Nancy Spero
Die amerikanische Künstlerin Nancy Spero (geb. 1926) ging nach ihrem Kunststudium in Chicago Anfang der 1950er-Jahre nach Europa. Was angesichts der Vorherrschaft der abstrakten Kunst in USA auch eine Flucht gewesen sein dürfte, wurde ihr zur Inspiration. In Paris hatte sie mit ihren schwarzen, vom Existenzialismus geprägten Bildern Erfolg, noch bevor sie – sie zog 1964 zurück, nach New York – mit ihren Gouachen „War Series“ (gegen den Vietnamkrieg) ihr politisches Engagement in der Kunst begann. Es folgte ein Gouachen-Zyklus zu Antonin Artauds „Theater der Grausamkeiten“. „Ich wandte mich Artaud zu“, erzählt Spero, „weil ich ein Vehikel für meine Wut brauchte. Dann, 1972, dachte ich: So real sein Schmerz ist, er ist der Ausdruck eines inneren Zustands.“ Ihr politisches Engagement ist geblieben, ihr Thema wurde die weibliche Sicht.
Nancy Spero arbeitet mit Techniken der 1960er-Jahre: Handdruck und Collage – deren Anmutungen sie über die Jahrzehnte radikal variierte. Ihre Kunstwerke sind gekennzeichnet durch expressive Dynamik und Farbigkeit, die ebenso wie die Formate an Fresken, Friese oder Reliefs erinnern. Doch nicht nur in der Form, auch in den Bildern selber, die Entfremdung, Zerstörung, Sexualität und Unbewusstes inszenieren, verarbeitet sie Darstellungen aus verschiedenen Zeiten und Kulturen – Göttinnen und Heroinnen, Mythen des weiblichen Alltags. M.L.K.