14.03.2003

Yin Xiuzhen

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Yin Xiuzhen

DIE chinesische Künstlerin Yin Xiuzhen, geboren 1963, hat schon früh Installationen gemacht.

Ihr erstes ausgestelltes Werk – eine in der Mitte des Raumes stehende Tür mit einem weiblichen Körper auf der einen und einem männlichen auf der anderen Seite – inszenierte die Geschlechterfrage ebenso wie später die gestrickten Männer- und Frauenpullover, die aufgeriffelt wurden, um aus den Wollfäden einen gemeinsamen Pullover zu stricken.

Yin Xiuzhens Bildsprache und ihre gesellschaftlichen Themen sind universell. Dabei sind ihre Kompositionen von eindrücklicher individueller Poesie. Mancher Einfall ist absurd, etwa „Washing the River“ – eine Performance-Installation, bei der sie zunächst Wasser aus einem verschmutzten Fluss vereiste und den Eisblock dann mit sauberem Wasser und Besen wusch.

Ein anderes Projekt heißt: „Shoes with butter“ – getragene Schuhe, gefüllt mit der in Tibet überlebenswichtigen Yak-Butter, erzählen von den Lebensbedingungen der Menschen in dieser gewaltigen Landschaft.

Bunt und sinnlich sind die Kleidungsstücke ihrer „Suitcase“-Serie. Anfangs waren sie aus Beton, schwer und nicht zum Transport geeignet. Inzwischen sind die Reisemöglichkeiten für Chinesen leichter – und so auch die Koffer. Mit ihnen reinszeniert die in Peking lebende Yin Xiuzhen die Faszination fremder Orte und Erlebnisse. Aus dem Berlin-Koffer verbreitet ein Lautsprecher mitgenommene Berliner Stadtgeräusche.

M. L. K.

Le Monde diplomatique vom 14.03.2003, von M. L. K.