14.05.1999

Apachen und Tomahawks

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Apachen und Tomahawks

Zynismus, Gedächtnislücke oder Einfall des Unbewußten? Die amerikanischen Streitkräfte haben ihren Waffen, die sie in Ihren Feldzug gegen die ethnischen Säuberungen Milosevic' einsetzen, ausgerechnet indianische Namen gegeben: Tomahawk-Raketen und Apachen-Hubschrauber, Namen also aus dem Wortschatz jener Ethnie, die sie selber im 19. Jahrhundert vernichtet haben.

Der Tomahawk war das Kriegsbeil der Indianer, und die Apachen waren ein Indianervolk, das, ebenso wie die Cheyennes und die Sioux, Opfer einer grausamen ethnischen Säuberung wurden.

Major Wynkoop, um nur ein Beispiel zu geben, beschrieb in seinem Bericht nach der Vernichtung eines Indianerlagers 1864 durch die erste Kavalleriekompanie von Colorado: „Frauen und Kinder wurden getötet und skalpiert, Säuglinge an der Brust ihrer Mütter umgebracht, und jeder Leichnam wurde auf schrecklichste Weise verstümmelt. (...) Die Leichen der Frauen wurden dergestalt geschändet, daß der Bericht Übelkeit verursacht, und die ganze Zeit über ermunterte Colonel Chivington seine Truppen zu noch mehr teuflischen Verstößen.“

Der Bericht geht weiter auf die Fakten ein: „Da war ein kleines Kind, etwa drei Jahre alt, so groß, daß es durch den Sand laufen konnte. Die Indianer waren geflohen, und das Kind war auf der Suche nach ihnen. Völlig nackt lief es durch den Sand. Und dann sah ich, wie ein Mann vom Pferd stieg, das Gewehr anlegte und feuerte. Er traf nicht. Daraufhin tauchte ein weiterer Mann auf und sagte: ,Laß mich auf das Hurenkind schießen, überlaß es mir.' Er stieg vom Pferd, kniete sich hin und schoß, aber auch er verfehlte das Kind. Ein dritter Mann machte eine ähnliche Bemerkung, schoß, und das Kind fiel zu Boden.“1 Was würde man sagen, wenn die serbischen Streitkräfte in einigen Jahrzehnten eine ihrer Raketen „Kosovar“ nennen würden?

N. D.

Fußnote: 1 Helen Hunt Jackson, „A century of dishonor“, University of Oklahoma Press 1994.

Le Monde diplomatique vom 14.05.1999, von N. D.