16.01.2009

Meldungen des Monats

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Schlechte Nachrichten

Wieder wurde ein Journalist in Sri Lanka ermordet. Das Auto von Lasantha Wickrematunga, Chefredakteur der Wochenzeitung The Sunday Leader, wurde am 8. Januar auf der Fahrt zur Arbeit von zwei Männern auf einem Motorrad gestoppt. Diese durchschlugen die Windschutzscheibe mit einer Eisenstange und exekutierten den Journalisten mit Schüssen in Kopf, Brust und Bauch. Die Mordtat geschah mitten in der Rushhour nur 100 Meter von einem Militärposten entfernt. Sri Lankas Staatspräsident Mahinda Rajapaksa hatte Wickrematunga in einem Interview mit RoG im Oktober 2008 als „terroristischen Journalisten“ bezeichnet. Der Bruder des Präsidenten ist in einen langwierigen Rechtsstreit mit dem Sunday Leader verwickelt. Die Zeitung ist bekannt und populär wegen ihrer reißerisch aufgemachten Berichte über Korruption und Amtsmissbrauch in der Regierung.

Am 8. Januar wurde der palästinensische Kameramann Ihab el-Wahidi el-Baligh im Gazastreifen durch israelische Bomben getötet. Diese trafen den Mitarbeiter der Fernsehstation Filastine, des offiziellen Senders der Palästinensischen Autonomiebehörde von Präsident Mahmud Abbas, in seiner Wohnung am Rande von Gaza-Stadt. Auch die Frau und der Schwiegervater des 32-jährigen Kameramanns wurden bei dem Angriff getötet. Am 9. Januar wurde im Westjordanland der Kameramann Chalil Riash durch Schüsse israelischer Soldaten verwundet, während er für die palästinensische Nachrichtenagentur Ma’ eine Demonstration in der Nähe der Stadt Kalkilia filmte.

In Jordanien und Algerien wurden Journalisten bei Demonstrationen gegen die israelische Gaza-Offensive bei der Ausübung ihrer Arbeit verletzt. In Amman wurde der Al-Dschasira-Korrespondent Jasser Abu Hlaleh von Polizisten verprügelt, die ihm auch die Kamera und das Handy abnahmen. In Algier erlitt Honcie Ben Rabie, Reporter für die arabischsprachige Tageszeitung Ennahar, während einer propalästinensischen Demonstration schwere Kopfverletzungen.

In der Türkei beantragte ein Staatsanwalt vor einem Istanbuler Gericht eine Haftstrafe gegen den Journalisten Adnan Demir, Chefredakteur der Tageszeitung Taraf, wegen Verbreitung „geheimer und verbotener Informationen“. Darauf stehen nach Artikel 336 des türkischen Strafgesetzbuchs drei bis fünf Jahre Gefängnis. Taraf hatte berichtet, dass die türkische Armee im Voraus über einen Angriff der kurdischen PKK informiert war, bei dem im Oktober 15 junge Rekruten getötet wurden. Im Juli 2008 hatte ein Militärstaatsanwalt die Durchsuchung der Taraf-Redaktion angedroht, die dann aber nicht stattfand.

Gute Nachrichten

Am 4. Januar kamen zwei entführte Journalisten in Somalia wieder frei. Der britische Reporter Colin Freeman und der spanische Fotograf José Cendon waren am 26. November 2008 aus ihrem Hotel in Bossasso in Puntland im Norden Somalias entführt worden.

Le Monde diplomatique vom 16.01.2009