12.09.2008

Meldungen des Monats

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Schlechte Nachrichten

Innerhalb einer Woche wurden in der Russischen Föderation zwei kritische Journalisten erschossen. Am 2. September starb in der Republik Dagestan der Journalist Abdulla Alischajew, der ein Programm des islamischen Senders TV Chirkey moderierte. Zwei Unbekannte hatten auf ihn geschossen; die Polizei untersucht, ob die Tat mit der beruflichen Tätigkeit Alischajews zu tun hat. In Dagestan führen die Behörden seit Wochen eine Kampagne gegen die oppositionelle Wochenzeitung Chernovik.

Drei Tage zuvor war in der Republik Inguschetien der schärfste Kritiker der von Moskau unterstützten Regierung erschossen worden, während er sich in Polizeigewahrsam befand. Magomed Jewlojew, der Betreiber des Internet-Portals ingushetiya.ru, war nach seiner Ankunft am Flughafen von Nasran festgenommen und in einem Polizeiauto abtransportiert worden. Das Innenministerium behauptet, der Festgenommene habe sich gewehrt und damit den „tödlichen Unfall“ selbst verursacht. Jewlojew war von der Polizei seit langem schikanierte worden. Schon im Oktober 2007 warf er dem inguschetischen Präsidenten Sjasikow vor, Auftragsmörder auf ihn angesetzt zu haben.

Das US-amerikanische Militär im Irak hat erneut zwei Medienarbeiter verhaftet. Am 4. September wurde der Kameramann Omar Hashan, der für TV Bagdad arbeitet, unter dem Verdacht festgenommen, einem „terroristischen Netzwerk“ anzugehören. Drei Tage zuvor hatten US-Soldaten den Fotografen Ibrahim Jassam festgenommen, der für die britische Nachrichtenagentur Reuters arbeitet. Auch er soll angeblich „eine Bedrohung für die Sicherheit der irakischen und der Streitkräfte der Koalition“ darstellen. Seit Beginn des Jahres wurden bereits zwanzig Journalisten unter ähnlichen Umständen verhaftet. Alle von ihnen wurden nach Tagen oder Wochen aus der Haft entlassen, ohne dass gegen sie Anklage erhoben wurde.

Am 31. August wurden in Nigeria der US-amerikanische Journalist Andrew Berends und sein einheimischer Übersetzter festgenommen. Die Polizei beschuldigte den Dokumentarfilmer aus New York der Spionage, weil er in Port Harcourt im Nigerdelta Interviews gemacht und dabei auch Soldaten gefilmt hatte. In der unruhigen Ölförderregion, die auch wegen autonomistischer Bestrebungen der lokalen Bevölkerung zur militärischen Zone erklärt wurde, haben die Behörden in letzter Zeit mehrere Journalisten und Dokumentarfilmer festgenommen. Die meisten wurden, wie Berends, nach einigen Tagen freigelassen und des Landes verwiesen.

Gute Nachrichten

Am 5. September hat der National Press and Publications Council (NPPC) des Sudan das Publikationsverbot gegen die englischsprachige Tageszeitung Sudan Tribune wieder aufgehoben. Die Zeitung, die in Juba im Süden des Landes erscheint, war am 1. September aus „administrativen Gründen“ geschlossen worden. Als Grund nannte der NPPC, die Herausgeberlizenz sei nur für die Hauptstadt Khartum ausgestellt. Der Tribune-Herausgeber musste jetzt zusagen, auf Aufforderung jederzeit binnen 24 Stunden vor dem NPPC in Khartum zu erscheinen. Für eine zweite Zeitung des Südens, The Citizen, die geschlossen wurde, weil sie einen aus Darfur stammenden Chefredakteur ernannt hatte, gilt das Verbot weiter.

Le Monde diplomatique vom 12.09.2008