12.01.2001

Transparency International

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Transparency International

TRANSPARENCY International wurde 1993 von Peter Eigen, einem ehemaligen Manager der Weltbank gegründet. Die Organisation umfasst heute Landesverbände in mehr als 70 Ländern. Die nicht sehr aktive französische Sektion wurde von Michel Bon, dem Generaldirektor von France-Télécom, ins Leben gerufen. Die Hauptaktivität von Tranparency besteht in der jährlichen Veröffentlichung des Corruption Perceptions Index (CPI), der zum ersten Mal im Jahr 1995 erstellt wurde. Dieser Korruptionsindex stuft die Länder nach dem Maß an Korruption ein, das in der Bürokratie und bei Politikern festgestellt werden konnte. Die Organisation hat es sich zur Regel gemacht, die bestechenden Firmen nicht namentlich zu nennen und ihre Kritik ausschließlich gegen die Staaten zu richten. Darin besteht auch die Hauptschwäche ihrer Aktivität, denn manche multinationalen Firmen sind keinem bestimmten Land zuzuordnen, weshalb sie in den Studien von Transparency von vornherein nicht berücksichtigt werden. Überdies empfiehlt die Organisation Unternehmen und Ländern einen bestimmten Verhaltenskodex.

Transparency drückt seine negativen Urteile neuerdings in milderer Form aus und relativiert die Aussagekraft der erstellten Rangliste, indem sie darauf hinweist, dass es sich um eine subjektive Klassifizierung handle, die nicht alle Länder umfasse. Deshalb bedeute eine Reihung an letzter Stelle nicht automatisch, dass es sich um das korrupteste Land der Erde handle. Öffentliche Bauaufträge, Rüstung und Energiewirtschaft (und hier insbesondere die Erdölbranche) gehören zu den bestechungsanfälligsten Sektoren, was niemanden überraschen dürfte. Da die französischen Unternehmen in diesen Sektoren traditionell stark vertreten sind, steht Frankreich auf dem Korruptionsindex ziemlich weit unten. Aber auch hier relativiert die Organisation das Ergebnis und betont, dies erlaube keineswegs den Schluss, dass Frankreich zu den „ korrumpierendsten“ Ländern der Welt gehöre.

Das Budget der Organisation betrug 1999 zweieinhalb Millionen Dollar. Zu einem Drittel besteht es aus Spenden großer internationaler Stiftungen. Ein zweites Drittel wird von Entwicklungsagenturen und mehreren internationalen Organisationen finanziert, zu denen auch die Weltbank gehört. Das letzte Drittel kommt von einigen großen Unternehmen. Peter Eigen, der sehr wohl weiß, dass manche von ihnen, wie etwa IBM oder General Electric1 , in der Vergangenheit in Korruptionsaffären verwickelt waren, definiert seine Position gegenüber den Spendern ganz pragmatisch und frei von Illusionen: Diese großen Unternehmen seien zwar gewillt, mit der Bestechung aufzuhören, wüssten aber nicht, wie, da sie befürchteten, alle ihre Märkte an bestechende Konkurrenten zu verlieren. Niemand wolle als erster den Schlussstrich ziehen. Deshalb müsse man realistisch sein. Wenn man allzu großen moralischen Heroismus verlange, könne man nichts erreichen. Man müsse mit den großen Firmen zusammenarbeiten und einen Standard verlangen, der auch eingehalten werden könne.

Für die Behauptung, dass Transparency irgendeine Verbindung zum CIA unterhalte, gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Einige ihrer Sponsoren hatten allerdings in der Vergangenheit erwiesenermaßen Verbindungen mit offiziellen amerikanischen Organisationen (z. B. USAID), und ein Mitglied ihres Beratungsausschusses gehört zum National Endowment for Democracy, das in den Achtzigerjahren in die CIA-Aktivitäten in Mittelamerika verwickelt war. Sicher ist hingegen, dass sich die Organisation weitestgehend an den liberalen US-amerikanischen Positionen orientiert.

P. A.

1 1997 wurde General Electric wegen Schmiergeldzahlungen an Ägypten zu einer Geldstrafe von 25 Millionen Dollar verurteilt.

Le Monde diplomatique vom 12.01.2001, von P. A.