonnen, er wird im Kosovo enden.“
Die Aktivisten des Pristinaer Frühlings gingen in den Untergrund, denn die jugoslawische Justiz schlug mit aller Härte zurück: Zwischen 1981 und 1983 wurden mehr als tausend Untergrundkämpfer zu schweren Gefängnisstrafen verurteilt. Wer davonkam, ging ins Exil; viele schlossen sich marxistisch-leninistischen Zellen an, die mit mafiosen Kreisen von in Westeuropa lebenden Kosovaren in Kontakt standen. „Die Kosovo-Albaner“, so ein Interpol-Bericht, „kontrollieren den Großteil des Heroinhandels in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Tschechien, Norwegen, Polen und Belgien.“ Und 14 Prozent der über Interpol wegen Rauschgifthandels Verhafteten sind Kosovaren.1
Im Februar 1982 gründeten Maoisten – Anhänger der Diktatur von Enver Hoxha – in der Türkei die Bewegung für die Albanische Republik Jugoslawiens (LRSHJ), einen Zusammenschluß aus vier maoistischen Splittergruppen: der Volksfront, der Marxistisch-Leninistischen Partei Jugoslawiens, der (von Jusuf und Bardosh Gervalla gegründeten) Befreiungsbewegung des Kosovo und der besetzten albanischen Gebiete, sowie der marxistisch-leninistischen Organisation des Kosovo (deren Chef Kadri Zeka ist). Zwischen August 1981 und März 1982 ermordeten diese Kämpfer der ersten Stunde drei Jugoslawen in Brüssel. Anschließend wurden sie in ihrer Heimat aktiv. Vom Oktober 1982 bis zum März 1984 organisierten sie in Pristina neun Bombenattentate. Die jugoslawischen Stellen schlugen brutal zurück. Im Zeitraum 1982 bis 1989 wurden 12000 Kosovaren unter der Anschuldigung verhaftet, einer dieser Organisationen anzugehören. Die Brüder Gervalla und Kadri Zeka, die mit der kosovarischen Unterwelt im schweizerischen Biel Verbindung hatten, wurden 1983 vom jugoslawischen Geheimdienst ermordet.
Die Umbenennung der LRSHJ in Bewegung für die Volksrepublik Kosovo (LRPK) im Jahre 1985 verweist auf ihren Kampf für die Unabhängigkeit wie auch auf ihre antijugoslawische und proenveristische Einstellung. 1993 wechselte die Bewegung erneut den Namen, nachdem Ibrahim Rugova und seine Demokratische Liga des Kosovo (LDK) die „Republik Kosovo“ ausgerufen hatten, die von Tirana anerkannt wurde. Jetzt bezeichneten sich die maoistischen Aktivisten als Volksbewegung des Kosovo (LPK); und diese LPK gewann unter den Auslandskosovaren in Deutschland, Belgien und der Schweiz zunehmend an Einfluß.
Seit 1987 ist allgemein bekannt, daß Slobodan Milosevic das Kosovo-Problem instrumentalisierte, um seine Macht zu stärken. Am 1. März 1989 verhängte er über die Provinz der Ausnahmezustand, am 23. März ließ er durch eine Änderung der serbischen Verfassung den Autonomiestatus des Kosovo außer Kraft setzen. Am 2. November 1989 wurden in Pristina zwei Führungskräfte der LRPK vom jugoslawischen Geheimdienst ermordet.
Dieser trug den Krieg zudem ins Ausland. In Zürich wurde 1990 das Haus eines gewissen Xhavit Haliti durch eine Splitterbombe zerstört. Hinter diesem falschen Namen verbarg sich ein leitender Offizier des Sigurimi (des albanischen Geheimdienstes), dessen spezielle Aufgabe darin bestand, sich um die kosovo-albanischen „Enveristen“ in der Schweiz und in Deutschland zu kümmern. Dieser Mann gehörte später dem am 13. August 1998 eingesetzten sechsköpfigen Führungsgremium der UÇK an – und war im Februar 1999 einer der albanischen Vertreter bei den Verhandlungen in Rambouillet.
Ende 1992 wurde die Gründung einer mysteriösen Befreiungsarmee des Kosovo bekanntgegeben. Ibrahim Rugova hat die Existenz einer solchen Organisation bis Ende 1997 angezweifelt und sprach sogar von einer Provokation serbischer Geheimdienste. Drei Jahre lang baute die Organisation geduldig ihre Strukturen auf, mit den LPK-Kämpfern als hartem Kern und einer doppelten Führung, einer in Pristina und einer in der Schweiz. Die Untergrundarmee machte zunächst durch Attentate von sich reden. Am 11. Februar 1996 plazierte sie in fünf serbischen Flüchtlingslagern in der Krajina Bomben – und fühlte sich jetzt auch stark genug, sich zu dieser Aktion zu bekennen. Zwei Monate später wurden in Decani und in Pec acht serbische Polizisten in Zivil getötet.
Wie in Nordalbanien herrscht auch im Kosovo ein Clansystem. Deshalb begann die UÇK 1996, ihre Kräfte innerhalb dieser Strukturen zu rekrutieren. Sie sicherte sich die Unterstützung der Clan-Chefs und damit eine solide lokale Verankerung, was ihr wiederum menschliche und logistische Reserven erschloß. 1997 konnte sie sich nochmals auf allen Ebenen verstärken, insbesondere bildete sie mehrere hundert Mann starke Kommandos für Blitzeinsätze. Innerhalb eines Jahres beging die Organisation vierzehn Attentate im Kosovo und eines in der Republik Makedonien. Mit Hilfe von Informationen, die sie über ihr Clan-Netz bezog, liquidierte sie systematisch die „Verräter“, in erster Linie Albaner, die in Abhöreinrichtungen der serbischen Geheimdienste arbeiteten. Nun folgten die ersten öffentlichen Auftritte. Am 28. November 1997 gaben erstmals drei UÇK-Mitglieder, vermummt, bewaffnet und in Uniform, einem ihrer getöteten Genossen auf dem Friedhof von Skenderaj das letzte Geleit.
Die ersten UÇK-Kämpfer waren von albanischsprachigen Offizieren der jugoslawischen Armee und Polizei trainiert worden, die 1991/92 desertiert waren, um sich den neugegründeten Armeen Kroatiens und Sloweniens anzuschließen. 1996/97 etablierte die UÇK ihre ersten eigenen Trainingscamps im nordalbanischen Mirdita-Gebirge. Der neue albanische Geheimdienst (SHIK) gewährte ihnen diskrete Unterstützung, später auch Sali Berisha. Dieser bot den Kosovokämpfern, nachdem er im Frühjahr 1997 als Präsident Albaniens zurückgetreten war, ganz unverhüllt seine Hochburg Tropoje als Stützpunkt an. Auch außerhalb des Kosovo baute die Untergrundarmee ihre Positionen aus: In Westmakedonien, wo eine starke albanische Minderheit lebt, wurden in den Dörfern um Gostivar, Debar und Velesta zahlreiche Lager mit Waffen, Nahrungsmitteln und Medikamenten angelegt, ebenso im albanischen Pogradec (an der Genze zu Makedonien).
In Deutschland, wo eine bedeutende Zahl von Kosovo-Albanern lebt, reagierte man wie 1989/90, als man die ersten kroatischen Milizen unterstützt hatte. Spezialkräfte der Bundeswehr sollen die operative Ausbildung übernommen sowie Waffen und Kommunikationstechnik aus Stasi-Beständen geliefert haben.
Ihre vorsichtige Haltung gab die UÇK jedoch erst auf, nachdem es im März und April 1997 in Albanien nach dem Zusammenbruch der Pyramiden-Banken zu allgemeinem Aufruhr gekommen war. Die Aufständischen plünderten die Arsenale der Armee und der Polizei und erbeuteten mehr als eine Million Waffen, von denen die meisten zu niedrigsten Preisen ins Kosovo gelangten. Allerdings waren es schlechte Fabrikate, die bei den Kämpfen Anfang 1998 nicht lange intakt blieben. Um sich andere Waffen zu besorgen, brauchte die UÇK also Geld.
Die Untergrundarmee nutzt ihre Kontakte zur kosovarischen Mafia in der Schweiz und in Deutschland. Ein bedeutender Teil ihrer Gelder stammt aus dem Drogenhandel, aber mehr noch aus Betrugsgeschäften, die in verschiedenen westeuropäischen Ländern getätigt wurden. Die Pariser Polizei enttarnte im Dezember 1997 bei einer Razzia im Sentier- Viertel eine LPK-Zelle, die auf gefälschte Rechnungen und Schecks spezialisiert war und bis nach Deutschland und Italien agierte. Gegen zwei große Handelsgesellschaften in der Schweiz, die von Kosovaren geführt werden, ermitteln die französische, die Schweizer, die deutsche und die russische Polizei. 1997 wurde der Verein Vendlindja Therret (VT – Das Vaterland ruft dich) mit dem Sammeln von Spendengeldern betraut, die fortan aus der ganzen Welt auf einem Konto der Alternativen Bank (ABS) im schweizerischen Olten zusammenlaufen. Nachdem dieses Konto am 26. Juli 1998 von der Justiz gesperrt wurde, wird das Geld bar und in Koffern transportiert.
Am 7. Januar 1998 kündigte die UÇK an, sie werde den Krieg in die „Zone 2“ ausweiten, also nach Makedonien. Denn man kämpft nicht nur für die Befreiung des Kosovo, sondern langfristig für die Schaffung eines Großalbanien, bestehend aus dem jetzigen Albanien, dem Kosovo, dem südlichen Drittel Montenegros und der westlichen Hälfte Makedoniens.
Mitte Februar begann der Aufstand in der Region Drenica. Hier startete die Schattenarmee ihre erste Großoffensive. Im Verlauf von fünf Monaten gelang es ihr nach eigenen Angaben, 30 Prozent des Territoriums zu befreien, doch in den solchermaßen befreiten Dörfern verbot die UÇK alle politischen Parteien und ging gewaltsam gegen die Minoritäten der Serben, Roma und Goranen (islamisierte Makedonier) vor. Um sich als wichtigste politische Macht darzustellen, denunzierte sie rundum alle anderen Kräfte, also Ibrahim Rugova, seine LDK und das Kosovo-Parlament. Das verschaffte ihr die Unterstützung von Adem Demaçi und Rexhep Quosja, beides große Vorkämpfer der großalbanischen Idee. Am 13. Juni 1998 präsentierte sie als ihren Sprecher Jakup Krasniqi, und am 13. August ernannte sie ein „politisches Komitee“.2
Eine verheerende Bilanz
DOCH den Siegen folgten Rückschläge. Die Serben eroberten mit einer Gegenoffensive ein Dorf nach dem anderen zurück, und Ende des Sommers 1998 trat eine konkurrierende Miliz auf den Plan. Die Vereinigten Staaten wünschten sich eine fügsamere Streitmacht, und so entstand unter der Führung von „Präsident“ Rugova mit Hilfe saudiarabischer Gelder und logistischer Unterstützung der Türkei die Streitkraft der Republik Kosovo (FARK). Die UÇK reagierte mit Gewalt: Am 18. September desselben Jahres ermordete sie mitten in Tirana Ahmet Krasniqi, der mit dem Aufbau dieser neuen Armee betraut war.
Das Ergebnis der Kämpfe waren 800 Tote und 150000 Vertriebene. Doch am 13. Oktober 1998 gelang es Richard Holbrooke, Milosevic zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Während die serbischen Streitkräfte sich langsam aus dem Kosovo zurückzogen, steigerte die UÇK ihre Provokationen: Sie nahm Führungskräfte der LDK gefangen, rückte in von Serben aufgegebene Stellungen wieder ein und nahm im Dezember 1998 ihren bewaffneten Kampf wieder auf. Waffen hatte sie jetzt genug, denn die kamen containerweise über die Adria und den albanischen Hafen von Durres, der von örtlichen Mafiagruppen und der UÇK kontrolliert wird; weitere Waffenlieferungen trafen, als humanitäre Hilfe getarnt, aus Makedonien ein.
Genau zu diesem Zeitpunkt traten die amerikanischen Diplomaten in Kontakt mit den Spitzenvertretern der Untergrundarmee.3 Das führte nicht etwa dazu, daß die militärischen Aktionen und Repressalien sich noch verstärkten. Als die Delegation der Kosovo-Albaner am 6. Februar 1999 auf der Konferenz in Rambouillet eintraf, war sie gespalten. Doch sie gerät rasch unter das Diktat der UÇK und insbesondere von Hashim Thaqi, dem für den Nachrichtendienst zuständigen Führungsmitglied. Thaqi war es auch, der am Ende der Verhandlungen die Bildung einer Regierung für das Kosovo bekanntgab, die an die Stelle der von Rugova 1992 gebildeten Regierung treten soll – wobei er sich selbst zum Premierminister ernannte.
Inzwischen ist das „politische Direktorium“ der UÇK von sechs auf acht Mitglieder angewachsen. Der Generalstab wird seit dem 24. Februar 1999 von Suleyman Silemi geführt, dem Neffen eines bedeutenden Clan-Chefs. Er setzt sich zusammen aus zwei Chefs für operationelle Planung (Rexhep Silemi und Bislim Zyrapi), fünf regionalen Militärchefs und fünf Leitern militärischer Spezialabteilungen.
Am 15. März, einen Tag vor Wiederaufnahme der Pariser Verhandlungen, kam es im Süden und im Norden des Kosovo zu Kämpfen. Am 22. März begannen die Serben ihre Großoffensive. Am darauffolgenden Tage begannen die Bombenangriffe auf Jugoslawien. Die UÇK glaubte, nun sei ihre Stunde gekommen und der Westen werde ihr Hilfe leisten. Aber sie mußte ihre Illusionen bald aufgeben, um so mehr, als die jugoslawische Armee begann, die Zivilbevölkerung zu vertreiben. Dadurch wurden die Untergrundkämpfer ihrer Unterstützung durch die Kosovaren beraubt, insbesondere in den Regionen, die Belgrad bei einer Teilung der Provinz behalten möchte.
Einen Monat später sieht die Bilanz verheerend aus. Die UÇK-Brigaden im Nordosten und im Süden sind zerschlagen. Mit dem Flüchtlingsstrom gelangten Hunderte von Kämpfern in Zivil über die makedonische Grenze, was übrigens einer der Gründe ist, weshalb die makedonische Polizei die einströmenden Kosovaren zeitweise stoppte. In der Nacht vom 6. auf den 7. April landeten Nato-Hubschrauber im makedonischen Flüchtlingslager Blace. Neunzig Kosovaren wurden aussortiert und zum Flughafen von Skopje gebracht, von wo sie mit einem anderen Hubschrauber an ein unbekanntes Ziel transportiert wurden.
Nachdem die UÇK aus den meisten Gebieten des Kosovo verdrängt ist, hat sie sich in den Nordwesten der Provinz zurückgezogen. Hier versucht sie, ihre Stellungen um jeden Preis zu halten, und wartet auf umfangreichere Waffenlieferungen oder sogar auf Kampftruppen der Nato. Um ihr Ziel zu erreichen, hat sie im März begonnen, unter den Flüchtlingen neue Kämpfer zu rekrutieren – auf freiwilliger Basis, aber auch unter Anwendung von Zwang.
Die UÇK-Kommuniqués 95 und 96 stellen unmißverständlich klar, daß alle achtzehn- bis fünfzigjährigen Exil- oder Auslandskosovaren eingezogen werden können. Zwar dürfen Familienoberhäupter und alle Männer, die Geld verdienen, in der Etappe bleiben, um den Kampf zu finanzieren, aber alle anderen müssen in die Untergrundarmee einrücken. Innerhalb von anderthalb Monaten sind aus dem Westen 20000 Freiwillige eingetroffen. Der Mobilmachungsbefehl wird durch ein zweites Dekret ergänzt, das die finanzielle Seite betrifft. So muß jeder der 220000 in der Schweiz lebenden Kosovo- Albaner monatlich bis zu 2000 D-Mark entrichten. Die in Frankreich ansässigen Kosovaren entsandten an die zweihundert Freiwillige, während die Arbeiter 50 Prozent ihrer bescheidenen Bezüge an die UÇK abführen.
Nachdem sie anfangs stark von ihren „enveristischen“ Paten geprägt war, hat sich die Befreiungsarmee des Kosovo erkennbar weiterentwickelt. Nach dem grauenvollen Leid, das die albanischsprachige Bevölkerung des Kosovo durchlitten hat – Deportationen, Massaker, „ethnische Säuberungen“ – hat sich ihre Basis verbreitert. Die Erfahrung des bewaffneten Kampfes, ihrer Niederlagen wie ihrer Erfolge, hat ihren militärischen Aufbau weitergetrieben. Die Entscheidung der USA, auf die UÇK zu setzen oder sie sogar zu instrumentalisieren, geht mit einer verstärkten politischen Einbindung einher. In diesem Prozeß wird sich wahrscheinlich eine neue UÇK herausbilden.
dt. Eveline Passet
* Mitglied des Redaktionskomitees von Confluences Méditerrannée; gemeinsam mit Bernard Lory Verfasser von „La République de Macédonie“, Paris (L'Harmattan) 1998.