15.03.2002

Auferstehen aus Ruinen

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Auferstehen aus Ruinen

DIE 15 Jahre Militärdiktatur haben die Universitäten Nigerias, die mit ihrem hoch qualifizierten Lehrkörper früher zu den besten Afrikas gehörten, so gut wie ruiniert. Ihr Verfall spiegelt die soziale und politische Verfassung eines Landes, das immer wieder von ethnischen Konflikten gebeutelt wird. An der Obafemi Awolowo University (OAU) in Ile Ife befassen sich die Studenten heute mit Modellen der „neuen Demokratie“, doch bei vielen ist der Idealismus einem Pragmatismus gewichen, der die Wirklichkeit gern verdrängt. Nun sollen die Universitäten in den Demokratisierungsprozess einbezogen werden, auch wenn die Strukturanpassungsmaßnahmen einem neuen Aufbruch enge Grenzen setzen.

Von JEAN-CHRISTOPHE SERVANT *

Obafemi Awolowo University in Ile Ife im Südwesten Nigerias. Wohnheim Nr. 8, Zimmer 271. Der Student auf der Matratze starrt an die Decke, im Hintergrund spielt Juju-Musik. Am 10. Juli 1999, gegen vier Uhr früh, lag genau hier ein anderer junger Nigerianer: George Iwilade alias Afrika, Generalsekretär der streitbaren Studentengewerkschaft, einer örtlichen Filiale der Student Union (Nans)1 . Das Studentenwohnheim der OAU, des größten Campus südlich der Sahara (14 000 Hektar, 12 Fakultäten, 83 Abteilungen, über 2 000 Studenten) lag in tiefem Schlummer.

„Am Abend hatten wir eine Versammlung zum ersten Jahrestag der Ermordung von Dennis Chukwusa, der umgebracht wurde, als er gegen die Ermordung von Chief Abiola2 demonstrierte“, erinnert sich Maxwell, PR-Beauftragter der Gewerkschaft, der sich auf sein Examen im Fach „International Relations“ vorbereitet. „Wir hatten drei Monate Streik hinter uns, der Campus war geschlossen, die Studenten waren relegiert. Wir feierten das Ende der Militärherrschaft und waren spät ins Bett gekommen. Im Morgengrauen wurden wir durch einen ersten Schuss geweckt. Was dann passierte, war der nackte Horror.“

In dieser Nacht wurden fünf Studenten ermordet, unter ihnen Afrika. Die Täter gehörten vermutlich zu der Gruppe „Black Axe“, einem Geheimbund studentischer „Kultisten“3 , die im Verdacht stehen, vom damaligen Vizekanzler mit 300 000 Naira (2 600 Euro) gekauft worden zu sein. Nur vier Monate nachdem Olusegun Obasanjo am 1. März 1999 zum Staatspräsidenten gewählt worden war, erschütterte die Nachricht das Riesenland mit seinen 120 Millionen Einwohnern.4 Die Presse der jungen Demokratie verwies auf die Hinterlassenschaften der Militärdiktatur, die in den achtzig staatlichen Universitäten wie eine Zeitbomben tickten.

Dramatisch war nicht nur das Verbrechen an den Hoffnungsträgern der Nation, sondern auch das Bild, das die Presse von der Lage an den Universitäten entwarf: Professoren, die ins Ausland abwandern5 oder sich daheim durchschlagen, antiquierte Lehrpläne, Kungelei mit den Militärs, Korruption und Prostitution, baufällige und überfüllte Räumlichkeiten, Absentismus. 51 Jahre nach Gründung der ersten nigerianischen Universität in Ibadan, wo auch der erste afrikanische Literaturnobelpreisträger, Wole Soyinka, studiert hatte, warf das Massaker von Ile Ife ein Schlaglicht auf den Zustand des nigerianischen Hochschulwesens und das Leben seiner 400 000 Studenten.6

„Wenn Sie diese Trophäen sehen, glauben Sie an die Zukunft dieser Universität“, sagt Roger Makanjuola, der neue Vizekanzler der OAU, vor der Sammlung von Fairplay-Preisen, die Hockeyteams seiner Universität errungen haben. Die OAU bescherte dem Land mehrere Spitzensportler und beginnt, erneut an diese Erfolge anzuknüpfen. Doch das Wiederaufleben des Sports ist für den Mediziner „nur eine unter unzähligen Herausforderungen“. Im Vergleich mit seinem eigenen Studentenleben sei der heutige OAU-Alltag eine Zumutung: „Die Probleme, die die ganze Gesellschaft und die sozialen Strukturen beeinträchtigen, bekommen wir auch an der Uni zu spüren.“

Makanjuola wurde Anfang 2001 an die Spitze der Institution berufen. Die OAU liegt mitten im Gebiet der Yoruba, und das heißt nach der Schöpfungsgeschichte dieser vier Millionen starken Ethnie: direkt im „Zentrum der Welt“. Als Erstes entdeckte er eine Straße mit lauter niedergebrannten Häusern – das Resultat des neu entflammten Hasses zwischen verschiedenen Stammesgruppen.7 Dann folgte ein dreimonatiger Generalstreik der Professoren, zu dem die Gewerkschaft „Academic Staff Union of Universities“ (ASUU) aufgerufen hatte. Inzwischen wurden die Dozentengehälter im Durchschnitt von 174 auf 696 Euro aufgestockt: „Auf dem Campus wimmelt’s von neuen Autos“, meinen manche sarkastisch.

Das Studienjahr 2001/2002 hat pünktlich begonnen. Und wenn die Verwaltung auch nur ein Drittel der etwa 991 000 bewilligten Euro erhalten hat, meint Makanjuola, „wissen wir jetzt doch allmählich, wie wir trotz der von außen hereingetragenen Spannungen überleben und vor allem funktionieren können“. Dieser Mann, der sich besonders für die Entwicklung der Informations- und Biotechnologie einsetzt, hält nichts von den Ratschlägen Wole Soyinkas, der Anfang 2001 die Rosskur empfahl, sämtliche Hochschulen des Landes für zwei Jahre zu schließen, um eine vollständige Reform des Systems zu ermöglichen. Er ist überzeugt, dass seine Universität wieder an ihre ruhmreiche Geschichte anknüpfen kann.

Selbst die konservativsten Leute loben immer wieder ganz überschwänglich die Leistungen der Yoruba“, meint der Journalist Karl Maier und nennt als Beispiele nicht nur die Schulgeldfreiheit, die sie als Erste durchsetzten, das erste Fernsehen und die ersten Wolkenkratzer Afrikas, sondern auch „die Gründung der damals erstrangigen Universitäten: Ife und Ibadan“.8 1987 wurde die OAU zum „beliebtesten Campus Nigerias“ gewählt. „Wenn man an der Ife war“, meint Vizekanzler Makanjuola, „dann lebte man in einer ganz eigenen Welt.“ Im Gegensatz zur „Elfenbeinturm“-Atmosphäre der Universität von Ibadan, deren Studiengänge „allzu sehr von England beeinflusst“ seien, sei die OAU eine Universität, die „auf die spezifischen Bedürfnisse Nigerias am besten zugeschnitten ist“.

Die OAU liegt inmitten einer Hügellandschaft mit üppiger Vegetation. Ihre luftigen, von einem israelischen Architektenbüro entworfenen Bauten orientieren sich am Stil der Universität von Mexiko-Stadt. Als ehemalige Regionaluniversität, die in den politischen Wirren im Südwesten Nigerias unter großen Mühen gegründet wurde, zog sie seinerzeit vor allem Studenten der Landwirtschaft, Energiewirtschaft und Pharmazie an, aber auch der Pädagogik, Kunstgeschichte und Afrikanistik. Unter der Schirmherrschaft von Ford und Rockefeller Foundation sowie der University of Wisconsin sprach sich der gute Ruf der OAU – die sich gern als „Universität für das Volk“ darstellte – bis in die USA herum, auch dank dem Forschungszentrum Certas9 , wo die automatische Maniok-Schälmaschine erfunden und eine neue Tomatensorte entwickelt wurde.

Zentrum des zivilen Ungehorsams

DAMALS hat sich Ife allerdings auch radikalisiert, während das Land unter dem „Nord“-Regime von General Ibrahima Babangida in Korruption und Wirtschaftskrise versank. Während das vom Internationalen Währungsfonds verordnete Strukturanpassungsprogramm sich sogar „auf den Diskurs und die Identität der Dozenten auswirkte“, wurden die nigerianischen Studenten „zu Sprechern der Unterdrückten, zu Kämpfern gegen Korruption und für Wahrheit und Gerechtigkeit“.10

Mit der Annullierung der Wahlen vom 12. Juni 1993, die im November desselben Jahres zum Militärputsch von General Sani Abacha führte, wurde Ife zum „Kontrollzentrum“ des zivilen Ungehorsams, der sich vor allem im Yoruba-Gebiet des Südwestens ausbreitete.

Trotz Campus-Schließungen und der Relegation von Studenten war die OAU in die großen Krisen involviert, die Nigeria damals erschütterten, etwa als der Schriftsteller und Ogoni-Aktivist Ken Saro-Wiwa 1995 hingerichtet wurde oder 1998 nach dem Tod von Chief Abiola. Dieser Kampf wurde zum Teil offen mit Plakataktionen, Demonstrationen und Gedenkversammlungen geführt, zuweilen aber auch verstärkt im Untergrund. Er äußerte sich aber auch in gewalttätigen Überfällen auf bestimmte „Kultisten“ und Dozenten, die man beschuldigte, andere Dozenten gewaltsam gefangen zu halten. Die Awolowo Hall, das Hauptgebäude der Universität, wurde zu diesem Zweck zum Revolutionstribunal umfunktioniert.

„Zusammen mit dem Campus von Zaria ist der Campus von Ife so etwas wie ein Barometer“, erklärt Doktor Oladipo Fashina, Landesvorsitzender der ASUU und Philosophieprofessor an der OAU, der seit seiner aktiven Beteiligung am Kampf hinkt. „Wenn bei uns der Druck steigt, können Sie damit rechnen, dass die restlichen Universitäten des Landes nachziehen. Seit den Siebzigerjahren wurde der Hochschulbetrieb durch einen Kern von Professoren geprägt, die mit dem Sozialismus und dem Marxismus in Berührung gekommen waren. Die Idee des Antiimperialismus wurde ebenso auf dem Campus geboren wie die eines Bündnisses mit den Arbeitern. Vom Campus der OAU ging auch im Dezember 1985 die landesweite Kampagne gegen die IWF-Kredite aus.“

Für den Vertreter der Dozentengewerkschaft hängt die mafiose Entwicklung der kultistischen Bünde auch mit dem 1985 erlassenen Verbot für studentische Organisationen zusammen: „Als ich 1979 hierher kam, waren die Studenten sehr stark gewerkschaftlich organisiert. Heute hat der ideologische Zusammenhalt nachgelassen. Sie wollen bloß ihr Studium beenden, um möglichst rasch Geld zu verdienen. Gesellschaftliche Anliegen und soziale Veränderungen sind in den Hintergrund gerückt. Dabei haben die meisten dieser Studenten keinerlei Aussicht auf eine Stelle, die ihren Erwartungen entspricht.“

Um 21 Uhr füllen sich die letzten der wenigen Molway-Charterbusse, die die Bewohner der Blechhütten nach Hause bringen. Auch manche Professoren sind unterwegs zu ihrem zweiten, nächtlichen Gewerbe. Sie sind gezwungen, auch nach der kürzlichen Erhöhung ihrer häufig als „lächerlich“ empfundenen Gehälter, ein Taxi zu fahren oder Videokassetten zu verkaufen.11 Weil häufig der Strom ausfällt, lernen hunderte von Studenten gemeinsam beim gelben Schein von Öllampen. Irgendwo in der finsteren Awolowo Hall lassen die Trommler des Kegit Clubs ihre Talking Drums ertönen; es ist, als besänne sich der Kosmos der OAU wieder auf seine Yoruba-Ursprünge, die auf diesem Campus „selbst der Gebildetste in sich trägt“, wie der Vizekanzler meint.

Gegen Mitternacht drängen sich fünfzehn Studenten in Schlafräumen, die eigentlich für sechs vorgesehen sind. „24 000 Studenten, verteilt auf 10 000 Betten“, sagt Gbolahan Ola Babalola resigniert. Wie jeden Abend hält der Professor für Mikrobiologie in einer der tristen Mensen der Studentenstadt eine Versammlung ab. „In meiner Abteilung haben wir nicht einmal ein Elektronenmikroskop. Auf dem ganzen Campus gibt es nur rund tausend Computer, zu denen nur sehr wenige Studenten Zugang haben. Dabei haben wir brillante Schüler, aber unter diesen Bedingungen konzentrieren sie ihre intellektuellen Fähigkeiten aufs Überleben.“

Kein Wunder, dass sich Studentinnen regelmäßig durch Prostitution über Wasser halten, wenn sie keinen anderen Job in den Lebensmittelläden und Frisiersalons finden oder in den Webereien der Old Buckateria, des ältesten Markts der Stadt. Catherine, Jurastudentin und Generalsekretärin des Hostel Allumni, das 172 Studentinnen beherbergt, nimmt ihre „Schwestern“ in Schutz: „Das liegt ganz einfach am System.“ Viele von ihnen könnten sich keine drei Mahlzeiten pro Tag leisten.

Catherine möchte in ihrem künftigen Beruf „zur Entwicklung der Gerechtigkeit in ihrem Land beitragen“. Die Religion könne Menschen, „die total verzweifelt sind, einen gewissen moralischen Zuspruch bieten“. Auf dem Campus gibt es Moscheen und Pfingstkirchen12 und von Montag bis Sonntag zahlreiche Gottesdienste. Aber das erzeugt keine religiösen Spannungen, auch wenn einige Plakate zum Dschihad aufrufen. „Von religiösem Rassismus oder ethnischem Fanatismus spüren wir hier nichts“, sagt ein Student, der sich nach sechsjähriger erzwungener Absenz wieder neu eingeschrieben hat. „Selbst der OPC13 hat hier nie Fuß gefasst.“

In dieser Atmosphäre verwundert es kaum, wie selbst die marxistischsten und atheistischsten Studenten dazu stehen, dass sie regelmäßig die Hauptmoschee besuchen oder regelmäßig zu bestimmten religiösen Sekten gehen. „Die Religion ist gerade zur Zeit von Prüfungen sehr wichtig, denn dies sind auch in finanzieller Hinsicht immer sehr schwierige Phasen“, erklärt der Sohn eines Imams, der den kubanischen Staatschef Fidel Castro und den libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi als seine Vorbilder nennt.

Am Gebäude der Studentengewerkschaft prangt ein Slogan: „La Luta continua. Victoria acerta“ – „Der Kampf geht weiter, der Sieg ist sicher“. Burkina, der örtliche Vorsitzende, steht der Democratic Socialist Movement nahe, einer der zahllosen inoffiziellen politischen Parteien im Umfeld des aktuellen Dreiparteiensystems, die mit der „bürgerlichen Linie“ des Vorsitzenden des nationalen Dachverbandes NANS nicht einverstanden sind. Nach Burkina hat die neue Demokratie die Form seines Kampfes verändert, aber nicht unbedingt dessen Inhalt: „Nach dem Ende der Militärherrschaft kommt es jetzt darauf an, auch die Vorstellungen zu entmilitarisieren. Wir wollen nicht mehr als Randalierer gelten. Wir sind nicht mehr auf unsere Fäuste angewiesen; heute brauchen wir unser Hirn“, betont der Jurastudent, der sich auf den Marxismus beruft, aber „nicht als Dogma, sondern als Blitzlicht, das eine in Finsternis versunkene Gesellschaft beleuchten und uns helfen soll, klarer zu sehen“. Burkina träumt von einem Land, in dem die Bildungsinstitutionen auf allen Ebenen kostenlos sind: „Nigeria ist ein Land, das von den Göttern gesegnet ist. Es besitzt so viele natürliche Ressourcen, dass Schulgeldfreiheit möglich sein sollte. Stattdessen versinkt es immer weiter im Chaos. Der politische Kampf ist also notwendiger denn je. Mit neuen Entscheidungsträgern, die nicht mehr die Fehler ihrer Vorgänger machen.“

In diesem Zusammenhang nennen die Studenten immer wieder den Namen des 63-jährigen Anwalts Gani Fawehinmi. Er arbeitet 200 Kilometer von Ile Ife entfernt in seinem mit Büchern voll gestopften Büro in Lagos. Fawehinmi ist Chef einer informellen Gruppierung namens National Conscious Party und saß unter den Militärs achtmal im Gefängnis. 1981 hatte er die Studenten von Ife verteidigt, nachdem acht von ihnen vom Shagari-Regime ermordet worden waren. Heute ist er eine Art geistiger Vater der nigerianischen Universitäten – und streitbar wie eh und je: „Die Bildung sollte im Zentrum der Entwicklungspolitik dieses Landes stehen, wo 98 Prozent der Studenten aus ärmlichen Verhältnissen stammen und über die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Laut Unesco sollten 26 Prozent des Staatshaushalts in die Erziehung gehen, tatsächlich sind es bei uns aber nur 8 Prozent. Unsere Regierung, die durch das Erdöl täglich 40 Millionen Dollar einnimmt, sieht sich außerstande, dieses in unserer Verfassung garantierte Grundrecht umzusetzen. Diebe sind das! Und wie soll man die Demokratie mit hungrigen Mägen aufbauen? Die Leute sind verzweifelt. Uns seht ein massiver Aufstand bevor, das soziale Chaos und bestimmt eine Revolution.“

Ganz ähnlich sieht es der Student, der sechs Jahre seines Lebens verloren hat: „Dies ist nur der – besonders brutale und niederschmetternde – Abklatsch eines weltweiten Phänomens. Unser Land ist das schlimmste und das beste dieses Kontinents. Wir haben die Ereignisse von Seattle und Genua mit Interesse verfolgt. Ich denke, die Zeit ist gekommen, dass die Jugendlichen des Nordens endlich unsere Ansichten übernehmen, etwa in der Frage eines Weltgipfels der Studentenorganisationen. Zwar wurden die Computer und die Bücher, die wir brauchen, von den ehemaligen Verantwortlichen dieses Campus beiseite geschafft, aber ich verdanke der Universität dennoch die Einsicht, dass ein besseres Nigeria tatsächlich möglich ist.“

dt. Mathias Wolf

*Journalist

Fußnoten: 1 Die National Association of Nigerian Students, die der International Union of Students (IUS) angehört, wurde 1980 gegründet, nachdem das Regime General Obasanjos zwei Jahre zuvor die Nuns (National Union Students) verboten hatte. Anlass der Gründung war der Kampf gegen die Erhöhung der Immatrikulationsgebühren. 2 Dieser Milliardär und Yoruba-Kandidat, inoffizieller Sieger der annullierten Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni 1993, starb am 7. Juli 1998, einen Monat nach dem Tod des Diktators Sani Abacha, unter mysteriösen Umständen im Gefängnis. 3 Von 1983 bis zum Mai 1999 ernannten die verschiedenen Militärregime entweder Militärs oder ihnen ergebene Anhänger zu Vizekanzlern – sprich: Rektoren – der Universitäten. Manche von ihnen versuchten unter der Hand, die „secret cults“ zu kontrollieren. Diese Geheimbünde, die häufig von Jugendlichen aus wohlhabenden Familien organisiert werden, haben Initiationsriten und funktionieren nach mafiosen Methoden, mit denen Studenten und Dozenten bedroht werden. 4 Siehe: Joëlle Stolz, „Les multiples fractures du géant nigérian“, Manière de voir Nr. 51, Afriques en renaissance, Mai/Juni 2000. 5 Der „Braindrain“ kostet den afrikanischen Kontinent jährlich knapp 4 Milliarden Dollar. 23 000 Hochschulabsolventen wandern jedes Jahr in westliche Länder ab. 6 1998 gab es 302 000 Studenten an öffentlichen Universitäten, das bedeutet seit 1987 eine jährliche Zuwachsrate von 12 Prozent, während das Lehrpersonal im selben Zeitraum nur um 3 Prozent zunahm. 7 Die Spannungen zwischen den beiden Yoruba-Gruppen Molaleke und Ife führen in unmittelbarer Umgebung der OAU regelmäßig zu blutigen Zusammenstößen. 8 „This House Has Fallen. Midnight In Nigeria“, New York (Publicaffairs Book) 2000; „Great Ife, A History of Obafemi Awolowo University“, Ife, Nigeria (Presse universitaire d’Ile-Ife), 1987. 9 Regional Center for Training in Aerospace Surveys (Regionales Ausbildungszentrum für Weltraummessungen). 10 Yann Lebeau, Seminar über die afrikanischen Universitäten, CEAN, Bordeaux, September 2001. 11 Siehe Jean-Christophe Servant, „Video-Boom in Nigeria“, Le Monde diplomatique, Februar 2001. 12 André Corten, „Die Pfingstkirche in Afrika und Lateinamerika“, Le Monde diplomatique, Dezember 2001. 13 Oduduwa Peoples Congress, Yoruba-Organisation, die zu einer ethnischen Miliz geworden ist und mehrere Anti- Hausa-Aufstände in Lagos zu verantworten hat.

Le Monde diplomatique vom 15.03.2002, von JEAN-CHRISTOPHE SERVANT