17.12.1999

Die schrille Musik der Wirtschaftsberichte

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Die schrille Musik der Wirtschaftsberichte

Von SERGE HALIMI

UNSEREM täglichen Erwachen mangelt es an Poesie: Es widerlegt unsere nächtlichen Träume. Nicht blau wie eine Orange ist die Erde, sie klingelt wie das Sparschwein eines reichen Kindes. Denn es ist nicht irgendein Geräusch, mit dem uns die neuesten Wirtschaftsnachrichten allmorgendlich begrüßen, sondern hier handelt es sich um eine besondere Musik.

Frühmorgens heißt es schön der Reihe nach angetreten1 : Um 7.20 Uhr eröffnet RTL den Reigen, gefolgt von France Inter und France Info um 7.25 Uhr, BMF um 7.40 Uhr, Radio Classique um 7.52 Uhr und Europe 1 um 7.55 Uhr. Die Sendezeit ist gut gewählt, denn zwischen 7 Uhr und 8 Uhr morgens erreicht das Radio seine höchsten Einschaltquoten.2

Seit Chirac vor den letzten Wahlen einen „sozialen Bruch“ diagnostiziert hat, gilt es als ausgemachte Tatsache, dass es zwei Frankreichs gibt. Dem widerspricht auch das Radio nicht, obgleich es die Bruchstelle bisweilen nicht dort gewahrt, wo man es erwarten würde. So verkündete es eines Morgens: „Frankreich hat ein Problem: In dem Flugzeug namens Wirtschaft gibt es zwei Gruppen Passagiere: zum einen die Haushalte, d. h. die Verbraucher, die mit unglaublicher Zuversicht in die Zukunft blicken, weil sie Geld zum Ausgeben haben. Zum anderen gibt es die Unternehmer, deren Moral nicht gerade die beste ist. Und zwar deswegen, weil sie sich durch die Krisen in Asien, Russland und Brasilien verunsichert fühlen, weil sie auf Grund des enormen Wettbewerbs auf den Weltmärkten ihre Preise senken mussten, weil die 35-Stunden-Woche ihnen Kummer bereitet, weil die ungewissen Zukunftsaussichten an ihren Nerven zerren. Kurz, weil Frankreich wirtschaftlich in zwei Teile zerfällt.“ Kurz also, der Unternehmer François Pinault ist schlecht drauf, während sein Arbeitnehmer als Verbraucher eine „unglaubliche Zuversicht“ an den Tag legt. Endlich mal eine gute Nachricht.

Man wird einwenden, die Wirtschaftskommentare von BFM (Ex-Business FM) höre sich kaum jemand an. Der Sender, zu dessen Aktionären Rothschild, Dassault und die Bloomberg-Gruppe gehören, ziele auf kaufkräftige Hörergruppen, auf die „einflussreichsten Führungskräfte“.3 Außerdem sprach sich BFM bei anderer Gelegenheit für eine Senkung der Sparkassenzinsen aus, weil mehr als ein Inflationsausgleich „wirtschaftlich unsinnig“ sei. Dass steigende Börsenprofite unsinnig seien, dieses Urteil hört man selten. Doch der durchschnittliche BFM-Hörer wird seine Ersparnisse wohl kaum auf ein normales Sparbuch legen.

Solche Erklärungen bleiben jedoch unbefriedigend. Selbst wenn man annimmt, dass es eine systematische Korrelation zwischen der Art der Sendeanstalt (öffentlich oder privat), der Hörerschaft (arm oder reich) und dem Inhalt gibt, ist nicht zu erklären, weshalb zum Beispiel eine große öffentliche Rundfunkanstalt ihren Wirtschaftskommentar ausgerechnet solchen Journalisten überlässt, die für die uneingeschränkte Ausweitung des Privatsektors eintreten.

Jean-Marc Sylvestre, der mit seinem neoliberalen Fanatismus schon des Öfteren die Kritik der Hörer von France Inter herausgefordert hat, ließ etwa folgendes verlauten: „Ich habe eine sehr bescheidene Vorstellung von meinem Beruf als Journalist. Ich versuche, Tatsachen zu recherchieren, zu erklären und so darzustellen, dass die Menschen sie verstehen. Es geht mir nicht darum, zu sagen, was gut und was böse ist. Meine Aufgabe ist die eines Lehrers. Ich stehe vor dem Problem, den Menschen die aktuellen wirtschaftlichen Zusammenhänge zu erklären. Nun stelle ich fest, dass wir in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft mit einer zunehmenden Liberalisierung des Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs leben. Ich bin Lehrer, weiter nichts.“4

Der Apfel, die Luft und die Globalisierung

BELEHREN, erklären, feststellen – und das natürlich in aller Bescheidenheit. Der moderne Wirtschaftsjournalist nimmt sich den Physiker zum Vorbild und hebt den Zeigefinger: Hier haben Sie die Erde heute, und hier haben Sie einen Apfel: Nun sehen Sie, wie der Apfel heutzutage zu Boden fällt. Das hört sich dann im entsprechenden Kontext vielleicht folgendermaßen an: „Die Globalisierung ist für die Wirtschaft, was die Luft für den Menschen oder der Apfel für die Gravitationsgesetze ist.“5 So weit geht Jean-Marc Sylvestre allerdings nicht: „In wirtschaftlichen Dingen zählt nicht die Wirklichkeit, sondern die Vorstellung von ihr.“6 Da hat er immerhin recht.

Wie aber stellen sich unsere Lehrer die Wirklichkeit vor? Wie kommt es, dass der Markt diese vorgestellte Realität noch weitgehender beherrscht, als es sowieso der Fall ist? Wie lässt sich diese Invasion von Marktmetaphern erklären? Albert Hirschmann unterscheidet in seiner sezierenden Analyse der konservativen Ideologie drei rhetorische Hauptfiguren: „Erstens wird behauptet, dass jede Handlung, die unmittelbar darauf abzielt, irgendeinen Aspekt der politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Ordnung zu verbessern, letztlich die Lage, die man zu korrigieren trachtet, nur verschlimmert; zweitens, dass jeder Versuch, die Gesellschaftsordnung zu verändern, vergeblich ist; drittens, dass die Kosten der anvisierten Reform zu hoch sind.“7 Nach dieser Partitur spielt die Wirtschaftsmusik, die aus dem Radio tönt.

Wie selbstverständlich heroisiert das gängige Bewusstsein die Wirtschaftsführer zu den alleinigen „Entscheidungsträgern“, und wie selbstverständlich vergisst es darüber ihre Arbeitnehmer, die bestenfalls für Umschulungsprogramme oder Entlassungen gut sind. Der Radiokommentar hat im allgemeinen Bewusstsein die Vorstellung verankert, die Wirtschaft sei eine Welt für sich, von Wirtschaftslenkern wie ein Reich von Privatstaaten regiert, in dem der politische Staat jedes Recht verloren habe. Das theoretische Ziel der Wirtschaftswissenschaft – die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse (gutes Einkommen, Freizeit, Angleichung der Lebensbedingungen, Bildung und nicht nur „Training“) – gilt nunmehr als Hemmnis bei der Entwicklung der „Grundgüter“ Wachstum, Profit, Geld. Diese Verkehrung der Prioritäten „reduziert die lebendige Menschheit auf die Sache der leblosen Sachen“8 .

Im vorigen Jahrhundert hat der Ökonom Vilfredo Pareto (1848-1923) „aufgezeigt“, dass es vergeblich ist, vom allgemeinen Wahlrecht und von demokratischen Wahlen eine Veränderung des politischen Systems oder der Gesellschaftsordnung zu erwarten. „So vergeblich es ist, dem heiligen Gesetz von Angebot und Nachfrage zu trotzen, so vergeblich ist jeder Versuch, durch Enteignung, Steuerpolitik, Sozialhilfe oder ähnliche Maßnahmen eine solch grundlegende Invariante des Wirtschaftslebens wie die Einkommensverteilung zu ändern. Die einzige Möglichkeit, die wirtschaftliche Lage der benachteiligten Schichten zu verbessern, ist eine Steigerung des Gesamtreichtums.“9

Als Oskar Lafontaine zu Beginn dieses Jahres (zaghaft) versuchte, die europäische Wirtschaftspolitik auf einen anderen Kurs zu bringen – und scheiterte –, hielten ihm die Radio-Kommentatoren sogleich das „Realitätsprinzip“ entgegen. „Er hat geglaubt, er könne in Deutschland eine Wirtschaftspolitik fahren, als wäre das Land allein auf der Welt, als müsste nicht auch Deutschland, wie alle anderen auch, den europäischen Zwängen Rechnung tragen“, predigte France Inter. „Anscheinend nimmt Deutschland ernste Angelegenheiten auf die leichte Schulter“, empörte sich Europe 1. „Was die Umsetzung angeht, ist das alles wenig durchdacht“, beschied RTL. Alain Minc hatte ein Jahr zuvor erklärt: „Es ist nun einmal so, dass die Märkte den Keynesianismus verabscheuen. Wenn ein Staat darauf zurückgreift, bekommt er prompt die Rechnung präsentiert. Die Märkte mögen Keynes eben nicht.“10

Am 17. Februar 1999 vertraute Europe 1 seinen Hörern eine wichtige Neuigkeit an: Der Thron hat seinen Inhaber gewechselt. Eigentlich nichts Gravierendes, es handelte sich lediglich um unseren Thron, um die Befugnis, den Volksvertretern unserer Wahl das Recht einzuräumen, im Namen der volonté générale zu sprechen, den Volkswillen zu bekunden. Dass wir dieses Vorrechts verlustig gegangen waren, ohne so recht Notiz davon zu nehmen, ahnten wir schon. Doch nun hatten wir es schwarz auf weiß: „Den guten Absichten des Gesetzes entgegen stehen die wirtschaftlichen Realitäten, geprägt durch die Zuspitzung des Wettbewerbs. Der Wettbewerb bestimmt die Regeln. Das Gesetz ist nicht souverän.“ Der Chronist meinte das neue Gesetz zur 35-Stunden-Woche. Eingeschränkte Volkssouveränität wirkt sich vor allem im sozialen Bereich aus, zumal wenn es um sozialen Fortschritt geht.

Bereits vor zwei Jahren, als Renault seine Fertigungsanlage im belgischen Vilvoorde schloss, erklärte der französische Staatschef, in dieser Sache sei er völlig machtlos (obgleich Frankreich Hauptaktionär von Renault ist): „Fabrikschließungen, das ist eben das Leben. Bäume sprießen, wachsen und gehen ein. Mit Pflanzen, Tieren, Menschen und Unternehmen ist es dasselbe. Als ich klein war, gab es noch Hufschmiede. Ich habe sogar bei einem Hufschmied gearbeitet. Heute gibt es keine Hufschmiede mehr. Sie sind von der Bildfläche verschwunden. Aber das bedeutet für die Zivilisation ja keinen Rückschritt. Das Leben ist einfach so.“ Das Leben, der Apfel, die Erde: das Schicksal. Wenig später erklärte Lionel Jospin, die Regierung dürfe die Wirtschaft nicht regulieren.

Das Radio verkündet diese Lehre schon seit langem. Vor einiger Zeit meldete sich ein Hörer in dem sozialpolitischen Magazin von France Inter, einer Sendung, die für alle Lebenslagen Geduld, Unterwürfigkeit und Weiterwursteln zu empfehlen scheint, und fragte die Moderatorin: „Warum gibt Ernest-Antoine Seillière die staatlichen Zuschüsse, etwa 200 Milliarden Franc, nicht zurück, wenn er die Regeln der freien Marktwirtschaft so sehr verficht?“11 Das Fräulein Lehrerin antwortete: „Ganz einfach – und diese Ansicht teilen alle Wirtschaftsexperten –, weil wir in einer anderen Welt leben. Damals gab es Brüssel noch nicht, und wir hatten freie Hand, Wirtschaftssektoren, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten, zu subventionieren.“ Wir leben in einer anderen Welt, also müssen wir einen Schlussstrich ziehen unter den politischen Volontarismus und den sozialen Forschritt. Quod erat demonstrandum.

Die Wirtschaft von heute – das Ende der Geschichte?

DOCH woher kommen diese „Wirtschaftsexperten“ eigentlich? Marc Dalloy (BFM), Nicolas Beytout (RTL) und Jacques Barreaux (Radio Classique) haben das Institut d’Études Politiques de Paris absolviert und Jura studiert12 , Jean-Marc Sylvestre (France Inter) ist Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Mit der markanten Ausnahme von Dominique Esway (France-Info) sind die meisten Radio-Chronisten Männer, deren Karriere über den Weg einer Publikation bei der Expansion-Gruppe verlaufen ist (Jacques Barraux, Marc Dalloy, Dominique Esway, Jean-Marc Sylvestre). Die Gewerkschaftsbewegung steht als Schule wohl weniger hoch im Kurs.

Überhaupt hat sich der Bildungshintergrund der Wirtschaftsjournalisten grundlegend gewandelt. Abgesehen von einem wachsenden Frauenanteil, ist eine zunehmende soziale und ideologische Homogenisierung des Milieus festzustellen. Es steigt der Anteil derjenigen, die das Institut d'Études Politiques de Paris (Abteilung Wirtschaft und Finanzen) oder einen betriebswirtschaftlichen Studiengang absolviert hatten oder in führender Position, meist in Verkaufs- oder Finanzabteilungen, tätig waren. Der Anteil der Juristen, Geistes- und Sozialwissenschaftler geht hingegen zurück. Und von den 706 Wirtschaftsjournalisten, über die entsprechende Informationen vorliegen, sind 4,96 Prozent im Pariser Nobelvorort Neuilly geboren, mehr als das 40fache des Bevölkerungsdurchschnitts.

Postenhäufung und „Synergieeffekte“, die einigen wenigen Medien und einer Handvoll Journalisten ungeheuren Einfluss verschaffen, tragen ihren Teil zum wachsenden Konformismus der Wirtschaftsanalysen bei. So lassen zwei Sender mit solch unterschiedlicher Hörerschaft wie RTL und Radio Classique das wirtschaftliche Tagesgeschehen von einflussreichen Redakteuren der Wirtschaftszeitung Les Échos analysieren: Nicolas Beytout (RTL) ist Direktor der Tageszeitung, Jacques Barraux (Radio Classique) ihr Chefredakteur. Auch BFM greift auf die Mitarbeit renomierter Zeitungsredakteure zurück, die dem Sender wiederum ein gewisses „Echo“ in der Presse verschaffen.13 Jean-Marc Sylvestre feiert „die Wirtschaft von heute“ nicht nur auf France Inter ab; er moderiert darüber hinaus zwei Sendungen auf LCI und eine weitere auf TF 1, wo er überdies eine wichtige Nachrichtenredaktion leitet. Noch unersättlicher, doch nicht weniger fasziniert von den Wundern des Markts, verfolgt Jean-Pierre Gaillard für France Inter, France-Info und LCI die Börsenkurse. Bis zu dreißig Mal am Tag ist er irgendwo auf Sendung.

Kritische Ökonomen oder gar Arbeitnehmer scheinen weniger auf Sendung zu sein. Ersteren vertraut man die radiophonischen Chroniken lieber nicht an, für Letztere sind sie wohl kaum bestimmt. Gewisse Probleme werden daher nur selten angesprochen. Wie man sich die Armen dennoch vom Gewissen schafft, hat John Kenneth Galbraith beschrieben: „Am besten ist es, zu betonen, dass nur der Staat wirklich etwas für sie tun kann, und zugleich zu erklären, dass der Staat fast immer inkompetent sei. Er dürfe also niemals versuchen, ihnen zu helfen, das würde ihr Los nur verschlimmern.“14

Gleichwohl hat sich die wirtschaftspolitische Argumentation im Laufe der Zeit gewandelt. Albert Hirschmann erinnert daran, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs „weithin die Auffassung herrschte, dass keynesianische Stabilitätspolitik, wirtschaftliches Wachstum und Sozialstaat einander nicht nur nicht widersprechen, sondern sich wie durch ein Wunder gegenseitig ergänzen und stützen. Mit den krisenhaften Ereignissen Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre sollte sich die Argumentation völlig umwenden. (...) Nun suchte man zu beweisen, dass der Sozialstaat die bedeutendsten Erfolge der vorangegangenen Wachstumsperiode zu unterminieren droht.“15

Das Radio zeigt, wie. Hören wir France Inter: „Bis vor gar nicht langer Zeit konnte ein Land bei konjunkturellen Problemen zusätzlichen Brennstoff in die Maschine pumpen. Das Schlagwort lautete deficit spending: Man erhöhte einfach die Staatsausgaben, durch Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst, staatliche Neueinstellungen oder öffentliche Investitionsprogramme. Die Theorie hierfür lieferte ein englischer Wirtschaftswissenschaftler der Zwischenkriegszeit namens Keynes, ein Opernliebhaber. Doch was für Volkswirtschaften gut war, die nach außen hin weitgehend abgeschlossen waren, stellte sich in der Folgezeit als durchaus kontraproduktiv heraus. Das staatliche Haushaltsdefizit stieg unaufhörlich an, der Schuldenberg wuchs. Die Maastricht-Kriterien haben die EU-Länder wieder in das Fahrwasser gesunder Haushaltspolitik zurückgebracht.“16

Oder BFM: „Erinnern wir uns, dass Frankreich Anfang der achtziger Jahre Dutzende und Hunderte von Milliarden Franc an Außenhandelsdefiziten anhäufte. 1982 warf die damalige Linksregierung das Ruder herum: Sparpolitik, Aufhebung der Lohnindexierung und Förderung der Wettbewerbsfähigkeit lautete nun die Devise. Zehn Jahre brauchte der Außenhandel, um wieder ins Lot zu kommen. Seither verzeichnet er Überschüsse. Es ist nichts Schlimmes dabei, sich Gutes zu tun.“17 Kikeriki!

Oder Radio Classique: „Wir können die Globalisierung nicht bremsen. Das hat mit Ideologie oder Prinzipienreiterei nichts zu tun, sondern ist schlicht Tatsache. (...) Die Welt hat sich verändert, die Sowjetunion ist verschwunden, und die Vereinigten Staaten schlagen in puncto Arbeitsplatzschaffung alle Rekorde. Tony Blair hat sämtliche Brücken zur sozialistischen Tradition abgebrochen. Und da es den Rechtsparteien an Ideen fehlt, zeigt die Linke neue Wege zu einem gemäßigten Kapitalismus.“18

Die vorstehenden Umschreibungen und Kommentare strotzen derart von Ungenauigkeiten und Halbwahrheiten, dass man fast versucht ist, die Waffen zu strecken. Doch zu diesen Fälschungen der neueren Wirtschaftsgeschichte zu schweigen hieße, sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen einverstanden zu erklären, ja ihnen zuzuarbeiten. Keynes war also leichtfertig genug, die Oper zu mögen? Man könnte auch daran erinnern, dass Arthur Laffer seine (Neufassung der) Angebotstheorie auf die Tischdecke eines Washingtoner Restaurants kritzelte. Resultat: Zehn Jahre lang verzeichneten die Vereinigten Staaten erdrückende Haushaltsdefizite.

Frankreich „häufte Anfang der achtziger Jahre“ Außenhandelsdefizite „an“? Zu keiner Zeit waren es „Hunderte von Milliarden“, es sei denn, der radiophonische Plural liegt unter der Zahl Eins.19 Vergessen wir auch nicht, dass die Vereinigten Staaten, in Sachen „New Economy“ sicherlich das Modell schlechthin, nach wie vor Außenhandelsdefizite auftürmen. Falsch ist auch die Behauptung, dass die USA „in puncto Arbeitsplatzschaffung alle Rekorde schlagen“: Die derzeitige Quote liegt unter dem Niveau der ausgehenden siebziger Jahre. Bevor wir in Frankreich den Hahn krähen lassen, sollten wir warten, bis wir uns wirklich „Gutes“ getan haben, zum Beispiel indem wir den Anteil der von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalte reduzieren, der seit 1982 um die Hälfte auf nunmehr 15 Prozent gestiegen ist20 , oder bis wir die „Herabkunft eines gemäßigten Kapitalismus“ erleben.

Wir haben verstanden: „Gesunde Haushaltspolitik“ kümmert sich nicht prioritär um Arbeitsplätze. Das euphorische Bild, das der Wirtschaftskommentator von der Wende der achtziger Jahre pinselt, reflektiert seinen sozialen Standpunkt, waren die achtziger Jahre doch eine Zeit, in der die Arbeiterbewegung eine Niederlage nach der anderen einsteckte. Seither tauchen die Arbeiter und Angestellten im Kommentar nur noch als abhängige Variable struktureller Anpassungsprozesse auf, als „Objektgruppe“, die, „ihrer Kampfmittel enteignet, bald Verachtung, bald Mitleid erregt“21 . In bemerkenswerter Gleichförmigkeit streitet die herrschende Argumentation den zum Objekt erniedrigten Arbeitnehmern jede Fähigkeit ab, die gesellschaftliche Entwicklung zu gestalten. Ihre Rolle in der Vergangenheit wird verleugnet, ihr Anspruch auf die Zukunft für nichtig erklärt. Die Geschichtsschreibung hat ihr Urteil gefällt: Die Herrschaft über die Beherrschten ist irreversibel. Entscheidungen fällen nur Entscheidungsträger, und die haben keine Angst mehr. Paul Nizan schrieb 1932: „Als die bürgerlichen Ideen als Hervorbringungen einer ewigen Vernunft angesehen wurden und den schwankenden Charakter von historischen Erscheinungen verloren hatten, hatten sie die größte Chance, zu überleben und Angriffen zu widerstehen. Alle Welt verlor die materiellen Gründe aus den Augen, denen sie ihre Entstehung verdanken und durch die sie gleichzeitig vergänglich sind.“22

Das Barometer steht auf Sturm

VERÄNDERUNGEN im Bereich des Wirtschaftsjournalismus trugen dazu bei, diese Geschichtsauffassung zu befestigen. Erik Izraelewicz, Chefredakteur von Le Monde, beschreibt, den Kurs seiner Zeitung nachzeichnend, die Verlagerungen: „Die Wirtschaftsbeilage wurde bereits Ende der sechziger Jahre geschaffen, doch die Rubrik ‚Soziales‘ überwog noch lange Zeit die Wirtschaftsnachrichten. Im Laufe der siebziger Jahre nahm die Wirtschaftsberichterstattung immer mehr Raum ein. Wirtschaftliches und Soziales wurden zu einer Rubrik zusammengelegt. Darin spiegelte sich der makroökonomische Ansatz der französischen Wirtschaftspolitik wider. Seit den achtziger Jahren setzte sich die mikroökonomische Sichtweise durch. Immer häufiger erschienen Artikel über einzelne Unternehmen.“23 Kurz: Zunächst überwog das Soziale, dann wurde das Soziale mit der zunehmend Raum greifenden Wirtschaft verschmolzen, und schließlich dominierten die Unternehmen die Rubrik „Wirtschaftliches und Soziales“; die Makroönomie wich der Mikroökonomie. Diese Entwicklung betraf die gesamte französischen Presse. Wer wollte behaupten, dass sie keinen Sinn macht. Und allein dieser Sinn, diese kleine Musik, macht die Wirtschaftsnachrichten verständlich. Denn wer nicht mit voller Aufmerksamkeit zuhört, wird sich in diesem Informationswust verlieren – obwohl ein Sender, der sich auf seinen Chronisten einiges einbildet, vor einigen Jahren verkündete: „Wenn man ihn hört, versteht man alles.“ Nein, man versteht nicht alles, aber die Musik ist bekannt, und man erkennt sie wieder.

Ein Journalist von France Inter zum Beispiel schloss seinen recht konfusen Kommentar über die gemeinsame EU-Agrarpolitik mit den Worten: „Das Barometer steht auf Sturm.“ Mehr wird von seiner Chronik nicht hängenbleiben. Auf France Info enthüllen viele Meldungen, dicht wie sie sind, ihren Sinn erst am Schluss. Beispiel: „Air France hat Vereinbarungen mit zwei amerikanischen Fluggesellschaften, Delta und Continental. Bis Ende dieses Jahres wird sich Air France für einen Partner entscheiden müssen. Fällt die Wahl auf Delta, wird Air France der Allianz ,Atlantic‘ beitreten, zu der außer Austrian Airlines und Sabena auch die Schweizer Fluggesellschaft Swissair gehört, die seit kurzem Aktionär der zweitgrößten französischen Fluggesellschaft AOM ist. Alternativ steht ein Angebot von Alitalia zur Wahl. Die italienische Gesellschaft arbeitet derzeit an einer Allianz namens ,Wings‘. Derlei Unternehmensallianzen sind unerlässlich, um die Flugzeuge besser auszulasten, Kosten zu reduzieren und die Rentabilität zu steigern.“ Allianz-unerlässlich-Rentabilität: Auch dieses musikalische Thema kann man leicht wiedererkennen.

Oft sollen Metaphern – meist unglücklich gewählte, nur selten treffende – eine Behauptung untermauern. Wenn Europe 1 dem Strukturwandel ein Loblied singen möchte, kommt dabei folgendes heraus: „Um Größenvorteile zu realisieren, muss man die Leiter hinaufsteigen.“ Tags darauf warnte der Sender vor den Gefahren der Gigantomanie: „Gescheiterte Fusionen sind genauso zahlreich wie gestrandete Wale.“ Wenn die Wale die Leiter hinaufsteigen würden, käme allmorgendlich einiges auf uns zu.

Mitunter stützen sich ökonomisch rückschrittliche Argumentationen auf sozial reaktionäre Metaphern. Der Enthüllungseffekt treibt einem augenblicklich den Schlaf aus den Augen. France Inter „analysiert“ die deutsch-französischen Beziehungen etwa folgendermaßen: „Das ist genauso wie bei einem Ehepaar, wenn die Frau das Haushaltsgeld zum Friseur trägt. Wenn in der Ehe alles stimmt, wird der Mann seine Frau danach eher hübsch finden. Wenn es Probleme gibt, wird er ihr die unnütze Ausgabe vorhalten. Frankreich und Deutschland können sich eine Scheidung nicht leisten: Zu viel steht auf dem Spiel. Die beiden werden sicherlich ein bisschen Geschirr zerdeppern, ein bisschen viel Geschirr vielleicht, aber der Schaden wird sich in Grenzen halten. Wer Geschirr zerschlägt, trennt sich normalerweise nicht.“24 Wenige Tage später offenbarte die Analyse ein soziales Milieu, dessen Repräsentativität durchaus fraglich ist: „Offenbar ist Deutschland der kranke Mann Europas. Wer dieses Jahr in Ski-Urlaub war, hat sicherlich bemerkt, dass auf den französischen Pisten weniger Deutsche zu sehen waren als in den Jahren zuvor.“25

An wen richten sich die Wirtschaftsjournalisten also? An die 40 Millionen Franzosen, die mindestens einmal am Tag Radio hören? An die Investoren? Die Verbraucher? Die Kunden? Die Sparer? Die Arbeitnehmer? Wodurch lassen sich die Hörer nach Ansicht der Wirtschaftskommentatoren näher bestimmen? Durch ihre Tätigkeit oder durch ihren Besitz? Von der Beantwortung dieser Fragen hängt immerhin der Blick auf die ökonomische und soziale Realität ab.

Das Radio (ebenso wie die anderen Medien) reduziert Unternehmensfragen fast immer auf die Strategien und Erfahrungen der Unternehmensleitung. Gleichzeitig nehmen „praktische“ Wirtschaftsinformationen überhand, die sich weniger an den Bürger richten als vielmehr an Börsenjobber und Aktionäre. Die Allgegenwart der Aktienindizes zum Beispiel führt dazu, dass die Quotierung von 70 Werten (40 in Paris, 30 in New York) als wesentliche Information über das Wirtschaftsgeschehen unserer Zeit erscheint – und unser Verständnis von Ökonomie zu prägen beginnt.26 Und dies, obwohl in Frankreich nur eine Minderheit Aktien besitzt – was prompt als weiterer „Rückstand Frankreichs“ präsentiert wird.

In manchen Fällen lässt sich der gemeinte Hörer leicht erraten: Es ist niemand anderer als der Eigentümer des Senders selbst, Jean-Luc Lagardère. Bei Europe 1 nimmt die Sache karikatureske Züge an. Der Sender zählt einen ehemaligen Programmdirektor, der bei Matra-Hachette-Lagardère nunmehr die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit leitet, einen Star-Moderator, der Jean-Luc Lagardère gleichzeitig als Sonderberater dient27 , und eine Publikation der Unternehmensgruppe, deren Redaktionschef sich als „Hachette-Journalist“ bezeichnet. Angesichts dieser vielfältigen Verflechtungen konnte man nicht erwarten, dass Europe 1 die Privatierung von Aérospatiale im Februar dieses Jahres kritisiert, deren Hauptnutznießer ebenjener Jean-Luc Lagardère sein würde.

Das Unerwartete trat denn auch nicht ein: „Die Regierung hat ENDLICH einen Giganten der Luftfahrtindustrie aus der Taufe gehoben, der in der Lage ist, unter den Großen der Branche mitzumischen. (...) Man mag beklagen, dass die Privatisierung nicht weit genug geht – 40 Prozent des Kapitals verbleiben in Staatshänden –, doch andererseits entlässt die Mannschaft von Jospin immerhin doppelt so viele Staatsunternehmen pro Jahr in die Freiheit des Markts wie die vorherige Rechtsregierung. Frankreich braucht Regierungswechsel, um voranzukommen: Die Rechte bügelt die Fehler der Linken aus, und die Linke holt die vertrödelte Zeit der Rechten auf. So ist das nun einmal. Für Aérospatiale war es jedenfalls höchste Zeit. (...) Nun ist das Unternehmen – in Europa die Nr. 2, weltweit die Nr. 5 – bei uns, und nicht woanders.“28 Bei uns, nicht woanders: Einen treffenderen Kommentar konnte sich ein Sender, der sein modernstes Studio einige Monate zuvor „Lagardère“ taufte, wohl kaum ausdenken.

Indes, selbst in puncto Umstrukturierung und Privatisierung lassen sich die Nuancen zwischen den Analysen der verschiedenen Sender nicht umstandslos auf die Identität der jeweiligen Eigentümer abbilden. Im Untersuchungszeitraum, in den die Privatisierung von Aérospatiale, die Liberalisierung des französischen Strommarkts und der Übernahmekrieg im Bankensektor fiel, profilierten sich France Inter, Europe 1 und BFM fast durchweg als die radikalsten Verfechter wirtschaftsliberaler Lösungen, während France Info und RTL mitunter auch Kritik vernehmen ließen.

Die Journalisten nehmen ihre Arbeit ernst

FRANCE INFO ist insofern ein Sonderfall, als die Wirtschaftsnachrichten hier förmlich erdrückt werden von praktischen Ratschlägen zu Börsen- und Vermögensfragen. Wer es indes schafft, sich einen Weg freizuhören zwischen den Beiträgen von Jean-Pierre Gaillard, der erfährt zumindest, dass die Banken ihre Versprechen gegenüber der EU-Kommission nicht eingehalten haben, dass gewisse Unternehmensumbildungen nur die Steigerung des Shareholder-Value im Auge hatten und dass die Schließung der Werften für Le Havre eine „soziale Katastrophe“ darstellt. Weniger fröhlich zwar als das übliche Gedudel, verschaffte uns diese kleine Musik ein wenig Ablenkung.

RTL verkörpert einen gemäßigten Liberalismus. Man belobigt die Regierung bei Privatisierungen für ihren „pragmatischen Realismus“ und beklagt – was auf dasselbe hinausläuft –, dass „der Staat keine klare Entscheidung fällt, was mit den Banken in seinem Besitz geschehen soll“. Als Michel Pébereau seinen Angriff auf Paribas und die Société Générale startete, begrüßte RTL „eine gigantische Operation, mit der sich die neue BNP, sollte die Übernahme gelingen, an die Spitze der europäischen Banken setzen würde“. Überhaupt können Unternehmensumbildungen „durchaus positive Auswirkungen haben, wenn sie das Management auf Trab bringen und zur Selbstreflexion bewegen“. Andererseits räumt RTL gerne ein, dass „der derzeitige Trend zur Unternehmenskonzentration immer häufiger dazu führt, dass eine Handvoll Unternehmen den Markt beherrschen“. Das Fazit hält keine Überraschungen bereit: „So viel ist sicher: Wenn wir uns diesem Trend verschließen, wird dies langfristig schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Konsequenzen haben. Sicher ist aber auch, dass die Vernichtung von Arbeitsplätzen stets einhergeht mit der Schaffung von Arbeitsplätzen in anderen Sektoren; nur dass man darüber weniger spricht.“ Jedenfalls spricht Nicolas Beytout darüber, auf RTL, in den Spalten von Les Échos und auf LCI. Und „so viel ist sicher“: Er ist nicht der Einzige.

„Schneckentempo“, „Rückstand“ – den Sendern BFM und Europe 1 gehen die Privatisierungen nie weit genug. „Größenwachstum tut not; wer die erforderliche Größe nicht erreicht, wird schneller stolpern als seine Mitbewerber.“ Fast unfehlbar mündet die Unumgänglichkeit der „Wahl“ (zwischen Niedergang-Rückzug-Vichy und Moderne-Amerika-Internet) in den Verlust jeder Wahlmöglichkeit überhaupt. Besonders deutlich ist dies auf France Inter. Der Sender schreckt anlässlich eines öffentlichen Übernahmeangebots nicht davor zurück, von einer „Wahlkampagne“ zu sprechen, einer „Art politischer Wahlkampagne, die unvergleichliche Vorzüge bietet: Sie garantiert den Schutz der Aktionäre, aber auch der Arbeitnehmer und leitenden Angestellten.“ Sollte France Inter für das Zensuswahlrecht eintreten? Der Einwand ist vom Tisch, noch bevor man ihn in Erwägung zieht: „Frankreich hat sich ideologische Debatten über soziale Errungenschaften, nationale Interessen und was weiß ich noch geleistet. Darin war Frankreich stets unschlagbar. Und man stellte sehr bald fest, wie archaisch diese Auseinandersetzungen waren.“

Eine ganze Reihe von Themen findet nur selten Beachtung. Die Länder der Dritten Welt haben in Wirtschaftsnachrichten über die Investoren der reichen Länder nichts verloren. Und die sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Kosten des Wachstums, in der Mikroökonomie als „externe Kosten“ veranschlagt, würden nur das Bild vom Reichtum schaffenden Unternehmertum trüben. Und schließlich gibt es Zahlen, die leider nie die Aufmerksamkeit finden, die sie verdienen. Am 19. Februar 1999 verkündete das US-Handelsministerium, dass das amerikanische Handelsbilanzdefizit 1998 bei 168 Milliarden Dollar lag, gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 53 Prozent. Die Information, die mit Sicherheit großes Tamtam ausgelöst hätte, würden die USA eine linke Wirtschaftspolitik verfolgen, war kaum eine Meldung wert. France Inter sah die US-Wirtschaft am 22. Februar gar „bei bester Gesundheit“.

Jean-François Revel bekennt sich als Befürworter kapitalistischer „Reformen“ in Frankreich. Bisweilen ist er enttäuscht. Doch in einem Punkt kann er zufrieden sein: „Die Journalisten nehmen ihre pädagogische Aufgabe sehr ernst. Viele von ihnen, namentlich alle Wirtschaftskommentatoren in Funk und Fernsehen, treten für die freie Marktwirtschaft ein. Das ist wirklich bemerkenswert.“29

dt. Bodo Schulze

Fußnoten: 1 Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die vier großen Publikumssender, die eine Einschaltquote von insgesamt rund 50 Prozent erreichen (RTL, France Inter, France Info und Europe 1), sowie zwei thematisch orientierte Sender mit Schwerpunkt auf Wirtschaftsnachrichten (BFM und Radio Classique). 2 Tief in der Nacht zählt France Info nur 17 000 Hörer, um 7.30 Uhr sind es fast 1 Million. Europe 1 wird um 3 Uhr morgens von weniger als 3 000 Menschen gehört, um 8 Uhr von fast 1,5 Millionen. 3 Die Mehrheit der Hörer von BFM (52 Prozent) hat einen Universitätsabschluss und ist in leitender Position tätig. 4 Sendung „Rive droite, rive gauche“, Paris Première, 1. Dezember 1997. 5 Alain Minc, Journal du Dimanche, 19. Oktober 1997. 6 France Inter, 15. Februar 1999. 7 Albert Hirschmann, „Denken gegen die Zukunft“, München (Hanser) 1992. 8 Simone Weil, Oeuvres, Paris (Gallimard) 1999.??? 9 Hirschmann, op. cit. 10 Capital (Paris), November 1997. 11 Ernest Antoine Seillière ist Chef des französischen Arbeitgeberverbandes (CNPF) sowie Vorsitzender des Mouvement des Entreprises de France (Medef). 12 Die Informationen zu den hier erwähnten Journalisten stammen aus „Le Guide des journalistes économiques“, Paris (Editions Jean-François Doumic) 1998. 13 Dazu Alain Garrigou, „Sciences-Po: Die Kaderschmiede der französischen Nation“, Le Monde diplomatique, März 1999. 14 John K. Galbraith, „How to get the poor off our conscience?“, Harper's, November 1985. 15 Albert Hirschmann, siehe Fn. 7. 16 France Inter, 17. Februar 1999. 17 BFM, 18. Februar 1999. 18 Radio Classique, 1. und 2. März 1999. 19 Und auch nur im Fall eines Defizits, das sich einer linken Politik verdankt. 1982 erreichte das französische Außenhandelsdefizit den Rekordstand von 92 Milliarden Franc. Das Außenhandelsdefizit der USA (3,7 Prozent des BIP 1998) ist proportional höher. 20 1998 waren es 2 750 000. Vgl. „Les chômeurs dans leurs familles“, Population et Sociétés 350, Oktober 1999. 21 Stéphane Beaud u. Michel Pialoux, „Retour sur la condition ouvrière“, Paris (Fayard). 22 Paul Nizan, „Die Wachhunde“, in: ders., „Aden. Die Wachhunde“, Reinbek (Rowohlt) 1969, S. 164f. 23 Erik Izraelewicz, „Le journaliste économique“, Sciences humaines, September 1998. 24 France Inter, 26. Februar 1999. 25 France Inter, 5. März 1999. 26 Der Dow Jones umfasst 30 gewichtete Aktienwerte; seine Höhe hängt zur Hälfte von 10 Werten ab. Der französische CAC 40-Index, den France Info während der Ladenöffnungszeiten halbstündlich verkündet, hängt fast zu einem Viertel von zwei Unternehmen ab: France Télécom und TotalFina. 27 Ein Glück kommt selten allein: Kürzlich wurde der Journalist zum Präsidenten eines der beiden neu gegründeten Parlamentssender ernannt. 28 Europe 1, 16. Februar 1999. Am 15. Oktober dieses Jahres entlockte die Allianz zwischen der französischen Unternehmensgruppe Aérospatiale-Matra und der deutschen Dasa dem Journalisten von Europe 1 folgenden begeisterten Kommentar: „Eine Unternehmensgruppe, ein Entscheidungszentrum, ein globales Angebot: Das ist die berühmte Integration, die allseits erwartet wurde.“ 29 Le Figaro Magazine, 16. Oktober 1998.

Le Monde diplomatique vom 17.12.1999, von SERGE HALIMI