13.08.1999

Panama bekommt endlich den Kanal

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Panama bekommt endlich den Kanal

Von MAURICE LEMOINE

EIN seltsames Land. In gewisser Hinsicht erinnert  die Hauptstadt an Miami. Eine Bank neben der anderen, das World Trade Center würde gut ins Familienfoto des versammelten internationalen Finanzhochadels passen, das Geld fließt in Strömen. Die Avenida Balboa, die sich endlos die Bucht von Ciudad de Panamá entlangzieht, versucht am Abend die Atmosphäre von Monte Carlo auszustrahlen. Die Jeunesse dorée liefert sich in 50 000 Dollar teuren Luxusschlitten höllische Wettrennen, ohne dass die Polizei auch nur einen Mucks täte. Gleichzeitig verfallen die Schulen, und den Krankenhäusern mangelt es am Nötigsten, wie Watte und Alkohol. Das vor den Einkaufszentren aufgepflanzte Sicherheitspersonal bezieht einen Monatslohn von 180 Dollar.1 Eine Verkäuferin kommt auf nicht ganz 250 Dollar, jeder zweite Beschäftigte hat auch nicht mehr. In der Vorstadtsiedlung San Miguelito ist man unverkennbar wieder in Zentralamerika angelangt. Das gilt noch eindeutiger für Colón, das an der Karibikküste gelegene zweitwichtigste Ballungszentrum des Landes. Heruntergekommene Holzhäuser im angedeuteten Kolonialstil, von den Balkons hängende Wäschegirlanden, enge Gassen zwischen den Wohnblöcken, in denen ein ekeliger Geruch aus Armut und Urin hängt, Berge von nicht abgeholtem Müll. Endemische Kriminalität und eine Atmosphäre tropischer Ausweglosigkeit – eine ganze Stadt ist dem Verfall preisgegeben.

Zurück in Panama-Stadt. In einem luxuriösen Haus steht vor einer großen, getönten Fensterscheibe ein kräftig gebauter Mann und lässt seinen Blick über die Bucht schweifen, die sich bis zum Viertel der Hochfinanz hinzieht, und bleibt schließlich rechts hinten an der schlanken Silhouette der Brücke Puente de las Americas hängen, die über die Kanaleinfahrt gespannt ist. Er wirkt gereizt. Er ist US-Amerikaner. Er stellt sich als Republikaner und Konservativer vor, was für ihn offenbar nicht unbedingt gleichbedeutend ist. Dieser Kanal, der Ende des Jahres zurückgegeben werden muss, schlägt ihm schwer auf den Magen. „1977 haben die Vereinigten Staaten einen enormen strategischen Fehler begangen, als sie der Übergabe zustimmten.“ Er zuckt mit den Schultern und lässt mit völlig unschuldiger Miene durchblicken, was für eine schlechte Meinung er von den Panamaern hat. Schließlich kommt er wieder auf den Kanal zu sprechen. „Es ist bedauerlich und bittersüß, mit ansehen zu müssen, wie von diesem großartigen Werk die Fahne eingeholt wird. Mit Kolonialismus hat das nichts zu tun. Das beweist die Tatsache, dass der einzig entwickelte Landesteil eben die amerikanische Zone ist.“

Unakzeptable Bevormundung

SEIT am 5. August 1914 der 10 000-Tonnen-Damp-  fer SS Ascon als erstes Schiff die Strecke zwischen dem Atlantik und dem Pazifik durchquerte, ist Panama vornehmlich ein Kanal. Und ein Fast-Protektorat. Einem „spontanen Aufstand“ (unterstützt durch die von Theodore Roosevelt entsandten Kriegsschiffe), ist es zu verdanken, dass am 4. November 1903 aus dieser kolumbianischen Provinz ein richtiger unabhängiger Staat entstand. Zwei Wochen nach der Sezession wurden den Vereinigten Staaten im Hay-Brunau-Varilla-Abkommen gegen 10 000 Dollar die unbegrenzten Nutzungsrechte für einen noch zu erbauenden Kanal und einen zu beiden Seiten je acht Kilometer breiten Uferstreifen zugesprochen, samt der „kompletten Hoheitsrechte“ über die gesamte Anlage.

Wie es weiterging, ist bekannt (wenn auch nicht immer sehr gut). Dieser durch die Canal Zone entstandene Staat im Staate beleidigt das Nationalgefühl der Panamaer, und die Arroganz der dort angesiedelten Kolonialherren löst Verbitterung aus. Zu sehr heben sich ihre 53 Kirchen und Tempel, die komfortablen, weiß gestrichenen, von gepflegten Rasen umgebenen Villen, die endlosen Golfplätze, die Barbecue-Clubs und die glänzenden Automobile von der schäbigen Baufälligkeit der umliegenden Wohnviertel ab. Wie soll man diese Gringos ertragen, die ihre Kinder mit Mineralwasser waschen, während die Kinder der Armen im benachbarten Elendsviertel mit dem kuriosen Namen Hollywood – ein Gewirr von Schweißdünste und Gewürzgerüche verströmenden Holzhäusern – an Dehydratation sterben?

Dann tauchte General Omar Torrijos auf. 1968 kam er durch einen Staatsstreich an die Macht, die Oligarchie musste abtreten. Als unnachgiebiger Nationalist, der sich an Oberst Gamal Abdel-Nasser orientierte, der den Sueskanal verstaatlicht hatte, und gestützt auf die guten Ratschlägen eines zur Vorsicht mahnenden Fidel Castro, stürzte sich Torrijos in einen hartnäckigen Kampf gegen den Kolonialstatus, der für einen Teil seines Landes noch immer galt. Jedem Zuhörer teilte er mit: „Ich möchte nicht in die Geschichte eingehen, ich möchte in die Kanalzone einrücken.“2 Henry Kissinger, dem diese Entschlossenheit nicht entgangen war, sagte vor dem US-Kongress: „Eine Blockierung der Verhandlungen mit dem Staat Panama wird unweigerlich in einen Guerillakrieg münden, bei dem sich die Wasserstraße als sehr angreifbar erweisen wird.“

Trotz des Aufschreis des republikanischen Senators Ronald Reagan, der im Wahlkampf 1976 posaunt hatte: „Wir haben den Kanal gebaut, wir haben ihn bezahlt, und wir werden ihn auch behalten“, schloss Präsident Jimmy Carter am 7. September 1977 mit dem panamaischen Präsidenten ein Abkommen, das nach den Unterzeichnern Carter-Torrijos-Vertrag heißt. Darin wurde die Übertragung der Hoheitsgewalt über die Wasserstraße an Panama für den 31. Dezember 1999 festgelegt, dazu der schrittweise Abbau der in der Schutzzone errichteten US-Militärbasen.

Bis zum Auslaufen des Pachtvertrages behielten sich die Vereinigten Staaten zwei Vorrechte vor: das Recht, für das Funktionieren des Kanals zu sorgen, wofür sie die freie Verfügung über das dafür erforderliche Wasser und Land beanspruchten, und die Hauptverantwortlichkeit für seine Verteidigung. Die Verwaltung der interozeanischen Wasserstraße und der dazugehörigen Anlagen wurde der Panamakanal-Kommission übertragen, einer US-amerikanischen öffentlichen Einrichtung, die der Gesetzgebung der Vereinigten Staaten unterliegt. Die Kommission wird von neun Mitgliedern geleitet – fünf Amerikanern und vier Panamaern –, die alle von den US-Behörden ernannt und abberufen werden. Am 31. Dezember 1999, nach Mitternacht, wird diese Kommission durch eine ausschließlich aus Panamaern zusammengesetzte Panamakanal-Behörde abgelöst. Für Panama ist dies ein symbolträchtiges Datum: es bedeutet die Befreiung von der nahezu ein volles Jahrhundert währenden Bevormundung durch Onkel Sam.

Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, als Punkt 7.30 Uhr ein weißes Auto der Kanalkommission in der Nähe der Lagerhallen im Hafen von Cristobal an der Atlantikküste hält. Drei Männer steigen aus und gehen auf ein Boot, das sie zu einem 55 000-Tonnen-Tanker bringt. Das Schiff kommt aus Venezuela und ist auf dem Weg nach Kalifornien. Um 8.15 Uhr werden die drei Lotsen vom Kapitän des Tankers willkommen geheißen. Sie geben dem Hafenkoordinator Bescheid, dass das Schiff auslaufen wird. Die gigantische schwimmende Masse setzt sich in Bewegung. Um 8.50 Uhr treten die Schlepper „Harding“ und „Mehaffey“ in Aktion. Wie zwei Wachhunde steuerbords an Heck und Bug postiert, dirigieren sie das Schiff langsam auf die erste Schleusenstaffel zu, die Schleusen von Gatún.3 Wie die übrigen 13 000 Schiffe, die den Kanal jährlich passieren (im Schnitt 37 pro Tag), wird auch dieser Tanker nach zwölf Stunden und 80 Kilometern den anderen Ozean erreichen und sich damit den riesigen Umweg von 14 800 Kilometern entlang der südamerikanischen Küste und der gefährlichen Magellanstraße ersparen.

Canal Zone, Balboa. Eine Stadt, wie es in der Region keine zweite gibt. Die öffentlichen Gebäude – die Balboa Highschool, die Hauptpost, die stillgelegte, in ein Einkaufszentrum verwandelte Bahnstation und die Feuerwehr – sind umringt von Wohnvierteln von kleinen, ein- bis zweistöckigen Häusern mit roten Ziegeldächern. Breite Straßen, schnurgerade abgezirkelte Rasenflächen, eine ungewohnte Ruhe, all das vermittelt einen überaus ordentlichen und peniblen Eindruck. Auf dem Hügelrücken thront über allem das imposante Gebäude der Kanaladministration. Für ein paar Monate noch wehen hier das Sternenbanner und die Fahne Panamas einträchtig nebeneinander.

Das Kleinod der US-Armee

HIER liegt das geräumige Büro von Jaime Bocanegra, dem Leiter der Übergangsverwaltung. Er ist sich der Tragweite der Aufgabe, die seine Mitbürger erwartet, voll bewusst. Wenn der Kanal schlecht funktioniert, ist der gesamte Welthandel beeinträchtigt. Bisher wurde er mit sehr US-amerikanischer Effizienz verwaltet. Die Gemeinschaft der See- und Handelsschifffahrt schert sich um die großen geopolitischen Diskussionen so wenig wie um die Souveränität des Staates Panama, und ihre Befürchtungen angesichts der bevorstehenden Post-Gringo-Ära sind kaum zu übersehen. „Für Panama bedeutet der Kanal eine große Verantwortung“, räumt Jaime Bocanegra ein. Ohne Umschweife erklärt er: „Wir haben schon ein wenig Bammel. Es ist wie am Hochzeitstag. Man ist zwar glücklich, zu heiraten, hat aber gleichzeitig Angst vor dem neuen Leben.“ Dennoch fehlt es angesichts des geschichtsträchtigen Datums nicht an Optimismus. „Wir sehen es als Herausforderung. Wir werden beweisen, dass wir der Aufgabe gewachsen sind.“

Was die Technik angeht, sind die Befürchtungen zweifellos unbegründet. 60 bis 65 Prozent des Personals, das am Kanal beschäftigt ist, waren schon 1979 Panamaer, doch die leitenden Positionen hatten Amerikaner inne. Zwanzig Jahre später ist der Verwalter (die höchste Instanz der Behörde) ein Panamaer, dasselbe gilt für den Großteil der Exekutive, der Verwaltung und des technischen Apparates. Alle leitenden Angestellten oberhalb einer bestimmten Stufe wurden in den Vereinigten Staaten ausgebildet. Von den 7 929 Arbeitern waren 1998 nur noch 6,8 Prozent Amerikaner, Ende 1999 werden es nur noch 2 bis 3 Prozent sein.

Andererseits sind die lokalen Politiker nicht unbedingt Vertrauen erweckende Gestalten. Nach der Verhaftung von General Noriega im Dezember 1989 kursierte in Panama der Scherz: „Die Gringos haben sich Ali Baba geschnappt, die vierzig Räuber haben sie uns aber gelassen!“ So stellt sich die Frage, ob der Kanal mit der gleichen Effizienz weiter funktionieren wird oder ob er zu einer willkommenen Einnahmequelle verkommt, während Wartung und Unterhalt zugunsten politischer Rivalitäten und Begierden vernachlässigt werden.4 Nun haben die politischen und sozialen Organisationen Panamas im Mai 1996 auf einem von den Vereinten Nationen einberufenen Treffen versprochen, den Verbindungsweg zwischen den beiden Ozeanen nicht zum Objekt parteilicher und partieller Interessen zu machen. Auch hier gibt sich Jaime Bocanegra zuversichtlich: „Das Gesetz sieht vor, dass nur zwei Mitglieder des Vorstandes der Kanalbehörde eine direkte politische Anbindung haben: der Vorsitzende, der den Rang eines Staatsministers bekleidet und vom Staatspräsidenten ernannt wird, sowie ein Mitglied, das von der Gesetzgebenden Versammlung ernannt wird. Die anderen neun Vorstandsmitglieder werden für neun Jahre ernannt. Das garantiert ihre Unabhängigkeit, denn ihre Stellung ist gesichert.“

Dennoch ist niemandem entgangen, dass vier der elf Personen, die Präsident Ernesto Pérez Balladares auserwählt hat, um vom 1. Januar 2000 an den Vorstand der Kanalverwaltung zu führen, seiner eigenen erweiterten Familie oder der seiner Frau angehören. „Im Gegensatz zu Staaten, deren öffentliche Verwaltung unabhängig von der Geschäftswelt funktioniert, sind die beiden hier miteinander verschmolzen“, meint Juan Materno und verzieht das Gesicht. „Wer wird den Kanal leiten? Die Politiker. Nicht gerade die beste Methode. Das wird Probleme bringen.“ Materno ist nicht „irgendein“ Gegner. Neben General Torrijos gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des regierenden Partido Revolucionario Democrático (PRD), aus dem er in der Noriega-Zeit ausgetreten und in die er seither aus Verbitterung über die Korruption und das Abdriften der Partei in den Neoliberalismus nicht zurückgekehrt ist.

Die extremen Konservativen in den Vereinigten Staaten, die im Kongress insbesondere durch den republikanischen Senator Jesse Helms über starken Einfluss verfügen, haben bis zum letzten Moment darum gekämpft, die Rückgabe zu verhindern. Umsonst. Am 1. April 1999 wurde auf Fort Sherman, einem der Kleinode der US-Armee, das Sternenbanner langsam eingeholt. Fort Sherman liegt nahe der Kanaleinfahrt am Atlantik, und das Gelände ist so ausgedehnt, dass es Manöver von Bataillonen bis zu 500 Mann gestattet. Hier wurden hunderttausende Soldaten ausgebildet, die unter anderem im Zweiten Weltkrieg an der Pazifikfront, im Vietnamkonflikt, im Golfkrieg – und bei der Invasion Panamas eingesetzt wurden.

Bereits am 8. Januar 1998 hatte in einer ebenfalls höchst symbolträchtigen Zeremonie der Botschafter der Vereinigten Staaten dem Außenminister Panamas, Ricardo Arias, die Schlüssel von Quary Heights übergeben, dem Hauptquartier des Southern Command (Kommando Süd) und Ausgangspunkt aller US-Operationen in Lateinamerika.

14 Stützpunkte und über 10 000 Soldaten gab es im Jahr 1979 – und das alles nur, um den Kanal zu verteidigen? „Die Präsenz der Vereinigten Staaten auf unserem Territorium war immer darauf angelegt, ihren militärischen Einfluss auf den ganzen Kontinent auszudehnen“, erklärt ruhig, aber ohne übermäßige Sympathie Daniel Delgado, ein ehemaliger Offizier der panamaischen Verteidigungskräfte, die 1989 nach der Operation „Just Cause“ aufgelöst wurden. Ob Howard und Albrook (Luftstützpunkte), Rodman (Marine), Fort Amador und Fort Kobb (Infanteriebrigade 193) oder die Galeta-Insel (kontinentales Spionagezentrum) – jahrzehntelang dienten alle diese Anlagen unter dem Vorwand, für die Sicherung der Wasserstraße notwendig zu sein, als Versuchszentren für Waffen und Militärtechnologie.5 Tatsächlich dienten sie als Basis für Staatsstreiche, Operationen zur Aufstandsbekämpfung und mehr oder weniger geheime Interventionen in Kolumbien, Bolivien, Grenada und Mittelamerika.

Wenige Monate vor dem 31. Dezember gibt es in Panama noch 3 600 US-Soldaten – und einige ungelöste Probleme auf den Bombenabwurfplätzen Emperador (2 556 Hektar), West-Balboa (3 727 Hektar) und Peña (2 556 Hektar). Knapp vor dem definitiven Abzug ist in Missachtung des Artikels IV der Abkommen (der die USA dazu verpflichtet, „alles zu beseitigen, was eine Gefahr für Leben, Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung bedeuten könnte“) fast ein Drittel dieser Flächen (3 280 Hektar) übersät mit nicht entschärften Sprengkörpern und Munition.6 Oberstleutnant Reynold Hoover, der für die Entschärfung der Sprengstoffe verantwortlich ist, beteuert, ein Versuch der vollständigen Säuberung dieses Gebietes würde irreparable Schäden an Flora, Fauna und den Lebewesen des Waldes verursachen. Daniel Delgado, zur Zeit Generalsekretär im Außenministerium, kann darauf nur mit Wut reagieren: „Sie reden groß von Umweltschutz und geben vor, dieser wunderbare Wald müsse geschützt werden. Aber achtzig Jahre lang haben sie Granaten und Bomben darüber abgeworfen. Das ist inakzeptabel. Diese Zonen müssen gesäubert werden. Sie sind eine Bedrohung für die Bevölkerung und ein Hindernis für die Projekte, die wir in Zukunft realisieren möchten.“ Washington stellt sich taub. Die Säuberung würde 150 Millionen Dollar kosten. Doch hier ist Panama, und nicht Kalifornien. Dort hatte niemand etwas dagegen, nach der 1988 begonnenen Schließung von 22 Stützpunkten für dieselbe Maßnahme 2,5 Millarden Dollar auszugeben.7

Das Land bereitet sich auf die Übernahme von rund 23 074 Hektar Land vor, samt 870 Anlagen verschiedenster Art und den letzten 4 000 von amerikanischen Armeeangehörigen und Technikern aufgegebenen Wohnungen. Ende des Jahres wird der letzte Soldat des „Imperiums“ Panama verlassen haben. Auf diesen Augenblick freut sich Daniel Delgado schon heute: „Das gibt ein riesiges Fest. Das Fest von Bolivar, José Marti, Omar Torrijos und allen lateinamerikanischen Patrioten.“ Wie aber lässt sich die Ernüchterung erklären, die sich auf den Gesichtern so vieler Panamaer abzeichnet?

Der Mann wohnt in einem bescheidenen, wenn auch nicht armen Viertel. Um seine Mundpartie zeichnen sich verbitterte Züge ab. „Ich habe für die Gringos in einer Militärkantine als Koch gearbeitet und 500 Dollar (rund 475 Euro) verdient. Als der Stützpunkt aufgegeben wurde, habe ich meine Stelle verloren. Durch Zufall habe ich in der Restaurantkette „Nico Café“ wieder Arbeit gefunden. Allerdings verdiene ich nur noch 220 Dollar. Das reicht nicht, um meine Miete zu zahlen.“ Viele, die als Angestellte, Gärtner, Wäscherinnen oder ähnliches in den Stützpunkten gearbeitet haben, haben ihre Stelle verloren, und nicht allen ist es gelungen, eine neue zu finden. Zudem verschwindet mit den boys eine gut verdienende Bevölkerungsgruppe, die nicht jeden Dollar umdrehen musste. Leiter von Supermärkten wie Autoverkäufer führen heftige Klage; Händler raufen sich die Haare.Wenn eine Wohnung in einem guten Stadtteil 750 Dollar Miete kostete, so musste ein US-amerikanischer Offizier das Doppelte hinlegen. Hotels und Restaurants beklagen das Verschwinden einer besonderen Sorte Kunden: amerikanische Touristen, die hierher kamen, um ihre Soldatenfreunde an den Ufern dieses exotischen Kanals zu besuchen. Am meisten schimpfen die Taxifahrer, die ihre saftigen Trinkgelder verlieren.

Seit 1995 ist das Unbehagen spürbar. „Es gab zahlreiche Untersuchungen, die sämtlich bestätigt haben, dass die Bevölkerung Panamas nicht für die Auflösung der Stützpunkte war“, erinnert sich Fernando Kant, ein Aktivist der Volksbewegung Papa Egoró (Mutter Erde).8 Mit einem müden Lächeln sagt er nachdenklich: „Vielleicht haben wir uns im Verlauf unseres ganzen republikanischen Lebens zu sehr daran gewöhnt, unter den Fittichen der Amerikaner zu stehen.“ Damals befanden sich noch 8 800 amerikanische Soldaten in der Kanalzone, von deren Präsenz 22 000 Arbeitsplätze abhingen und die über 350 Millionen Dollar in die regionale Wirtschaft pumpten.9 Die der amerikanischen AFL-CIO angeschlossene Gewerkschaft Local 907, die Vertretung der 3 200 panamaischen Beschäftigten der Militärstützpunkte, organisierte damals eine heftige Kampagne, in der sie auf die „dramatischen“ Folgen des Abzugs der US-Truppen hinwies. Panama geriet plötzlich ins Wanken, unfähig zu entscheiden, ob es lieber völlig unabhängig sein oder eine Kolonie bleiben wollte. Wie überall standen sich Anhänger der Souveränität und „Kollaborateure“ gegenüber.

Das Pentagon zeigt immer noch Interesse

DAS kam sehr gelegen. Seit der Operation „Just  Cause“ war die Frage einer Fortsetzung der amerikanischen Militärpräsenz über das Jahr 2000 hinaus immer wieder aufgetaucht. Die Regierung Balladares ist zwar aus dem traditionell antiimperialistischen PRD hervorgegangen, hätte es aber nicht ungern gesehen, wenn die Vereinigten Staaten ein paar Anlagen aufrechterhalten würden, solange sie nicht allzu sichtbar wären. Das Pentagon hätte trotz veränderter geopolitischer Bedingungen – die zentralamerikanischen Guerillas haben sich in sozialdemokratische Parteien verwandelt und sitzen heute in den nationalen Parlamenten – bestimmt einzelne Anlagen gerne weitergeführt: Anlagen für das Training im Dschungelkampf, wofür sich die Topografie und die Flora Panamas ausgezeichnet eignen. Darüber hinaus würden solche Anlagen, auch wenn sie nicht mehr unverzichtbar sind, sowohl den Einfluss als auch die operationellen Möglichkeiten der USA in der Region verstärken.

Auf der Grundlage eines informellen Abkommens zwischen dem panamaischen Außenminister Gabriel Lewis Galindo und dem Botschafter der Vereinigten Staaten in Panama, William J. Hughes, wurden während eines Besuchs von Präsident Pérez Balladares in Washington im September 1995 Gespräche aufgenommen, die sich in absoluter Geheimhaltung und unter Verletzung des Carter-Torrijos-Abkommens zwei Jahre hinzogen. Gegen die Zahlung einer jährlichen Miete und die Zusage eines Beitritts zum Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (Nafta) war die panamaische Regierung bereit, den Vereinigten Staaten die Weiterführung der Stützpunkte Howard, Sherman, Rodman und Galeta-Insel zu gestatten.

Am 23. Dezember 1997 gaben die beiden Regierungen bekannt, dass ein Abkommen vorliege und nur noch die Unterschriften fehlten. Um ihr Vorgehen zu tarnen, sollte ein Multilaterales Drogenbekämpfungszentrum (CMA) geschaffen werden, als zivile Einrichtung – mit 2 000 Soldaten. Andere lateinamerikanische Länder wie Mexiko, Kolumbien, Brasilien oder Peru sollten ebenfalls Zugang zu diesem Zentrum haben. „Soweit wir wissen, wurden die Gespräche ausgesetzt“, berichtet John Evans mit der einem Staatssekretär im panamaischen Außenministerium gebührenden Zurückhaltung. „Jeder Prozess dieser Art setzt Bemühungen von beiden Seiten voraus. Anscheinend fehlte die Bereitschaft dazu.“ Präsident Balladares sah sich der heftigen Ablehnung all jener gegenüber, die sich weiterhin auf Torrijos berufen. Am 30. August 1998 musste er in einem Referendum über eine Verfassungsreform eine schmähliche Niederlage hinnehmen, die zugleich seine unmittelbare Wiederwahl und eine zweite Amtsperiode verhinderte. Die US-amerikanische Seite war zwar an dem Geschäft interessiert, verhielt sich aber nachtragend. Nachdem die USA von Panama jahrelang unter Druck gesetzt worden waren, sich zurückzuziehen, kam es für sie überhaupt nicht in Frage, in Zukunft eine wie auch immer geartete Miete für die Stützpunkte zu bezahlen: Die Präsenz des CMA sei bereits ein ausreichender wirtschaftlicher Beitrag.

Die ganze Konstruktion geriet endgültig ins Wanken, als Artikel A des zur Verhandlung stehenden Vertrages bekannt wurde, der die Nutzung der Stützpunkte zur Bekämpfung von „zusammenhängenden Straftaten“ vorsieht. Dabei ging es tatsächlich um die Möglichkeit, Aufstandsbekämpfungs-Aktionen durchzuführen – ganz in alter Tradition. „Dem konnten wir nicht zustimmen, ebenso wenig wie die anderen Länder der Region“, erklärt im Nachhinein Eduardo Morgan, ehemaliger Botschafter Panamas in Washington. „Es handelte sich um einen getarnten Stützpunkt.“ Wie ein gut informierter Beobachter bestätigt, hatten im Übrigen weder Washington noch Panama je die Unterstützung eines der Länder erhalten, die dem CMA beitreten sollten, mit Ausnahme Perus. „Die Mexikaner meinten, sie hätten schon genug unter dem amerikanischen Interventionismus zu leiden. Das gleiche gilt für die Brasilianer. Kolumbien hätte unter der Bedingung zugestimmt, dass auch der Waffenhandel kontrolliert worden wäre ...“ US-Präsident Bill Clinton beharrte nicht auf dem Abkommen. Er legte keinen gesteigerten Wert darauf, als vertragsbrüchig dazustehen. Rechtlich gesehen sind die Vereinigten Staaten verpflichtet, ihr Wort zu halten, und die internationale Lage hat sich ausreichend verändert, dass sie auf diese Präsenz südlich des Rio Grande verzichten können, ohne damit allzu viel zu riskieren.10 Im September 1998 wurden die Verhandlungen abgebrochen.

Investitionen in Illusionen

DIE Gringos gehen. Die Panamaer träumten von  einer grandiosen Rückgabe, einer großartigen Wiederaneignung. Das Volk würde endlich in die ihm gehörende Zone strömen. Stattdessen müssen sie mit ansehen, wie unter der Regie der staatsunabhängigen Behörde der interozeanischen Region (Autoridad de la Región Interoceanica, ARI) in aller Eile Privatisierungen durchgezogen werden.

Und doch versucht jeder, das Glück beim Schopfe zu ergreifen. An den Ufern des Gatún-Sees verwandelt sich unter dem Höllenlärm von Rammböcken und Betonmischern die berühmt-berüchtigte School of the Americas, die Generationen von Folterern ausgebildet und zehntausende lateinamerikanische Offiziere in Aufstandsbekämpfung unterwiesen hat, in ein (spanisches) Hotel mit 250 Zimmern, drei Restaurants, mehreren Schwimmbädern und einem Jachthafen. Auf der Baustelle, wo Fort Amador abgerissen wird, soll ein Hotelkomplex eines amerikanisch-koreanischen Konsortiums entstehen. Auf der ehemaligen Militärbasis Albrook werden sich in Kürze amerikanische Rentner niederlassen, die ihren dritten Lebensabschnitt in einem der 146 Appartements verbringen wollen, die von der Gemeinschaft der Kanalrentner für 6 Millionen Dollar gekauft wurden.

Nicolás Ardito Barletta, Direktor der ARI (sowie ehemaliger Vizepräsident der Weltbank und ehemaliger Präsident Panamas), ging im September 1998 davon aus, dass in Zukunft rund 7 000 Gebäude und andere Anlagen zu einem geschätzten Wert von rund 4 Milliarden Dollar an mehrheitlich ausländische Privatinteressenten verkauft werden.

Panama hat alle Voraussetzungen, um ein großes Güterumschlagzentrum zu werden, mit einem Kundenpotential von 13 000 Ozeanriesen, die jedes Jahr den Kanal passieren und im Schnitt 24 Stunden in panamaischen Gewässern verbringen. Im Atlantik-Abschnitt wurde nahe der Freizone von Colón auf dem ehemaligen Gelände der US-Navy in Coco Solo der Manzanillo International Terminal (MIT) eröffnet.11 Im August 1996 wurden der Hongkonger Gesellschaft Hutchinson Port Holding (HPH) die zwei größten Häfen an den beiden Enden der Wasserstraße, Cristobal und Balboa, zugesprochen. Der Container-Terminal von Colón, den sich das taiwanesische Unternehmen Evergreen und sein lokaler Partner sichern konnten, hat im Oktober 1997 den Betrieb aufgenommen. Der in der Vergangenheit durch die Präsenz der amerikanischen Marinestützpunkte blockierte Komplex Balboa-Cristobal-Manzanillo kann über 1 Million Container im Jahr abfertigen und hofft, dieses Volumen im Jahr 2000 verdoppeln zu können.

Was will das Volk mehr? „Es herrscht ein enormer Frust“, antwortet indirekt Magaly Castillo, Mitglied der Organisation Justicia y Paz, die buchstäblich und im übertragenen Sinn im Schatten der katholischen Kirche steht. „Nach wie vor dürfen wir diese Kanalzone, um die wir so sehr gekämpft haben, nicht betreten. Sehen Sie sich doch den Ancón-Hügel [in Balboa] an. Der ist mittlerweile eine Enklave für Diplomaten, Ausländer und Angehörige der privilegierten Schichten – dort kommt man nicht hinein. Selbst ein Angehöriger der Mittelschicht kann dort nicht wohnen, von der einfachen Bevölkerung ganz zu schweigen.“ Der durchschnittliche Verkaufspreis der übernommenen Privatwohnungen schwankt zwischen 30 000 und 35 000 Dollar. In diesem neu-alten Villenviertel wohnt nur die Oberschicht, die dem Verkehr in der Hauptstadt entfliehen möchte. In den schönsten Häusern haben sich – im Zuge von Direktabtretungen auf zweifelhafter Rechtsgrundlage – Regierungsmitglieder niedergelassen.

Unterdessen glaubt niemand so recht an die Lebensfähigkeit des vorliegenden Entwicklungsmodells für die Kanalzone.12 Das beginnt mit dem Tourismus, der mit dutzenden ehrgeiziger Pläne an vorderster Stelle steht. Die optimistischeren Geister geben sich enthusiastisch: „Dutzende von Kreuzfahrtschiffen passieren den Kanal, ohne hier anzulegen. Das sind Pauschalangebote. Die Leute könnten hier einen Zwischenhalt einlegen. Sie wissen ja, wer an solchen Kreuzfahrten teilnimmt. Zu 90 Prozent sind es US-Amerikaner, die den ganzen Tag Popcorn und Eis fressen und an Land gehen, um T-Shirts zu kaufen oder ins Kasino zu gehen. In Colón gibt es ein Projekt, das einen Besuch in der Freizone, zollfreies Einkaufen, eine Übernachtung in einem Ökohotel und eine Vogelexpedition vorsieht.“ Die Skeptiker zucken dagegen resigniert die Schultern: „Auf diesen Reisen wird alles mitgenommen, bis hin zum Trinkwasser. In der Bucht von Panama schwimmen 300 000 Liter menschlicher Exkremente. Und Sie glauben im Ernst, die Leute wollten in einem solchen Wasser baden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie an Land gehen und Indianersachen kaufen werden. Ökotourismus in Gamboa? Dass ich nicht lache! Dieses Publikum hat keinen Bock darauf, in Hängematten zu schlafen und Tiere anzufassen. Und wie man bei dieser Hitze eine Golfpartie mit achtzehn Löchern spielen soll, müssten Sie erst mal vormachen!“

Dieselbe Zurückhaltung herrscht gegenüber der bekundeten Absicht, Panama in ein Schifffahrtszentrum von Weltrang zu verwandeln und voll auf die Karte von Handelsexpansion und Globalisierung zu setzen. Auch wenn die jüngste Asienkrise für Panama keine dramatischen Folgen hatte, sorgte sie doch für Unruhe. In erster Linie in der Freizone von Colón. Zwar strömten nach wie vor Waren aus Asien ins Land, doch die Wiederausfuhr erwies sich als schwierig, da große Länder wie Kolumbien, Venezuela und Brasilien ihre Einkäufe drastisch reduziert haben.

Was die dritte Konversionsidee betrifft, so bringt sie alle in Harnisch, denen die Behörden mit den Sprüchen kommen, man wolle das Land zum Singapur Amerikas machen. Wenn angekündigt wird, die 20 000 mittelfristig entstehenden Stellen würden die durch die Schließung der Stützpunkte verloren gegangenen Arbeitsplätze bei weitem aufwiegen, kann sich niemand die Frage verkneifen, welche Löhne denn dort gezahlt werden sollen. „Wenn es sich um Maquiladoras13 handelt, wird das nur zu noch mehr Ausbeutung und Armut führen.“ Tatsächlich sind es asiatische Maquiladoras, die sich auf dem ehemaligen Stützpunkt Davis angesiedelt haben. Ein weiteres Dutzend taiwanesischer Unternehmen desselben Typs wird in drei zukünftigen Industrieparks erwartet.

Der Rest des Landes, der endgültig aus diesem Millionenkarussell ausgeschlossen ist, wird unterdessen vergessen.

Erneut die „rote Gefahr“

ONKEL SAM wird von „Onkel Tchang“ abgelöst. Als ob das nicht schon reichen würde, ist der Kanal auch noch in die Hände der „Roten“ gefallen. Schließlich wurden die zwei wichtigsten Häfen, Cristobal und Balboa, einem Unternehmen aus Hongkong zugesprochen. Und Hongkong selbst ist bekanntlich wieder in den Schoß Chinas zurückgekehrt. Es dauerte nicht lange, bis die amerikanischen Ultrakonservativen wieder in die Offensive gingen. Hutchinson hängt mit dem kommunistischen China und seiner Armee zusammen, und Peking versucht, in Panama zu wiederholen, was die Sowjetunion mit Kuba vorgeführt hat. Und dieser Wirtschaftsstandort könnte sich eines Tages als Militärstandort entpuppen. Was ist hier Ursache und was Wirkung? Nur wenige Wochen nach der Wahl der Oppositionskandidatin Mireya Moscoso zur Präsidentin der Republik (am 2. Mai 1999)14 zog General Charles Wilheilm, Chef des Southern Command, öffentlich die Fähigkeit Panamas in Zweifel, die Sicherheit des Kanals zu gewährleisten. Mit gutem Grund: Schließlich waren es die USA, die 1989 nach ihrer Intervention die panamaische Armee auflösten. Am 22. Juni erklärte Wilheilm in Washington vor dem außenpolitischen Ausschuss des Senats, die Sicherheitskräfte Panamas seien „weder zureichend ausgerüstet noch organisiert“, um das Eindringen „irregulärer kolumbianischer Gruppen“ (sprich: der Guerilla), die entlang der Grenze operieren, aufhalten zu können. Der vollständige Betrieb der Wasserstraße sei nach dem Abzug der letzten 3 000 amerikanischen Soldaten gefährdet.15

Die Diskussion über die Notwendigkeit amerikanischer Stützpunkte in Panama ist offenbar noch nicht zu Ende. Etwas weniger geredet wird dagegen über den Neutralitätsvertrag, der gleichzeitig mit dem Carter-Torrijos-Vertrag zwischen beiden Ländern abgeschlossen wurde. Er ermächtigt die Vereinigten Staaten, nach Ablauf des Jahres 1999 jederzeit einseitig zu intervenieren, falls sie die Neutralität des Kanals bedroht sehen sollten. Hat jemand behauptet, Panama werde am 31. Dezember seine Souveränität wiedergewinnen?

dt. Birgit Althaler

Fußnoten: 1 Rund 320 Mark. 2 Der Satz ist überliefert bei Graham Greene in „Mein Freund, der General: Geschichte eines Engagements“ (dt. von Werner Richter, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1986). 3 Durch die Schleusen von Gatún werden die Schiffe um 26,5 Meter über den Meeresspiegel gehoben. Die Schleusen von Miraflores an der Pazifikküste können Schiffe innerhalb von fünfzehn Minuten um über neun Meter heben. 4 Gegenwärtig sichern die Einnahmen aus den Benutzungsgebühren (750 Millionen Dollar), von denen jährlich 109 Millionen Dollar an den Staat Panama abgeliefert werden, ein ausgeglichenes Budget des Kanals. Ab kommendem Jahr steht es Panama frei, das gesamte Budget nach eigenem Gutdünken zu verwalten und mit dem Betrieb des Kanals Profit zu erwirtschaften. 5 1993 wurden im Stützpunkt Rodman 70 Geschosse mit abgereichertem Uran angeliefert, um diesen Munitionstyp einem Test in tropischem Klima zu unterziehen. 6 Diese Gebiete umfassen Artillerieschießplätze (Kurzwaffen und Gewehre), Schießgelände für Granatwerfer und Kanonen sowie Areale für Luftbombardements. 7 „Limpieza de las bases militares es un problema que necesita solución“, El Panamá América, Panama, 10. Januar 1995. 8 Eine 1995 von dem Salsa-Sänger Rubén Blades gegründete Volksbewegung, an der sich auch Indigenas und Umweltaktivisten beteiligen. 9 1998 waren auf den Militärstützpunkten noch 2 000 Panamaer beschäftigt und wurden Güter und Dienstleistungen im Wert von 140 Millionen Dollar verbraucht. Berücksichtigt man den Multiplikatoreneffekt, dürfte der amerikanische Rückzug vermutlich 350 Millionen Dollar kosten, was etwa 3 bis 4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht. (Nord-Sud-Export, Paris, 29. Mai 1999). 10 Das Antidrogenzentrum könnte in Ecuador, Honduras, auf den Karibikinseln Aruba oder Curaçao, in Guantánamo (Kuba) oder auf dem Marinestützpunkt Roosevelt's Road in Puerto Rico eingerichtet werden. 11 Die amerikanische Gruppe Stevedoring Serices of the America (SSA) hat 210 Millionen Dollar investiert. 12 Das amerikanisch-panamaische Konsortium Intercarib S.A./Nathan Associates Inc., dessen Aktien sich mehrheitlich in amerikanischen Händen befinden, erstellte für ARI einen Generalplan und einen Regionalplan für diese Umstellung. 13 Zulieferbetriebe, die durch steuerliche Anreize und eine Neufassung des Arbeitsrechts auf einer intensiven, um nicht zu sagen skandalösen Ausbeutung der Arbeitskräfte beruhen. Vgl. „Die Arbeiter Zentralamerikas als Geiseln der Maquilas“, Le Monde diplomatique, März 1998. 14 Mireya Moscoso vom Partido Arnulfista (PA) siegte mit 44 Prozent der abgegebenen Stimmen vor Martin Torrijos, dem Sohn von General Torrijos (PRD), mit 38 und dem Bankier Alberto Vallarino mit 17 Prozent. 15El Nuevo Herald, Miami, 24. Juni 1999.

Le Monde diplomatique vom 13.08.1999, von MAURICE LEMOINE