15.08.2003

Sicherheit gegen Sold

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Sicherheit gegen Sold

OFFIZIELL kann man in Frankreich keine Söldnerdienste kaufen. Die französische Firmengruppe Octogon – sie existierte nur von 1995 bis 1998 – blieb die einzige Ausnahme. Französische Firmen bieten solche Dienstleistungen also eigentlich nicht an. Deshalb erklärte die französische Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie am 3. April 2003 in der parlamentarischen Debatte über das Gesetz zum Verbot von Söldnereinsätzen: „Der Gesetzesvorschlag sieht auch die Möglichkeit der Strafverfolgung von natürlichen Personen, Unternehmen und Vereinigungen aus den angelsächsischen Ländern vor, mit denen wir es hier häufig zu tun haben.“

Die Situation könnte sich allerdings bald ändern. Ein Geheimdienstmitarbeiter berichtet von der „Entstehung einer Art Unterschicht von Söldnern – Männer zwischen fünfzig und siebzig, die Verträge über bestimmte Sicherheitsleistungen abschließen.“ Nach dem Putsch in der Zentralafrikanischen Republik am 16. März 2003 standen solche Glücksritter in der Hauptstadt Bangui Schlange. Alle hofften sie auf ein lukratives Geschäft bei der Neugliederung der Streitkräfte oder beim Aufbau einer Präsidentengarde. Die Staatskasse war zwar leer, aber als Zahlungsmittel waren auch Schürfrechte für die Bodenschätze des Landes zugelassen. Im frankophonen Afrika, vor allem in Elfenbeinküste und in der Demokratischen Republik Kongo, sehen sich die französischen Anbieter durch Konkurrenten aus Südafrika um ihre traditionellen Pfründen gebracht: Der Wettbewerb hat sich verschärft.

Man darf annehmen, dass die erfolgreichen Neugründungen in Afrika auch eindeutig militärische Leistungen (wie Waffenlieferungen oder die Entsendung von Ausbildern) im Angebot haben – handfeste Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Öffentliches Aufsehen erregte vor allem der Fall von Paul Barril, Chef der Sicherheitsfirma Secrets, der bis zum Sturz des Staatspräsidenten Ange-Felix Patassé am 16. März dieses Jahres in der Zentralafrikanischen Republik als „Präsidentenberater“ auftrat und sich dabei als „Vizekönig“ aufspielte. Er verhalf dem Diktator unter anderem zu einigen russischen Kampfhubschraubern, die in Afrika als Waffe gegen Aufständische ausgesprochen begehrt sind. Auch Robert Montoya, ehemaliger Sicherheitsexperte im Elysée-Palast, soll inzwischen derartige Geschäfte in Westafrika betreiben. 1997 stieg das Unternehmen Geolink, ein wichtiger französischer Anbieter von Kommunikationsleistungen via Satellit, ins Söldnergeschäft ein und rekrutierte private Kämpfer für den Einsatz in Zaire.

NACH wie vor sind die Beziehungen zwischen den Sicherheitsfirmen und der Söldnerszene vorwiegend durch persönliche Kontakte geprägt. Zwischen ihren Einsätzen können Söldner, die früher beim Militär waren, in Frankreich oder im Ausland stets eine Beschäftigung als Sicherheitsexperten finden – bei Unternehmen wie PHL Consultants, Geos, Eric Sa, Africa Security oder bei der französischen Niederlassung der britischen DSL. Bei Bedarf kooperieren die entscheidenden Leute und können, wenn nötig, jederzeit ihre vereinten Kräfte zum Einsatz bringen.

In Frankreich haben sich bislang noch keine Unternehmen etabliert, wie sie in den angelsächsischen Ländern längst bestehen: Firmen, die ehemalige Generäle als Berater einsetzen und in der Lage sind, die Logistik und die schweren Waffen für große Militäroperationen im Paket anzubieten. Ob das Gesetz vom 3. April 2003 die Entstehung solcher Strukturen in Frankreich verhindern kann, ist zweifelhaft.

B. V. und F. D.

Le Monde diplomatique vom 15.08.2003, von B. V. und F. D.