14.01.2005

Paul-Marie de La Gorce

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Paul-Marie de La Gorce

UNSER Freund Paul-Marie de La Gorce, einer der begabtesten, herausragendsten und treuesten Mitarbeiter von Le Monde diplomatique, ist am 1. Dezember 2004 im Alter von 76 Jahren gestorben. Sein Leben war geprägt durch die Niederlage und Okkupation Frankreichs im Jahr 1940. Er kam am 10. November 1928 zur Welt, doch voll Hass auf die Kollaboration der Vichy-Regierung, dichtete er sich ein paar Jahre hinzu, um in de Gaulles Résistance mitkämpfen zu können.

Aus dieser entscheidenden Zeit blieben ihm zwei Lehren, an denen er seinen Werdegang ausrichtete: zum einen eine große Treue zu den Ideen und Vorstellungswelten de Gaulles, den er bewunderte und achtete, und zum anderen eine besondere Zuneigung zu den „kleinen Leuten“. Er selbst zählte sich zu der kleinen Gruppe der Linksgaullisten.

Seine journalistische Laufbahn begann er 1950. Damals analysierte er für die Wochenzeitungen France Observateur und L’Express die Entwicklung im Algerienkrieg, und für dieses Land, das er sehr gut kannte, hatte er stets leidenschaftliches Interesse. Als 1958 de Gaulle wieder auf die politische Bühne zurückkehrte, wandte sich auch Paul-Marie de La Gorce der Politik zu: Von 1972 bis 1974 war er Berater von Premierminister Pierre Messmer.

Als passionierter Zeitgeschichtler hat er seine Überlegungen und Erfahrungen in mehreren Werken niedergeschrieben: „De Gaulle entre deux mondes“ (De Gaulle zwischen zwei Welten, Fayard 1964), „39–45. Une guerre inconnue“ (39–45. Ein unbekannter Krieg, Flammarion 1995). Zuletzt erschien ein weiteres Buch über den General: „De Gaulle“ (Perrin 2000).

Sein erster Artikel in Le Monde diplomatique stammt aus dem Jahr 1965. Im Laufe der Jahre profitierten die Leser unserer Zeitung von seinen breit gefächerten geopolitischen Kenntnissen; seine Artikel zeichnen sich durch eine obsessive Suche nach Klarheit und eine besondere stilistische Eleganz aus. Jede vorschnelle Interpretation der Dinge lag ihm fern. Im ersten Golfkrieg (1990–1991) beleuchtete er auf eindringliche Weise und entgegen der vorherrschenden Position in den Medien die Gefahren einer Intervention im Irak.

Mit Paul-Marie de La Gorce verliert unsere Zeitung nicht nur einen herausragenden Mitarbeiter, sondern auch und vor allem einen herausragenden Freund, der uns mit seiner Warmherzigkeit, Freundlichkeit und Höflichkeit sehr fehlen wird. In dieser Zeit des Leides versichern wir, die gesamten Mitarbeiter von Le Monde diplomatique, seine Frau Danielle und seine Kinder Natalie und Alain unserer tiefen und solidarischen Freundschaft.

Ignacio Ramonet

Le Monde diplomatique vom 14.01.2005, von Ignacio Ramonet