15.03.2002

Die Spur der Drogen

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Die Spur der Drogen

DIE Opiumstraße zwischen den afghanischen Mohnfeldern und dem europäischen Heroinmarkt verläuft durch den Iran. Die Islamische Republik führt an ihrer Ostgrenze einen regelrechten Krieg gegen die Drogenschmuggler, sie hat dort ein Zehntel all ihrer Ordnungskräfte stationiert. Doch die Grenzgebiete sind zu weitläufig, die Kontrollen zu durchlässig, die Gewinne zu enorm, als dass sich der Handel erfolgreich eindämmen ließe. Im Iran selbst nimmt der Drogenkonsum beängstigende Ausmaße an. Die einzig denkbare Lösung liegt aber jenseits der Grenze in Afghanistan. Die internationale Gemeinschaft müßte den Bauern in dem zerstörten Land eine andere Entwicklungsperspektiven zu bieten.

Von CÉDRIC GOUVERNEUR *

Die iranische Stadt Sahedan liegt an der Grenze zu Pakistan und Afghanistan. Mit ihrem belebten Basar, ihren breiten, verstopften Straßen und den zahllosen Lehmhütten in den Randgebieten, wo die Ärmsten der Armen leben, sieht Sahedan nicht viel anders aus als die meisten Bevölkerungszentren des Orients. Doch hinter dieser Fassade liegt etwas verborgen, was die Hauptstadt der iranischen Provinz Sistan und Balutschistan von anderen Städten unterscheidet: Sie ist ein wichtiger Umschlagsplatz des internationalen Drogenhandels.

Auf den mit Plakaten von Ajatollah Ruhollah Chomeini gesäumten Straßen begegnen sich die gegnerischen Parteien eines ungleichen Kampfes: Soldaten in Armeelastwagen und Schmuggler in Jeeps mit Allradantrieb, die sich misstrauische Blicke zuwerfen. In den Abendstunden kann man beobachten, wie die Männer mit den geländegängigen Fahrzeugen ihr Opium und Heroin an örtliche Interessenten verkaufen.

Das Hauptgeschäft wird jedoch nicht offen abgewickelt, sondern außerhalb von Sahedan, in der Einöde ausgedörrter Täler und windzerfressener Hügel. Beladen mit vollen Benzinkanistern, brechen die belutschischen Drogenhändler zu ihren nächtlichen Fahrten nach Afghanistan auf, wo der kostbare Kraftstoff zehnmal so teuer ist wie im Iran. Auf dem Rückweg bringen sie afghanische Flüchtlinge ins Land, die von hier aus versuchen, sich nach Europa durchzuschlagen, zum Beispiel in das französische Flüchtlingslager Sangatte. Doch vorerst haben sie sich bei ihren Schleusern verschuldet und müssen versuchen, auf iranischen Baustellen ein bisschen Geld als Billigstarbeitskräfte zu verdienen, da sie in den Augen der Behörden illegale Einwanderer sind.

Der Menschenhandel ist für die Schmuggler allerdings nur zweitrangig, ihr Hauptinteresse gilt dem afghanischen Opium, das in den paschtunischen Provinzen Helmand im Süden und Nangarhar im Osten angebaut wird. Ein Teil der Ernte wird im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan in rudimentären Laboratorien zu Heroin verarbeitet. Über die „Südroute“ gelangt die Droge über pakistanisches Gebiet in den Iran. Die Wege sind Generationen von Schmugglern seit Jahrhunderten vertraut. Hier bewegen sie sich mit dem Auto, dem Motorrad, zu Fuß oder in Konvois von mehreren dutzend Jeeps.

Ein endloser Drogenstrom fließt über die Grenze zum Iran, unter dem Schutz von Eskorten, die mit Satellitentelefonen, Nachtsichtbrillen, Kalaschnikows, Raketenwerfern und sogar amerikanischen Stinger-Raketen ausgerüstet sind. Aber auch die traditionellen Transportmittel sind im Einsatz: dressierte Dromedare, die ihren Weg auch ohne Führer finden und bis zu sieben Tonnen Rauschgift befördern können. Bei traditionellen Festen wird ihnen zuweilen auch Opium verabreicht, um sie zum „Tanzen“ zu bringen.

Die sunnitischen Belutschen akzeptieren keine Grenzen. Ihr Siedlungsgebiet liegt teils im Iran, teils in Afghanistan, teils in Pakistan. Bestimmte Gruppen dieser Klangesellschaft, deren Mitglieder mitunter die dreifache Staatsangehörigkeit besitzen, sind seit Jahrhunderten im lukrativen Schmuggelgeschäft tätig. Das ist für viele Belutschen angesichts der seit Jahren andauernden Trockenheit im Übrigen auch die einzige Chance, über die Runden zu kommen. Ein hoher Beamter der iranischen Drogenbekämpfungsbehörde, der sich ansonsten in einem ziemlich papiernen Polizeijargon äußert, räumt ganz offen ein: „Diese Männer sind leider ganz gewöhnliche Leute.“

Die belutschischen Klanführer verurteilen zwar entschieden den Drogenkonsum, der in anderen Teilen der iranischen Gesellschaft grassiert (siehe Kasten), doch den Drogenhandel betrachten sie mit großzügiger Toleranz, denn der hat schließlich den örtlichen Notabeln einen ansehnlichen Reichtum eingebracht. Im Gegensatz zu den afghanischen Banditen, die das Opium über die „Nordroute“ in die iranische Provinz Chorasan schleusen, haben es die belutschischen Schmuggler nicht nötig, Menschen zu entführen, um sich der logistischen Unterstützung der Bevölkerung zu versichern. Sie können sich auf ihren starken Klanzusammenhalt verlassen.

Wenn sich die Drogenschmuggler, die über die verheerenden sozialen Folgeerscheinungen ihres Transportguts kaum informiert sind, mit mehr als dreißig Gramm Heroin oder fünf Kilogramm Opium erwischen lassen, droht ihnen allerdings die Todesstrafe. Fünf von ihnen, darunter eine Frau, wurden im März 2001 auf einem Teheraner Platz öffentlich gehenkt – an einem Kran. Im Jahr 2000 wurden insgesamt 900 Schmuggler hingerichtet, und von den 170 000 iranischen Häftlingen sitzen über 80 000 wegen Drogendelikten im Gefängnis. Die iranischen Ordnungshüter nehmen Jahr für Jahr tausende Drogenschmuggler fest, die ihre Ware – neben Opium und Heroin auch Haschisch und Morphium – in Schuhsohlen, doppelten Möbelwänden, Zahnpastatuben, Haushaltsgeräten, Videokassetten, ja sogar in Banknoten verstecken.

Der Erfindungsreichtum der kleinen Schmuggler scheint so grenzenlos zu sein wie die weltweite Expansion des internationalen Drogenhandels. Die Branche erzielt einen weltweiten Jahresumsatz von mindestens 500 Milliarden Dollar.1 Die Gewinnspanne nimmt entlang der Handelsroute exponentiell zu. Ein afghanischer Bauer erhält für ein Kilogramm Rohopium 30 Dollar in Lebensmitteln. Der Tageslohn eines Drogenboten liegt je Aufgabe und Risiko zwischen 15 und 30 Dollar. In Sahedan werden für dasselbe Kilo Opium 100 Dollar gezahlt, in Teheran schon 600 und in der Türkei 2 400 Dollar. Mit Essigsäureanhydrid raffiniert, ergibt ein Kilogramm Rohopium 100 Gramm Heroin. Die Ausstattung für ein Untergrundlabor kostet nur wenige hundert Dollar. Ein Gramm gestrecktes 25- bis 30-prozentiges Heroin bringt im Straßenverkauf in Europa 30 bis 40 Euro. 80 bis 90 Prozent des in Europa konsumierten Heroins stammen von den Mohnfeldern Afghanistans.

Ein hochrangiger Offizier der iranischen Armee klagt: „Zu unserem Unglück liegt der Iran auf dem kürzesten Weg zwischen dem Erzeugerland Afghanistan und den europäischen Konsumenten. Anders als auf der Route über die exsowjetischen Staaten Zentralasiens haben die Schmuggler auf der Iran-Route nur zwei Grenzen zu überqueren.“ Sind die Drogen erst einmal im Iran, werden sie durch die bergigen Regionen im Süden und Norden des Landes weitertransportiert. In der Gegend um Jesd in Zentraliran übergeben die belutschischen Schmuggler die Ware an ihre aserischen, persischen und kurdischen Kollegen, die sie über die iranisch-türkische Grenze bringen.

Antonio L. Mazzitelli, Leiter des Internationalen UN-Drogenbekämpfungsprogramms (UNDCP) in Teheran, sagt über die Drogenpolitik des Iran: „Nach der Revolution von 1979 unternahm das traditionelle Anbauland große Anstrengungen und vernichtete die Mohnkulturen innerhalb von anderthalb Jahren.“ Seither tut die islamische Republik ihr Möglichstes, um den Drogentransit einzudämmen. Die Aufgabe liegt nach wie vor in der Verantwortung des Reformlagers um Staatspräsident Mohammed Chatami, nachdem die Konservativen um den geistigen Führer Ajatollah Ali Chameini und die in ihren Händen liegende Justiz im Januar 2001 erfolglos versucht hatten, diese Zuständigkeit an sich zu reißen.2

Mit 42 000 Soldaten, Polizisten und Milizionären hat die Islamische Republik rund ein Zehntel ihrer Ordnungs- und Streitkräfte an der 1 950 Kilometer langen Ostgrenze postiert. Vom äußersten Norden bis zum Indischen Ozean stehen über 200 Beobachtungstürme, dutzende von Betonmauern versperren zahlreiche Pässe, Gräben und Stacheldraht ziehen sich über hunderte von Kilometern hin. Die Sicherungsmaßnahmen verursachten Investitionskosten in Höhe von einer Milliarde Dollar; hinzu kommen die Kosten für den Unterhalt. Für das Jahr 2000 bewilligte das iranische Parlament 25 Millionen Dollar, um die Grenze weiter zu befestigen. Seit 1979 starben bei Zusammenstößen mit Schmugglern 3 124 Mitglieder der Sicherheitskräfte, darunter zwei Generäle.3 Damit kam beim Kampf gegen den Drogenhandel alle drei Tage ein Beamter ums Leben. Im Oktober 1999 wurden in Gurnak südlich von Sahedan 37 Soldaten bei der Verfolgung der Bande des lokalen Mafiachefs Mullah Kemal Salah Zehi umzingelt und von dessen Männern umgebracht.

Ali leitet das örtliche Büro von „Aftab“ („Sonne“), einer iranischen Nichtregierungsorganisation, die sich der Drogenprävention und -hilfe widmet. Er hat einen Freund, einen jung verheirateten Rekruten, im Kugelhagel von Gurnak verloren. „Wenn der Iran die Drogen einfach durchließe, müssten unsere Soldaten nicht sterben, und weniger Heroin bliebe im Land. Der Westen ist der Hauptkonsument, aber er hilft uns kaum – wohl weil er uns nicht sonderlich schätzt“, sagt er. Diese Ansicht teilen viele Iraner, die um den schlechten Ruf ihres Landes im Westen wissen.

Die internationale Hilfe hält sich in Grenzen

SIEHT man von bilateralen Treffen mit asiatischen und europäischen Drogenfahndern ab, leistet die internationale Gemeinschaft kaum Hilfestellung. Die EU-Kommission und 14 Geberländer finanzieren den Haushalt des Internationalen Drogenbekämpfungsprogramms von 20 Millionen Euro jährlich, das in Zusammenarbeit mit iranischen Stellen Präventivmaßnahmen durchführt. Frankreich hat zehn Drogenspürhunde bereitgestellt, Großbritannien kugelsichere Westen geliefert. Antonio L. Mazzitelli empört sich: „Das britische Parlament musste eigens ein Sondergesetz verabschieden, nur um kugelsichere Westen liefern zu können. Sogar der Impfstoff für die Drogenhunde muss importiert werden. Warum? Weil sich ein Bestandteil angeblich zur Herstellung chemischer Waffen eignet.“

In seiner letzten Rede zur Lage der Nation am 29. Januar rechnete US-Präsident Bush den Iran zusammen mit Nordkorea und dem Irak einer „Achse des Bösen“ zu und drohte mit einer Militäroperation. Schon seit Jahren gilt die Islamische Republik in Washington als „Schurkenstaat“4 bzw. „Problemstaat“. Die unilateral verhängten Sanktionen,5 die im Juli 2001 fortgeschrieben wurden, wirken sich auch auf die Drogenbekämpfung aus – mit dem Resultat, dass die Drogenhändler besser ausgerüstet sind als das Militär.

Da das in den USA konsumierte Heroin nicht aus Zentralasien, sondern aus Südostasien und Lateinamerika stammt, sieht Washington keine Veranlassung, den Iran beim Kampf gegen den Drogenschmuggel zu unterstützen. Zudem haben sich die Spannungen zwischen Teheran und dem Weißen Haus jäh verschärft, als Israel im Januar das aus dem Iran kommende Waffenschiff „Karin A“ kaperte, dessen Fracht mutmaßlich für den palästinensischen Widerstand bestimmt war.

Im Iran wurden im Jahr 2000 über 250 Tonnen Rauschgift beschlagnahmt. Nach UNDCP-Schätzungen gehen den Drogenfahndern weltweit nur 10 bis 20 Prozent der Schmuggelware ins Netz. Demnach hätten zwischen 1 000 und 2 000 Tonnen den Weg von Afghanistan in die Türkei gefunden – wofür sich die iranischen Drogenbekämpfer fast schon entschuldigen: „Die Grenze ist einfach zu lang. Wüsten, Berge, Sümpfe – wir können nicht alles kontrollieren. Wir tun, was wir können. Unsere 3 000 Märtyrer bezeugen dies.“

Das mag stimmen; doch die Unzulänglichkeit der Kontrollen ist noch am kleinsten Grenzübergang auszumachen. Am Grenzposten von Taybad in der Provinz Chorasan wartet eine endlose Schlange von Sattelschleppern. Einige Fahrer laden ihr Transportgut von einem Schlepper auf den nächsten, bevor sie auf iranisches Territorium fahren. Die überlasteten Soldaten der Nordallianz und die iranischen Zollbeamten werfen einen kurzen Blick auf Ausweispapiere, Ladung und Karosserie. Der Gedanke drängt sich auf, dass Bestechungsgelder für die unterbezahlten Grenzer eine große Versuchung darstellen müssen. Von amtlicher Seite wurde bisher kein Fall von Korruption aufgedeckt – das ist vor allem erstaunlich angesichts der Tatsache, dass die kleinen Dealer in den öffentlichen Parks von Teheran für 15 Dollar am Tag in aller Ruhe ihrem Geschäft nachgehen.

Afghanistan ist „Nothingstan“

DER Anti-Drogen-Krieg gleicht auch im Iran einer Sisyphusarbeit. „Nur wenn das Übel an der Wurzel ausgerottet wird, kann der Schmuggel gestoppt werden. Afghanistan ist ‚Nothingstan‘: Außer Opium gibt’s dort nichts. Das Land braucht Hilfe, um sich aus seiner Not befreien und den Bauern eine Alternative zum Mohnanbau bieten zu können.“ Solche Hilfe war im Programm der US-Intervention nicht vorgesehen. Ein hoher iranischer Offizier meint ironisch: „Ich weiß nicht, ob die amerikanischen Bomben das Taliban-Problem geregelt haben; die Opiumfrage haben sie jedenfalls nicht gelöst.“

Nach Ansicht von Mazzitelli ist eher das Gegenteil eingetreten, die US-Offensive habe dem Mohnanbau, von dem 3,3 Millionen Afghanen leben, weiter Vorschub geleistet: „Nachdem Afghanistan 1999 eine Opiumproduktion von 4 600 Tonnen hatte, ordneten die Taliban im Juli 2000 die Vernichtung sämtlicher Mohnkulturen an. Dass Mullah Omar den Schmugglern damit nur einen Gefallen tat, da diese somit ihre Lagerbestände abbauen und den Preis in die Höhe treiben konnten, klingt zwar plausibel; aber immerhin konnten wir vor Ort feststellen, dass die Anbaufläche drastisch zurückgegangen ist. Die Opiumerzeugung sank im Jahr 2001 auf 185 Tonnen.“ Mangels Hilfe gerieten die Bauernfamilien allerdings erneut ins Elend. „Kaum war die Taliban-Regierung zusammengebrochen, nutzten die Bauern das allgemeine Chaos, um wieder Mohn anzubauen.“ Für den kommenden Juni ist daher eine reiche Ernte zu erwarten. Doch wer kann es den afghanischen Bauern verdenken, dass sie ihren Lebensunterhalt sichern wollen? „Sie haben keine andere Wahl: Mohn bringt 15-mal mehr ein als Nahrungspflanzen.“

Hamid Karsai, Ministerpräsident der afghanischen Übergangsregierung, kündigte Mitte Januar dieses Jahres an, er wolle den Mohnanbau unterbinden – eine Entscheidung, die von der internationalen Gemeinschaft und besonders dem Iran begrüßt wurde. Fraglich ist jedoch, ob Kabul das Land wirklich unter Kontrolle hat und ob die Regierung in der Lage sein wird, ihren Beschluss in den Erzeugerprovinzen durchzusetzen. Die dortige Paschtunenbevölkerung ist der aus der tadschikischen Nordallianz hervorgegangenen Staatsmacht nicht gerade wohl gesinnt.

Auf der Tokio-Konferenz im Januar hat die internationale Gemeinschaft insgesamt 4,5 Milliarden Dollar Finanzhilfe für Afghanistan beschlossen. Der Iran will in den kommenden fünf Jahren 560 Millionen Dollar bereitstellen, davon 120 Millionen noch im laufenden Jahr. Doch Mazzitelli warnt vor allzu großem Optimismus: „Die internationale Gemeinschaft beabsichtigt zurzeit nicht, alternative Entwicklungsprojekte und Ersatzkulturen zu finanzieren, sondern den Wiederaufbau der Infrastruktur.“ An diesen Prioritäten könnte der Kampf gegen die Opiumproduktion scheitern, denn Afghanistan ist völlig mittellos. Lachender Gewinner ist die internationale Drogenmafia, das Nachsehen haben die Schwächsten der Schwachen: die afghanischen Bauern und die Problemkinder der europäischen Großstädte.

* Journalist

Fußnoten: 1 Von dieser Zahl geht die UN-Drogenbekämpfungsbehörde (UNDCP) aus, deren letzte geschätzte Zahlen allerdings aus dem Jahre 1994 stammen. 2 Siehe Eric Rouleau, „Iran: Kohabitation im Gottesstaat“, Le Monde diplomatique, Juni 1999. 3 Islamic Republic of Iran Drug Control Headquarters, National Drug Control Report 2000, Teheran. 4 Dazu Noam Chomsky, „Die USA und das internationale Recht“, Le Monde diplomatique, August 2000. 5 Der Iran unterliegt nicht einem internationalen Embargo, sondern unilateralen Sanktionen der USA. Das am 23. Oktober 1992 verabschiedete US-Gesetz über das Verbot von Waffenlieferungen an den Iran und den Irak droht jedem Staat mit Sanktionen, der technisches Know-how oder Material zur Herstellung von konventionellen High-Tech- oder ABC-Waffen bereitstellt. Die Sanktionen sind: Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen der USA, Verweigerung einer Exportlizenz, Veto der USA gegen Hilfen internationaler Finanzinstitutionen sowie ein Transfer- und Verkaufsstopp für verteidigungsrelevante Güter und Dienstleistungen. Im Juli 2001 hat der US-Senat das (auch gegen Libyen gerichtete) Amato-Gesetz um fünf Jahre verlängert, das ausländische Unternehmen bestraft, die jährlich mehr als 20 Millionen Dollar in den Erdöl- und Erdgassektor dieser Länder investieren. Der im März 2000 verabschiedete „Iran Non Proliferation Act“ zielt auf eine Einschränkung der russisch-iranischen Zusammenarbeit im Nuklearbereich.

Le Monde diplomatique vom 15.03.2002, von CÉDRIC GOUVERNEUR