Staat zockt mit
Am Freitag, den 14. März gingen Bear Stearns, der fünftgrößten US-amerikanischen Geschäftsbank, die flüssigen Mittel aus, nachdem sie sich bei den „Subprime“-Hypothekenanleihen verspekuliert hatte. Sie sandte einen Hilferuf an die amerikanische Zentralbank, die zur Rettung des Instituts aus öffentlichen Mitteln 30 Milliarden Dollar (das sind 19 Milliarden Euro) an die JPMorgan Chase Bank auslieh. Zwei Tage später verkündete die großzügig bedachte Bank die Übernahme von Bear Stearns für den lächerlichen Preis von 236 Millionen Dollar.
Diese Rettungsaktion ist in mehr als einer Hinsicht einmalig. Denn bislang eilte der Staat maroden Banken nur zu Hilfe, um die Einlagen der Kunden zu schützen, und in vergleichbaren Situationen gewährte die Zentralbank einer bedrohten Privatbank allenfalls einen (Übergangs-)Kredit. Nun ist aber Bear Stearns, die sich bei der Spekulation verzockt hat, eine reine Geschäftsbank, die gar keine Einlagen für das breite Publikum verwaltet. Im Übrigen hat das von der Zentralbank gewährte Darlehen JPMorgan Chase in die Lage versetzt, die bankrotte Firma für ein Butterbrot einzusacken. Am Ende ihres letzten Börsenhandelstags hatte die Bear-Stearns-Aktie noch auf 31 Dollar gestanden; am Tag der Übernahme der Bank durch JPMorgan Chase fiel sie dramatisch auf 2 Dollar pro Stück. Ein paar Tage später stieg ihr Wert wieder auf das Fünffache – für die übernehmende Bank mithin ein öffentlich finanziertes Schnäppchen.