16.05.2003

Roma im Osten Europas

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Roma im Osten Europas

DER von dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in Auftrag gegebene und im Januar 2003 veröffentlichte „Roma Regional Development Report“ ist die erste umfassende Studie über die Roma in Mittel- und Osteuropa, die auf zuverlässigen, in Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei erhobenen Daten basiert.

Er macht deutlich, dass das Leben der Roma-Minderheiten in diesen Ländern von Hunger und Armut bestimmt ist. Geringe Lebenserwartung, begrenzter Zugang zur Bildung, eine weit über dem Durchschnitt liegende Arbeitslosenquote, ein in den letzten zehn Jahren deutlich verschlechterter Gesundheitszustand, ein hoher Prozentsatz an Kindersterblichkeit, ein erschwerter Zugang zur Gesundheitsversorgung, eine schwache Beteiligung am öffentlichen Leben: Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass alle Integrationsversuche notgedrungen scheitern müssen, solange dieser Minderheit derart systematisch ausgeschlossen wird. Jenseits rein ökonomischer Entwicklungen gelte es, individuelle Fähigkeiten sowie Freiheit und Menschenwürde ins Zentrum der Bemühungen zu rücken. Der Bericht hebt warnend hervor, dass die Länder Mittel- und Osteuropas nur dann voll und ganz zum Erfolg der Europäischen Union beitragen können, wenn sie die Roma wirkungsvoll integrieren, indem sie ihnen den Zugang zu Arbeit, Bildung und politischer Partizipation erleichtern.

DER französische Fotograf Jean-François Joly, der vor knapp zehn Jahren mit Porträts von Pariser Obdachlosen bekannt wurde („Les naufragés de la ville“, Paris (Contrejour) 1994), reist seit 1993 durch Europa um das Volk der Roma zu porträtieren. Die hier abgedruckten Aufnahmen entstanden im Kosovo und in Rumänien.

Im französischen Mulhouse läuft derzeit die Ausstellung „Terre d‘asyle, terre d‘exile, l‘europe tsigane“ (Galerie La Filature, 20, allée Nathan Katz; siehe auch: www.lafilature.org).

Le Monde diplomatique vom 16.05.2003