Old friends
NACHDEM im Jahr 1252 Wilhelm X., Herzog von Aquitanien, seine Tochter Alienor mit dem künftigen englischen König Heinrich II. verheiratet hatte, war das Schicksal der Aquitaine für drei Jahrhunderte eng mit dem Englands verknüpft. Ihre Blütezeit erlebte die Beziehung zwischen 1362 und 1372, als König Eduard III. das Herzogtum zum Fürstentum Aquitanien aufwertete und seinem Sohn Eduard von Woodstock, dem „Schwarzen Prinzen“, übergab. Das praktisch unabhängige Fürstentum, das ein eigenes Großsiegel – mit Leopard – besaß und neue Goldmünzen schlug, hielt in dem immer wieder aufflammenden Krieg mit dem König von Frankreich nicht lange stand. Dieser Krieg, der 1337 begann und mit der Niederlage der Engländer in der Schlacht bei Castillon endete, ging als der Hundertjährige Krieg in die europäische Geschichte ein. In Eymet erinnert ein Straßenname – die Rue de l’Engin – an eine Episode aus diesem „vaterländischen“ Krieg.
DAS Wort engin bezeichnet eine Art Rammbock auf Rädern, der zum Schutz der Soldaten, die ihn bedienten, an drei Seiten mit Holz- und Metallplatten gepanzert war. 1377 sollte er nach La Réole gebracht werden, um die Tore der Stadt Bergerac zu brechen, die vom Herzog von Anjou, dem Bruder König Karls V., und Bertrand Du Guesclin belagert wurde. Als die englischen Truppen davon Wind bekamen, versuchten sie die Kriegsmaschine abzufangen – und mussten in unmittelbarer Nähe von Eymet eine vernichtende Niederlage einstecken. Da der Rammbock nicht durchs Stadttor gepasst hätte, wurde er in seine Einzelteile zerlegt und auf Ochsenkarren durch Eymet hindurch in Richtung Bergerac transportiert. Daher hat die Straße ihren Namen.
Wie Sainte-Geneviève und Jeanne d’Arc wurde auch der Connétable (Oberbefehlshaber) Bertrand Du Guesclin zur Ikone der französischen Geschichte, vor allem weil er die Engländer aus dem Königreich vertrieben hat. Dabei knüpften sich an die Engländer eher gute Erinnerungen. Das gilt besonders für Bordeaux, das durch den Weinhandel zu Reichtum und Macht gelangt war. So haben die Briten einigen Grund, sich in der Region nicht völlig als Fremde zu fühlen. Wenn sie fünfhundert Jahre nach dem Schwarzen Prinzen hier wieder Fuß fassen, kann man das wie einen versöhnlichen Epilog auf den Hundertjährigen Krieg sehen.