15.08.2003

Doris Lessing

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Doris Lessing

DIE heute in London lebende Schriftstellerin Doris Lessing wurde 1919 als Tochter eines britischen Offiziers im damaligen Persien geboren. 1924 emigrierte die Familie in die britische Kolonie Südrhodesien, wo die Eltern eine kleine Farm betrieben. Mit 15 verließ Doris May Taylor ihr Elternhaus. Nach zwei gescheiterten Ehen (von 1944 bis 1949 war sie mit dem deutschen Emigranten und KP-Mitglied Gottfried Anton Nicolai Lessing verheiratet) zieht Doris Lessing 1949 nach London, um Schriftstellerin zu werden. Bis 1956, als die Russen Ungarn besetzten, blieb sie Mitglied der Kommunistischen Partei. Später distanzierte sie sich deutlich vom Stalinismus. Sie habe, sagte sie einmal, den Namen Lessing behalten wollen, „als gutes Omen für meine schriftstellerische Karriere“.

1950 erschien ihr erster Roman „The Grass is Singing“ (dt. „Afrikanische Tragödie“), der das Rassendilemma in Rhodesien zum Thema hat. Handlungsort all ihrer Erzählungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren ist Afrika. Das Bemühen um eine Stärkung humanistischer Werte kennzeichnet ihre Bücher. Aufgrund ihrer Kritik am Rassismus der Weißen durfte sie seit 1956 nicht nach Südrhodesien und Südafrika einreisen. 1962 erschien ihr Roman „The Golden Notebook“ (dt. „Das Goldene Notizbuch“), der sie weltberühmt machen sollte, nicht zuletzt weil seine Hauptfiguren Frauen sind, die nach politischer Identität suchen.

Nach der Unabhängigkeit 1980 reiste Doris Lessing viermal in den neuen Staat Simbabwe, um „die Entfremdung vom Ort der Kindheit“ zu überbrücken. Daraus entstand 1992 der Reportageband „African Laughter: Four Visits to Zimbabwe“, (dt. „Rückkehr nach Afrika“). Kurz darauf erschien der erste Teil ihrer Autobiografie „Under my Skin“ (dt. „Unter der Haut“) über die Jahre zwischen 1919 und 1949, der zweite Band „Walking in the Shade“ (dt. „Schritte im Schatten“) über die Zeit von 1949 bis 1962 liegt mittlerweile ebenfalls vor.

Le Monde diplomatique vom 15.08.2003