Hinhaltender Widerstand
DAGRIS – Développement agricole et industriel du Sud (Gesellschaft für landwirtschaftliche und industrielle Entwicklung des Südens) – heißt die einstige Französische Gesellschaft für die Entwicklung der Textilindustrie (Compagnie francaise pour le développement du textile, CFDT) heute. Die 1949 gegründete Aktiengesellschaft in öffentlicher Hand diente damals als Instrument, um die Entwicklungspolitik in Übersee zu koordinieren und den Zugriff auf Rohstoffe, die das Mutterland dringend brauchte, zu erleichtern. Mit der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien verwandelte sich die CFDT in ein – weiterhin staatlich geführtes – Unternehmen für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Man wollte „die nationalen Baumwollindustrien stützen, ihnen helfen und zur Seite stehen“(1). So war die CFDT zum Beispiel noch kurz vor der Teilprivatisierung der ivorischen Baumwollwirtschaft mit 30 Prozent an der Gesellschaft für Entwicklung der Textilindustrie in Elfenbeinküste (CIDT) beteiligt.
Die CFDT versuchte, den Privatisierungsprozess aufzuhalten, den die ivorische Regierung auf Empfehlung der Weltbank beschlossen hatte. 1997 leitete sie ein Verfahren bei der zuständigen Schiedsstelle der Weltbank ein. Offiziell wurde ein Verfahrensfehler moniert, tatsächlich jedoch wollte die CFDT ihren eigenen Entwurf für ein integriertes Konzept der Baumwollwirtschaft verteidigen. Das beruhte auf der Überlegung, dass sämtliche Produktionsstufen in einer Hand liegen müßten, um eine nachhaltige Entwicklung sichern. Wenn man dagegen die Produktionsstruktur zerschlage, führe dies zu einer unseligen Konkurrenz zwischen den afrikanischen Baumwollländern, was nur den ausländischen Konkurrenten zugute kommt.
Dem hielt die Weltbank entgegen, dass das integrierte Produktionsschema ein „ineffizientes Modell ist, das den Erzeuger eines Teils der Wertschöpfung beraubt, den er in einem wettbewerbsorientierten System erhielte“. Der CFDT ist es nicht gelungen, die Privatisierung zu verhindern. Jedoch hält sie unter ihrem neuen Namen „Dagris“ weiterhin Anteile an den afrikanischen Baumwollfirmen, einige auch in Überkreuzbeteiligungen, und leistet technische Unterstützung. Über ihre Dependance Copaco kontrolliert sie nach wie vor die Vermarktung der Baumwolle in Mali, Kamerun, Senegal und in Togo.
Fußnote: 1 Siehe Bernard Vinay, „La CFDT, outil de la coopération française“, Coton et développement, Sonderheft 1999.