13.02.2004

Michael Toenges

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Michael Toenges

Die Arbeiten des Kölner Malers Michael Toenges (geb. 1952) sind Gemälde. Mit Pinsel und Spachtel wird die Ölfarbe auf die Leinwand aufgetragen. Die Bilder sind klein und wirken durch die vielen Farbschichten umso kompakter. Die Farbe selber wird zur körperlichen Substanz, zur greifbaren Masse. So erwecken die Bilder den Eindruck, es handele sich um Reliefplatten, ja Skulpturen. Verstärkt wird dieser Eindruck zuweilen durch dicke, von der Wand abstehende Rahmen.

Am Anfang eines Bildes steht der Zufall: Toenges arbeitet an einem Bild und streicht währenddessen den Pinsel verschiedentlich auf einer neuen Leinwand ab. So entstehen erste Farbflecken, die dann irgendwann – vielleicht bald, vielleicht nach Wochen oder Monaten – die Grundlage eines neuen Bildes werden.

In den 1980er-Jahren malte Toenges Landschaftsbilder, die an den Neoexpressionismus der Neuen Wilden erinnern. Der dicke Pinselstrich und das pastose Farbmaterial blieben, doch der Blick hat sich abstrahiert, die Farbe selber wurde zum Thema. Jenseits des scheinbar intentionslosen Nebeneinanders von Rot, Blau, Weiß, Orange und Grün konzentriert sich Toenges auf das reine Farberleben. Dabei geht es ihm weniger um die einzelne Farbe als um die Komposition. „Die durch die Farben erzeugten Klänge, ihre Harmonien wie Störungen, provozieren, dass man weiter arbeiten will“, sagt er. Irgendwann kommt die Balance zum Stillstand. Dann ist sein Reliefbild fertig. M.L.K.

Le Monde diplomatique vom 13.02.2004, von M.L.K.